Onkel 2. Grades - Bezeichnung?

Hallo Max,

ich kann Deine Kritikpunkte nicht teilen. Zum Einen gibt es da so etwas wie Wikipedia, in der tausende von Leuten freiwillig mitschreiben und die immer wieder auf inhaltliche Richtigkeit überprüft wird. Und natürlich ggf. ergänzt bzw. berichtigt wird.

die Vorsilbe „Groß-“ bedeutet doch im Deutschen, dass der
dahinter kommende Verwandschaftsgrad derjenige ist, den die
Eltern beider Personen zueinander haben.

GroßELTERN = ELTERN der Eltern
GroßONKEL = ONKEL der Eltern
GroßTANTE = TANTE der Eltern

Außer von Dir habe ich das bisher von niemanden gehört, und
das trotz Germanistikstudium. Hast Da irgendeinen Beleg dafür?

Willst Du das allen Ernstes bestreiten?

Vergleiche mal unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Verwandtschaftsbeziehung
unter der Rubrik

„Wortbildung“ Unterpunkt „Groß“.

Du wirst darin genau meine Aussagen bestätigt finden.

die Begründung, die Du dir selbst zusammenreimst, baut auf
einigen ziemlich löchrigen Behauptungen auf.

Im Gegenteil: Deine Angriffe sind völlig ungerechtfertigt und bauen - um Deine Worte zu gebrauchen - auf löchrigen Behauptungen auf:

Mein Großneffe wäre dann der Neffe meiner Eltern? Und mein
Großenkel der Enkel meiner Eltern? Das kann sooo aber nicht
stimmen.

Im ganzen Wiki-Artikel, der nun wahrlich ausführlich ist und meines Erachtens so ziemlich alle Aspekte des Themas beleuchtet, taucht nicht ein einziges Mal der Begriff „Großneffe“ oder „Großenkel“ auf. Denn diese Begrifflichkeiten gibt es offenbar in ganz Deutschland nicht - was auch nicht verwundert, da sich Groß- immer und in allen Dialekten, die ich kenne auf eine Generation älter bezieht (Ein „Großneffe“ wäre übrigens identisch zum Begriff „Cousin“! Ein „Großenkel“ ist bestenfalls eine verkappte Bezeichnung für einen Neffen oder eine Nichte - denn nichts anderes sagen diese Bezeichnungen aus! Diese Verwandtschaftsbeziehung alleine macht schon deutlich, dass die Begriffe „Großneffe“ und „Großenkel“ unsinnig sind, da es einfachere und deutlichere Begrifflichkeiten in der deutschen Alltagssprache dafür gibt) . Wenn es diese Begrifflichkeiten gäbe, wären sie mit Sicherheit in den Wiki-Artikel längst aufgenommen. Daher möchte ich hier den Spieß herumdrehen und Dich auffordern, einen oder mehrere Belege zu liefern für die Begriffe „Großneffe“ und „Großenkel“.
Selbst in historischen Lexika wie dem Zedler
http://www.zedler-lexikon.de/suchen/suchergebnisse.h…
taucht weder „Großenkel“ noch „Großneffe“ auf.
Auch im Ribbe/Henning (Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung) sind die Begriffe Fehlanzeige.
Auch im kürzlich erschienenen Werk
Reinhard Heydenreuter et at: Vom Abbrändler zum Zentgraf -Wörterbuch zur Landesgeschichte und Heimatforschung in Bayern - Fehlanzeige.
auch im Schmeller
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/sch…
sowohl unter dem Begriff „Enkel“ (Spalte 112f.) als auch unter dem Begriff „Neffe“ (Spalte 1730) findet sich keinerlei Hinweis zu „Großenkel“ bzw. „Großneffe“. Wenn Du sagst, dass diese Begriffe existieren, dann bist Du in der Pflicht zu belegen, wo (Sprachraum) sie schriftlich (Quelle) nachweisbar sind.

Du engst den Begriff Nichte hier willkürlich ein.

Einengen worauf? Nichte und Neffe sind klar definierte Begriffe, genau so wie „Kind“ ein klar definierter Begriff (im verwandschaftlich-biologischen Sinne) ist. Für beide Begrifflichkeiten verweise ich erneut auf den (nicht von mir ausgearbeiteten!) Wiki-Artikel „Verwandtschaftsbeziehung“

Gibt es dafür einen Beleg?

Beleg für was? für die Definition Nichte/Neffe? siehe Wiki und obendrein den allgemeinen Sprachgebrauch.

Der Begriff „Cousin-Kind“ ist ein frei erfundenes
Kunstwort, daß die Sprache nicht so kennt.

was meinst Du, warum ich formuliere: (Zitat.)

„Wenn aber der Fragesteller die Verwandtschaft ausdrückt, so ist es nicht eine Generation älter, sondern eine Generation jünger und somit „Das Kind meiner Cousine“; evtl. Cousinen-Kind.“ (Zitat Ende)
Klar ist „Cousinen-Kind“ ein Begriff, den niemand so in der Alltagssprache verwendet, das habe ich auch nie behauptet. Man wird wohl genau so sagen, wie ich geschrieben habe „Das Kind meiner Cousine“.

Nach meinem
Sprachverständnis und auch nach den meisten Wörtbüchern und
Lexika ist das eine Nichte.

Das Kind einer Cousine oder eines Cousins ist mit nichten eine Nichte (das Wortspiel ist nicht ganz unabsichtlich). Somit fordere ich Dich auch für diese Behauptung auf, Belege zu bringen: eine Nichte ist immer und stets und im allgemeinen Sprachgebrauch und in den Nachschlagewerken das Kind des eigenen Geschwisters. Alles andere möchte ich von Dir belegt haben.

Ich denke, diese Systematik ist auch in sich logisch und
deutschlandweit so (mehr oder minder überall) in Gebrauch.

Richtig: Dass eine Nichte eine Geschwister-Tochter ist. Nicht jedoch die Tochter einer Cousine oder eines Cousins.

Diese Sytesmatik habe ich außer von Dir noch von niemanden
gehört, vielleicht kannst Du mal ein paar Quellen angeben?

Siehe oben, den ausführlichen Wiki-Artikel. Da Du ja behauptest, dass das für Dich eine „Nichte“ sei, muss ich Dir klar widersprechen. Würdest Du sagen, dass es sich um eine „Nichte 2. Grades“ handele, so könnte ich Dir noch Recht geben, denn es scheint diese Bezeichnung offenbar tatsächlich in einigen Regionen des deutschen Sprachraumes verbreitet zu sein - wenngleich ich persönlich dies nicht richtig finden kann, da das Grundwort „Nichte“ nicht zutrifft (aber meine persönliche Meinung lassen wir mal außen vor).

Hier die Systematik, wie du sie in den Wörterbüchern und
Lexikons findest und wie ich sie bei all meinen Freundem
Bekannten in ganz Deutschland gebräuchlich finde:

/t/unterscheid-direkter-indirekter-nachkomme/5983631/7

Zitat hieraus:
Als Faustregel kann man sich merken: Alles, was Cousin heißt, befindet sich (nach der offiziellen Definition) immer in der gleichen Generation, niemals höher oder tiefer.
Zitat Ende.
Dieser Satz ist sicher richtig. Und daran sollte man sich für alle anderen Basisbegriffe der Verwandtschaftbezeichnungen ebenfalls halten:
Eltern = eine Generation zurück
Nichte/Neffe = eine Generation jünger
Bruder/Schwester = gleiche Generation
Tante/Onkel = eine Generation älter
Kind = eine Generation jünger
Dazu fehlt allerdings ein wichtiger Hinweis: dies gilt genau und nur dann, wenn der Begriff ohne irgendwelche Zusätze verwendet wird. sobald Zusätze vorangesetzt oder hintangehängt werden, ist die Definition des Zusatzes in Kombination mit der Definition des Grundbegriffes zu bringen: Egal ob es sich um die von manchen bevorzugten „Grad“-Angaben oder um Begriffe wie „Groß-“, „Klein-“ „-kind“ „Halb-“, „Stief-“ etc. handelt (Komplette Liste siehe Wiki-Artikel).

Und genau daraus leitet sich alles andere sinnlogisch ab.

dass ich nicht allein auf weiter Flur mit meiner Meinung da stehe zeigt auch der Beitrag in dem von Dir zitierten wer-weiss-was-Artikel5986203, in dem folgendes gesagt wird:

Zitat:

Re: Cousin/Cousine 2. Grades
(Autor: Vokietis E-Mail an den Autor schreiben 20.7.2010 16:42 Uhr )

Hallo Gudrun,

danke für die Erklärung. Ich habe das dann wohl damals falsch gelernt. Ich erklär dir mal kurz (auch wenn Du dabei wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wirst), wie mir das meine Oma vor schätzungsweise 20 Jahren (da war ich 6) erklärt hat:

Was meine Cousine ist, ist klar.

Laut meiner Oma ist nun:
die Cousine meiner Mutter (Tochter meiner Großtante) = meine Großcousine;
die Cousine meiner Oma (Tochter meiner Urgroßtante)= meine Urgroßcousine;
die Cousine meiner Uroma (Tochter meiner Ururgroßtante)= meine Ururgroßcousine u.s.w.;

Zitat Ende

Wenn sich der tatsächliche Sprachgebrauch in einzelnen Regionen nicht an diese Logik hält - o.k., so sind das regionale Besonderheiten.

So schreibt Volkietis im gleichen Artikel weiter: (Zitat)
Re: Cousin/Cousine 2. Grades
(Autor: Vokietis E-Mail an den Autor schreiben 20.7.2010 16:42 Uhr )

weiterhin ist laut Oma:
die Tochter meiner Cousine = meine Cousine zweiten Grades;
die Enkelin meiner Cousine = meine Cousine dritten Grades u.s.w.;

Zitat Ende.
Genau das sehe ich als eine diese regionale Besonderheiten an, welche sich eben nicht in die oben beschriebene Logik pressen lässt.

Diese regionalen Besonderheiten jedoch dann zur deutschlandweit gültigen Regel zu machen entbehrt jeder Grundlage. Die Sprache ist nun mal ein nach Regeln aufgebautes Gebilde und wird seit etwa 100 Jahren nach diesen Regeln (die sich durchaus im Laufe der Zeit verändern können) bewertet - eben als „richtig“ oder „falsch“.

Sorry, aber daß es hier unterschiedliche Definitionen gibt,
kann man nicht einfach wegleugnen. Es mag ja sein, daß Du
deine Definition toll findest, aber es ist nicht die
Definition, auch nicht die gebräuchliche Definition,
sondern eine unter vielen.

genau das Gleiche gilt auch für Deine Ausführungen. Und so denke ich, können wir beide trotz dieser - wohl immer wiederkehrenden Meinungsverschiedenheiten - beide ein friedliches Weihnachtsfest verleben und die Verwandtschaftsbeziehungen Verwandtschaftsbeziehungen sein lassen. Ich als jemand, der nach streng logischen Regeln denkt und arbeitet und Du als jemand, der eher dem regionalen Farbtupfer und weniger logischen Erklärungen zugeneigt bist.

Viele Grüße

Alexander