Ich denke, allmählich ist alles gesagt, und je mehr Antworten man bekommt, desto eher neigt man zu: „Nicht schon wieder!“ oder „Ganz genau!“. Hier nur ein kurzer Kommentar von einem ehemaligen Deutschstudenten:
Hallo,
ich habe nicht alle Antworten gelesen, aber persönlich bin ich
der Meinung, dass Neger schon ein rassistisches Wort ist!
aber nur, weil es dazu gemacht wurde!
Macht es das besser?
Ich glaube aber auch, dass die Kinder in der Schule es noch
nicht mit dem Hintergrund verwenden - für die ist das
erstmal ein Schimpfwort wie jedes andere auch!
Das halte ich in dem Zusammenhang für Quatsch.
Noch vor 20Jahren war der Begriff Neger bei uns in Deutschland
eine ganz normale Bezeichnung für Menschen mit schwarzer
Hautfarbe.
Ein Phänomen des Sprachwandels. „Nationalsozialismus“ (keine Angst, ich bringe unsere Diskussion nicht in diese Nähe!) war eine ganze Zeit lang auch ein absolut positiv besetzter Begriff, bis er nach einiger Zeit - zurecht - inhaltlich geächtet wurde.
Das Wort selber hat ja auch nur die Bedeutung von „schwarz“
Genauso das Wort Negerkuß (Dafür kenne ich nicht mal ein
ädaquates Ersatzwort).
Schokokuss z.B. Sag mir nicht, das trifft’s weniger gut! ;o)
In vielen Kinderbüchern ist heute noch der Begriff Neger ganz
ohne neg. Wertung zu finden.
Wenn jemand besten Gewissens nach etwas Dummes sagt, es aber tatsächlich nicht merkt, dann ist seine Handlung vielleicht zu entschuldigen. Dumm bleibt das Dumme dadurch aber trotzdem. Und v.a. Kinderliteratur - da hast Du recht - „propagandiert“ natürlich kulturelles (u.a.) Wissen in verstärktem Maße - auch wenn es nicht böse gemeint ist.
Auch der Begriff Negerkuß wurde erst in den letzten Jahren
durch „Dickmanns“ ersetzt (in Ermangelung eines besseren
Wortes ?)
vielleicht einfach, weil sich eine bestimmte Gruppe in dieser Gesellschaft durch das Wort beleidigt/kompromittiert/ausgegrenzt oder was auch immer fühlte! Genügt das nicht? Für Behinderte, für Moslems, ganz besonders für Juden (nur als Beispiele für unterschiedlich große Minderheiten in Deutschland) sind doch im Laufe der Zeit sehr viele Sonderkonditionen ins Leben gerufen worden: Wie vorsichtig ist man in der Wahl seiner Formulierungen/Worte, wenn es um Juden geht?! Klar, sie wurden verfolgt und ermordet - aber an die Geschichte der Schwarzen muss ich wohl nicht erinnern…
Wie will man da Kindern, die mit 4 Jahren diese Wort lernen
und nur der Hautfrabe zuordnen, 3 Jahre später klarmachen,
daß sowas jetzt wegen der political correctnes nicht mehr
gesagt werden darf und rassistisch ist.
Die Aussage ist unlogisch oder zumindest nicht zuende gedacht: Wenn man will, dass die Kinder mit 8 bestimmte Worte vermeiden, dann muss man natürlich auch Einfluss auf z.B. die Autoren von Bilderbüchern nehmen. Ich selbst habe - du wirst vielleicht drüber lachen oder stöhnen? - schon Verlage neuer Schul- und Bilderbücher angemailt/geschrieben, weil mir ihre Sprache (auch in anderen Fällen als „Neger“) als politisch nicht mehr angemessen aufgefallen ist. Dass es immer diese Worte geben wird und auch Bücher (v.a. ältere), in denen man sie immer findet, ist klar und auch nicht besonders dramatisch. Dramatisch wird’s erst, wenn ein Wort bekanntermaßen solche negative Aspekte bezogen auf bestimmte Menschengruppen impliziert, welche diese als Beleidigung empfinden, wenn dieses Wort in neueren Publikationen TROTZDEM oder DENNOCH weiter verwendet und damit - auch bei Kindern - weitertradiert wird. Wie gesagt: Es geht nicht „Auslöschen“ eines bestimmten Vokabulars - das wäre bisweilen wünschenswert, aber tatsächlich ist es unmöglich.
Schon alleine die jetzt korrekte Bezeichnung „Farbiger“
für Menschen mit schwarzer oder brauner Haut ist ja
widersinnig
und unlogisch genug.
P.S.: Farbiger - wie ich schonmal hier ausgeführt habe - ist aber gar nicht das von der „Masse“ der schwarzen Deutschen akzeptiert. Klar, viele finden’s okay, noch mehr - soviel ich weiß (bitte korrigiert mich!) - sehen aber den Unterschied zwischen der Dichotomie „Weißer“ - „Farbiger“ oder „Weißer“ - „Schwarzer“. Bei nahezu jedem Einstellungstest/Assessment Center wird gefragt: „Wie geht die Reihe logisch weiter…“, dann würde sich an „Roter“, „Gelber“, „Weißer“… doch nicht „Farbiger“ anschließen, sondern „Schwarzer“. Oder?
Wenn also ein 5-jähriger sagt: „Guck mal Mutti, da ist ein
Neger“
wird es als niedlich empfunden.
Von wem wird das als niedlich empfunden? Doch nur von Leuten, die in interkultureller Hinsicht nicht um die nächste Ecke denken können und vergessen, wie IHRE Reaktion auf solche Sprachwahl bei den Kindern hängen bleiben und ins Bewusstsein sich einschleichen wird (Lerntheorien?!).
Mit 8 Jahren soll es rassitisch sein und ein Schimpfwort ???
Doch nur, wenn den Kindern solches eingeimpft wird.
Hier den Sprachgebrauch eines Wortes im deutschen Sprachraum
wegen gewisser Entwicklungen (vorwiegend in den USA) per Def.
zum Unwort zu erklären, ist in meinen Augen eine sehr
verklemmte
Art und Weise , mit Sprache umzugehen (wohl typisch deutsch).
Okay, dann lasse ich ab jetzt wieder sprichwörtliche Redewendungen wie „Judensau“, „Schlitzauge“ (für Vietnamesen) oder … da gibt’s doch noch 1000 andere Verunglimpfungen für bestimmte Menschengruppen - in meinen Sprachgebrauch. Warum nicht? Mein Gott, Judensau (oder die Rede vom „Judengeiz“?), ich find’s völlig verklemmt, wenn man nur wegen so ner geschichtlichen Sache im deutsch-europäischen (also eingegrenzten) Raum seine Sprache den Entwicklungen anpassen muss! Das war übrigens IRONISCH gemeint!
Damit will ich mich aber aber in jedem Fall von Verknüfpungen
wie „Negersau“ oder „dreckiger Neger“ usw. distanzieren.
Ist mir schon klar. Du meinst es tatsächlich nur gut, aber meiner Meinung nach denkt man so einfach nicht zu Ende. Und „Zu Ende“ heißt: Wie empfindet „DER ANDERE“ das, was BEWIRKT meine Sprachwahl (bei der angesprochenen Person, aber auch bei z.B. den Kindern/Jugendlichen/Erwachsenen, die’s immer wieder hören). „Zu Ende“ heißt aber auch: Wenn ich den geschichtlichen Hintergrund bestimmter Worte KENNE, wenn ich tatsächlich davon WEIßßßß, dass sich andere dadurch diskriminiert fühlen, WARUM BITTE SOLLTE ICH MIR NICHT DIE MÜHE MACHEN, DIESE LEUTE EBEN NICHT ZU BELEIDIGEN und auszugrenzen. Selbst wenn nicht alles genau nachempfinden kann (von wegen Ausgrenzung): Wenn mir so etwas mitgeteilt wird, bei jedem anderen Thema würde man von sich aus sagen: Na klar, wenn’s dich stört, lass ich’s sein. Sobald es um Hautfarben geht, reagiert der „verklemmte Deutsche“ wie auf ein rotes Tuch.
Diese sind natürlich eindeutig diskriminierend und deuten oft
auf entsprechende Ideologische Ausrichtung im Elternhaus hin.
Gruß Uwi