Redundantes 'zu'

Grüße!

Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass viele Leute das Wörtchen „zu“ in Sätzen verwenden, wo es mir völlig absurd vorkommt, da die Sätze auch ohne das „zu“ funktionieren und meiner Meinung nach sogar besser klingen. Die Funktion des Wortes in den Sätzen verstehe ich nicht ganz. Ich glaube nicht, dass es sich hier um einen Dialekt handelt (wenn doch, ich komm’ aus Leipzig), da ich meine, das auch von anderen Sprechern gehört zu haben.

Ein Beispielsatz viel mir letztens im Chinesisch-Unterricht auf, da sagte unsere Lehrerin (gebürtige Deutsche): „Sie haben da den Auslaut zu stehen.“, das war nicht im Sinne gemeint von „der hat da gefälligst zu stehen“, sondern eher, dass er da einfach so steht, auf dem Handout.
Auch andere Leute sagen oft sowas wie „Ich weiß nicht mehr, wo ich das zu liegen hab.“ - irgendwie find ich die Benutzung des „zu“ in dem Satz völlig absurd.

Es grüßt, ASW-Ersti

  • André

Saletti,

Ich glaube nicht, dass es sich hier um einen Dialekt handelt

Das zumindest kann ich bestätigen. Sowas gibt’s im Norddeutschen auch zu hören. Mir fehlt da das Fachwissen, aber ich mutmaße aus der Hör-Erfahrung heraus, daß das einen Hauch von „Arbeiterslang“ hat, der eben „Ich hab da noch was zu tun“ und „Ich hab da noch was zu liegen“ in einen Topf wirft. Wie auch immer man das nun auf „Schlau“ nennen mag.

Gruß,

Malte.

Hallo André,

mir kommt das zitierte „zu“, wohl eine Art Gerundivbildung, lokal im niederdeutschen Sprachraum zu Hause und verbreitet vor. Von Menschen mit oberdeutschem Hintergrund hab ichs noch nie gehört.

Soviel ich weiß, wird es in einigen Ausprägungen von Missingsch und Platt ganz regelmäßig verwendet.

Richtig wirds dadurch natürlich nicht.

Schöne Grüße

MM

Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass viele Leute das Wörtchen
„zu“ in Sätzen verwenden, wo es mir völlig absurd vorkommt, da
die Sätze auch ohne das „zu“ funktionieren und meiner Meinung
nach sogar besser klingen. Die Funktion des Wortes in den
Sätzen verstehe ich nicht ganz. Ich glaube nicht, dass es sich
hier um einen Dialekt handelt (wenn doch, ich komm’ aus
Leipzig), da ich meine, das auch von anderen Sprechern gehört
zu haben.

Diese Ausdrucksweise kenne ich ausschliesslich aus Magdeburg. Aber auch dort habe ich sie nur von Leuten gehört, die zur Zeit der Wende etwa 25 oder jünger waren, ältere Generationen haben sie nicht verwendet. Es könnte sich daher um einen Slang handeln, der sich in den 80ern dort entwickelt hat.

Allerdings legt folgender Artikelbaum /t/ich-habe-hier-ein-blatt-zu-liegen/466965

Gruss
Schorsch

Hi André,

das kommt ohne Zweifel aus Norddeutschland, von Hamburg bis Kiel ist das zu hören. Helmut Schmidt schreibt das sogar. Seit das Ohnsorg-Theater nicht mehr en vogue ist, kommt der Gebrauch etwas aus der Mode.

Gruß Ralf