Viele Mängel nach Hauskauf

… und zuvor im Verlauf mehr als eines Jahrzehnts schrieb ich hier immer wieder Beiträge wie diesen: /t/fertighaus-bj-1971-kaufen-firma-scandex/6906150/7

Hallo!

haben vor 6 Wo. 1 EFH, Bj. 1936 gekauft und müssen nun schon
einiges bemängeln.

Wieso „schon“? Den Zustand eines Hauses muss man vor dem Kauf feststellen. Hinterher ist es zu spät. Natürlich ist es mit Kosten verbunden, vor dem Kauf einen Architekten/Gutachter zu beauftragen, aber diese Kosten sind vernachlässigbar gering im Vergleich mit dem Risiko, das Laien beim Kauf eines Hauses als Wundertüte eingehen. Mit gutachterlichem Sachverstand im Rücken hättest du das Haus womöglich gar nicht gekauft oder zu einem viel niedrigeren Preis.

Jetzt schreibe ich aber nicht aus Häme, sondern um dir nahe zu legen, weiteren Schaden zu vermeiden. Weiterer Schaden könnte nämlich eintreten, wenn du jetzt an einen Rechtsanwalt gerätst, der Hoffnungen weckt, jetzt noch etwas zu retten, statt Klartext zu reden und dich über die eher mäßigen Chancen aufzuklären.

Wer behauptet, muss beweisen. Hier müsste Arglist des Verkäufers bewiesen werden, wobei man ohne weiteres erkennbare Mängel gar nicht erst aufzuführen braucht, denn ein Mindestmaß an Sorgfalt muss man auch vom Laien erwarten. So wird man bei einem Haus mit dem Baujahr 1936 unterstellen dürfen, dass jedermann weiß, kein Bauwerk mit einwandfreier Substanz vorzufinden. So hat man davon auszugehen, dass Baustoffe verwendet wurden, die früher zulässig waren - welche denn wohl sonst? Bleileitungen und - oh Schreck - ein paar Fliesen, fallen dabei unter kaum erwähnenswerten Kleinkram. Asbesthaltige Werkstoffe sind auch kein Grund zum Meckern. Die waren nämlich zulässig und sind es bei Bestandsbauten bis heute. Nur wird das Zeug nicht mehr neu verbaut und bei der Entsorgung hat man sich an gewisse Regeln zu halten.

Kurz: Ich glaube nicht, dass man hier mit Advokaten viel reißen kann, sondern nur weitere Kosten produzieren wird. Du kannst beliebige Rechtsanwälte durch die Hütte schicken, vielleicht ist ja ein versierter Heimwerker darunter, der Lust hat, Hand anzulegen. Ansonsten sind Juristen nicht die Leute, die du jetzt wirklich brauchst.

Auch denkbar: Du bist gar nicht so weltfremd, aber inzwischen stellen sich Finanzierungsprobleme und du hoffst, mit juristischen Zügen aus der Nummer heraus zu kommen. Falls es sich so verhält, solltest du um die Aussichtslosigkeit wissen. Für kurze Zeit lässt sich so vielleicht die Bank hinhalten, aber die ziehen sich die Hosen auch nicht mit der Kreifzange an und dann wird es durch Vertrauensverlust unangenehm.

Statt (vermutlich knappes) Geld zum Rechtsanwalt zu tragen - das Geld wäre nebst Zeit und Nerven einfach nur weg - solltest du jetzt endlich einen Architekten betrauen. Andernfalls wirst du Geld durch unsachgemäße (bereits unsachgemäß ausgeschriebene) Bauarbeiten verlieren.

Noch einmal zum Thema finanzierende Bank: Ein altes Haus kann ein Faß ohne Boden sein. Wer auf Teufel komm raus den 4stelligen Betrag für den Architekten sparen will, verschätzt sich bei den Kosten leicht 6stellig und wird dann noch von Handwerkern in Qualität und Preis über den Tisch gezogen. Deshalb: Beauftrage einen Architekten, lasse alle fälligen Maßnahmen kalkulieren, gehe mit diesen Zahlen zur Bank und spiele mit offenen Karten.

Gruß
Wolfgang