Unsinnige Wortverdrehungen

Hallo liebe Experten, seit etwa zwei Jahren bemerke ich bei einem etwa 53 jährigen Bekannten von mir, eine Sache die ich nicht einordnen kann und die immer intensiver wird. Zur Sache selbst.
Er hatt die Unart, Worte des normalen Sprachgebrauchs zu verdrehen bzw. als sinnlose Worte wiederzugeben.
Aus einigen in normalen Unterhaltungen gefallenen Worten wie beispielsweise Marzipan, macht er „Parziman“.
Aus Sandaletten macht er „Mantaletten“, aus Städtenamen wie beispielsweise Mecklenburg macht er „Meckerburg“.
Diese werden von ihm lautstark und unmittelbar nach der er sie vernommnen hat, wiedergegeben.
Des weiteren werden von anderen Leuten genannte Begriffe in allen ihm dazu einfallenden Synonymen, ebenfalls lautstark wiederholt. Simple Sachen wie beispielsweise eine Lampe werden von ihm als „Leuchte“, „Strahler“, „Scheinwerfer“ oder ähnliches bezeichnet.
Sind solche oder ähnliche Erscheinungen jemanden von Ihnen bekannt oder wissen sie wie man dem begegnen sollte? Ich weiß nicht was ich machen soll. Sollte ich abwarten bis sich alles wieder normalisiert oder sollte ich ärztlichen Rat einholen?

Ich danke vorab für Ihr Interesse und Ihre Antworten und verbleibe mit freundlichen Grüßen. sowie besten Wünschen für ein erfolgreiches neues Jahr.
F.B.

Hallo,

das hat jedenfalls nichts mit „deutscher Sprache“ zu tun, sondern entweder mit einem starken Hang zu Kalauern oder mit einer psychischen Erkrankung oder evtl. mit Schwerhörigkeit. Falls ersteres ausscheidet, würde ich selbstverständlich um ärztlichen Rat nachsuchen. Wenn es sich allerdings nur um einen „Bekannten“ und nicht um einen engen Verwandten handelt, wird Ihnen der Arzt schwerlich etwas offenbaren dürfen.

Gruß
smalbop

Hi,

der hat einen Humor, den Du nicht verstehst. Sowas ist nicht krankhaft.

die Franzi

Sprachwitz ist keine Krankheit
Hallo

Mietzekatze hat recht, und ich will es dir noch mit anderen Worten verständlich machen:

Die Fähigkeit und/oder Lust, mit den Elementen der Sprache zu spielen, zeigt einen ziemlich wachen Geist – und das ist keine Persönlichkeitsstörung.

Bei manchen Menschen (zu denen auch ich gehöre) kann jedes gehörte oder gelesene Wort eine Kaskade von Verdrehungen und ungewöhnlichen Kombinationen auslösen. Das ist mal mehr und mal weniger lustig. (Die von dir zitierten Müsterchen gehören IMHO eindeutig zur zweiten Sorte.)

Andrerseits gibt es auch Leute (und zu denen scheinst du zu gehören), die dafür kein Verständnis haben. Sie sind davon sogar irritiert, statt dass sie herzlich mitlachen können.

Es ist daher gut, wenn man sich überlegt, ob man jede solche Idee gleich ausplappern soll, oder doch besser nicht.
Dies ist ein sozialer Aspekt des Phänomens.

Aber schau doch: Manch ein Kabarettist, Liedermacher oder Schriftsteller verdankt seine Karriere genau dieser Gabe, mit der Sprache zu jonglieren. Und natürlich einem Publikum, das für diese Form von Humor ein dankbares «Musikgehör» hat.

Freundliche Grüsse
scalpello

Fast übersehen … drum noch nachgeholt.
Hallo Kugelblitz

Eben sehe ich, dass du dich neu angemeldet hast.
Darum noch ein herzliches Willkommen!

Und: hier ist es üblich, sich zu duzen.

Freundliche Grüße
scalpello

Hallo,
Ich dachte auch erstmal, ja, da mag einer gerne Buchstaben vertauschen oder blöde Wortwitze machen, aber ehrlich gesagt klingt das in deiner Beschreibung nicht nach einem, der gern mit Sprache spielt oder sich über die Wortvielfalt der deutschen Sprache freut. Vor allem las es sich, als falle er anderen Leuten damit ins Wort. Ist das so? Ich stell mir da vor:

A: „Ich muss morgen noch nach Stralsund um–“
B: „Stahlsand.“
A: „…äh, um neue Lampen–“
B: „Strahler, Leuchten, Lichter.“
A: „Ja. Jedenfalls brauchen wir ja zwei neue.“
B: „Ja, hast du erzählt. Für euer Zohnwimmer.“

Ich kenne mich mit sowas (Psycholinguistik und die Sprache betreffende Krankheitsbilder) nicht aus, aber es gibt tatsächlich gewisse psychische Störungen und physische Erkrankungen (sagen wir Probleme, denn ich weiß wirklich nicht, was sowas auslöst), die den Sprachfluss erheblich stören. Dazu gehören Aphasien — da reden Patienten aber meist so, dass man sie kaum noch verstehen kann, z.B. Pseudowörter mit scheinbar deutscher Phonetik und Grammatik, oder auch richtige Wörter aber ohne erkennbaren Zusammenhang. Es gibt aber unendlich viele Varianten.

Deswegen würde ich nicht unbedingt ausschließen oder abwinken, dass es sich um eine Störung handelt. Vielleicht ist er sogar deswegen in Behandlung, will sowas aber nicht an die große Glocke hängen.

Scheint er Spaß daran zu haben? Oder sieht es eher so aus, als schämt er sich dafür, irgendwas nicht unterdrücken zu können? Es ist nicht immer so, dass Patienten oben beschriebener Krankheiten merken, was bei ihnen beim Sprechen „kaputt“ ist, aber oftmals ja doch…

Da die Möglichkeit besteht, dass es sich doch um ein richtiges Problem (physisch oder psychisch) handelt, solltest du ihn nicht anschnauzen, auch wenn es irgendwann vielleicht nerven sollte. Eventuell kann er wirklich nichts dafür.
Aber vielleicht hat er auch tatsächlich nur einen komischen Humor und eine kleine „Macke“. :wink:

Übrigens, weil das jemand ansprach: hier geht es zwar wirklich nicht um die deutsche Sprache, aber das Brett ist laut Beschreibung auch für Fragen die Linguistik betreffend geeignet. Deswegen passt’s, denke ich. Vielleicht wäre ein Verweis nach hier im Psychologie-Brett (oder gibt’s ein Neurologie-Brett?) eine gute Idee, mit kurzer Erklärung. Vielleicht kennt dort jemand ähnliche Leute.

Ich denke jedenfalls nicht, dass es deine Aufgabe ist, einen Arzt zu informieren.

Grüße,

  • André

Hi,

ich glaube, du überinterpretierst da. Zum einen klang mir die Beschreibung nicht danach, dass da jemand unterbrochen wird. Es heißt nur, dass Dinge anders genannt werden oder das gehörte Worte verdreht werden. Daraus jetzt zu schließen, dass er jemandem ins Wort fällt, ist sehr weit hergeholt.
Außerdem sind die Verdrehungen zu systematisch (Anfangsbuchstaben aufeinanderfolgender Silben verdrehen - Parziman -, oder klassische Kalauer wie Meckerburg - ist der Erfinder des Besserwessis auch mit einer Wortfindungsstörung geschlagen?). Und als die Rede davon war, dass Gegenstände anders genannt werden (Strahler statt Lampe) war auch nicht die Rede von Zögern oder mehreren Versuchen -also auch keine Wortfindungsstörung.
Wenn ich über die Oma meiner Mutti spreche, ist das die Iroma (ih konnte als kleines Kind das „Ur-“ nicht aussprechen, und der Name blieb so erhalten. Alle anderen Leute haben auch für mich Uromas). Unsere Familie betont Rhododendron grundsätzlich auf dem zweiten u und verschluckt das e fast. Klingt wesentlich lustiger, vor allem, wenn man das -dron als -thron spricht :smile:. Mein Vati nennt das Auto gerne mal Wagen oder fahrbarer Untersatz (nein, kein Porsche der so), und wenn ich möchte , dass in meiner Klasse Ruhe herrscht, rufe ich „Silizium“ oder „Sizilium“… brauche ich hilfe? :wink:

die Franzi

… brauche ich hilfe? :wink:

Hallo Franzi,

naja, nachdem Rhododendron überhaupt kein u enthält, vielleicht doch?

Gruss Reinhard

Hi,

stimmt. Ich könnte mehr Licht an meine Tastatur gebrauchen.

die Franzi

ich glaube, du überinterpretierst da. Zum einen klang mir die
Beschreibung nicht danach, dass da jemand unterbrochen wird.

Hallo,
Eigentlich klingt es genau danach. Sogar ziemlich explizit:

Aus einigen in normalen Unterhaltungen gefallenen Worten wie beispielsweise Marzipan, macht er „Parziman“.

Diese werden von ihm lautstark und unmittelbar nach der er sie vernommnen hat, wiedergegeben.

Des weiteren werden von anderen Leuten genannte Begriffe in allen ihm dazu einfallenden Synonymen, ebenfalls lautstark wiederholt.

Hervorhebungen von mir. Aber da kann uns der Originalposter sicher noch was zu sagen.

Gruß,

  • André

… brauche ich hilfe? :wink:

Servus Franzi,

das weiß man nie so recht :wink:
Ich bin aber auf jeden Fall sicher, dass Dir das hier

http://www.daad.ru/wort/wort2004/Polikarpova.Druck.pdf

Spaß macht. Ich bin bei meiner Suche nach dem möglichen Krankheitswert der Paronymie darauf gestoßen.
BTW: bei sehr empfindlich eingestellten Antennen, kann man häufige Wortverdrehungen als Frühsymptom der Aphasie finden.

Stichwort: Paraphasie

Selbstverständlich weiß auch w-w-w dazu etwas

/t/serielles-sprachmodell-ag-aphasien/2795688

Gruß

Kai Müller

Hi,

stimmt, aber trotzdem bleibt bei mir der Eindruck des absichtsvollen, des Komischseinwollens. Was Kai oben verlinkt hat, spricht ja auch davon, dass solche Verwechslungen, wenn sie denn krankhaft bedingt sind, zufällig geschehen und vom Sprecher dqann manchmal auch ncith bemerkt werden. Allerdings können wir hier lange diskutieren - reden hören UND sehen müßten wir den, von dem hier geredet wird. Denn nicht jeder unbeabsichtigte Wechstabenverbuchsler ist gleich krankhaft.

die Franzi

Aber auch hier gilt die Paracelsus-Weisheit, dass die Dosis das Gift macht.

aus Städtenamen wie
beispielsweise Mecklenburg macht er „Meckerburg“.

Mecklenburg ist keine Stadt, sondern eine Region und bildet mit dem bei Deutschland verbliebenen Rest von Pommern ein Bundesland.

Simple Sachen wie beispielsweise eine Lampe werden
von ihm als „Leuchte“, „Strahler“, „Scheinwerfer“ oder
ähnliches bezeichnet.

Tatsächlich sprechen sehr viele Menschen von einer „Lampe“, wenn sie eine Leuchte meinen, und von einer Birne, wenn sie eine Lampe (das Leuchtmittel) meinen.

Diagnose: partieller Paronomasietismus
Moin,

was für ein Zufall: gestern abend habe ich in dem wunderschönen Büchlein Spielformen der Poesie von Gerhard Grümmer geblättert.
Dabei bin ich auf das Wort Paronomasie gestoßen, das ich dort ganz sicher schon gelesen, aber längst wieder vergessen hatte. Ich nehme mal die Definition von wikipedia:

_ Paronomasie (auch Paranomasie; griechisch para, „bei, neben“, und onoma, „Name“; also „Wortumbildung“; auch Annominatio(n)) ist eine rhetorische Figur. Als Spielart des Wortspiels verbindet die Paronomasie Wörter miteinander, welche semantisch oder etymologisch nicht zusammengehören, sich jedoch im Klang ähneln. Oft haben die sich ähnelnden Wörter gegensätzliche – zumindest unterschiedliche – Bedeutung._
http://de.wikipedia.org/wiki/Paronomasie

Da sind mir natürlich Deine Beispiele Mecklenburg/Meckernburg und Sandaletten/Mantaletten eingefallen.
Ein meinem Büchlein steht dieses Beispiel aus Wallenstein von Schiller, der konnte das echt gut, so richtig mit Sinn und Verstand:

_Und das römische Reich – daß Gott erbarm!
Sollte jetzt heißen römisch Arm ,
Der Rhein strom ist worden zu einem Pein strom,
Die Klöster sind ausgenommene Nester ,
Die Bistümer sind verwandelt in Wüsttümer ,
Die Abteien und die Stifter
Sind nun Raubteien und Diebesklüfter ,
Und alle die gesegneten deutschen Länder
Sind verkehrt worden in Elender _
http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/…

Schade, dass es das Wort Parziman nicht gibt, sonst hätte Dein Bekannter einen Schüttelreim gefunden. Das Anführen von Synonymen liegt vielleicht daran, dass Dein Bekannter oft Kreuzworträtsel löst :wink:

Sind solche oder ähnliche Erscheinungen jemanden von Ihnen
bekannt …

Ja, ich hatte einen Kollegen mit gleichen Symptomen. Der kicherte außerdem nach jedem seiner Einfälle, und oft war er recht nervig.

…oder wissen sie wie man dem begegnen sollte? Ich weiß
nicht was ich machen soll. Sollte ich abwarten bis sich alles
wieder normalisiert oder sollte ich ärztlichen Rat einholen?

Wenn’s Dich nervt, dann sag es ihm - oder tu’s ihm gleich. Einen Arzt braucht er nicht, das haben andere bereits geschrieben.

Mach Dir keine Sorgen, Blugelkitz!
Grüße von der Mordseeküste
Pit

P.S.:
Hier in Wilhelmshaven gibt es eine kleine Gruppe hartgesottener Schwimmer, die trifft sich jeden Sonntag (auch jetzt im Winter) am Jadebusen, um dort zu badejusen.

… ohne Made.

Schade.

die Franzi