Lieber RoNeunzig!
1.) Sind Freud, Jung & Co. überhaupt noch kompetent (nach
hundert Jahren ‚neuer Kommunikationsformen‘)?
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was hat Freuds&Jungs Kompetenz mit den neuen Kommunikationsformen zu tun? Auch mit den alten Kommunikationsformen, wie Briefen und Trommeln, war Traumdeutung nicht möglich.
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kennst du denn Freud und Jung selbst aus Primärliteratur oder nur so, wie man außerhalb der Fachöffentlichkeit sich eine Freudsche Traumdeutung vorstellt? Da stellt man sich idR die Freudsche Traumdeutung nämlich ziemlich un-Freudsch vor, eher als (St)ekel*-hafte Deutung nach einer Symbolliste.
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die wissenschaftliche Traumforschung ist heute sicher über die beiden hinaus, aktuelle psychoanalytische Traumforschung findet z.B. massiv am Sigmund-Freud Institut in Frankfurt statt unter der Leitung von Heinrich Deserno. Diese öffnet sich z.B. auch für extraklinische und nicht-analytische Ergebnisse der Traumforschung. Dennoch ist Freuds Arbeit dafür noch immer entscheidend.
* da ist mir ja ein geniales Wortspiel zugeflogen, ich mochte Stekel nie, der Ekel kam mir aber bisher nie in den Sinn. Weil mich das kindischerweise fasziniert, lasse ich dich daran teilhaben.
2.) Wie verhalten sich ‚‘ ‚wissenschaftlich fundierter‘ und
‚anarchischer Erfahrungs-Austausch‘ (zB per internet) in der
Traumdeutung zueinander?
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Freudsche Traumdeutung im Internet zu praktizieren, stößt bald an Grenzen, aber man kann natürlich auch im Internet aufzeigen, wie sie funktioniert bzw. immer auch Denkanstöße vermitteln, oder zumindest neugierig darauf machen. Insofern hat die Traumdeutung im Internet schon auch seinen Platz.
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Den Gegensatz von wissenschaftlicher Fundiertheit und Anarchie habe ich nicht gerafft.
Ps: hierbei (internet) treffen sich zu dezidierten Themen
ungleich mehr user, als vor hundert Jahren.
die Internet-Anschlussdichte von vor hundert Jahren war auch noch sehr überschaubar …
3.) natürlich muß man bei der Traumdeutung zwischen dem
Traumerlebnis selbst und der sprachlichen Darstellung
(Traumbericht) im Nachhinein unterscheiden (von außen als
Beobachter).
Ja, aber sag mir, ob das „Traumerlebnis“ selbst je außerhalb der Sprache zur Sprache kommen kann … Insofern finde ich diese Unterscheidung nicht so berauschend.
Aber es stimmt natürlich, dass Freud diese Unterscheidung trifft.
4.) Ist nicht dennoch (auch ohne Jung, Freud & Co.) ein
‚Sprechen über seine Traüme‘, Erfahrungsberichte von
‚Gleichträumenden‘, trotz der Sprachbarriere möglich, so daß
‚Gleichträumende‘ sich in ihren Erfahrungsberichten (ihrer
Träume) wiedererkennen und sich gegenseitig in ihren
Erlebnissen befruchten? (Fern jeglicher grauer Theorie zu dem
Thema?)
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Selbstverständlich kann man auch ohne Freud und Jung über Träume sprechen und diese deuten. Die Traumdeutung als solche ist Jahrtausende älter als die beiden Herren.
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zum „Gleichträumen“: dabei sollte man aber auch ohne Freud und Jung -und auch ein wenig trotz Jung- schon unterscheiden zwischen dem gleichen Inhalt (z.B. zwei Menschen träumen von Zügen) und (ver)gleich(baren) je-individuellen Bedeutungen dieser Träume von Zügen. Tut man dies nicht, landet man bei einer banalen Symboldeutung wie z.B.:
Zug = Penis oder Zug = Abschied
Nicht jeder, der vom Zug träumt, nimmt dabei Abschied von seinem Penis …
[MOD]Dieser Artikel bezieht sich auf diesen
/t/nackt-im-traum/4760777
Da es hier eher um einen Disput rund um die
Wissenschaftlichkeit und theoretische Grundlagen dreht, wurde
der Artikel vom Esoterikbrett in das Psychologiebrett
verschoben. Gruß Susanne (Esomod)
Netter Service, Susanne, hoffentlich steht im Esobrett jetzt nicht bereits all das, was ich hier erzähle.
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