Noch einmal zum Libanon

Es gibt nur einen möglichen Ausgang, wie in jedem Krieg, den
Israel austrug: Den Sieg. Die Alternative, eine Niederlage
jeglicher Art, ist die Aufgabe des Staates und Abwanderung
nach Alaska oder den Mars.

Gut, Stellen wir die Frage anders.
„Wird nach Ansicht der Bevölkerung Israels das gegenwärtige Vorgehen der israelischen Regierung zu einer für Israel annehmbaren Lösung des Problems führen? Wird durch die gegenwärtige Militäraktion eine andauerde und nachhaltige Verbesserung der Situation eintreten?“

Gruß
Mike

Hallo,

Wenn ein Privatverein ein Kriegsarsenal unterhält, dann muss
irgend ein Staat das dulden, weil das Arsenal Basen und Depots
braucht und Basen und Depots Gebiete brauchen, die in unseren
modernen Zeiten immer noch nur als Staatsgebiete vorkommen.
Also muss ein Staat sich das gefallen lassen, wenn ein
Privatverein einen Krieg vorbereitet. Und dagegen dass ein
Staat sich einfach dafür hergibt, dass ein Privatverein auf
seinem Gebiet ein Kriegsarsenal anhäuft kann das auserkorene
Opfer natürlich etwas unternehmen, indem es sich an den
betreffenden Staat hält.

daß der Libanon nicht alles unternimmt, um die Hamas zu bremsen, ist unbestritten, aber allein die Existenz von Waffen als Anzeichen dafür zu nehmen, daß ein Land einen Privatverein duldet, ist etwas gewagt (im konkreten Fall ist es natürlich so). Es nämlich mitnichten so, daß man nennenswerte Infrastruktur braucht, um die verwendeten Raketen zu lagern oder abzufeuern.

Die Raketen wiegen keine 100 Kg und passen mit etwas Mühe in eine Golftasche, mit Sicherheit aber in den Kofferaum eines Mittelklasse-Kfz.

Was ich damit sagen will: Selbst falls der Libanon eine Entwaffnung der Hisbollah wollte, hätte er schlechte Chancen, damit erfolgreich zu sein. Eine nicht auf totale Entvölkerung angelegte Offensive der israelischen Armee hat deutlich schlechtere Chancen.

Gruß,
Christian

Hi Christian,

Die Raketen wiegen keine 100 Kg und passen mit etwas Mühe in
eine Golftasche, mit Sicherheit aber in den Kofferaum eines
Mittelklasse-Kfz.

Für die Masse der Geschosse wird zutreffen, dass der Trend zur Miniaturisierung eine Mobilität auch in dem Sinne gestattet, dass man die Dinger recht leicht transportieren kann, z.B. um sie zu verbergen und sie einer Entwaffnung zu entziehen; ganz im Sinne Deines Arguments:

Was ich damit sagen will: Selbst falls der Libanon eine
Entwaffnung der Hisbollah wollte, hätte er schlechte Chancen,
damit erfolgreich zu sein.

Nur hat es ja „teilweise Überraschungen“ gegeben: Bei der Reichweite, der Feuerleitfähigkeit, überhaupt „dem Kaliber“ (der Schifftreffer) und was die Befestigungsinstallationen und Untertunnelungen ab unmittelbar hinter der Grenze angeht. Eine vergleichsweise versierte Handhabung der Minenwaffe vonseiten der Hezbolla war schon bekannt und wird durch die „maginotartigen“ Installationen noch virulenter. Die ersten Israelischen Aufklärungsmissionen wurden prompt von Nahdistanzfeuer überrascht, was auch sofort Verluste nach sich zog und das Thema „Bodenoffensive“ zu einem sehr heissen Eisen macht(e). Selbst für Spezialkräfte wurden die Stellungen erst erkennbar, als sie schon unter Feuer geraten waren. Zudem sind offensichtlich wirksame Panzerabwehrmittel verfügbar. Erst im Kontext einer solch hoch entwickelten „Defensivrüstung“ mach die ganze Beschiesserei auch einen (konventionellen) Sinn. Man kann den Gegener in ein wohlvorbereitetes Terrain hineinnötigen, auf dem dieser nach den Raketenüberraschungen auf weitere Überraschungen trifft. Vor diesem Hintergrund stellt sich der Mißbrauch der Bevölkerung noch viel weitergehender dar, als nur mit Blick auf ein paar Kleinraketen, die mal von hier und mal von da verschossen werden. Wie gesagt, die gibt es auch; aber dahinter, bzw. darumherum ist offensichtlich ein erstaunlich tief (nach unten und hinten) gestaffeltes Terrain vorbereitet, von dem aus man einen Verzögerungs- und Abnutzungskrieg führen kann, um Spielraum zu schaffen zu einem strategisch und politisch abgestimmten Einsatz des Fernwaffenarsenals.

Eine nicht auf totale Entvölkerung
angelegte Offensive der israelischen Armee hat deutlich
schlechtere Chancen.

Solch eine Offensive konnte den Israelis offensichtlich aufgezwungen werden durch den Beschuss. Nachdem der Libanon eine solche Ausstaffierung seines Staatsgebietes nicht verhindern konnte, dürfte eine internationale Truppe auch ganz schlechte Chancen haben, eine so festgekrallte Streitmacht inmitten einer (überwiegend, oder jedenfalls sehr zahlreich) sympathisierenden Bevölkeurng zu entwaffnen. Die Voraussetzugnen sehe ich etwa ähnlich wie bei der Operation „Phoenix“ im Mekongdelta. Ein Alptraum von Operation, die heute kein westlicher Staat mehr dürchführen wollte und könnte.

Gruß,
Thomas