Narzistische Störung

Bewunderung, Exhibitionismus and all that
Hi Eckard

Vielleicht kann man noch hinzufügen, dass so einen kleinen
narzißtischen Komplex fast jeder von uns mit sich herumträgt,
wer möchte nicht gern bewundert werden :smile:

Das ist richtig, ja. Zumindest genießt es wohl jeder, hinundwieder mal auch Objekt einer Bewunderung zu sein. Das ist die (sicher auch lebensnotwendige) sich-selbst-genießende „narzißtische“ Komponente in jedem gesunden Selbstgefühl (ich nehme hier absichtlich keine psychologischen Fachwörter).

Da es zum ungestörten Selbstgefühl gehört, wird es sicher auch als Mangel empfunden, wenn soetwas allzulange fehlt.

Umgekehrt würde es aber unter die „narzißtische Gestörtheit“ zu zählen sein, wenn jemand an sich hinreichend oder sogar im Übermaß Bewunderung bekommt, sich aber innerlich in Qualen windet, wenn sie einmal ausbleibt, oder auch nur ein geringstes Wörtchen negativer Kritik gegen ihn gerichtet wird.

Das ist von der Struktur her ganz ähnlich wie bei Süchten: Alkoholiker z.B. ist nicht unbedingt jemand der viel Alk konsumiert - kritisch ist vielmehr, was in ihm abgeht, wenn er mal einen Tag, eine Woche lang keinen Alk bekommt …

Diejenigen, bei denen dieses Merkmal etwas ausgeprägter ist,
begeben sich dann gern in die Politik, den Journalismus oder
werden Schauspieler.

Natürlich würde niemand ohne die (narzißtische) Lust am Exhibitionismus (der eigentlich die Begierde danach ist, heftiges persönlichbezogenes feedback zu bekommen) den Antrieb haben, sich in die anonyme Öffentlichkeit zu begeben - sei es im Kontext von Macht, Ruhm, Schönheit, Kunst … oder als Amokläufer.

„gestört“ im Sinne des Themas wäre aber sicher ein Politiker, der bei einer verlorenen Wahl zusammenbricht und alles aufgibt, oder ein Autor bei einem negativen Leserbrief, oder ein Schauspieler bei einer gefloppten Aufführung, oderein Wissenschaftler bei einer Widerlegung seiner Resultate …

Gruß

Metapher … der dir fürs feedback dankt :smile:

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Hallo Metapher,

deine Beschreibung trifft in erschreckender Weise auf einen unserer Freunde zu (falls ein Mensch mit dieser Störung überhaupt jemandes Freund sein kann…?).
Ich habe jetzt noch ein paar laienhafte Fragen:
Ist es denkbar, dass eine Partnerschaft zwischen zwei „Narzissten“ zustande kommt und sich das Ganze dadurch „multipliziert“? Wenn ja, wie könnten die Prognosen für deren „Haltbarkeit“ aussehen? Kann es beiden gelingen, auf die Dauer das Selbstwertgefühl des anderen zu bedienen? - Mir scheint, dass sich die Symptome, seit er mit der Frau zusammen ist (Frühjahr dieses Jahres; jetzt sind sie verheiratet) noch
verstärkt haben.
Und: Kann dieser Rückzug aus der Realität so weit gehen, dass
einer konsequent auf den wirtschaftlichen Ruin zusteuert (u.a. weil er für keinerlei Hilfsangebote mehr zugänglich ist)?

Sie sind alle weniger ein Problem für die
Betroffenen als vielmehr für deren Umgebung.

Es ist wohl auch nicht zu erwarten, dass irgendwann eine Verhaltensänderung durch „Einsicht“ stattfindet?

Sollten wir uns künftig aller Ratschläge enthalten (wohlgemerkt,
es handelte sich bisher stets um konkrete Lösungsvorschläge in ganz bestimmten Situationen, die alle außer ihm als verfahren erkennen konnten)?

Für weitere Aufklärung wäre ich sehr dankbar!

Gruß
Kreszenz

Narzißten-Paarung, Einsicht, Ratschläge …
Hi Kreszenz

… (falls ein Mensch mit dieser Störung überhaupt jemandes Freund sein kann…?)

Ja, natürlich kann ein Narzißt eines anderen Freund sein. Schwieriger ist es schon, von einem solchen als Freund anerkannt zu werden … oder auch nur sein Vertrauen zu gewinnen, wenn das, was du für ihn darstellst, nicht in seine Wertkategorien fällt.

Ist es denkbar, dass eine Partnerschaft zwischen zwei
„Narzissten“ zustande kommt und sich das Ganze dadurch
„multipliziert“?

Ja, das gibt es sogar häufig. Öffentlich bekannt ist das Phänomen besonders durch Partnerschaften in der Filmbranche. Extrem kurze, aber heftige Beziehungen, extrem häufiger Partnerwechsel (wegen „laufender Verfahren“ sollte man keine Namen nennen *g*). Allerdings ist nicht jeder, der auf den Schaumkronen des Ruhms schwimmt, ein Narzißt (siehe das Posting an Eckard).

Es gibt auch umgekehrt Beispiele von sehr „tiefen“ und sogar lebenslangen Beziehungen:

Laurence Olivier & Vivian Leigh (die allerdings dann doch zerbrach)
Katherine Hepburn & Spencer Tracey
Humphrey Bogard & Laureen Bacall
Steve McQueen & Aly McGraw

Aber in den Sphären des Ruhms gehört das Drama eher zu den Spielregeln. Die wirklichen psychischen Katastrophen (für die Brut) spielen sich in „gutfunktionierenden“, nach außenhin unscheinbaren bürgerlichen Familien ab.

Wenn ja, wie könnten die Prognosen für deren „Haltbarkeit“ aussehen?

Diese Partnerschaften sind in der Regel extrem kurz aber auch extrem heftig.

Kann es beiden gelingen, auf die Dauer das Selbstwertgefühl des anderen zu bedienen?

Nein, das kann nicht gelingen: Das Kriterium der Attraktivität besteht ja nicht darin, daß ich dein, sondern daß du mein Selbstwertgefühl zu bedienen vermagst.

Mir scheint, dass sich die Symptome, seit er mit der Frau zusammen ist … noch verstärkt haben.

Es ist denkbar, daß es ihnen gelingt, sich selbst bzw. sich miteinander eine Zeitlang als „Traumpaar“ oder „Götterpärchen“ zu genießen. Ich kenne zahlreiche Paare diesen Typs, die auseinandergefallen sind, sobald sich ihr Freundes-Einzugsgebiet nicht mehr für sie interessierte, bzw. sie nicht mehr als Traumpaar feierte …

Und: Kann dieser Rückzug aus der Realität so weit gehen, dass
einer konsequent auf den wirtschaftlichen Ruin zusteuert (u.a.
weil er für keinerlei Hilfsangebote mehr zugänglich ist)?

Ja - das kann soweit gehen. Es ist übrigens dann die Schuld der Umwelt, weil sie seine Grandiosität nicht zu erkennen und zu goutieren vermochte.

Es ist wohl auch nicht zu erwarten, dass irgendwann eine Verhaltensänderung durch „Einsicht“ stattfindet?

Viele narzißtische Persönlichkeiten brüsten sich sogar mit ihrem Narzißmus. Zumindest in den psychoanalytisch-tiefenpsychologischen Schulen weiß man, daß Einsicht zwar die notwendige Bedingung für Verhaltensänderung ist, aber auch, daß sie ist allein nicht hinreichend ist. Daran scheitern meistens auch eben diese Art von Therapien, weil sie bei der (oder für die) Umsetzung des Eingesehenen in reale Verhaltensänderung ihre Inkompetenz erklären: Sie bauen dabei auf die (eben oft gestörte) Verfügung des Patienten über seine Willensstruktur.

Sollten wir uns künftig aller Ratschläge enthalten (wohlgemerkt, es handelte sich bisher stets um konkrete Lösungsvorschläge in ganz bestimmten Situationen, die alle außer ihm als verfahren erkennen konnten)?

Meine Erfahrung sagt: ja! Ratschläge und realistischer Sachverstand sind das schlimmste Gift für solche Persönlichkeiten. Ebenso wie Druck machen auf Einsicht. Die Begründung würde hier zu weit führen. (u.a. aus solchen Gründen habe ich vor langer Zeit eine ganz andere Form des (quasi-therapeutischen) Dialogs entwickelt.

Grüße

Metapher

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…oje…

Hi Metapher,

danke für die ausführliche und auch für einen Laien verständliche Antwort!

Darf ich dir zu dem Thema eine Mail schicken? Das Problem liegt mir sehr am Herzen, aber ich befürchte, so ein Einzelfall ist für das Forum nicht übermäßig interessant.

Viele Grüße
Kreszenz

@Nike, wär das nicht was für die FAQs?
Huhu,

ich weiß ja nicht, ob die Frage hier so wirklich „frequently“ kommt, aber ich finde diese Erklärung viiieeel zu schade um einfach im Archiv zu verschwinden.

Liebe Grüße

Petzi

ganz im Gegenteil …
Hallo,

ich befürchte, so ein
Einzelfall ist für das Forum nicht übermäßig interessant.

ich denke, dass das keineswegs so ist, sondern dass das Thema für viele User sehr interessant ist. Das zeigt ja auch die Anteilnahme am Thread. Gerade am Einzelfall lassen sich ja generalisierende Theorien prüfen bzw. belegen.

(Wenn du die Geschichte natürlich als zu persönlich ansiehst, verstehe ich, dass du sie nicht öffentlich besprochen wissen willst.)

Herzliche Grüße

Thomas Miller

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Hallo Thomas,

nein, es ist nicht zu persönlich, und ich bin dankbar für jeden hilfreichen Hinweis.
Dass wir unserem Freund nicht konkret helfen können, ist mir jetzt klar - also können wir bestenfalls vermeiden Salz in seine Wunden zu streuen, indem wir möglichst alles vermeiden, was er als Kritik an seiner Vollkommenheit auffassen könnte. Ob das aber funktioniert?
Mit welcher Reaktion muss man bei so einer Persönlichkeit rechnen, wenn tatsächlich seine Existenz bedroht - oder schlimmstenfalls vernichtet - ist? Depression? Offene Aggression? - Es ist davon auszugehen, dass er in seiner Sicht der Dinge (die böse verständnislose Umwelt ist schuld) von seiner Frau bestärkt wird - jedenfalls vorläufig noch.
Ich wäre dankbar, wenn man mir raten könnte, wie wir uns im schlimmsten Falle verhalten sollen.

Viele Grüße

Kreszenz

Euer Wunsch ist mir Befehl… :wink:
Hi Petzi,

16 Sternchen sind Indit genug, daß nicht nur Du das findest. Da metapher schon vorher FAQ-Einträge geschrieben hat (oder Einträge einer blutigen Laiin wie mir überprüft hat - daaanke!) habe ich den Beitrag gleich mal eingefügt.

[FAQ:920]

Liebe Grüße,
Nike

Hi kreszenz,

Dass wir unserem Freund nicht konkret helfen können, ist mir
jetzt klar - also können wir bestenfalls vermeiden Salz in
seine Wunden zu streuen, indem wir möglichst alles vermeiden,
was er als Kritik an seiner Vollkommenheit auffassen könnte.
Ob das aber funktioniert?

Packt ihn bloß nicht in Watte, daß würde ja sein Verhalten nur noch bestärken. Harte rückhaltlose Kritik, die ihn dazu zwingt tatsächlich einmal nachzudenken, ob sein Tun richtig ist, ist der Weg. Nicht das Beschönigen sondern die kalte Konfrontation ist der Weg.

Mit welcher Reaktion muss man bei so einer Persönlichkeit
rechnen, wenn tatsächlich seine Existenz bedroht - oder
schlimmstenfalls vernichtet - ist?

Ich weiß garnichtmal ob dein bekannter nun wirklich Narzißt ist!?
wie würdest du reagieren? Es ist eine Möglichkeit, daß er kämpft um zu erhalten, was er mal aufgebaut hat, aber in der Falle ist, zwanghaft das falsche zu tun. wie er „nach dem Scheitern“ reagiert ist Spekulation.

Depression? Offene

Aggression? - Es ist davon auszugehen, dass er in seiner Sicht
der Dinge (die böse verständnislose Umwelt ist schuld) von
seiner Frau bestärkt wird - jedenfalls vorläufig noch.

Wenn er das glaubt und seine Frau ebenfalls, sehe ich da eigentlich kein Problem. Warum übernimmst du die Verantwortung dafür, daß er richtig handelt? Das sagt eher etwas über deinen „Narzißmus“ aus.

Ich wäre dankbar, wenn man mir raten könnte, wie wir uns im
schlimmsten Falle verhalten sollen.

Verhaltet euch normal. Bleibt Freunde wenn ihr Freunde seid. Sagt nie so etwas wie „das hab ich gewußt“ „das hab ich dir immer schon gesagt“.

Geht eher den Weg: Scheiße, daß das schief gegangen ist! wie kann ich dir helfen?

Er wird das angebot wahrscheinlich nicht annehmen. Aber er bleibt wieter im sozialen Kontakt und das ist wichtig.

gruss
winkel

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Hi Metapher und Kreszenz,

… (falls ein Mensch mit dieser Störung überhaupt jemandes Freund sein kann…?)

Ja, natürlich kann ein Narzißt eines anderen Freund sein.
Schwieriger ist es schon, von einem solchen als Freund
anerkannt zu werden … oder auch nur sein Vertrauen zu
gewinnen, wenn das, was du für ihn darstellst, nicht in seine
Wertkategorien fällt.

Narzißten sind die besten Freunde, denn sie helfen dir bis zur Selbstaufgabe ohne eine Gegenleistung zu erwarten! erhoffen tun sie diese schon, aber nicht einfordern!

Ist es denkbar, dass eine Partnerschaft zwischen zwei
„Narzissten“ zustande kommt und sich das Ganze dadurch
„multipliziert“?

Ja, das gibt es sogar häufig. Öffentlich bekannt ist das
Phänomen besonders durch Partnerschaften in der Filmbranche.
Extrem kurze, aber heftige Beziehungen, extrem häufiger
Partnerwechsel (wegen „laufender Verfahren“ sollte man keine
Namen nennen *g*). Allerdings ist nicht jeder, der auf den
Schaumkronen des Ruhms schwimmt, ein Narzißt (siehe das
Posting an Eckard).

Hier möchte ich widersprechen: Ich denke Narzißten wären gerne Schauspieler, weil dieser Beruf es ihnen ermöglichen würde, Gefühle auszudrücken, die sie sich im „Real-Life“ verbieten. Aber sie werden nicht Schauspieler, weil sie es nicht ertragen könnten ihre eigenen filme zu sehen und sich ihrere eigenen Kritik aussetzen zu müssen. Der einzige Schauspieler, der brutal seinen Narzißmus gelebt hat war wohl Klaus Kinski.

Es gibt auch umgekehrt Beispiele von sehr „tiefen“ und sogar
lebenslangen Beziehungen:

Laurence Olivier & Vivian Leigh (die allerdings dann doch
zerbrach)
Katherine Hepburn & Spencer Tracey
Humphrey Bogard & Laureen Bacall
Steve McQueen & Aly McGraw

Warum sind das Narzißten?

Aber in den Sphären des Ruhms gehört das Drama eher zu den
Spielregeln. Die wirklichen psychischen Katastrophen (für die
Brut) spielen sich in „gutfunktionierenden“, nach außenhin
unscheinbaren bürgerlichen Familien ab.

Wenn ja, wie könnten die Prognosen für deren „Haltbarkeit“ aussehen?

Diese Partnerschaften sind in der Regel extrem kurz aber auch
extrem heftig.

Falsch, ich weiß nicht wie du zu dieser Annahme kommst! Da sich Narzißten in eher anale Beziehungsmuster begeben, sind diese eigentlich sehr haltbar. Und gerade, wenn zwei Gebende sich finden bleibt die Beziehung eigentlich optimal. Schlimm ist es allerdings wenn der eine Partner nur fordert und der Narzißt mit dem Geben nicht hinterherkommt.

Kann es beiden gelingen, auf die Dauer das Selbstwertgefühl des anderen zu bedienen?

Nein, das kann nicht gelingen: Das Kriterium der Attraktivität
besteht ja nicht darin, daß ich dein, sondern daß du
mein
Selbstwertgefühl zu bedienen vermagst.

Mir scheint, dass sich die Symptome, seit er mit der Frau zusammen ist … noch verstärkt haben.

Ich gehe eher davon aus, daß seine Frau ein beherrschender Charakter ist. Er hat ihr die Sterne vom Himmel versprochen, sie fordert diese hemmungslos ein und er ist nicht in der Lage zu sagen: Ej, ich hab doch nur geflunkert! Er sieht sich und steht in der Verantwortung dieses zu tun. ( siehe auch mal „anale Beziehungsmuster“)

Und: Kann dieser Rückzug aus der Realität so weit gehen, dass
einer konsequent auf den wirtschaftlichen Ruin zusteuert (u.a.
weil er für keinerlei Hilfsangebote mehr zugänglich ist)?

Ja - das kann soweit gehen. Es ist übrigens dann die Schuld
der Umwelt, weil sie seine Grandiosität nicht zu erkennen und
zu goutieren vermochte.

Falsch, er hätte durch Annahme von Hilfe eingestehen müssen, daß er nicht unfehlbar ist, das ist die Krux. Hier wird natürlich auf die Umwelt verwiesen, aber als „Ausrede“, die ihm bewußt ist als Ausrede. Er begibt sich doch hier in die steigernde Gefahr, daß er ertappt wird.

Es ist wohl auch nicht zu erwarten, dass irgendwann eine Verhaltensänderung durch „Einsicht“ stattfindet?

doch er hat es vielleicht sogar bereits eingesehen, es ist ihm jedoch nicht möglich diese Niederlage zu bestätigen. Niocht wegen der peinlichkeit, sondern wegen des Selbstentthronung, die damit einhergeht.

Viele narzißtische Persönlichkeiten brüsten sich sogar mit
ihrem Narzißmus. Zumindest in den
psychoanalytisch-tiefenpsychologischen Schulen weiß man, daß
Einsicht zwar die notwendige Bedingung für Verhaltensänderung
ist, aber auch, daß sie ist allein nicht hinreichend ist.
Daran scheitern meistens auch eben diese Art von Therapien,
weil sie bei der (oder für die) Umsetzung des Eingesehenen in
reale Verhaltensänderung ihre Inkompetenz erklären: Sie bauen
dabei auf die (eben oft gestörte) Verfügung des Patienten über
seine Willensstruktur.

Wie du zu dieser Aussage kommst ist mir schleierhaft.

Meine Erfahrung sagt: ja! Ratschläge und realistischer
Sachverstand sind das schlimmste Gift für solche
Persönlichkeiten. Ebenso wie Druck machen auf Einsicht. Die
Begründung würde hier zu weit führen. (u.a. aus solchen
Gründen habe ich vor langer Zeit eine ganz andere Form des
(quasi-therapeutischen) Dialogs entwickelt.

Nein. Es ist kein gift! Und wenn, dann das Schlangengift in Dosen, das ein heilsame Wirkung hat.

gruss
winkel

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weitere Eigenarten
Hi Kreszenz

nur, um Mißverständnisse zu vermeiden: Ob es sich bei ihm oder bei diesem Pärchen tatsächlich um eine sog. narzißtische Persönlichkeitsstörung handelt, darüber läßt sich auf diesem Wege nicht das geringste aussagen. Das könnte nur jemand, der nicht nur in den Erscheinungsbildern dieser Störung geschult ist, sondern sich mit der Person unmittelbar auseinandersetzt und sich vor allem auch mit ihrer Lebensgeschichte vertraut gemacht hat.

Trotzdem kann man natürlich einen solchen Persönlichkeitstypus unter bestimmten Umständen „wittern“, eine Ahnung, einen Eindruck gewinnen, und dies verstärken durch Beobachtung der Reaktionen auf bestimmte gezielte Interventionen.

Dass wir unserem Freund nicht konkret helfen können, ist mir
jetzt klar - also können wir bestenfalls vermeiden Salz in
seine Wunden zu streuen, indem wir möglichst alles vermeiden,
was er als Kritik an seiner Vollkommenheit auffassen könnte.
Ob das aber funktioniert?

Wichtig für euch könnte sein, sich klar darüber zu werden, daß es eine Eigenart fast aller Persönlichkeitsstörungen (nicht nur der narzißtischen) ist, daß die Betroffenen es schaffen, zu erreichen, daß sich ihre Umwelt intensivst mit ihnen beschäftigt, insbesondere in der Gestalt der Sorge.

In der Umgebung solcher Personen wird man immer ganz viele Menschen finden, die sich mit Fragen beschäftigen:
„Was sollen wir nur tun?“
„Wie können wir helfen?“
„Was sollten wir vermeiden?“
„Wie wird sie reagieren, wenn wir …?“
„Ich fürchte, wenn ich … tue … wird sie wieder soundso reagieren“ usw.

D.h. die gehäuften Zweifelsfragen, wie man sich verhalten soll oder wie man sich nicht verhalten solle, sind manchmal ein Erkennungsmerkmal, daß eine PS vorliegt.

Wie man sich jeweils bei einer Begegnung verhalten könne, um für sich selbst möglichst Psychostress zu vermeiden (den eigenen des Betroffenen könnt ihr nicht vermeiden), das läßt sich leider bei so unspezifischen Darstellungen, wie du sie beschreibst, in keiner Weise sagen. Dazu würde die Kenntnis sehr viel detaillierterer individueller Verhaltensmerkmale nötig sein.

Allgemein hat man die Erfahrung, daß eine direkte offene Kritik an „der Sicht der Dinge“ - egal ob er sie allein hat oder verstärkt durch seine Partnerin - oft eher zu einer Kündigung der Freundschaft führt, als zu einer Veränderung seiner Sicht der Dinge. Das hat damit zu tun, daß eine PS eben eher eine Störung der personalen Interaktion ist, als eine der internen Persönlichkeitstruktur.

Somit könnte ich dir aus meiner Erfahrung heraus bestenfalls den Vorschlag machen, dir bewußt zu werden, daß deine Sorge um ihn ein Zeichen davon sein könnte, daß du von diesem Syndrom eingefangen bist - man spricht inoffiziell bei diesem Phänomen bei PS auch von einem „psychischen Vampirismus“. Da es sich um Freunde, oft auch um Familienangehörige handelt, kann man sich daraus natürlich nicht ohne weiteres befreien.

Stressverminderung wäre möglich mit einer generellen eigenen Verhaltensänderung: Deine Reaktion im Gespräch könnte z.B. mehr diese Tendenz haben:
„Aha?“
„Soso!“
„Und was willst du nun erreichen?“
„Welche Wege intendierst du zur Problemlösung?“

Auch eine Frage(!!) von der Art:
„Interessiert dich, wie das aus unserer Perspektive aussieht?“
kann manchmal Wunder wirken.

Grüße

Metapher

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Hi Metapher,

danke für die Erläuterungen!
Auch wenn es sich nicht um diese Art von PS handeln sollte - wir hatten schon immer Schwierigkeiten mit diesen Verhaltensweisen klarzukommen, und in letzter Zeit hat sich alles eben noch verschärft.

Stressverminderung wäre möglich mit einer generellen eigenen
Verhaltensänderung: Deine Reaktion im Gespräch könnte z.B.
mehr diese Tendenz haben:
„Aha?“
„Soso!“
„Und was willst du nun erreichen?“
„Welche Wege intendierst du zur Problemlösung?“

Auch eine Frage(!!) von der Art:
„Interessiert dich, wie das aus unserer Perspektive aussieht?“
kann manchmal Wunder wirken.

Das war auch das letzte Ergebnis, zu dem wir jetzt gekommen sind. Wir wollen´s jedenfalls so versuchen.

Viele Grüße
Kreszenz

Hi winkel,

Packt ihn bloß nicht in Watte, daß würde ja sein Verhalten nur
noch bestärken.

Das haben wir ganz bestimmt nicht vor, sondern eher nicht mehr so „spontan“ zu reagieren, wie wir das normalerweise (bei anderen Freunden) tun.

Harte rückhaltlose Kritik, die ihn dazu zwingt
tatsächlich einmal nachzudenken, ob sein Tun richtig ist, ist
der Weg. Nicht das Beschönigen sondern die kalte Konfrontation
ist der Weg.

Damit haben wir bisher nichts erreicht - dann wird „geblockt“.

Ich weiß garnichtmal ob dein bekannter nun wirklich Narzißt
ist!?

Ob nun dieser Terminus auf ihn zutrifft, weiß ich auch nicht, aber sein Verhalten - was immer die Ursache dafür sein mag) ist für seine Umwelt (nicht nur für meinen Mann und mich) oft unverständlich und führt immer wieder zu Schwierigkeiten.

Warum übernimmst du die Verantwortung
dafür, daß er richtig handelt?

So hab ich das nicht gesehen und sehe es auch jetzt nicht so. Ich möchte einfach die Freundschaft nicht aufgeben, aber nicht um den Preis, dass ich ihn in seinem Verhalten unterstütze. Andererseits will ich auch nicht stur auf „Konfrontationskurs“
gehen - das wäre dann wohl wirklich das Ende.

Wir wollen jetzt einmal versuchen uns in kritischen Situationen erst mal möglichst „neutral“ zu verhalten. Vielleicht bringt uns das weiter.

Gruß
Kreszenz

*michartigbedank* (o.w.T.)
nur mit Gruß :smile:

Petzi

Hi Winkel.

auch mal die Sicht eines Betroffenen.

Inwiefern betroffen ? Leidest du selbst als Narzist ?

Ich persönlich kann hie und da parallelen zu meiner eigenen Person erkennen (geht mir aber immer so, fast egal was ich lese :wink: … Seis drumm.

Störendes oder Unkalkulierbares wird vermieden, also auch die
eigenen Gefühle. die gesamte Orientierung findet an erlerntem
und immerwieder umgelerntem statt.

Arroganz und Vermeidung gegen Ängstlichkeit…
Dann ist ein Narzist ja zimlich zwanghaft, dadurch auch weitgehend unfrei ?

Begegnet ein Narzißt jetzt einem normalen Menschen, der
gefühlsmäßig auf etwas reagiert (z.B. mit Freuede) erwartet
der Narzißt diese Reaktion immer. Reagiert ein zweiter aber
auf das gleiche mit Ärger, ist die Verwirrung vollkommen.

Das erinnert an Authismus - nicht ? Da vermutet ja man auch eine große Angst ?

Widerstand, Widerspruch oder schlicht eine andere Meinung sind
persönliche Kränkungen.

Das Widerspricht, dann metaphers Aussage, Narzisten fehle es an Emphatie ?
D.h. Sie Ihre Wahrnehmung ist schlichtweg einseitig verzerrt - nich ?

Die totale Distanz zum eigenen Gefühl wird ja auch in der
Narziß-Sage beschrieben.

Du als Betroffener kannst mich sicher sagen wie die Umstände aussehen müssen das der Narzist keinerlei (Gegensatz) Distanz zum eigenen Gefühl hat ?

Nie zu genügen ist der Fluch der Narzißten und Leben ist eine
Sysiphos-Arbeit, bis sie ausgebrannt sind.

Hmmm versteh ich nicht ganz. Kannst das noch mal in kleineren Schritten verdeutlichen ?
Thanks.

Sebastian

‚mit ein bißchen andern Worten‘
Hi Sebastian

auch wenn dein Posting an winkel gerichtet war:

Ein wenig Verwirrung entsteht dadurch, daß die Hauptposterin nach den generellen Eigenschaften der sogenannten narzißtisch gestörten Persönlichkeit fragte und deshalb unten einige der 1. extremen und 2. generellen Eigenschaften beschrieben wurden.

Selbstverständlich finden sich sehr viele Varianten, wenn wir einzelne individuelle Personen beschreiben würden. Und das, was winkel hier - wie auch in seinen anderen Postings - beschreibt, sind individuelle Varianten, abgesehen davon, daß vieles davon gar nichts mit der narzißtischen Störung zu tun hat.

Außerdem sollte man sich bei der Beschreibung solcher Dinge enthalten, Eigenarten und Verhaltensformen mit Begründungen zu versehen „… tut das, weil…“, denn die Begründung, die ein Betroffener für sich selbst gibt, ist natürlich auf komplizierte Weise mit der Persönlichkeitsstruktur verwoben, und daher von „Abwehr“ bestimmt: D.h. die eigene Verhaltensbegründung verschleiert die tatsächliche Motivation.

Störendes oder Unkalkulierbares wird vermieden, also auch die
eigenen Gefühle …

Dann ist ein Narzist ja zimlich zwanghaft …

Was winkel schreibt, beschreibt eine bestimmte Person seiner Wahl, aber nicht speziell den Narzißten. Manches Verhalten des Narzißten wird man wohl durchaus als zwanghaft wahrnehmen, aber unter „zwanghaftem Verhalten“ versteht man in der Psychologie etwas anderes.

Das erinnert an Authismus - nicht ?
Da vermutet ja man auch eine große Angst ?

Autismus hat mit narzißtischer PS nichts zu tun und Angst spielt bei vielen psychischen Störungen eine Rolle - bei ungestörten Persönlichkeiten übrigens auch.

Widerstand, Widerspruch oder schlicht eine andere Meinung sind
persönliche Kränkungen.

Das Widerspricht, dann metaphers Aussage, Narzisten fehle es

an Emphatie ?

Ich habe im Gegenteil darauf verwiesen, daß fehlende Empathie fähigkeit in der Literatur oft der narzißtischen Störung zugeschrieben wird und daß ich dem widerspreche: Der Grundtypus hat sehr wohl Empathiefähigkeit, aber es widerstrebt ihm, empathisch zu handeln zu reagieren.

D.h. Sie Ihre Wahrnehmung ist schlichtweg einseitig verzerrt -

nich ?

Auch das ist nicht für den Narzißten spezifisch. Wohl aber, daß er einseitig motiviert handelt.

Die totale Distanz zum eigenen Gefühl wird ja auch in der
Narziß-Sage beschrieben.

Du als Betroffener kannst mich sicher sagen wie die Umstände
aussehen müssen das der Narzist keinerlei (Gegensatz) Distanz
zum eigenen Gefühl hat ?

Auch „Distanz zum eigenen Gefühl“ ist keine Eigenschaft, die primär den Narzißten charakterisiert. Wenn das der Fall ist, wird noch etwas anderes mit hineinspielen.

Nie zu genügen ist der Fluch der Narzißten und Leben ist eine
Sysiphos-Arbeit, bis sie ausgebrannt sind.

Unter S i s y phos-Arbeit versteht man nach dem griechischen Mythos und nach einer interessanten Deutungsvariante von Albert Camus die absurde Arbeit, ein Ziel erreichen zu wollen, das sich im Augenblick der Erfüllung selbst wieder vernichtet. Und das beschreibt tatsächlich treffend den Grundzug des narzißtisch gestörten Lebensschicksals: Ewig ein Selbstideal als Leitidee vor sich zu haben, das so überhöht ist, daß man es tatsächlich nie selbst erfüllen kann.

Gruß

Metapher

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Danke…finde deine Postings ‚immer‘ interessant:smile:
Grüße an alle :smile:
Sebastian

Hi Sebastian,

auch mal die Sicht eines Betroffenen.

Inwiefern betroffen ? Leidest du selbst als Narzist ?

Ich persönlich kann hie und da parallelen zu meiner eigenen
Person erkennen (geht mir aber immer so, fast egal was ich
lese :wink: … Seis drumm.

Nun, jemand stellte mir diese Diagnose. Reicht dir das als Nachweis des "betroffen sein"s?

Störendes oder Unkalkulierbares wird vermieden, also auch die
eigenen Gefühle. die gesamte Orientierung findet an erlerntem
und immerwieder umgelerntem statt.

Arroganz und Vermeidung gegen Ängstlichkeit…
Dann ist ein Narzist ja zimlich zwanghaft, dadurch auch
weitgehend unfrei ?

Ich ziehe hier vor, das wie einen Tunnel zu sehen. Die Wände sind die selbstgesetzten Kategorien und Normen. Oder anders: der kategorische Imperativ des Kant ist die Lebensnorm.

Begegnet ein Narzißt jetzt einem normalen Menschen, der
gefühlsmäßig auf etwas reagiert (z.B. mit Freuede) erwartet
der Narzißt diese Reaktion immer. Reagiert ein zweiter aber
auf das gleiche mit Ärger, ist die Verwirrung vollkommen.

Das erinnert an Authismus - nicht ? Da vermutet ja man auch
eine große Angst ?

Ich sprach hier nicht von Angst, sondern davon, daß sich hier an dieser Stelle nicht „eine“ Wahrheit lernen läßt und somit keine Vorgabe für ein Verhalten ableitbar ist.

Widerstand, Widerspruch oder schlicht eine andere Meinung sind
persönliche Kränkungen.

Das Widerspricht, dann metaphers Aussage, Narzisten fehle es
an Emphatie ?
D.h. Sie Ihre Wahrnehmung ist schlichtweg einseitig verzerrt -
nich ?

Wie Metapheer schon sagte: Die Empathie ist eigentlich sehr groß, nur wird ihr nicht emphatisch begegnet sondern logisch.

Die totale Distanz zum eigenen Gefühl wird ja auch in der
Narziß-Sage beschrieben.

Du als Betroffener kannst mich sicher sagen

entschuldige bitte, aber hier klingt für mich Hohn mit, das finde ich nicht gut. Ich bin betroffen und schildere hier meine Sichtweisen und Eerkenntnisse. diese mögen falsch sein, weil ich betroffen bin, aber sie sollten nicht zum Hohn genutzt werden.

wie die Umstände

aussehen müssen das der Narzist keinerlei (Gegensatz) Distanz
zum eigenen Gefühl hat ?

Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht krank, oder? Aber das Bild daß Narziß ins Wasser geht, um sich mit dem schönen Bild zu vereinen, beschreibt schon etwas die Distanz, die zwischen „Person“ und „Persönlichkeit“ liegt.

Nie zu genügen ist der Fluch der Narzißten und Leben ist eine
Sysiphos-Arbeit, bis sie ausgebrannt sind.

Hmmm versteh ich nicht ganz. Kannst das noch mal in kleineren
Schritten verdeutlichen ?

Wenn du versuchst immer alles optimal und richtig zu machen, wirst du dir selbst und auch anderen nie genügen. Wenn du es aber trotz immer und immerwieder versuchst, mußt du ausbrennen.

gruss
winkel

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Ähnlich wie bei mir…
Hi Winkel

Nun, jemand stellte mir diese Diagnose. Reicht dir das als
Nachweis des "betroffen sein"s?

Reicht mir völlig - danke.

Ich ziehe hier vor, das wie einen Tunnel zu sehen. Die Wände
sind die selbstgesetzten Kategorien und Normen. Oder anders:
der kategorische Imperativ des Kant ist die Lebensnorm.

Interessant. Ich glaube ich war die meiste Zeit meines bisherigen Lebens auch so.
Z.B. viel es mir ganz leicht in einer Gruppe vieler Raucher einfach nicht zu rauchen. Ich hatte gar keine Versuchungsgelöste.
Das rauchen passte einfach nicht in meine Logik.
Dies als positiver Nebeneffekt.

Wie Metapheer schon sagte: Die Empathie ist eigentlich sehr
groß, nur wird ihr nicht emphatisch begegnet sondern logisch.

Interessant !
Auch ähnlich wie bei mir.
Ich habe unter Druck ein (fast zwanghaftes) übergehen in einen Zustand der Analyse(da ist mein Denken gut ausgeprägt), innerer Distanz, aber trotzdem Emphathie (die kommt aber in dem Moment nicht raus).
Weis nicht richtig obs passt… denke schon.

Du als Betroffener kannst mich sicher sagen

entschuldige bitte, aber hier klingt für mich Hohn mit, das
finde ich nicht gut.

Sorry hattest du das falsche rausgehört. Hohn war nicht mitgegeben in diesem Satz.

Wenn du versuchst immer alles optimal und richtig zu machen,
wirst du dir selbst und auch anderen nie genügen. Wenn du es
aber trotz immer und immerwieder versuchst, mußt du
ausbrennen.

In meiner Familie sind wir sehr perfektionistisch.
Nur später in meinen Beziehungen war ich immer glücklich mit der Partnerin, trotzdem hat es aus anderen Gründen nicht lange geklappt.
Tja… wie nennt man das dann bei mir „teil narzistische irgendwas…“ ?

Gruß Sebastian und alles Gute und viel Erfolg im Lockersein usw. :smile:

Hi Corinne,

Ich empfehle dir das Buch von Fritz Riemann - Die Vier Grundängste - er beschreibt akribisch genau, wie sich narzißten verhalten. Er nennt diese schizoide Persönlichkeiten.
Das einzige, was man meiner Meinung nach kritisieren kann, ist die theoretische Trennung dieser 4 Grundängste, so kommen sie in der Realität nie vor. Aber dem Verstehen kommt diese Darstellungsweise sehr entgegen und so wird er sich das auch gedacht haben.

MfG Harald