Streit um des kaisers bart

Es gibt ja etliche ExpertInnen hier, die sich da prima auskennen:
Woher stammt die Redewendung „Das ist ein Streit um des Kaisers Bart“?
Bin schon gespannt.
Marie

Woher stammt die Redewendung „Das ist ein Streit um des
Kaisers Bart“?

Die Redewendung bedeutet: Müßiger Streit um eine belanglose Frage. Sie hat aber nichts mit einem Kaiser zu tun, denn ursprünglich war der Geißbart gemeint, weil Ziegenhaar als wertlos galt. Durch Mundarten verfälscht, wurde es irgendwann zu „Kaisers“ Bart.

Freundlichen Gruß
Eberhard E. Küttner

Hallo, Marie,

jaja, hier drängt sich geballtes Wissen und vor allen Wissen, wo es steht! :wink:

_ Kaisers Bart

Um des Kaisers Bart streiten: sich um Dinge streiten, die des Streitens nicht wert sind, die sich vielleicht auch gar nicht entscheiden lassen.
Die Redensart wurde auf die unergiebigen wissenschaftlichen Diskussionen darüber zurückgeführt, ob die römischen Kaiser, Karl der Große oder Friedrich Barbarossa einen Bart getragen hätten. Von dem Streit um Barbarossas Bart handelt das schwankhafte Gedicht ‚Von des Kaisers Bart‘ von Emanuel Geibel, wo es am Schluß heißt:

Zankt, wenn ihr sitzt beim Weine,
Nicht um des Kaisers Bart!

Wahrscheinlich liegt der heutigen Redensart aber eine volksetymologische Umdeutung zugrunde aus ‚Um den Geißenbart streiten‘, übertragen aus lateinisch ‚de lana caprina rixari‘ = um Ziegenwolle streiten. Horaz (Episteln 1, 18, 15) macht sich über die müßige Streitfrage lustig, ob man Ziegenhaare (wie beim Schaf) auch als Wolle bezeichnen dürfe.
Diese Redensart ist international geworden: italienisch ‚disputar della lana caprina‘; englisch ‚to contend about a goat’s wool‘. Die Ziegenwolle wurde im Deutschen erst zum Geißenbart, dieser dann zu des Kaisers Bart umgeprägt. Dies beweisen ebenso ältere literarische Belege (wie z.B. aus Hugos von Trimberg ‚Renner‘: »umb geiz wollen kriegen«) wie mundartliche Varianten, z.B. niederländisch ‚twisten um een geitenhaar‘. Sonst heißt es niederländisch entsprechend dem Deutschen ‚spelen om’s Keizers baard‘. Verwandt, aber mit einem anderen Grundbild sind die Redensarten französisch ‚se battre de la chappe à l’évêque‘ (heute unbekannt) und italienisch ‚disputar dell’ombra dell’asino‘.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Bart, S. 7. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 562 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 1, S. 154) © Verlag Herder]_

Beste Grüße Fritz

Vielen Dank für die tolle Info!
Jetzt fragt sich vielleicht nur noch, wieso Kaiser immer Bärte trugen (also im Mittelalter und der Neuzeit)…
Marie

Vielen Dank für die tolle Info!
Jetzt fragt sich vielleicht nur noch, wieso Kaiser immer Bärte
trugen (also im Mittelalter und der Neuzeit)…
Marie

Ja stell dir doch mal vor, der Kaiser hätte keinen Bart getragen! Da hätte er ja ausgesehen wie ein Präsident(auffälliger Weise tragen Präsidenten, soweit ich es beobachtet habe, meistens keinen Bart).