Und passt Antithese, wegen des widersprüchlichen Titels?
Definitiv nein, würde ich sagen. Du musst hier den wissenschaftlichen und den populären Sprachgebrauch des Wortes ›Ästhetik‹ unterscheiden.
Im Alltag werden der Begriff und Ableitungen davon, wie von dir empfunden, praktisch synonym mit ›das als schön bzw. stilvoll Empfundene‹ gebraucht. Beispiele dafür sind Sätze wie »Das ist doch unästhetisch (= hässlich)!« oder »Für Ästhetik (= Schönheit) hat er keinen Sinn.«. Eine Ästhetik des Hässlichen wäre bei dieser Definition in der Tat paradox; für einen Titel des 21. Jahrhunderts könnte man annehmen, dass mit dem Widerspruch gespielt wird, der für viele zwischen diesen beiden Begriffen besteht. Um einen solchen geht es dir aber nicht, glaube ich.
Um auf den wissenschaftlichen Sinn des Wortes zu kommen, hilft die Herleitung aus dem Griechischen: Das Verb αἰσθάνεσθαι (aisthánesthai) bedeutet ›wahrnehmen‹. Die Ästhetik ist, ganz wörtlich, die Wissenschaft von der Wahrnehmung – eine Disziplin, in der sich unter anderem die Medizin, Psychologie, Soziologie, Kunstgeschichte und nicht zuletzt die Philosophie treffen. Letztere spielt sicher eine größere Rolle, wenn man von Texten des 19. Jahrhunderts spricht; es ist aber auch heute nicht unüblich, eine Kunsttheorie als ›Ästhetik‹ zu bezeichnen. Ein Buch als »Ästhetik des Hässlichen« zu betiteln, wie es Karl Rosenkranz getan hat, scheint mir abseits der Bestsellerstapel moderner Buchhandlungen unverdächtig.
Gruß
Christopher