Hallo
Was schenkt man einer Frau, die man kaum kennt, die nur nach :Aufforderung spricht und auch dann meist nur in angedeuteten, :genuschelten Worten oder Halbsätzen, die den größten Teil ihrer Zeit :teilnahmslos vor dem Fernseher hängt? Sie kann kaum gehen, hat :Schwierigkeiten, längere Zeit (mehr als eine halbe Stunde oder so), zu :sitzen. Sie sitzt halt herum, beobachtet, was um sie herum passiert :und gibt so gut wie nie irgendwelche Signale an die Außenwelt ab. Sie :sieht :und hört schlecht.Sie kann es sich selber aufgrund ihrer :Unbeweglichkeit nicht auf den Rücken legen. Sie reagiert ja kaum. Und :wenn, dann nickt sie höflich zu allem und jedem.
Was für ein trauriges, einsames Bild, das du da zeichnest von der alten Dame! Sie ist gesundheitlich/ körperlich stark eingeschränkt , kann nicht gut sehen und hören… allein damit HAT sie ja schon keine rechte Teilnahmemöglichkeit mehr an „normalen“ sozialen Kontakten. Wie offen und „teilnahmsfreudig“ wären WIR denn ,wenn wir unser Gegenüber nicht mehr zuverlässig gut verstehen oder seine Mimik nicht klar erkennen könnten ? Wenn wir niemandem zur Last fallen und uns nicht beklagen wollten ? Wenn wir unsicher wären, ob wir alles richtig verstanden/ gehört haben, was gesagt wurde ? Wenn wir überhaupt kaum soziale Kontakte HÄTTEN ? Gesellschaftliches Leben und „Sozialverhalten“ kann man nämlich durchaus verlernen mit der Zeit… und Einsamkeit kann sehr,sehr still und schweigsam machen - vor allem, wenn man außer den Stimmen im TV im Alltag niemanden hat über lange Zeit, der mit einem redet und „da“ ist. Auch Plaudern kann man irgendwann verlernen.
Ihr einfach Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken und sich mit ihr zu beschäftigen ist da das Erste, was sich einem aufdrängt. Du sagst, du selbst kannst aber wg. Berufstätigkeit etc. nicht.
Gibt es vill. bei ihr am Ort so etwas wie eine Seniorenhilfe- Initiative? (Ich meine nicht Pflegedienst o.s.) Dort kümmern sich „rüstige“ Jung-Senioren ehrenamtlich um andere Senioren im Ort. (Mal bei der Stadt oder Kirchen fragen).
Auch gibt es bei uns einen generationsübergreifenden Gemeindeverein „Bürgerhilfe“ . Man kann für unter 10 Euro Jahresbeitrag Mitglied werden und sich dann z.B. selber zeitlich einbringen und anderen helfen und bekommt dafür umgekehrt dann selber Zeitgutscheine für die Inanspruchnahme von Hilfe anderer Mitglieder (also z.B. man hilft einer Mitglieds-Rentnerin drei Stunden beim Schränkeausräumen oder beim Arztbesuch und kann dafür eine andere Mitglieds-„Omi“ mal drei Stunden als Babysitter „buchen“,wenn man selber mal ins Kino will usw.) Und wer das nicht mit eigenem „Zeitkonto“ machen kann, kann es auch gegen Geld machen. Da gibt es auch „Zeit-Geschenkgutscheine“.
Falls es sowas bei Euch auch gibt: Vielleicht könnte sich jemand von der Seniorenbetreuung regelmäßig mit ihr beschäftigen. Und wenn sie solche Probleme mit dem Bewegungsapparat hat: Kann da der Arzt nichts regeln mit z.B. spezieller Bewegungsgymnastik im Schwimmbad ?
Oder man schenkt ihr „Zeit“ mit jemandem , der ihr vorliest, sie einfach mal besucht, mit ihr eine kleine Runde ums Haus geht oder Fotoalben durchsieht…da kommt es doch gar nicht darauf an, wieviel SIE dabei redet und von sich gibt. Sondern nur darauf, dass sie nicht nur so allein gelassen vor sich hin atmet (und dabei doch eigentlich gar nicht „lebt“ im Sinne von „am Leben teilhaben“), sondern dass jemand da ist…um sie herum ist…und sie wieder ein paar „lebendige“ Erlebnisse hat.
Lasst sie bitte nicht so vor sich hinverwelken. Würden WIR so „leben“ wollen…?
LG