Sprache, Denken

Ich soll ein Referat halten. Das Thema will ich mir selbst aussuchen.
Mir fehlen die richtigen Schlagwörter/Literatur /Fachbegriffe dazu. Es geht um die Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen, die auf unterschiedliche Sprachen basieren. Und es geht auch um Grenzen, die einer Kultur aufgrund Sprache gesetzt sind.

Zum Beispiel habe ich mal gehört das die Japaner in bestimmten Wissenschaften einfach besser sind als die Europäer.Sie mit bestimmten wissenschaftlichen Sachverhalten einfach besser vertraut sind, weil ihre Sprache einfach ökonomischer ist und ihre Sprache bestimmte erörterungen komplexer Probleme erst zulässt, während man in anderen Kulturen aufgrund sprachlicher Barrieren niemals überhaupt darauf käme. Oder man für verrückt gehalten würde weil man zu speziell wird, während es in Japanisch eine sprachliche Selbstverständlichkeit ist.(Ich glaube es war Japan)

Wisst Ihr was ich meine?

Ein weiteres Beispiel: Ich hab mal gehört, dass es in Chile einen einzigen Ausdruck für ein Wort gibt dass man im Deutschen so übersetzten würde: „Einander ansehen, in der Hoffnung das der jeweils andere anbietet etwas zu tun, was sich beide Parteien wünschen, jedoch nicht bereit sind zu tun.“

Das ist für uns komisch nicht aber für die Chilenen denn die haben dafür ein einziges geläufiges Wort.

Also, gibt es da schlaue Leute die das untersucht haben, Theorien, Literatur, rund um diesen Themenkomplex?

Wortfelder in verschiedenen Sprachen
Hallo, Simon

Hier findest du etwas zu ‚Wortfeldern‘ in verschiedenen Sprachen. Den Begriff des „Wortfeldes“ hat Jost
Trier 1931 in der linguistischen Diskussion etabliert. Er bezeichnete damit eine Gruppe von
sinnverwandten Wörtern einer Sprache, deren Bedeutungen sich gegenseitig begrenzen und die
lückenlos einen bestimmten begrifflichen Bereich abdecken sollen. Die Wortfeldtheorie wurde besonders
von Leo Weisgerber im Rahmen seiner „Inhaltbezogenen Sprachwissenschaft“ weiter ausgebaut und
systematisiert. Nach Ansicht einiger Autoren „kann (sie) als Vorläufer der strukturellen Semantik gelten“

http://de.wikipedia.org/wiki/Wortfeld

Leo Weisgerber: Die Stellung der Sprache im Aufbau der Gesamtkultur (1934)

Jürgen Roth: Methodologie und Ideologie des Konzepts der Sprachgemeinschaft [Elektronische
Ressource] : fachgeschichtliche und systematische Aspekte einer soziologischen Theorie der Sprache bei
Leo Weisgerber

Gruss
Adam

Hi Simon,
Ob jemand gibt, der das untersucht hat, weiß ich leider nicht. Nur ich kann dir noch ein paar weiter Beispiele, von dem was Du hier erzählst:

  • Die Tuaregs haben kein wort für Schnee, weil sie ja eh noch nie welche gesehen haben. Dafür haben 6 oder 7 für Sand.
  • Selber wie oben, die Eskimos haben kein wort für Sand, dafür aber mehrere für Eis/Schnee.
  • Bei uns in Spanien wird oft gesagt, daß Deutsch eine Sprache ist, die der Wissenschaft sehr fördert. Und zwar weil alles so genau und so präzise formulierbar ist. Als Beispiel sei genannt dieses unendlich langes Wort mit dem Schiffskapitän. Aber noch deutlicher scheint es mir bei Verben, wie zB. „rüsten“: du kanns davor viele Präpositionen setzen, die das Gemeinte immer genauer beschreibt, wie „aus-“, „weiter-“, „ab-“, „um-“, „ent-“, „aufrüsten“, etc, etc… Ich persönlich kenne keine andere Sprache wo das annähernd möglich ist. Und schon die Tatsache, daß nicht alle Wörter im Wörterbuch stehen ist auch ein Zeichen dafür.

Was aber meiner Meinung nach Du auch vergisst ist die Bedeutung der jeweiligen Körpersprache! In manchen Ländern haben diese eine sehr, sehr wichtige Rolle, unendlich größer als zB. hier in Deutschland. Aber gut ich weiß nicht ob das ist was Du gemeint hast.

Ich hoffe ich habe Dir ein bißchen weiter geholfen!

Schöne Grüße,
Helena

Hallo Adam,

du hast mir schon sehr weitergeholfen mit dem Stichwort Wortfeld. Allerdings will ich mein Referat nicht zu sehr auf linguistische Probleme beschränken.Mir geht es um den Zusammenhang, der zwischen dem Wesen einer Kultur und seiner Sprache besteht.

Deshalb formuliere ich die Frage nochmal neu in dem ich zwei gegensätzliche Fragen stelle?

  1. Beeinflusst die Sprache das Denken einer Kultur?
    (das ‚Denkbare‘ ist durch Sprachschatz, Syntax-Möglichkeiten, Abstraktionsfähigkeit der Sprache, (…) vorgegeben)

oder

2.Wird die Sprache durch das Denken geformt und weiterentwickelt?
(Das ‚Wesen‘ einer kultur und die daraus resultierende kollektive Motivation erschafft die den Denken adäquaten Begriffe)

Natürlich wird die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen, denn es gibt weder ausschließlich absolut autonome unbeeinflussbare Individuen, die sich den sprachlichen Gegebenheiten der Sprachgemeinschaft, in die Sie hineingeboren wurden, gänzlich entziehen können.
Noch gibt es nur absolut knechtische Individuen die ausserhalb ihrer Sprache nichts Eigenes denken können.

Mir geht es nur um den Themenkomplex dieser Fragen, also die durchaus den Rahmen der Linguistik verlassen, weil das Referat halte ich in Interkulturelle Kommunikation. Und da fehlen mir halt noch die grundbegriffe oder vor allem auch Beispiele und Theorien usw. …

Liebe Grüße und vielen Dank

MOD: Vollzitat gelöscht.

Danke Helena,

das mit den Eskimos habe ich auch schon gehört. Sie sind also ein Beispiel dafür wie Gegebenheiten die Sprache beeinflussen. Es wäre cool wenn es irgendeinen Theorie dafür gäbe, wie man das Wesen von verschiedene Sprachen/Kulturen präzise ‚katalogisieren‘ könnte.

Grüße Simon

MOD: Vollzitat gelöscht.

Hi Simon,

Es wäre cool wenn es irgendeinen Theorie dafür gäbe, wie man
das Wesen von verschiedene Sprachen/Kulturen präzise
„katalogisieren“ könnte.

…und genau da liegt, mMn. der Hasen im Pfeffer begraben: Man kann nur recht grob die Sprachen katalogisieren. Bis jetzt soviel ich weiß, nur nach Herkunft (Ethymologie). Anders kann ich mir nciht vorstellen, wie es vonstatten gehen sollte.

Schöne Grüße,
Helena

Sprechen IST Denken
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Hallo, Auge

Sprechen IST Denken.

Sprache und Denken
/t/sprache-und-denken/2552947

Sprache und Denken: Die Sapir-Whorf-Hypothese
http://santana.uni-muenster.de/Linguistik/user/stein…

Dietrich Dörner: Sprache und Denken
http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/enz…

Sprache, Denken, Nation
http://www.phil-inst.hu/lm/nyelvkritika/sprache.htm

Rudolf Steiner: Unterschied zwischen Volk, Sprache und Denken
http://www.dreigliederung.de/sam/0912103504719820806…

Hartmann: Sprache und Denken
http://www.netzgestalten.de/Frank.Hartmann/Humboldt.htm

Gruss
Adam

Hallo Adam,

vielen Dank, diese Links kann ich gerade sehr gut gebrauchen.

lG Simon

Hallo Simon,

die beiden Fragen, die du in deinem letzten Posting gestellt hast entsprechen in etwa zwei wichtigen entgegengesetzten Thesen zu diesem Thema; nämlich der Sapir-Whorf-Hypothese (auch: linguistisches Relativitätsprinzip), zu der schon jemand einen Link gepostet hat, und der sich dagegen richtenden Ausdrückbarkeitshypothese von John Searle.
Weitere Beispiele, die mir einfallen:

  • die Hopi-Indianer, die keine (oder kaum)Tempora in ihrer Sprache unterscheiden,
  • im Navaho gibt es anstatt eines Verbs „geben“, 10 verschiedene Wörter, in denen die Form des bewegten Gegenstands enthalten ist.
    –> kleine Kinder können Formen früher unterscheiden, weil es für ihre Sprache relevant ist.

sehr interessantes und weitschichtiges thema!
Viel erfolg beim weiteren ausarbeiten!