Träume von anderen

Hallo Zusammen,

träumt ein Mensch eigentlich immer nur Träume, in denen er auch selbst vorkommt? Oder kann ein Mensch in einem Traum auch mal nur von anderen Leuten träumen, ohne dass er selbst in dem Traum eine Rolle spielt?

Kann mir da jemand weiterhelfen?
Vorab vielen Dank
lg
Lena

Hallo Lena,

träumt ein Mensch eigentlich immer nur Träume, in denen er
auch selbst vorkommt? Oder kann ein Mensch in einem Traum auch
mal nur von anderen Leuten träumen, ohne dass er selbst in dem
Traum eine Rolle spielt?

als Laie würde ich schließen, dass der/die Träumende nicht zwingend als Agierende/Aktive im Traum sein muss, sondern z. B. die Szenerie aus Sicht eines Beobachters wahrnimmt, aber grundsätzlich muss sie m. E. im Traum vorkommen, da im Traum ja „eigene Themen bearbeitet“ werden . . .

Metamorphosen des Traum-Ichs
Hallo Lena,

träumt ein Mensch eigentlich immer nur Träume, in denen er auch selbst vorkommt?

über Träume (sofern nicht eigene), wissen wir ja ausschließlich durch die Traum-Berichte anderer: „Ich träumte, daß …“ oder „Mir träumte, daß …“. Das ist in der Freudschen Terminologie der „manifeste Trauminhalt“.

Unter solchen Traumberichten finden sich sogar sehr oft solche, in denen zwar Objekt-Personen (und ein Geschehen, Handeln mit und zwischen ihnen) eine Rolle spielt, aber eine Subjekt-Person (alias Traum-Ich) nicht erwähnt wird. Je nach Erzähleigenart des Traumberichters wird dann die Traum-Szenerie „objektiv“ geschildert (z.B. "Dann sagte X zu Y ‚[blabla]‘ " oder „Dann tat X [blabla] …“), oder aus der „subjektiven“ Beobachterposition (z.B. „Dann sah ich, wie X [blabla] tat …“ oder „Dann hörte ist, wie X zu Y sagte ‚[blabla]‘“). Aber jedenfalls ohne, daß der Traumerzähler als Traum-Ich selbst im Traumgeschehen eine Rolle spielt.

Nun gehört es aber zu dem bekannten Fundus an Traumstrukturen, daß nicht nur Raum- und Zeit-Topologien sich in keiner Weise an Gesetzmäßigkeiten der Realität halten, sondern auch personale Identitäten beliebig entfremdet werden können: Tiere z.B. und sogar leblose Gegenstände können menschliche Subjekte sein (ähnlich wie auch in Märchen), aber vor allem können Traumobjekte (Gegenstände, Tiere, Menschen) sich als Metamorphosen des Erzähler-Subjekts erweisen - in welchem Falle dann das Traum-Subjekt nicht mit der Person des Traumerzählers identisch ist.

Also so etwa, wie die Subjekte im Psychodrama (gemeint ist die von Moreno entwickelte Therapiemethode) bewußt zugeordnet bzw. vertauscht werden können („Ich bin mein Vater, du bist meine Mutter und du bist Ich“), oder auch wie der Autor eines Bühnenstückes sich selbst als Dramatis persona in der Rolle eines Schauspielers auf die Bühne bringen kann. Ähnlich z.B. ein Stück, in dem es einen Autor „gar nicht gibt“, wie in dem Eckpfeiler der modernen Theatergeschichte „Sechs Personen suchen einen Autor“ von Luigi Pirandello.

Ob und wie aber solche Metamorphosen des Traumerzählers in Objekt-Personen oder reale Personen in die Subjekt-Person des Traum-Ichs stattgefunden haben, zeigt sich natürlich nicht schon im Traumbericht selbst. Das wird dann erst im traumanalytischen Dialog (siehe dazu FAQ:286) transparent.

Gruß
Metapher

Hallo

Ein Mensch kommt in Träumen zumindest als der Träumende immer selbst vor. Insofern finde ich die Frage etwas fallenstellerisch.
Ansonsten gibt es für Träume keine genaue „Vorschrift“, wer oder was alles darin vorkommt.
Eine weiße Wolke am blauem Himmel kann schon ein Traum sein.

MfG
Matthias

Euch allen vielen Dank für die Info. So richtig schlau bin ich jetzt aber nicht. Ich bräuchte diese Antwort für mein Buchprojekt. In dieser Szene träumt mein Protagonist, dass jemand anderem etwas passiert und zwar so, wie es dann auch eintrifft. Er selbst ist aber bei dem Geschehen nicht dabei, sondern träumt das von jemand anderen, der ihm nahesteht. Jetzt meine Frage: Ist so etwas traumtechnisch überhaupt möglich? Oder müsste der Prota dafür immer auch im Traum involviert sein, das ginge nämlich nicht.

@Metapher, deine Antwort war sehr ausführlich, aber leider bin ich nicht recht schlau daraus geworden. Könntest du mir das nochmal für Anfänger erklären? Das wäre super. Falls jemand anderes noch was weiß, immer her damit. Ich wäre sehr verbunden.

Lena

Er selbst ist aber bei dem Geschehen nicht dabei, sondern träumt das von jemand anderen, der ihm nahesteht.

Also wie nun? In deinem Buchprojekt soll es einfach um einen Traum gehen, in dem jemand ein Geschehen beobachtet, an dem er nicht selbst beteiligt ist? An so einem Traum ist doch, was seine Struktur betrifft, absolut nichts ungewöhnlich. Daß das Traumerlebnis dann auch eintrifft, ist ja ein anderes Thema.

@Metapher, deine Antwort war sehr ausführlich, aber leider bin ich nicht recht schlau daraus geworden.

Sorry, man kann nicht immer erahnen, auf welches Vorwissen man trifft :smile:

Ich dachte, das Beispiel, das dich interessiert, sei komplizierter (also auch seltener). Ich bezog mich auf etwas seötenere Traumphänomene. Dazu unterschied ich

  1. Die Person, die den Traum berichtet. Nennen wir sie mal Real-Ich.
  2. Die Person, die den Traum erlebt (hat) und die im Traumbericht als „Ich“ auftaucht: Das Traum-Ich oder Traum-Subjekt
  3. Eine Person (oder ien anderes Wesen), die im Traumm bzw. im Traumbericht als eine andere Person auftaucht: Traum-Objekt

Und die Träume, die ich meinte waren z.B.
Traum, in dem nicht nur das Traum-Ich identisch mit dem Real-Ich ist, sondern auch das Traum-Objekt. Wo man sich also sozusagen selbst begegnet. Diese Struktur ist relativ häufig.
Traum, in dem das Traum-Ich jemand anderes ist als das Real-Ich. Und Traum, in dem dann zusätzlich das Real-Ich als Traum-Objekt auftaucht.

Und dann erwähnte ich, daß sich diese seltsamen (und seltenen) Identitätsvertauschungen meist noch nicht im ersten Traumbericht enthalten ist. D.h. dem, der den Traum erzählt, fallen bestimmte Ungereimtheiten in seiner Erzählung zunächst nicht auf. Erst im traumanalytischen Gespräch (in dem, wenn es professionell abläuft, lediglich Fragen, bzw Rückfragen an den Träumer gestellt werden), bemerkt er dann diese Vertauschungen.

Jetzt verständlicher? :smile:

Schöne Grüße
Metapher

2 Like

Hallo,

man träumt kurzfristig auch mal Beobachterträume. Ist also als Träumer vorhanden, aber inaktiv. Das gibts, je nach Persönlichkeit mehr oder weniger.
Aber wohl nur in kurzen Sequenzen.
Prophezeihungen per Traum würde ich sehr vorsichtig behandeln - das gaubt einem kaum jemand.
Klingt literarisch obendrein abgestanden und phantasielos.
Ich fände ein Buch mit neuen Ideen interessanter.

Gruß, Paran