Überlichtgeschwindigkeit und Kausalität

Hallo Leute

Überlichtgeschwindigkeit ist ja gerade wieder gross in Mode :smile:

Lassen wir mal beiseite, dass Einstein die Lichtgeschwindigkeit als absolute Obergrenze für Geschwindigkeiten angenommen hat und daher bis zur Widerlegung der SRT diese Diskussion eigentlich sinnlos ist.

Beim Thema „echter“ Überlichtgeschwindigkeit (also Geschwindigkeiten höher als die von Licht im Vakuum) kommen immer wieder Aussagen wie „man reist in die Vergangenheit“, „man kommt früher an als man abgereist ist“ bzw. generell dass Kausalitätsverletzungen auftreten.

Bisher habe ich leider noch keinen allgemein verständlichen Artikel gefunden, der erklärt, warum genau da Kausalitätsverletzungen auftreten. Quintessenz dessen, was ich bisher gefunden habe, war ein „das ist einfach so“. Gerade in der Physik ist aber so eine Aussage wenig befriedigend.

Vor einiger Zeit habe ich hier im Forum mal einen Beitrag gelesen, wo da recht nachvollziehbar erklärt wurde. Ich bin aber offenbar zu blöd für die Archivsuche und finde den Beitrag nicht mehr. Auch kann ich mich an die Argumente nicht mehr erinnern.

Nach meiner Milchmädchenrechnung ergibt sich ja lediglich eine scheinbare Kausalitätsverletzung: Man nehme zwei relativ zueinander stillstehende Raumstationen im interstellarem Raum (=fast perfektes Vakuum), die exakt zwei Lichtsekunden von einander entfern sind. Beide haben hochgenaue Atomuhren an Bord, die sie über Lichtsignale und der genauen Kenntnis der Entfernung exakt synchronisieren können.

Station A schickt nun um exakt 00:00:00 Uhr ein Signal mit doppelter Lichtgeschwindigkeit zu Station B. Ein Beobachter in B sieht nun, dass um 00:00:01 ein Signal ankommt, dass erst um 00:00:02 von A abgeschickt wird - eine scheinbare Kausalitätsverletzung. Vergleicht er aber die Informationen, die er später von einem Beobachter in A erhält, bemerkt er, dass die Kausalität in Ordnung ist: zuerst hat A weggeschickt, erst dann hat B empfangen.

Erhöhe ich die Geschwindigkeit des Signals auf das 1000fache der Lichtgeschwindigkeit, verkürzt sich nur die Signallaufzeit - die prinzipielle Kausalität bleibt aber aufrecht.

Für die Beobachter ist das ganze so ähnlich wie für einen Blinden, der das Abfeuern einer überschallschnellen Gewehrkugel wahrnimmt.

Natürlich kann man das obige Beispiel beliebig verkomplizieren in dem man das Signal hin- und her oder in einem Dreieck herumschickt. Eine echte Kausalitätsverletzung entdecke ich trotzdem nicht.

Ich gehe aber auch davon aus, dass relativistische Effekte keine Auswirkung auf die Signallaufzeit aus Sicht der Beobachter in A und B haben (sofern solche Effekte überhaupt anwendbar sind, wo doch die SRT solche Geschwindigkeiten explizit verbietet).

Hat wer einen Link auf eine halbwegs verständliche Seite zu dem Thema? Und wo liegt mein Denkfehler?

Ich persönlich würde das Thema ja als „irrelevant da unmöglich“ einstufen. Da aber aus scheinbar gut informierten Quellen ständig die Kausalitätsverletzung als Hauptgrund gegen Überlichtgeschwindigkeit angeführt wird, interessiert es mich doch.

lg
Erwin

Station A schickt nun um exakt 00:00:00 Uhr ein Signal mit
doppelter Lichtgeschwindigkeit zu Station B. Ein Beobachter in
B sieht nun, dass um 00:00:01 ein Signal ankommt, dass erst um
00:00:02 von A abgeschickt wird - eine scheinbare
Kausalitätsverletzung.

Wenn beide Uhren(A und B) synchronisiert sind, empfängt B 0:01Uhr ein Signal. B sieht A allerdings noch nicht das Signal schicken, weil es aus Sicht von B bei A erst 23.59 ist.
In dem Moment ist die Kausalität verletzt, denn die Folge tritt ein, bevor die Ursache stattfindet.

Vergleicht er aber die Informationen,
die er später von einem Beobachter in A erhält, bemerkt er,
dass die Kausalität in Ordnung ist: zuerst hat A weggeschickt,
erst dann hat B empfangen.

B wird ein Signal mit dem Zeitstempel 0Uhr von A bekommen. Schaut er jedoch zu A, ist es bei A auf der Riesenuhr erst 23.59.
Damit gibt es 2 Zeiten, die aus einunddemselben Inertialsystem stammen.

Hi.

Zuerst müssen wir definieren was wir genau unter Kausalität verstehen.
(Hume, Kant)

Der Vorschlag kausal sind Ereignisse dann und nur dann miteinander verknüpft, wenn Energie dabei übertragen wird ist heute allgemein akzeptiert.
Ansonsten regelmäßige Wiederholung.

Gruß.

Balázs

Ganz einfach.
Hallo!

Je schneller man fliegt, desto langsamer läuft die Uhr. Bei c bleibt sie stehen. Rechnerisch läuft sie also oberhalb von c rückwärts.

Grüße

Andreas

***
Ich hätte eine ähnliche Erklärung gewählt; diese ist aber ebenfalls sehr gut. Kompliment!

Vor einiger Zeit habe ich hier im Forum mal einen Beitrag
gelesen, wo da recht nachvollziehbar erklärt wurde.

Wie wär’s damit: /t/wieso-bricht-ueberlichtgeschwindigkeit-kausalitae…

Hallo,

Lassen wir mal beiseite, dass Einstein die
Lichtgeschwindigkeit als absolute Obergrenze für
Geschwindigkeiten angenommen hat und daher bis zur Widerlegung
der SRT diese Diskussion eigentlich sinnlos ist.

das ist nicht ganz richtig. Stichwort Tachyonen.

Nur einmal so angemerkt: Man kann mit Hilfe von Einstein-Rosen-Brücken Zeitmaschinen bauen, mit denen man Kausalitätsverletzungen verursachen kann, ohne gegen die SRT verstoßen zu müssen.

MfG,

ujk

nicht ganz zufriedengestellt…
Hallo Leute

Also, die bisherigen Antworten gehen an meiner Frage vorbei. Wenn A und B relativ zueinander ruhen, müssten relativistische Effekte, die im überlichtschnellen Signal auftreten, völlig irrelevant sein. Ob sich die Zeit für das Signal nun „zurückdreht“ (eine meiner Meinung nach gewagte Interpretation des Ergebnisses aus sqrt(-1)) ist für die Beobachter auf A und B völlig wurscht - deren Zeit ändert sich ja nicht. Ich hab extra ein Signal genommen und kein Raumschiff - was also ein hypothetischer Beobachter, der auf dem Signal „reitet“ beobachtet, interessiert mich auch nicht. A und B ruhen relativ zueinander und können also als Teil eines gemeinsamen Interialsystems aufgefasst werden. Und da sollte nach wie vor Reisezeit = Wegstrecke / Geschwindigkeit gelten. Mir ist auch egal, ob das „Signalpaket“ länger, kürzer, schwerer oder leichter wird (wobei ich davon ausgehe, dass das „Signalpaket“ ursprünglich masselos ist).

Insofern:

  • ob Tachyonen existieren oder nicht ist bestenfalls hypothetisch. Einstein äussert sich ziemlich konkret zum Thema und sagt eindeutig „es gibt keine Überlichtgeschwindigkeit“
  • Lorenztransformationen werden benötigt, um ein Intertialsystem in ein anders umzurechen. A und B sind quasi im selben (zumindest relativ zueinander ruhend) - da ist nichts umzurechnen.
  • relativistische Effekte wirken sich auf das relativ zum Beobachter bewegte Intertialsystem aus. Wenn A und B stillstehen, kann nur auf das Signal an sich ein relativistischer Effekt ausgeübt werden - nicht auf die Beobachter.
  • Der Beobachter in B ist sich durchaus bewusst, dass sich Licht mit Geschwindigkeit c bewegt und daher alles, was er sieht um Entfernung/c Sekunden zeitversetzt passiert ist. Wenn ich eine Supernova beobachte, ist mir ja auch bewusst, dass die nicht gerade jetzt stattfindet sondern schon vor ein paar Jahren stattgefunden hat.

Ist die besagte Kausalitätsverletzung also nur darauf zurückzuführen, dass B so fix an die max. Obergrenze von c glaubt, dass er die Beobachtung nur mit einer Kausalitätsverletzung erklären kann? Nach dem Motto „wenn ich den Effekt bei mir sehe, bevor ich die entfernte Auswirkung gesehen habe, muss es ein Kausalitätsbruch sein, unabhängig von der Geschwindigkeit des Objekts“.

Klingt irgendwie nach „das ist so, weil ich sage, dass das so ist“. Hätte ich als Erklärung eher im Religionsbrett vermutet als im Wissenschaftsbrett.

Ach ja - der verlinkte Artikel zeigt lediglich, dass die SRT nicht wirklich für das Vorhersagen der Effekte bei Überlichtgeschwindigkeit herangezogen werden kann - zumindest nicht ohne zusätzliche Modifikationen. Ist mir auch bewusst, wesshalb ich vererst immer noch der Meinung bin, dass die Diskussion über Überlichtgeschwindigkeit rein akademisch/philosophisch ist. Den Artikel, den ich Suche, befasst sich ganz konkret mit der Kausalitätsverletzung.

Tja - bin also genauso ratlos wie zuvor…

Trotzdem schöne Grüsse
Erwin

Also, die bisherigen Antworten gehen an meiner Frage vorbei.

Ich habe eher den Eindruck, als ob Du eine Frage stellst (nämlich warum Überlichtgeschwindigkeit zu Kausalitätsverletzungen führt) aber die Antwort (nämlich die Relativität der Gleichzeitigkeit) nicht hören willst:

Wenn A und B relativ zueinander ruhen, müssten relativistische
Effekte, die im überlichtschnellen Signal auftreten, völlig
irrelevant sein.

Damit verschließt Du Deine Augen vor genau den Effekten, nach denen Du gefragt hast. Die durch Überlichtgeschwindigkeit verursachte Kausalitätsverletzugist ein relativistischer Effekt. Wenn Du relativistische Effekte ausschließt, dann gibt es sie natürlich nicht.

OK - andersrum:

Ich habe eine Strecke von einer Lichtsekunde Länge im Weltraum (fast perfektes Vakuum). Nun schicke ich mit einem Teilchenbeschleuniger ein Proton mit einer Geschwindigkeit von 99,99999 % der Lichtgeschwindigkeit (keine Ahnung, ob das schon technisch möglich ist) diese Strecke entlang.

Frage: wann kommt das Proton am Ziel an?

Wenn die Antwort „1 sek / 0,9999999“ also etwa 1,0000001 sek. ist, dann frage ich mich, warum bei einer Geschwindigkeit von z.b. 120 % plötzlich negative Sekunden rauskommen sollten.

Ich ignoriere relativistische Effekte nicht, ich sage nur, dass sie für die Laufzeit des Signals egal sein sollten.

Es kann eh sein, dass ich mich täusche und relativistische Effekte doch relevant sind - nur würde das dann dem widersprechen, was ich bisher über das Thema gehört habe.

Nochmal - die Punkte A und B sind zueinander ruhend. Natürlich stellen Beobachter auf beiden Punkten relativistische Effekte auf relativ dazu bewegten Objekten fest. Aber in Bezug auf ihr eigenes ruhendes System müssen die ganz normalen physikalischen Gesetze anwendbar sein - ist ja eine der Grundforderungen der SRT. Und da sollte nun mal Laufzeit = Streckenlänge / Geschwindigkeit sein, und zwar ohne einer Transformation.

Bitte nicht falsch verstehen: ich möchte keinesfalls die SRT anzweifeln - ganz im Gegenteil. Ich möchte nur verstehen, woher die angebliche Kausalitätsverletzung kommt.

Und ja - Zeit ist relativ und sowas wie Gleichzeitigkeit gibt es nicht (zumindest nicht so, wie es sich Otto-Normalverbraucher vorstellt). Aber wenn sich zwei relativ zueinander ruhende Objekte fernab von Gravitation über Lichtsignale synchronisieren, können sie doch von einer „ausreichend hohen“ Gleichzeitigkeit (ich weiss - schwachsinniger Ausdruck) reden. Wenn das nicht möglich wäre, wären die ganzen Messungen beim OPERA-Experiment sowieso hinfällig (die basieren ja auf einer möglichst genauen Synchronisierung der Uhren).

Was ich als Antwort akzeptieren kann ist: „es gibt keine Überlichtgeschwindigkeit, weil das ein Naturgesetz ist“

Wenn ich aber als Antwort bekomme: „es gibt keine Überlichtgeschwindigkeit, weil sonst Kausalitätsverletzungen auftreten“ hätte ich gerne gewusst, woher die kommen sollen.

lg
Erwin

dann frage ich mich, warum bei einer Geschwindigkeit von
z.b. 120 % plötzlich negative Sekunden rauskommen sollten.

Weil es dann plötzlich Bezugssysteme gibt, in denen das möglich ist. Für vc gibt es Iniertialsysteme in denen sie negativ ist - nämlich solche, die sich gegenüber dem Inertialsystem, auf das sich v bezieht, mit u>c²/v bewegen. Möglich ist das deshalb, weil c²/v für v>c kleiner als c ist.

Ich ignoriere relativistische Effekte nicht

Doch, das tust Du, indem Du Dich auf ein einziges Bezugssystem beschränkst.

Hallo!

Vielleicht hilft Dir ja folgendes Gedankenexperiment.

Typische Situation auf einer deutschen Autobahn: Zwei Autos auf der linken Spur. Das hintere Auto (OBdA sei es ein BMW) drängelt und gibt dem vorderen Auto (einem Opel) die Lichthupe. Wenn der Opelfahrer die Lichthupe im Rückspiegel sieht, weicht er nach rechts aus. Ohne Lichthupe bleibt er auf der linken Spur und der BMW rauscht von hinten in ihn rein.

Die Szene wird von einem Außerirdischen beobachtet, der in geringer Höhe über die Autobahn fliegt. Der Außerirdische betrachtet sich selbst als ruhend und behauptet, dass sich die Autobahn relativ zu ihm mit einer Geschwindigkeit von v bewegt, die mit der Fahrtrichtung der beiden Autos übereinstimmt. Wenn v größer wird, braucht das Signal nach Ansicht des Außerirdischen länger, um vom BMW zum Opel zu gelangen, einfach weil sich der Opel von dem Ort entfernt, an dem die Lichthupe gegeben wurde.

Wenn die Relativeschwindigkeit v größer als die Lichtgeschwindigkeit wird, kommt unser Außerirdischer zu dem Ergebnis, dass das Lichtsignal gar nicht mehr beim Opel ankommt, weil sich der schneller aus dem Staub macht, als das Licht hinterher kommt.

Nun haben wir eine paradoxe Situation: Wir Erdenbürger, die am Straßenrand stehen, sehen, dass der BMW die Lichthupe gibt, dass der Opel dies sieht und ausweicht. Nichts ist passiert. Der Außerirdische sagt aber mit der gleichen Berechtigung: Der Opelfahrer kann die Lichthupe nicht sehen, weil das Signal ihn gar nicht mehr erreichen kann. Trotzdem sieht er, dass es nicht zu einem Unfall kommt. Für ihn geschieht also die Wirkung ohne (oder vor dem Eintreffen) ihrer Ursache - ein klarer Verstoß gegen die Kausalität.

Nun könntest Du einwenden, dass dieses Gedankenexperiment zwar erklärt, warum beim überlichtschnellen Reisen die Kausalität verletzt ist, aber nicht, warum ein Signal ebenso die Kausalität verletzt. Nun, das Wort „Lichtgeschwindigkeit“ bezeichnet in der Physik einfach die schnellste Ausbreitungsgeschwindigkeit von Signalen. Diese ist „zufällig“ identisch mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit von Licht. Wenn es etwas gäbe, was schneller als das Licht ist, dann stünde in der SRT nicht die Lichtgeschwindigkeit sondern die „Dingsbums“-Geschwindigkeit.

Michael

PS: Natürlich ist es kein Zufall, dass die Signalgeschwindigkeit aus der SRT mit der Lichtgeschwindigkeit identisch ist. Das liegt daran, dass elektromagnetische Wellen (also auch Licht) quasi relativistisch verzerrte elektrische Wechselfelder sind. Einsteins Originalveröffentlichung hieß nicht umsonst nicht „Spezielle Relativitätstheorie“ sondern „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“.

PPS: Ich weiß, dass ich in meinem Gedankenexperiment sehr stark und teilweise auch unzulässig vereinfacht habe. Die Lorentz-Kontraktion habe ich ganz außer Acht gelassen und um die Zeitdilatation habe ich mich auch nicht sonderlich gekümmert. Aber ich wollte ein möglichst greifbares Beispiel zur Relativität der Gleichzeitigkeit konstruieren.

Hallo

Dein Beispiel ist genau jenes, das ich nicht akzeptieren kann.

Ein Blinder steht neben einem zufälligen Passanten auf der Strasse. Ein Wahnsinniger schießt nun mit einem Spezial-Scharfschützengewehr auf den Passanten. Das Projektil fliegt durchgängig mit Überschallgeschwindigkeit. Der Blinde wird felsenfest behaupten, dass der Passant schon tot war, bevor der Wahnsinnige den Abzug betätigt hat. Aus seiner „Sicht“ eine klare Kausalitätsverletzung.

Trotzdem läuft da alles mit rechten Dingen ab und die scheinbare Kausalitätsverletzung rührt nur daher, dass die Wahrnehmung des Blinden eingeschränkt ist.

Nur weil ich als Beobachter eine Kausalitätsverletzung wahrnehme, heisst das noch lange nicht, dass tatsächlich eine eingetreten ist - ev. fehlen mit nur zusätzliche Informationen.

Der Einwand von Dr. Stupid ist da schon griffiger: objektiv messbare negative Laufzeiten klingen konkreter als scheinbare Kausalitätsverletzungen. Ich werde mir das mal in einer freien Minute durchdenken.

lg
Erwin

dann frage ich mich, warum bei einer Geschwindigkeit von
z.b. 120 % plötzlich negative Sekunden rauskommen sollten.

Weil es dann plötzlich Bezugssysteme gibt, in denen das
möglich ist. Für vc gibt es Iniertialsysteme in
denen sie negativ ist - nämlich solche, die sich gegenüber dem
Inertialsystem, auf das sich v bezieht, mit u>c²/v bewegen.
Möglich ist das deshalb, weil c²/v für v>c kleiner als c ist.

Negative Sekunden heißt du bewegst dich im 4 Dimmensionalen Raum (3D+Zeit) zurück in der Zeit und kannst somit Zeitreisen machen… nachdem c aber nicht überschritten werden kann (abseits der gruppengeschwindigkeit) kannst leider nicht die Lottozahlen in deinem Raumstations IT Center (anfangs bsp mit atomuhren) in die Vergangenheit senden.

Ich ignoriere relativistische Effekte nicht

Doch, das tust Du, indem Du Dich auf ein einziges Bezugssystem
beschränkst.

Das ist doch eindeutig ein relativistischer Effekt… Zeitreisen und so ein Zeug oder?

Hallo Leute.

Die Sache mit der Kausalität wird vielleicht einfacher verständlich, wenn man nicht mit Formeln rumrechnet und durch Null teilt und so tolle Sachen, sondern das „Minkowski-Diagramm“ verwendet. Es stellt die Bewegung von Objekten im Prinzip in einem Weg-Zeit-Diagramm dar. Die Zeitachse ist senkrecht und so normiert, dass eine Bewegung mit Lichtgeschwindigkeit genau diagonal verläuft.

Licht nach ^t Licht nach 
links . | . rechts
 . 1sec+ . 
 . | .
 . | .
----------------0-----+------------\>x
 1Lichtsec

Wer in diesem System ruht (ich nehme mal an, das bin ich, denn ich bin natürlich der Mittelpunkt meiner Welt), bewegt sich nicht im Raum (bleibt also bei x=0), aber in der Zeit. Er kriecht also sozusagen im Laufe der Zeit die t-Achse hoch. Diese Beschreibung der Bewegung nennt man eine „Weltlinie“.
Einen Punkt in dem Koordnatensystem nennt man „Ereignis“, ein Ereignis hat einen bestimmten Ort x und eine bestimmte Zeit t.
Das Ereignis „Ich sende Lichtsignale nach links und rechts“ ist im obigen Bild der Nullpunkt.
Parallelen zur x-Achse sind „gleichzeitig“, denn alle ihre Punkte finden zwar an verschiedenen Orten, aber zur gleichen Zeit statt.
Wenn sich nun ein Objekt (von mir aus gesehen) bewegt, kommt es im Laufe der Zeit voran, d.h. x ändert sich im Laufe der Zeit. Der Winkel seiner Weltlinie gegen die t-Achse ist ein Maß der Geschwindigkeit. Winkel 0 ist v=0, Winkel 45 Grad ist v=c (Lichtgeschwindigkeit, d.h. man kommt pro Sekunde um 1 Lichtsekunde voran). Hier ein Objekt, das sich etwa mit c/2 bewegt:

 ^t Weltline eines Objektes mit c/2 
 . | \* . 
 . 1sec+ \* . 
 . | \* .
 . |\*.
----------------0-----+------------\>x
 1Lichtsec

Das bewegte Objekt hat nun ein eigenes Koordinatensystem (ich nenne es mal S’), das sich mit ihm mitbewegt. Da das Objekt in seinem eigenen System ruht, ist die Weltlinie des Objektes (Beobachters) identisch mit der Zeit-Achse dieses mitbewegten Koordinatensystems. In seinem System S’ kriecht er bei x’=0 die t’-Achse lang.

 ^t t'-Achse des Objektes mit c/2 
 . | \* . 
 . 1sec+ \* . 
 . | \* .
 . |\*.
----------------0-----+------------\>x
 1Lichtsec

Jetzt kommt im Prinzip ein Haufen Relativitätstheorie, den ich nicht vorrechnen möchte, jedenfalls mit dem Kern: Die Lichtgeschwindigkeit ist in jedem (Inertial-)System die gleiche. Wenn der Beobachter im bewegten System also ein Lichtsignal aussendet, muss das ebenfalls diagonal verlaufen, sonst kriegt er einen anderen Wert für c raus. Das bedeutet, im Minkowski-Diagramm muss auch die x’-Achse des bewegten Systems um einen Winkel verdreht werden (gegen die x-Achse von S), und zwar um den gleichen wie die t’-Achse (okay, sieht in ASCII-Kunst nicht schön aus):

 ^t t'-Achse des Objektes mit c/2 
 . | \* . 
 . | \* . \* x'-Achse dieses Objektes.
 . | \* . \*
 . |\*. \*
----------------0------------------\>x
 \* \*|
 \* \* |
\* \* | 

Ich hab jetzt mal die Achsen ins Negative fortgesetzt, damit man sieht, dass auch das nach links ausgesandte Licht in beiden Systemen (S’ bewegt und S unbewegt) auf der Diagonalen zwischen Raum- und Zeitachse verläuft - also lichtschnell ist.
Jetzt kommt Knackpunkt 1: „Gleichzeitig“ ist parallel zur x-Achse. Im bewegten System ist gleichzeitig parallel zur x’-Achse. Da diese schräg ist, ist „gleichzeitig“ im System S’ was anderes als „gleichzeitig“ in S.
Im folgenden Bild sind die Ereignisse A und B gleichzeitig in S aber nicht gleichzeitig in S’ (In S’ ist A später als B).

 ^t t' 
 . | \* . 
 . | \* . \*x'
 . A-\*-.------B--------gleichzeitig in S
 . |\*. \*


----------------0------------------\>x
 \* \*|
 \* \* |
\* \* | 

Einstein nannte das „Relativität der Gleichzeitigkeit“.
Das ist immer noch nix Schlimmes, damit geht erstmal noch keine Kausalität kaputt.

Nun soll sich aber einer mal überlichtschnell bewegen! Dann wird seine Weltlinie (also t’-Achse) im Minkowski-Diagramm mehr als 45 Grad gegen meine t-Achse verdreht, denn er kommt in einer Sekunde weiter als eine Lichtsekunde. Zugleich muss seine x’-Achse ebenso weit verdreht werden, läuft jetzt also steiler als die t’-Achse:

 ^t x'-Achse dieses Objektes 
 . | \* . 
 . 1sec+ \* . \* t'-Achse eines Objektes mit v\>c
 . | \* . \*
 . |\*. \*
----------------0-----+------------\>x
 \* \*| 1Lichtsec
 \* \* |
\* \* | 

Holla, gucken wir mal genau auf den Achsenverlauf. Mein in S nach rechts geschicktes Lichtsignal läuft in S’ nach links (logisch, der in S’ überholt ja mein Licht).
Und schlimmer, Knackpunkt 2: Mein Lichtsignal, das ich in meinem System S nach links geschickt haben, verläuft jetzt bei dem Anderen im System S’ zeitlich rückwärts.
Im Prinzip ist das Paradoxon jetzt schon da: Ich kann ein Lichtsignal in die Vergangenheit von S’ schicken.
Der in S’ kann auch ein Lichtsignal in meine Vergangenheit schicken, nämlich wenn er ein Signal in seinem System S’ in die negative x’-Richtung schickt:

Lichtsignal ^t x'-Achse dieses Objektes 
in die . | \* . 
Vergangen-. 1sec+ \* . \* t'-Achse eines Objektes mit v\>c
heit von S' . | \* . \*
 . |\*. \*
----------------0-----+------------\>x
 \* \*| . 1Lichtsec
 \* \* | .
\* \* | .Lichtsignal in die Vergangenheit von S

Und jetzt können wir damit eine Kausalitätsverletzung konstruieren: Ich verabrede mich mit zwei Kumpels, die sich (von meinem System S aus gesehen) überlichtschnell bewegen, einer nach links und einer nach rechts. Ich skizziere jetzt nur den nach links bewegten (mit dem System S’’), sonst wird’s unübersichtlich, der andere war ja schon im Bild zuvor.

 x'' ^t 
t'' . \* | . 
\* . \* | . 
 \* . \* | . 
 \* .\*| . 
----------------0------------------\>x
 . |\* \*
 . | \* \* 
 . | \* \*
Licht in die | \*
Vergangenheit von S \*

Wie man sieht, kann auch der in S’’ ein Signal in meine Vergangenheit schicken. Man beachte, welche Richtung diese Signale im Minkowski-Diagramm haben. Wenn S’ in meine Vergangenheit sendet, geht das Signal diagonal nach rechts unten. Wenn S’’ in meine Vergangeheit sendet, geht das Signal diagonal nach links unten. Das ist der Trick, der jetzt zur Anwendung kommt. (Ich lass mal die ganzen Achsen x’, t’, x’’, t’’ weg, sonst erkennt man gar nichts mehr).

 ^t 
 | 
 | B 
 | . . 
 | . .
----------------A-----------C------\>x
 | .
 | . 
 | . 
 | .
 | .
 D 

Angenommen, ich bin Lottospieler.
Ereignis A: Ich setze mich vor den Fernseher und gucke mir die Ziehung der Lottozahlen an. Die Gewinnzahlen morse ich per Lichtstrahl (Signal nach rechts oben) zu meinem Kumpel in S’.
Ereignis B: Der Empfänger morst sie in meine Vergangenheit (nach rechts unten). Dort nützen sie mir erst mal nichts, weil ich bei x=0 sitze und das Signal ganz woanders (rechts auf meiner x-Achse) ankommt.
Ereignis C: Dort sitzt aber mein anderer Kumpel in S’’ und sendet die Botschaft weiter in meine Vergangenheit, d.h. nach links unten.
Ereignis D: Dieses Signal erreicht mich in meinem Fernsehsessel. Und zwar, wie man sieht, vor der Ziehung der Lottozahlen. Ich kenne also nun die Gewinnzahlen rechtzeitig vor der Ziehung und kann den Tippzettel abgeben, der mich reich machen wird.
(Wer’s nicht glaubt, sollte sich das Ganze nochmal schön aufmalen statt mit ASCII-Kunst.)
Fazit: Ich erfahre die Lottozahlen, bevor sie gezogen werden. Ist das nun eine Kausalitätsverletzung oder nicht?

P.S.: Da ich in einem der Beiträge das Argument: „Ein Blinder beobachtet nur Schall, dann müsste für den ja schon Überschallgeschwindigkeit zur Kausalitätsverletzung führen“ gelesen habe, noch diese kurze Anmerkung: Bei Schall gibt es keine Relativität der Gleichzeitigkeit, da die Schallgeschwindigkeit nicht in allen Systemen den gleichen Wert hat. Er hat nur in der Luft, in der er sich bewegt, Schallgeschwindigkeit. Eine Pistolenkugel kann ihn überholen, ohne dass dadurch irgendwo die Zeit rückwärts läuft.

So long
Eckard C.