Ursache von masochismus in der sexualitÄt

Hallo !
wer von euch kann mir sagen, wo der ursprung oder die ursache liegt, wenn männer sich einer domina unterwerfen und nach bestrafung und schmerzen süchtig sind.
ist es veranlagung, erziehungsfehler etc.???
einen fall kenne ich, dieser mann wurde immer -noch bis heute-er ist mittlerweile 30, von seiner mutter beherrscht, er hatte noch nie sexuellen kontakt zu einer frau und sehnt sich nach bestrafung und herrschaft um seine sexuelle erregung zu steigern.
was ist es ,daß man schmerz empfinden muss um erregt zu sein oder diese zu steigern???
was läuft da anders???
gibt es fachliteratur bzw. therapeutische literatur ???
möchte mich in dieser richtung weiterbilden bzw. verstehen können !
danke für eure info
ildi

BDSM
Hi ildi

das ist „ein weites Feld“, das du da ansprichst. Aber zunächst wären ein paar Mißverständnisse aufzuhellen, die sich in deinem Posting verstecken:

wenn männer sich einer domina unterwerfen

  1. Nicht nur Männer unterwerfen sich einer Domina, sondern auch Frauen unterwerfen sich einem Dominus und ebenso gibt es Männer und Frauen, die soetwas in gleichgeschlechtlichen Beziehungen praktizieren

und nach bestrafung und schmerzen süchtig sind.

  1. Es geht dabei nicht nur um das passive Unterworfenwerden und/oder Schmerz Erleiden, sondern auch um das aktive Unterwerfen und/oder Schmerzen zufügen. Für das eine stehen die Begriffe „Submission“ und „Masochismus“ zur Verfügung (mit den Kurzformen „sub“, „bottom“, „maso“), für das andere „Domination“ und „Sadismus“ (mit den Kurzformen „dom“, „top“, „sado“).

Da in der Regel auch Fesselungspraktiken („bondage“) dazugehören, kürzt man das ganze mit BDSM ab.

  1. Es muß nicht gleich Sucht sein, aber jedenfalls geht es um Lust bzw. Lustgewinn. Wenn solche Praktiken Ausschließlichkeitscharakter haben, wenn also sexuelle Erregung ausschließlich auf diesem Wege gewonnen werden kann, dann handelt es sich - zumindest nach heutiger Auffassung der Psychotherapie - um ein psychopathologisches Phänomen, das auch therapiert werden kann. Aber ansonsten handelt es sich bei BDSM - wie auch bei (manchen!) Formen des sog. Fetischismus - um eine Erweiterung des sexuellen Verhaltens.

Das Entscheidende dabei ist, ob jemand seine BDSM-Interessen (und das dazugehörige Verhalten dem Partner gegenüber) unterscheiden und abgrenzen kann gegen sein sonstiges soziales Verhalten anderen Menschen gegenüber. Menschen mit submissiven Neigungen haben häufig im „realen“ Leben hervorragende Führungsqualitäten, ein Mensch mit dominanten Neigungen im Sexualverhalten kann dagegen im realen sozialen Leben alles andere als eine dominante Persönlichkeit haben.

Es stellen sich nun zu diesen Formen des sexuellen Verhaltens manche Fragen:

  1. wieso mit solchen Praktiken gerade sexueller Lustgewinn verbunden ist
  2. wie sich solche Interessen aus der individuellen Lebensgeschichte entwickeln
  3. wie man psychologisch bzw. therapeutisch relevante Verhaltensweisen unterscheiden kann gegen eine schlichte Erweiterung des Spektrum sexuellen Erlebens.

Daß Sadismus und Domination mit sexuellem Lustgewinn verbunden sind, ist seltsamerweise den meisten eher verständlich, als das umgekehrte, daß aus dem passiven Unterworfenwerden und Gedemütigtwerden und aus dem Schmerz Erleiden (vor allem sexueller) Lustgewinn zu ziehen ist.

Daß bondage und Schmerzen unter bestimmten Umständen euphorisierend wirken können, das weiß man (z.B. durch Schmerz werden Endorphine im Gehirn produziert). Aber damit ist noch lange nicht erklärt, wieso dadurch sexuelle Erregung produziert werden kann.

Der sexuelle Lustgewinn am Kontrollverlust - wie bei Bondagepraktiken und Blockierung der Sinneswahrnehmung (sense deprivation) - und Verlust der Verfügung über seine Handlungen, an der völligen Aufgabe der Rolle der sozialen Persönlichkeit durch Demütigungen, Scham, peinliche Situationen … das ist psychologisch weitgehend noch unverstanden. Und ich bezweifle, ob es allein aus der jeweiligen Geschichte der individuellen Sexualorganisation und der Persönlichkeitsentwicklung verstanden werden kann.
Hierzu:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Zweifellos deutet die Verhaltensweise der von dir beschriebenen Person auf eine Störung der Sexual- und Persölichkeitsentwicklung hin. Das dürfte durchaus eine psychotherapeutische Aufarbeitung nützlich sein, denn dieser Mann dürfte ja eine erhebliche Beschränkung in seinem sexuellen Umgang und Erleben erfahren.

Aber generell bedeutet „BDSM“ das Gegenteil: Nämlich eine erhebliche Erweiterung des sexuellen Erlebens gegenüber den in der Öffentlichkeit eher akzeptierten „normalen“ Praktiken (die von BDSM-Fans manchmal etwas geringschätzig als „Vanilla“ oder „Blümchensex“ bezeichnet werden). Es heißt auch: „BDSM hält, was Vanilla nur verspricht“.

Zusammengefaßt:

  1. Wieso mit BDSM gerade sexueller Lustgewinn verbunden ist, ist eine Frage, mit der möglicherweise psychologische Theorien der Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung überfordert sind und die in eine allgemeinere Anthropologie gehört.

  2. BDSM ist generell eine Erweiterung des Sexualverhaltens - mit der Besonderheit, daß die sozialen Regeln des zwischenmenschlichen Umgangs zeitweilig - und grundsätzlich immer per gegenseitiger Vereinbarung und Zustimmung - außer Kraft gesetzt sind.

  3. Wo diese Bedingung des gegenseitigen Zustimmung und Vereinbarung nicht eingehalten wird oder das Verhalten Ausschließlichkeitscharakter zeigt, also zwanghaft ist, dann dürfte es psychotherapeutisch relevant sein. Diese Form von Verhalten läßt sich durchaus aus der individuellen Sexualorganisation und Persönlichkeitsentwicklung erklären - und meist auch erfolgreich therapieren.

Ich hoffe, daß dir das fürs erste Antwort genug ist?

Gruß

Metapher

frustrationstoleranz und gratifikationsaufschub
hi,

loyalitätskredit und rückzug sind gelernte
verhaltensnormen, die nicht unbedingt lust
steigern, aber überleben sichern.

auch unterwerfungsstrategien sind erlernbar.

vielleicht ist es das interesse am erlernen
ihrer körpersprache, was die domina als
sympathie bei ihrem gegenüber fehldeutet.

gruß

Hi!

Bisher ist es nicht gelungen, ein überzeugendes Modell zur Entstehung des Masochismus zu formulieren. Masochismus gilt, wenn er in ausschließlicher Form auftritt, als Störung der Ausgestaltung der Sexualität. Erklärungsansätze basieren u.a. auf Vermutungen über hormonelle Dysfunktionen und Lernprozesse i.w.S.

Über den Krankheitswert solcher Sexualpraktiken läßt sich streiten. Im allgemeinen wird von einer Störung gesprochen, wenn der / die Betroffene Leidensdruck verspürt oder anderen schaden könnte. Eine Stigmatisierung von Personen, die masochistisches Verhalten zeigen oder sich dazu bekennen, ist nicht hilfreich.

Allerdings sollten die Zweifel über den Krankheitswert nicht dazu führen, daß Nichtmasochisten meinen, sie müßten nun unbedingt alles ausprobieren, wozu sie eigentlich keine Lust haben, weil sie keinen „erweiterten“ Sexualpraktiken nachgehen und ihr Sexualleben daher defizitär / unvollkommen sei. Solche Behauptungen sind grober Unfug und rühren nachweislich (-> Sozialpsychologie) aus den Konfliktprozessen zwischen Mehrheit und Minderheit.

Gruß,

Oliver Walter

kein Wunder
Hallo Metapher

Der sexuelle Lustgewinn am Kontrollverlust … das ist psychologisch weitgehend noch unverstanden.

Ist ja auch kein Wunder. Die Psychotherapie kommt ja gewöhnlich auch nur mit den wirklich pathologischen Phänomenen in Kontakt. Der Hintergrund des slogans „… hält, was Vanilla verspricht“, an dem durchaus etwas Wahres ist, entzieht sich ja derjenigen psychologischen Erfahrung, die bdsm exklusiv am „Patienten“, also am Leidensdruck, studiert.

Und ich bezweifle, ob es allein aus der
jeweiligen Geschichte der individuellen Sexualorganisation und
der Persönlichkeitsentwicklung verstanden werden kann.

Daß das nicht geht, haben wir ja schon mal hier andiskutiert, you remember?
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv… … und ff.

Animaly

2 Like

wund
hallo

Der sexuelle Lustgewinn am Kontrollverlust … das ist psychologisch weitgehend noch unverstanden.

huch, ich seh die psychologenhose förmlich vor mir.

Ist ja auch kein Wunder. Die Psychotherapie kommt ja
gewöhnlich auch nur mit den wirklich pathologischen Phänomenen
in Kontakt.

jein. wenn du pathologisches erwartest, wird auch harndrang zur zwangshandlung. und wenn dein gegenüber daran verdient, dass er dich pathologisiert, wird er dich anders begleiten, als wenn er dich von seinem pheromonhaushalt überzeugen will.

werben, bewerben und freien haben nichts, aber auch gar nichts mit dem miteinander im psychosektor zu tun, in dem das chronifizieren von handicaps einkommen sichert.

Der Hintergrund des slogans „… hält, was Vanilla
verspricht“, an dem durchaus etwas Wahres ist, entzieht sich
ja derjenigen psychologischen Erfahrung, die bdsm exklusiv am
„Patienten“, also am Leidensdruck, studiert.

„mach´s dir selber“ meint dementsprechend: du solltest dir wieder mal eine patience legen. godot ist überall.

Und ich bezweifle, ob es allein aus der
jeweiligen Geschichte der individuellen Sexualorganisation und
der Persönlichkeitsentwicklung verstanden werden kann.

die menschliche haut und ihre symbionten…
:smile:

Animaly

gruß

1 Like

Hi!

Hallo,

Über den Krankheitswert solcher Sexualpraktiken läßt sich
streiten. Im allgemeinen wird von einer Störung gesprochen,
wenn der / die Betroffene Leidensdruck verspürt

Was ist Leidensdruck? Die (Un)Möglichkeit, diese Neigung ausleben zu können?

oder anderen
schaden könnte. Eine Stigmatisierung von Personen, die
masochistisches Verhalten zeigen oder sich dazu bekennen, ist
nicht hilfreich.

aber im Prinzip sind sie doch hilfebedürftig?

Allerdings sollten die Zweifel über den Krankheitswert nicht
dazu führen, daß Nichtmasochisten meinen, sie müßten nun
unbedingt alles ausprobieren, wozu sie eigentlich keine Lust
haben, weil sie keinen „erweiterten“ Sexualpraktiken nachgehen
und ihr Sexualleben daher defizitär / unvollkommen sei. Solche
Behauptungen sind grober Unfug und rühren nachweislich (->
Sozialpsychologie) aus den Konfliktprozessen zwischen Mehrheit
und Minderheit.

Versteh ich richtig - wems gefällt, der soll damit glücklich werden; und wenn BDSM nicht im Kopfkino auftaucht, ist auch gut?

Ich möchte keinen mit diesem (zugegebenermassen etwas provokativ im Ton) Posting angreifen, setzte mich nur zur Zeit intensiver mit dem Thema auseinander.

mfG
Ijon_Tichy

Konfliktstrukturen
Hi Ijon_Tichy

ich hatte das Thema unten im Thread bereits genauer differenziert. Solche Mißverständnisse kommen eben heraus, wenn sich frischgebackene Fachleute in sensiblen Themen sachkundig gebärden.

Was ist Leidensdruck? Die (Un)Möglichkeit, diese Neigung ausleben zu können?

Das ist in den meisten Fällen, in denen der Therapeut diesen Neigungen begegnet, tatsächlich der Fall. Daher rührt das Mißverständnis, diese Neigung an sich sei etwas therapiebedürftiges. Therapiebedürftig ist aber - wie in dem Beispiel, von dem im Hauptposting die Rede war - eine ganz andere Problemstruktur, bei der die SM-Interessen nur eine Konsequenz bzw. Nebenerscheinung sind.

In Wirklichkeit handelt es sich aber in der Regel um Konfliktprobleme der Art, wie du sie andeutest: Schwierigkeiten, für diese Interessen geeignete (d.h. komplementäre) Partnerschaften zu finden, oder Interessenkonflikte mit einem vorhandenen Lebenspartner, der diese Interessen nicht teilt.

Auch finden sich manchmal moralische Probleme ein (z.B. „kann ich das dem Anderen gegenüber verantworten?“) - besonders bei Personen, die zu der angedeuteten „aktiven“ Seite neigen, weil - wie gesagt - die Verhaltensweisen den ethischen Normen des Sozialverhaltens (z.B. Respekt vor der Persönlichkeit des Anderen usw.) zu widersprechen scheinen (was aber gar nicht der Fall ist unter den von mir unten aufgezählten Randbedingungen).

Solche Konflikte zu bearbeiten gehört aber gar nicht in den Kompetenzbereich der Psychotherapie, da ein Therapeut darauf gar nicht spezifisch geschult ist.

Versteh ich richtig - wems gefällt, der soll damit glücklich
werden; und wenn BDSM nicht im Kopfkino auftaucht, ist auch
gut?

Das ist völlig richtig - war wohl aber in dem von dir beantworteten Posting kaum gemeint.

Ich möchte keinen mit diesem (zugegebenermassen etwas provokativ im Ton) Posting angreifen,

hast du doch gar nicht getan!?

setzte mich nur zur Zeit intensiver mit dem Thema auseinander.

dazu ist in diesem Brett durchaus die Möglichkeit gegeben …

Grüße

Metapher

2 Like

Hi Ijon_Tichy

Hallo metapher

ich hatte das Thema unten im Thread bereits genauer
differenziert. Solche Mißverständnisse kommen eben heraus,
wenn sich frischgebackene Fachleute in sensiblen Themen
sachkundig gebärden.

das möchte ich mir nicht anmaßen, sehe mich eher als (praktizierenden) Novizen, der aus Eigeninteresse das Thema hinterfragen will.

Was ist Leidensdruck? Die (Un)Möglichkeit, diese Neigung ausleben zu können?

Das ist in den meisten Fällen, in denen der Therapeut diesen
Neigungen begegnet, tatsächlich der Fall. Daher rührt das
Mißverständnis, diese Neigung an sich sei etwas
therapiebedürftiges. Therapiebedürftig ist aber - wie in dem
Beispiel, von dem im Hauptposting die Rede war - eine ganz
andere Problemstruktur, bei der die SM-Interessen nur eine
Konsequenz bzw. Nebenerscheinung sind.

in dem Fall, ja. Als Laie sehe ich da vor allem Minderwertigkeitskomplexe und kenn etwas ähnliches im weiteren Bekanntenkreis.

In Wirklichkeit handelt es sich aber in der Regel um
Konfliktprobleme der Art, wie du sie andeutest:
Schwierigkeiten, für diese Interessen geeignete (d.h.
komplementäre) Partnerschaften zu finden,

wobei daß eigentlich gar nicht mehr soo schwierig ist.

oder
Interessenkonflikte mit einem vorhandenen Lebenspartner, der
diese Interessen nicht teilt.

Auch finden sich manchmal moralische Probleme ein (z.B. „kann
ich das dem Anderen gegenüber verantworten?“) - besonders bei
Personen, die zu der angedeuteten „aktiven“ Seite neigen, weil

  • wie gesagt - die Verhaltensweisen den ethischen Normen des
    Sozialverhaltens (z.B. Respekt vor der Persönlichkeit des
    Anderen usw.) zu widersprechen scheinen (was aber gar
    nicht der Fall ist unter den von mir unten aufgezählten
    Randbedingungen).

Das ist der Punkt, der mich am meisten beschäftigt - den Widerspruch zwischen verinnerlichter Ethik und dem Zwang, an dieser Stelle die Grenze zu überschreiten. Außerdem ist da die Frage nach dem Lustgewinn aus der Gewalt an sich (nicht aus der Beherrschung des Partners - das kann ich nachvollziehen).

Solche Konflikte zu bearbeiten gehört aber gar nicht in den
Kompetenzbereich der Psychotherapie, da ein Therapeut darauf
gar nicht spezifisch geschult ist.

Es ist generell schwierig, in diesem Umfeld sich mit Konflikten auseinanderzusetzen - auf Seite der Psychologie/Psychotherapie finde ich wenig Interesse, sich mit der Praxis vorurteilslos auseinander zu setzen, andersherum (Schwerpunkt Suxualität/Erotik) kommt mir die Psyche, die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen zu kurz bzw. stoße ich relativ schnell auf Ablehnung.
Und in der Öffentlichkeit sehe ich BDSM immer noch als gleichgesetzt mit sexueller Gewalt (wobei es da zugegebenermaßen auch Berührungspunkte gibt). IMHO ist Soft-SM aber viel weiter verbreitet, als man glauben mag (man kanns leben, ohne darüber zu reflektieren).

Ich möchte keinen mit diesem (zugegebenermassen etwas provokativ im Ton) Posting angreifen,

hast du doch gar nicht getan!?

Ich wollte einfach nur meine Interpretation allgemein verständlich, ohne nur teilweise verstandene Fachbegriffe darstellen. Manchmal verstehen das Fachleute falsch :wink:

mfG
Ijon_Tichy

wenn sich frischgebackene Fachleute in sensiblen Themen
sachkundig gebärden.

das möchte ich mir nicht anmaßen, sehe mich eher als (praktizierenden) Novizen

ein bedauerliches Mißverständnis: Mein Satz bezog sich nicht auf dich, sondern auf den Poster, dem du geantwortet hattest. Er hatte ja das Mißverständnis produziert.

… eine ganz andere Problemstruktur, bei der die SM-Interessen nur eine Konsequenz bzw. Nebenerscheinung sind.

in dem Fall, ja. Als Laie sehe ich da vor allem Minderwertigkeitskomplexe und kenn etwas ähnliches im weiteren Bekanntenkreis.

Sehe da keinen Zusammenhang, weiß allerdings nicht, welchen Beobachtungen du die Bezeichnung „Minderwertigkeitskomplex“ zuordnest.

Das ist der Punkt, der mich am meisten beschäftigt - den
Widerspruch zwischen verinnerlichter Ethik und dem Zwang, an
dieser Stelle die Grenze zu überschreiten.

Nanu? "Zwang? Wer zwingt wen?

Oder meinst du vielmehr die Notwendigkeit, bestimmte Grenzen zu überschreiten? Das stimmt: SM und alles das ist tatsächlich eine Sache von Grenzüberschreitungen. Das ist das Wesentliche dabei.

Außerdem ist da die Frage nach dem Lustgewinn aus der Gewalt an sich

SM hat nur im äußeren Anschein eine Assoziation an Gewalt.

Solche Konflikte zu bearbeiten gehört aber gar nicht in den
Kompetenzbereich der Psychotherapie, da ein Therapeut darauf
gar nicht spezifisch geschult ist.

Es ist generell schwierig, in diesem Umfeld sich mit Konflikten auseinanderzusetzen

Da gibt es durchaus Möglichkeiten … nur nicht unbedingt in erster Adresse bei der Psychotherapie.

  • auf Seite der
    Psychologie/Psychotherapie finde ich wenig Interesse, sich mit
    der Praxis vorurteilslos auseinander zu setzen

Das Problem ist mit bekannt und wird ja, wie du unten siehst, auch diskutiert.

andersherum (Schwerpunkt Sexualität/Erotik) kommt mir die Psyche, die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen zu kurz bzw. stoße ich relativ schnell auf Ablehnung.

Hier ist mir nicht ganz klar, in welchem Zusammenhang da eine Auseinandersetzung zu kurz kommt. Meinst das von dir persönlich? oder generell?

Und in der Öffentlichkeit sehe ich BDSM immer noch als
gleichgesetzt mit sexueller Gewalt

Das ist richtig. Die Präsentation in den Medien gibt leider nur selten ein zutreffendes Bild von dem weiten Spektrum, was alles unter „BDSM“ zusammengefaßt wird …

Gruß

Metapher

1 Like

MOD: Teilthread gelöscht!
Hallo,

die Entgleisungen weiter unten im Thread haben mich dazu bewogen, einen Teilthread zu löschen.

Thomas Miller (MOD)

OT: Konfliktsituation
noch etwas ontopic

in dem Fall, ja. Als Laie sehe ich da vor allem Minderwertigkeitskomplexe und kenn etwas ähnliches im weiteren Bekanntenkreis.

Sehe da keinen Zusammenhang, weiß allerdings nicht, welchen
Beobachtungen du die Bezeichnung „Minderwertigkeitskomplex“
zuordnest.

Ich kanns halt nicht so gut in Worte fassen …
Aus meinem Bekanntenkreis: eine Frau, eigentlich sehr selbstbewußt (gewesen) und beruflich nicht ohne Erfolg, wurde massiv gemobbt. Jetzt spielt sie wohl in der Szene ihr Selbstwertgefühl: Sub mit Leib und Seele.
Möglicherweise eine Inszenierung ihres Selbstmitleids?
Soll jetzt kein Urteil oder Erklärung sein, aber in der Richtung würde ich vermuten.
Ich weiß es aber nicht, der Kontakt ist abgerissen.

Ab jetzt komplett OT

Nanu? "Zwang? Wer zwingt wen?

Oder meinst du vielmehr die Notwendigkeit, bestimmte
Grenzen zu überschreiten? Das stimmt: SM und alles das ist
tatsächlich eine Sache von Grenzüberschreitungen. Das ist das
Wesentliche dabei.

andersherum (Schwerpunkt Sexualität/Erotik) kommt mir die Psyche, die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen zu kurz bzw. stoße ich relativ schnell auf Ablehnung.

Hier ist mir nicht ganz klar, in welchem Zusammenhang da eine
Auseinandersetzung zu kurz kommt. Meinst das von dir
persönlich? oder generell?

siehe: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

kurz und knapp: mein inneres Coming Out - seit ca. 2-3 Jahren (kann das jetzt nicht konkret an einzelnen Erlebnissen festmachen) sind (softe) BDSM-Spielarten in meiner Beziehung vorhanden. Seit kurzer Zeit (siehe Link) bin ich dazu gezwungen, mich damit bewußt auseinanderzusetzen - und finde im „Vanilla“-Umfeld wenig hilfreiches, hab aber noch ein Problem damit, auf den einschlägigen Seiten zu posten.

Im Moment bewegen mich drei Problemkreise:

  1. zu akzeptieren, das die Neigung zu dieser Spielart da ist - speziell vor dem Hintergrund der öffentlichen Darstellung und der anerzogenen Vorstellungen (oder hart ausgedrückt: akzeptieren, pervers zu sein :wink:
  2. das bereits angesprochene Problem mit Gewalt - der Zwang, sich mit dieser Grenze auseinanderzusetzen, ist in dem oben angeführten Posting beschrieben
  3. die Notwendigkeit, sich relativ „technisch“ damit beschäftigen zu müssen, rein aus Sicherheitsgründen und der Druck der Verantwortung. Ich sehe mich momentan als Switcher mit starker Neigung zum Top - kann mich aber auch als bottom fallenlassen.

Eigentlich habe ich ein Riesenglück: Meine Partnerin hat ebenfalls 'ne Neigung zu BDSM, auch noch komplementär, ist in der Lage, mit mir über Fantasien und Gefühle sehr offen zu sprechen -
Herz, was willst du mehr?

Trotzdem alles nicht so einfach … Grenzen zu überschreiten

mfG
Ijon_Tichy

Persönlichkeit und BDSM
Hi Ijon_Tichy

Sehe da keinen Zusammenhang, weiß allerdings nicht, welchen
Beobachtungen du die Bezeichnung „Minderwertigkeitskomplex“
zuordnest.

Ich kanns halt nicht so gut in Worte fassen …

Doch, hast du schon getan. Jetzt weiß ich worauf es sich bezieht.

Aus meinem Bekanntenkreis: eine Frau, eigentlich sehr selbstbewußt (gewesen) und beruflich nicht ohne Erfolg, wurde massiv gemobbt.

Selbstsicheres Auftreten (das ist ja meist mit dem irreführenden Wort „selbstbewußt“ gemeint) ist einerseits eine selbstverständliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere. Andererseits weiß man nie vom äußeren Erscheingsbild her, welches Maß an Sensibilität sich hinter der äußeren Selbstsicherheit verbirgt:

Es kann dahinter ein Betonklotz an Sensibilität stecken, ohne das geringste Einfühlungsvermögen und sogar eine Neigung zu abgründiger Aggressivität, die sich explosiv entladen kann, wenn ein Auslösereiz gegeben wird. Das hängt dann zusammen mit ganz tiefliegenden Ängsten und einem vollständigen Mangel an Selbstwertgefühl das nach Anerkennung von außen lechzt (das ist die „Energie“-Quelle). Hier ist das selbstsicher Auftreten dann sozusagen die schützende Maske, die eine oft grandiose soziale Karriere durchläuft.

Diese Persönlichkeit ist aber ebenso extrem gefährdet, denn sie kann bei gegebenen Auslösern (das kann auch Typus von Mobbing sein) völlig in sich zusammenbrechen: Eine blühende Eiche, die innerlich ausgehöhlt ist.

Aber: Das kann niemals ein Auslöser sein für SM-Aktivitäten, wenn diese Interessen nicht schon vorher vorhanden waren. Und - da mit solchen Aktivitäten immer eine Entscheidung zwischen zwei sich ausschließenden „Rollen“ nötig macht - welche der Rollen eingenommen wird, steht damit in keinerlei Zusammenhang. Die Neigung zur aktiven oder passiven Rolle ist aus dem sozialen Auftreten daher in keiner Weise erschließbar. Das hängt mit ganz anderen psychischen Faktoren zusammen.

Hinter einem selbstsicheren Auftreten kann aber auch eine ganz andere Persönlichkeit stecken, die von einem Höchstmaß an Sensibilität und Einfühlungsvermögen für andere stecken. Solche Personen brauchen in Regel nicht nach Anerkennung zu lechzen, die bekommen sie ganz von alleine und die ist für sie auch nicht im Vordergrund ihrer Bemühungen. Aber auch hier besteht eine große Gefahr für die innere Stabilität, wenn diese Sensibilität auf Betonklötze in der Umwelt stößt, oder wenn sie sogar - aus Neid vielleicht - Aggressive Reaktionen erfährt (auch das ist eine Mobbing-Strategie).

Aber auch in diesem Extrem von Persönlichkeit ist eine solche Katastrophe nicht der Auslöser für SM-Aktivitäten, wenn die Interessen nicht schon vorher existierten. Und auch hier steht die Rollenwahl damit nicht im Zusammenhang. Gerade weil die dominante Rolle mit einem Höchstmaß an Einfühlungsvermögen verbunden ist (oder eigentlich sein müßte - es gibt katastrophale Gegenbeispiele), die die passive, submissive Rolle nicht benötigt.

Jetzt spielt sie wohl in der Szene ihr Selbstwertgefühl: Sub mit Leib und Seele. Möglicherweise eine Inszenierung ihres Selbstmitleids?

Naja - es ist nicht ganz ausgeschlossen, denn ein „Spiel“ mit dem Selbstwertgefühl ist SM (und D/s) immer, auch wenn das nicht immer der Hauptanteil dabei ist. Und ein Höchstmaß an (positiver und negativer) Aufmerksamkeitszuwendung hat die submissive Rolle ja jedenfalls.

Was aber solche Personen im Einzelnen innerlich bewegt, kann man von außen nicht beobachten, nicht beurteilen und erst recht nicht bewerten. Um das zu erfahren, wären andere Wege nötig.

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Ok - das hatte ich gelesen und jetzt weiß ich, worum es dir geht.
Auch das Problem mit dem Lustgewinn aus der Sado-Rolle ist jetzt deutlich.

Da aber aus deinem zitierten Posting hervorgeht, daß da auch noch die Auseinandersetzung mit einer dritten Person ein Problem-Faktor ist, sehe ich in einem öffentlichen Austausch darüber keinen Sinn: Zuviele Inhalte müßten kaschiert werden, um deine und eure Intimität zu bewahren.

Ich habe dir daher eine Mail geschickt …

Eigentlich habe ich ein Riesenglück: Meine Partnerin hat
ebenfalls 'ne Neigung zu BDSM, auch noch komplementär, ist in
der Lage, mit mir über Fantasien und Gefühle sehr offen zu
sprechen -
Herz, was willst du mehr?

Eben - und das ist eine Voraussetzung, um die euch manche Paare beneiden würden. Und eine Voraussetzung, die für eine Problemlösung gute Aussichten verspricht.

Trotzdem alles nicht so einfach … Grenzen zu überschreiten

Grenzüberschreitungen sind eine Kunst, ja :smile:

Bis dann …

Grüße

Metapher

4 Like

Hallo !

Hi,

wer von euch kann mir sagen, wo der ursprung oder die ursache
liegt, wenn männer sich einer domina unterwerfen

angenommen es gibt eine „richtige“ Antwort auf die Frage, was dann?

Gruß

ildi

Voy

noch etwas ontopic

Aus meinem Bekanntenkreis: eine Frau, eigentlich sehr
selbstbewußt (gewesen) und beruflich nicht ohne Erfolg, wurde
massiv gemobbt. Jetzt spielt sie wohl in der Szene ihr
Selbstwertgefühl: Sub mit Leib und Seele.
Möglicherweise eine Inszenierung ihres Selbstmitleids?
Soll jetzt kein Urteil oder Erklärung sein, aber in der
Richtung würde ich vermuten.
Ich weiß es aber nicht, der Kontakt ist abgerissen.

hi IT :smile:

Mobbing kann niemals einen so sensiblen Bereich wie SM herbeiführen… und diese Selbstbewusste Frau von der Du da sprichst… ist ganz bestimmt nicht durch Mobbing zur SM gelangt… auch wenn sie zu jenen Menschen gehört die Ihre vorgespielte Oberflächliche Lust dazu benutzten sich einen Freiraum gegenüber gefühlen zu bewahren…und wir beide wissen denke ich von was hier die Rede ist…sie gehört zu jenen Menschen ( und das spricht nur für sie ) wo eine Therapie umumgänglich wäre weil sie sich selber für nicht exestierend hält und sich am Ende fühlt… genau dieses Gefühl ist es bei ihr was sie in ihren session mit SM Partner erleben will… nähmlich sich als Dreck zu fühlen… ich rede davon… wenn du ganz unten bist… dich noch tiefer hinabgezogen zu fühlen… und das birgt die Gefahr sich darin zu verlieren…und am Ende auch an solche Partner zu gelangen… aber bedenke Ijon… dies gilt nur für einen bruchteil von Menschen aus dieser Szene… und Psyologen könnten garnicht so viel Wissen sich anschaffen um jeden einzelnen Fall genaustens der Ursachen unter die Lupe zu nehmen… um am Ende ein geeignetes Maas zu finden…um die Problematik zu erörtern… und den Psychologen unter Euch mal lieb gesagt…es wäre schön wen man sich dabei nicht auf Statistiken beziehen würde und sich auf diesen Bereich mal spezialisiert… und vor allem solchen menschen auch mal genauer zuhört…

tara ( ist passiv und aktiver Part)

hi metapher…

Sei ca. 1 1/2 Jahren setzte ich mich mit diesem Gebiet auseinander und unterhalte mich mit Aktiven und auch Passiven Partnern…quasi ich höre ihnen zu… ( ich denke um mir selber erklären zu können warum ich so empfinde … tara ist aktiver und passiver part) und finde die Beweggründe und auch Wege dahin sind so unterschiedlich das man das niemals in einer Therapie behandeln könnte… was man ja auch nicht muss… denke ich solange niemand wirklich in Gefahr gebracht wird.

Hinter einem selbstsicheren Auftreten kann aber auch eine ganz
andere Persönlichkeit stecken, die von einem Höchstmaß an
Sensibilität und Einfühlungsvermögen für andere stecken.
Solche Personen brauchen in Regel nicht nach Anerkennung zu
lechzen, die bekommen sie ganz von alleine und die ist für sie
auch nicht im Vordergrund ihrer Bemühungen. Aber auch hier
besteht eine große Gefahr für die innere Stabilität, wenn
diese Sensibilität auf Betonklötze in der Umwelt stößt, oder
wenn sie sogar - aus Neid vielleicht - Aggressive Reaktionen
erfährt (auch das ist eine Mobbing-Strategie).

kann ich mir gut vorstellen das es ein Grund dafür ausmachen kann. Schau Dich mal um viel oberflächiges… niemand hat wirklich noch interesse an seinem gegenüber…*leider das ist auch der grund warum man eben ( ich zähle mich dazu) ein gewissen maas an falscher Selbstdarstellung vorgaugelt… ausserdem hält es so gewisse Menschen auch von einem fern. :smile:

Aber auch in diesem Extrem von Persönlichkeit ist eine solche
Katastrophe nicht der Auslöser für SM-Aktivitäten, wenn
die Interessen nicht schon vorher existierten. Und auch hier
steht die Rollenwahl damit nicht im Zusammenhang. Gerade weil
die dominante Rolle mit einem Höchstmaß an Einfühlungsvermögen
verbunden ist (oder eigentlich sein müßte - es gibt
katastrophale Gegenbeispiele), die die passive, submissive
Rolle nicht benötigt.

eben… ich habe ja einen kleinen einblick aus beiden Rollen gewonnen…und denke das eine Neigung dahin in welcher Form auch immer in jedem von uns steckt… ob sie einges Tages zum vorschein kommt hängt wohl mit ganz vielen verschiedenen Faktoren zusammen( Erziehung, Gefühlen, Erfahrungen, Interessen und auch vor allem dem akzeptieren seines ichs… ( wobei ich da eher an das eigene Ego denke)

Naja - es ist nicht ganz ausgeschlossen, denn ein „Spiel“ mit
dem Selbstwertgefühl ist SM (und D/s) immer, auch wenn das
nicht immer der Hauptanteil dabei ist. Und ein Höchstmaß an
(positiver und negativer) Aufmerksamkeitszuwendung hat die
submissive Rolle ja jedenfalls.

metapher was mir immer wieder auffällt ist das SM Partner die bewusst sich dem hingeben oder fixieren auf einen Partner oft ziehmlich gebildete menschen sind… und vor allem eines besitzten ( den sado bereich schliesse ich dabei aus sardisten tun dies aus einem anderem grund) die gabe zu fühlen… sie reagieren auf die sensibilität der Partner (SM) und respektieren ihr Dasein in welcher Form auch immer vielleicht ist es das warum es immer mehr werden die sich zu dieser Szene offenbaren… na, ja aber das ist wieder eine andere Geschichte

Was aber solche Personen im Einzelnen innerlich bewegt, kann
man von außen nicht beobachten, nicht beurteilen und erst
recht nicht bewerten. Um das zu erfahren, wären andere Wege
nötig.

ich glaube das man das hin und wieder ob nun als sub oder dom selber nicht weiss… und oftmals wohl auch nicht wissen mag…

Sado… metapher. mal ehrlich setzt das Sado… voraus… vielleicht bei einigen. Also ich kenne einige denen eher daran gelegen ist als aktiver Part zu sehen was man in der gefühlswelt bei anderen passiven partnern bewegt… ist das eine form von maso oder sado?..würde mich mal interessieren ich habs übrigends nicht so mit den ganzen begriffen… und im klartext sind mir eigendlich auch egal.

Eigentlich habe ich ein Riesenglück: Meine Partnerin hat
ebenfalls 'ne Neigung zu BDSM, auch noch komplementär, ist in
der Lage, mit mir über Fantasien und Gefühle sehr offen zu
sprechen -
Herz, was willst du mehr?

Eben - und das ist eine Voraussetzung, um die euch manche
Paare beneiden würden. Und eine Voraussetzung, die für eine
Problemlösung gute Aussichten verspricht.