Hi Metapher und Kreszenz,
… (falls ein Mensch mit dieser Störung überhaupt jemandes Freund sein kann…?)
Ja, natürlich kann ein Narzißt eines anderen Freund sein.
Schwieriger ist es schon, von einem solchen als Freund
anerkannt zu werden … oder auch nur sein Vertrauen zu
gewinnen, wenn das, was du für ihn darstellst, nicht in seine
Wertkategorien fällt.
Narzißten sind die besten Freunde, denn sie helfen dir bis zur Selbstaufgabe ohne eine Gegenleistung zu erwarten! erhoffen tun sie diese schon, aber nicht einfordern!
Ist es denkbar, dass eine Partnerschaft zwischen zwei
„Narzissten“ zustande kommt und sich das Ganze dadurch
„multipliziert“?
Ja, das gibt es sogar häufig. Öffentlich bekannt ist das
Phänomen besonders durch Partnerschaften in der Filmbranche.
Extrem kurze, aber heftige Beziehungen, extrem häufiger
Partnerwechsel (wegen „laufender Verfahren“ sollte man keine
Namen nennen *g*). Allerdings ist nicht jeder, der auf den
Schaumkronen des Ruhms schwimmt, ein Narzißt (siehe das
Posting an Eckard).
Hier möchte ich widersprechen: Ich denke Narzißten wären gerne Schauspieler, weil dieser Beruf es ihnen ermöglichen würde, Gefühle auszudrücken, die sie sich im „Real-Life“ verbieten. Aber sie werden nicht Schauspieler, weil sie es nicht ertragen könnten ihre eigenen filme zu sehen und sich ihrere eigenen Kritik aussetzen zu müssen. Der einzige Schauspieler, der brutal seinen Narzißmus gelebt hat war wohl Klaus Kinski.
Es gibt auch umgekehrt Beispiele von sehr „tiefen“ und sogar
lebenslangen Beziehungen:
Laurence Olivier & Vivian Leigh (die allerdings dann doch
zerbrach)
Katherine Hepburn & Spencer Tracey
Humphrey Bogard & Laureen Bacall
Steve McQueen & Aly McGraw
Warum sind das Narzißten?
Aber in den Sphären des Ruhms gehört das Drama eher zu den
Spielregeln. Die wirklichen psychischen Katastrophen (für die
Brut) spielen sich in „gutfunktionierenden“, nach außenhin
unscheinbaren bürgerlichen Familien ab.
Wenn ja, wie könnten die Prognosen für deren „Haltbarkeit“ aussehen?
Diese Partnerschaften sind in der Regel extrem kurz aber auch
extrem heftig.
Falsch, ich weiß nicht wie du zu dieser Annahme kommst! Da sich Narzißten in eher anale Beziehungsmuster begeben, sind diese eigentlich sehr haltbar. Und gerade, wenn zwei Gebende sich finden bleibt die Beziehung eigentlich optimal. Schlimm ist es allerdings wenn der eine Partner nur fordert und der Narzißt mit dem Geben nicht hinterherkommt.
Kann es beiden gelingen, auf die Dauer das Selbstwertgefühl des anderen zu bedienen?
Nein, das kann nicht gelingen: Das Kriterium der Attraktivität
besteht ja nicht darin, daß ich dein, sondern daß du
mein Selbstwertgefühl zu bedienen vermagst.
Mir scheint, dass sich die Symptome, seit er mit der Frau zusammen ist … noch verstärkt haben.
Ich gehe eher davon aus, daß seine Frau ein beherrschender Charakter ist. Er hat ihr die Sterne vom Himmel versprochen, sie fordert diese hemmungslos ein und er ist nicht in der Lage zu sagen: Ej, ich hab doch nur geflunkert! Er sieht sich und steht in der Verantwortung dieses zu tun. ( siehe auch mal „anale Beziehungsmuster“)
Und: Kann dieser Rückzug aus der Realität so weit gehen, dass
einer konsequent auf den wirtschaftlichen Ruin zusteuert (u.a.
weil er für keinerlei Hilfsangebote mehr zugänglich ist)?
Ja - das kann soweit gehen. Es ist übrigens dann die Schuld
der Umwelt, weil sie seine Grandiosität nicht zu erkennen und
zu goutieren vermochte.
Falsch, er hätte durch Annahme von Hilfe eingestehen müssen, daß er nicht unfehlbar ist, das ist die Krux. Hier wird natürlich auf die Umwelt verwiesen, aber als „Ausrede“, die ihm bewußt ist als Ausrede. Er begibt sich doch hier in die steigernde Gefahr, daß er ertappt wird.
Es ist wohl auch nicht zu erwarten, dass irgendwann eine Verhaltensänderung durch „Einsicht“ stattfindet?
doch er hat es vielleicht sogar bereits eingesehen, es ist ihm jedoch nicht möglich diese Niederlage zu bestätigen. Niocht wegen der peinlichkeit, sondern wegen des Selbstentthronung, die damit einhergeht.
Viele narzißtische Persönlichkeiten brüsten sich sogar mit
ihrem Narzißmus. Zumindest in den
psychoanalytisch-tiefenpsychologischen Schulen weiß man, daß
Einsicht zwar die notwendige Bedingung für Verhaltensänderung
ist, aber auch, daß sie ist allein nicht hinreichend ist.
Daran scheitern meistens auch eben diese Art von Therapien,
weil sie bei der (oder für die) Umsetzung des Eingesehenen in
reale Verhaltensänderung ihre Inkompetenz erklären: Sie bauen
dabei auf die (eben oft gestörte) Verfügung des Patienten über
seine Willensstruktur.
Wie du zu dieser Aussage kommst ist mir schleierhaft.
Meine Erfahrung sagt: ja! Ratschläge und realistischer
Sachverstand sind das schlimmste Gift für solche
Persönlichkeiten. Ebenso wie Druck machen auf Einsicht. Die
Begründung würde hier zu weit führen. (u.a. aus solchen
Gründen habe ich vor langer Zeit eine ganz andere Form des
(quasi-therapeutischen) Dialogs entwickelt.
Nein. Es ist kein gift! Und wenn, dann das Schlangengift in Dosen, das ein heilsame Wirkung hat.
gruss
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