Trauen/vertrauen

Hallo,

sind „trauen“ u. „vertrauen“ austauschbar? „Trauen“ kenne ich nur aus dem Ausdruck „Trau keinem über 30“. Ich benutze also lediglich „vertrauen“, daher meine Frage.

Danke für Eure Antworten.

lg

Benoît

Hallo,

sind „trauen“ u. „vertrauen“ austauschbar? „Trauen“ kenne ich
nur aus dem Ausdruck „Trau keinem über 30“. Ich benutze also
lediglich „vertrauen“, daher meine Frage.

Hallo,
Der Beispielsatz „Trau keinem über 30!“ ist schon ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Bedeutungen von „trauen“ und „vertrauen“ teilweise überschneiden. Es ist so, dass „trauen“ mehrere Bedeutungen hat, u.a.:

* heiraten („Nach 3 Stunden des Wartens wurden wir endlich getraut.“)
* mutig genug sein, etwas zu tun („Ich trau mich nicht, sie zu fragen.“)
* als Synonym zu vertrauen („Ich trau dem Kerl nicht.“)
* …(?) („Ich trau dir nicht über den Weg!“)

Man kann „vertrauen“ manchmal durch „trauen“ ersetzen, aber nicht immer. Andersherum genauso.

Grüße,

  • André

Hallo André,

ergänzend zu Deinen Ausführungen:

* heiraten („Nach 3 Stunden des Wartens wurden wir endlich
getraut.“)

Das stimmt nicht: trauen ist Synonym zu „_ver_heiraten“. Schließlich heißt es nicht „ich traue meine langjährig Verlobte“, sondern „der Pfarrer traut uns zwei.“

* mutig genug sein, etwas zu tun („Ich trau mich nicht, sie zu
fragen.“)
* als Synonym zu vertrauen („Ich trau dem Kerl nicht.“)

Es ist (zumindest meinem Sprachempfinden nach) nicht ganz synonym: „vertrauen“ ist stärker. Da „Kerl“ schon pejorativ konnotiert ist, nehme ich mal ein Beispiel mit Personalpornomen:

„Ich trau(e) dir nicht“ / „Ich kann dir nicht trauen“ = „Du hast mich schon so oft belogen, dass ich dir jetzt nichts mehr glaube“; oder auch: „Wer weiß, was du vorhast! Ich lass das von dir Vorgeschlagene mal lieber sein.“

Dahingegen:

„Ich vertraue dir nicht“ / „Ich kann dir nicht vertrauen“ = „Das mag ja alles richtig sein, aber ich verlass mich nicht drauf.“

Noch eindeutiger finde ich’s ohne Verneinung:

„Trau mir“ = „Glaub mir“; „Vertrau mir“ = „Verlass Dich (blind) auf mich.“

* …(?) („Ich trau dir nicht über den Weg!“)

Dies ist wieder (ursprünglich) der zweite Punkt: etwas wagen, den Mut zu etwas aufbringen. Die Aussage ist die Kurzform von „Ich traue mich nicht, dir über den Weg zu laufen“. In dieser Kurzform ist es zur Redensart geworden, wobei es nur die Aussage „Ich trau dir nicht“ (also die dritte Bedeutung von „trauen“) verstärkt.

Liebe Grüße
Immo

Hallo Immo u. André,

danke für Eure Erläuterungen. Es stimmt, ich hatte den Sinn von „Trauen=verheiraten“ vergessen und dank Euch habe ich den Ausdruck "ich trau dir nicht über den Weg " gelernt.

Also danke vielmals.

lg

Benoît