Hallo KamikazeKatze,
dass du das von Montessorischulen oder -kindergärten noch nicht gehört hast, ist verständlich, da das Spielverbot inzwischen nicht mehr beachtet wird, zumindest von den meisten Montessorieinrichtungen nicht, da es als erwiesen gilt, dass das Spiel für die kindliche Entwicklung wichtig und förderlich ist.
Maria Montessori ging allerdings davon aus, dass das Aufwachsen eines Kindes eine Anpassung an die Erwachsenenwelt darstellt und dass Kinder daher schleunigst lernen sollten, sich auch wie Erwachsene zu verhalten. Daher enthielt ihre Pädagogik vor allem Tätigkeiten, die man als Erwachsener können muss, angefangen beim alleine an- und ausziehen, Mantel zuknöpfen, Schuhe binden usw. bis zum Hantieren mit Messern und zerbrechlichem Geschirr. All das sollten die Kinder im Montessori-Kinderhaus so schnell wie möglich lernen und sich darin quasi wie kleine Erwachsene verhalten. Alle Materialien sollten deshalb nur ein Mal vorhanden sein, damit die Kinder gleich diskutieren und aushandeln usw. lernen. Zu all diesen Dingen kam noch ein absolutes Verbot des freien Spiels (also so-tun-als-ob-Spiel), da die gute Frau es schlicht und einfach für realitätsunangepasst hielt.
Moderne Verteidiger ihrer reinen Ursprungstheorie verteidigen das so, dass es in Italien damals üblich war, dass die Kinder abends noch auf der Straße spielten und dass das Spiel nur im Kinderhaus verboten sein sollte und die Kinder danach tun konnten, was sie wollten. Allerdings ist das kein gutes Argument, meiner Meinung nach, sondern der Versuch der Verteidigung von etwas völlig Überholtem.
LG, Sarah