"Santa Maria, prega per noi" - warum muss Maria für uns beten?

Jetzt möchte ich auch mal meinen Senf dazu geben.
Und das ausdrücklich nicht auf religionswissenschaftlicher, sondern auf mystischer Ebene (welche die Religionswissenschaft vermutlich aber auch wieder nicht ignorieren kann, irgendwer wird das sicherlich auch schon zerpflückt haben):
Selbstverständlich können wir selbst zu Gott sprechen.
Wir können das, was manche Gott nennen, direkt erfahren und ein anderer Umgang mit dieser Ebene macht- nur meiner persönlichen Verstandortung nach- auch gar keinen Sinn auf spiritueller Ebene.
(Spiritualität ist leider keineswegs selbstverständlich, wenn wir es mit Religion zu tun haben, und ist meiner Beobachtung nach nicht einmal das, was dort am allermeisten gesucht wird.)

Maria ist ein Aspekt des Göttlichen (und nein, ich definiere „göttlich“ nicht!) und aus ihrer Rolle in der Geschichte um sie herum kann man sich ableiten, welcher Aspekt das ist.
Ein weiblicher mal auf alle Fälle.
Es geht um Hingabe.
Aber sie ist und bleibt nichts anderes, als alles andere auch: Das Göttliche selber in einem Aspekt und doch in Ganzheit.
Das Göttliche ist nicht gespalten, nicht geteilt und erscheint uns doch als geteilt, das ist das Widersprüchliche, das es zu integrieren gilt im Menschsein.

Wenn wir uns also im Gebet Maria zuwenden, dann wenden wir uns gleichzeitig dem Göttlichen zu, das schliesst sich auf mystischer Ebene nicht aus. Gleichzeitig wenden wir uns einem Aspekt des Göttlichen zu, meiner Ansicht nach vor allem dem der Hingabe und (mütterlichen?) Weiblichkeit. Und vor allem Liebe.

Jesus, Christus, die Engel auf ihren verschiedenen Ebenen, Maria Magdalena, Maria, (absolut unvollständige Aufzählung!)- alles nur Projektionen des Einen Göttlichen in seiner Vielfalt.
Es liegt also an uns und unserer Bewusstheit, auch im Moment des Gebets, über welchen Weg wir das Göttliche suchen.

Wobei nicht vergessen werden sollte, dass sich auch diese im Gebet unmittelbar an Gott wenden - nicht bloß in dem ausführlichsten liturgisch „festgeschriebenen“ Gebet, der Oration aus der Karfreitagsliturgie, sondern ganz alltäglich mit dem Vaterunser, und dass es umgekehrt nur vergleichsweise wenige, ziemlich radikale Protestanten sind, die die Anweisung aus Matth 6, 7-13 auch in der Klarheit respektieren, in der sie da steht - auch in evangelischen Kreisen wird eine Menge geplappert, man dankt dem HErrn für das gute Wetter, die lieben Gäste und deren Gesundheit, den erfreulichen Quartalsabschluss usw. usw.

Die ggf. mehrfach täglich an die Hl. Maria Muttergottes gerichtete Bitte aus dem Englischen Gruß, die jeder praktizierende Katholik mit einer Geschwindigkeit von etwa 200 m/sec aussprechen kann „… bitt’ für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes“, ist eine Bitte an diese, für den Betenden Fürbitte bei Gott zu leisten: Es werden damit nicht, wie von der evangelischen Fraktion behauptet, der Hl. Maria Muttergottes besondere eigene gottgleiche Fähigkeiten zugebilligt. - die Fürbitte ist in der Tat ein Element der Bescheidenheit: „Es geht mir ja gar nicht um mich, sondern um den verehrten Caudillo Francisco Franco, dass er vielleicht doch ein paar Zehntausend Jahre Fegefeuer erlassen kriegt“ - andere sehen es freilich anders: Ein nicht mehr ganz junger Freund von mir, der in seiner Jugend so gut wie jeden Samstag im Internat von den „Bons Pères“ der S.J. mit einem Bambusstock gequält wurde, auf dem die Parole „A.M.D.G.“ eingraviert war (der „Bock“ dafür war ganz ähnlich konstruiert wie der in Buchenwald - allerdings wurden die Opfer nicht festgeschnallt, sondern mussten sich der Tortur ‚aus freien Stücken‘ unterziehen), bezeichnet die nicht nur hier sich äußernde ‚hypocrisie‘ als das zentrale Merkmal des Katholizismus überhaupt.

Zurück zum Ausgang: Natürlich muss Maria nicht für uns Sünder beten, aber sie ist als eine freundliche Person „mit Empathie“, wie man auf Neudeutsch sagen würde, und auch weil ihr Wort bei ihrem Vater und ihrem Sohn mutmaßlich einiges gilt, doch immerhin eine naheliegende Ansprechpartnerin.

Eine - wie ich finde - selten schöne, sehr menschliche Darstellung von ihr als Pietà aus Belém, bei der man dem Bildhauer und seinen Auftraggebern keineswegs eine unzulässige Vergöttlichung dieser Bäuerin unterstellen mag, der sie ihren einzigen Buben zu Tode gefoltert haben und ihr jetzt seine Leiche hingeworfen haben, vermutlich gleich zusammen mit dem Gebührenbescheid für die Exekution:

Schöne Grüße

MM

In himmlischen Sphären wird nach allem, was man so weiß, ohne Ansehen der Person geurteilt und vollstreckt werden - ungefähr so:

Schöne Grüße

MM

Nur, dass das nicht die himmlischen Sphären sind.

… ist eine nachträgliche „Erfindung“ - wie du wunderbar bestätigst - , die völlig „unnötig“ ist und vorangig nur dem ausufernden Zeremoniell - der biblisch völlig unlegitimierten Heiligenverehrung insgesamt - dient. Dass die Kirchgänger das als „schön“ empfinden (sollen), ist ja Teil der katholischen Doktrin.

Und was, glaubst du, ist an christlichen Gebräuchen und Glaubensinhalten nicht „nachtröglich“?

Danke, aber so wunderbar kann es nicht sein, denn das Wesentliche daran ist ja - zumindest zu dir - nicht rübergekommen: Die Marienverehrung war neben der Märtyrerverehrung Bestandteil christlicher Kulte der Hauptströmungen bereits im 3./4. Jhdt (und sie ist es bis heute), lange bevor es die großen Aufspaltungen gab, und noch länger bevor sich Seitenströmungen abspalteten. (= „Sekten“ im heutigen negativen Sinn). Und, klar, unter diesen gab und gibt es dann auch solche, die die Heiligenkulte ablehn(t)en.

Sollte ich dich missverstanden haben, und du meintest mit „Sekte“, daß das Christentum in den Anfängrn bis ca. 70 u.Z. überhaupt eine Sekte, nämlich per def. eine spezialisierte Strömung innerhalb des Judentums war, dann hast du natürlich Recht. Aber damals gab es noch keinen Marienkult. Inofern liegst du dann wiederum krass falsch.

Gruß
Metapher
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5 Like

So, den Like haste versehentlich bekommen!
Ich wollte Dir nur schreiben, dass Du Deine Sektenverschwörungstheorien für Dich behalten und es einfach mal respektieren sollst, dass andere Menschen an etwas göttliches glauben und das zudem in einer der größten Religionsgemeinschaften der Welt.
Und so eine Antwort wie Deine wird dann auch noch als gelöst markiert! ramses90 :rage:

Guggugs,

ist Dir denn noch gar nicht aufgefallen, wie das Wort

ungefähr seit 2001 verwendet wird?

Wer auch immer Dinge und Sachverhalte im Licht der Aufklärung betrachten will, benutzt dieses Wort nicht - weder formal noch inhaltlich.

Denk mal drüber nach

rät

MM

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Und wo, wenn nicht in diesen, sollte das Jüngste Gericht denn abgehalten werden?

Fragt sich - und Dich

MM

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Das mag zwar ein berechtigter Einwand sein, der aber doch ungewöhnlich ist.
Natürlich gibt es nichts, was nicht - aus der Ungespaltenheit heraus betrachtet- der himmlischen Sphäre entspringt. Nicht einmal die Hölle.

Ich fürchte aber, so kannst ausgerechnet Du es nicht gemeint haben.
Darum frage ich mich weiter, warum Du hier Himmel und Hölle verwechselst.
Die Verdammten werden ja zurück gewiesen.

Die dritte Antwort wäre: Natürlich auf der Erde.

Und die vierte:

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