Waren aus Amerika nach Deutschland importieren

Liebe Experten, es gibt bestimmt schon zahlreiche Artikel zu dem Thema, habe mir auch ein paar durchgelesen, aber es war leider nichts passendes dabei.

Ich möchte mit einer Freundin zusammen aus einem amerikanischen Online-Shop Kleidung im Wert von 700$ bestellen. Dabei würden wir uns umgerechnet (ohne Versand etc.) insgesamt 350€ sparen + die Kleidung, die wir bestellen möchten, gibt es in Deutschland nicht.

So jetzt kommt natürlich Versand dazu, das ist mir klar.
Aber wie sieht es mit Zoll, Steuern, Einführungsgebühren aus? Wie kann man diese kalkulieren?

Es wäre super, wenn mir jemand eine hilfreiche und schlüssige Antwort geben könnte!

Vielen Dank schonmal & liebe Grüße!

Hi!

Die Waren werden zuerst einmal mit 19 % Einfuhrumsatzsteuer belegt. Dazu kommen noch mal der Zoll, welcher sich nach dem Ursprungsland orientiert. Hierbei musst du aufpassen, denn wenn die Ware zwar aus den USA kommt, aber in China gefertigt worden ist, darfst du den Zoll für den Import aus China bezahlen. Dieser ist aufgrund von Schutzzöllen zumeist sehr hoch (ca. 28 %). Den genauen Satz erfährst du beim Zoll.

Gruß
Falke

Hi,

FAQ mit Grundwissen gibt es hier: /t/faq-fragen-zum-zoll-und-zu-importen/4359656

So jetzt kommt natürlich Versand dazu, das ist mir klar.
Aber wie sieht es mit Zoll, Steuern, Einführungsgebühren aus?
Wie kann man diese kalkulieren?

„Bekleidung“ gibt es beim Zoll nicht, es muss für jedes Kleidungsstück einzeln aufgeschlüsselt werden, und zwar gilt es hier http://ec.europa.eu/taxation_customs/dds/cgi-bin/tar… die jeweiligen Warentarifnummern zu ermitteln, um dann an den Zollsatz zu kommen.
Wie der Vorposter schon richtig schrieb muss Ware, die ich China produziert wurde, auch mit dem chinesischen Zollsatz berechnet werden weil es immer nach dem Ursprung der Ware geht - nicht danach, woher das Paket kommt.
Wenn man also die Warentarifnummer gefunden und das Ursprungsland korrekt angegeben hat kommt man an den Zollsatz und sieht zugleich ob die Ware einfuhrfähig ist, oder ob es Auflagen gibt. Diese könnten beispielsweise sein dass Ursprungszeugnisse (im Original) vorliegen müssen… Oder es kann sein dass Ware von Produzenten, bei denen Kinderarbeit stattfindet, vom Import ausgeschlossen sind etc.

Privatpersonen brauchen, auch wenn der Elektronische Zolltarif es fordert, normalerweise keine Ursprungszeugnisse wenn der Warenwert unter 1000 EUR bleibt, allerdings ist die Grenze zwischen privatem und gewerblichem Import nicht allein wer die Ware bestellt, sondern auch ungewöhnlich umfangreiche Bestellungen (z. B. 20 Hosen…) erwecken beim Zoll den Verdacht einer gewerblichen Einfuhr, auch dann wenn der Besteller vom Namen her eine natürliche Person ist.

In der Regel liegt der Zoll für Bekleidung bei 12%.

Der jeweilige Zollsatz wird nun aber nicht nur auf die Warenwerte gerechnet, sondern auch ein Teil der Versandkosten muss verzollt werden, und zwar deswegen weil ein Teil der Transportleistung außerhalb der EU stattfand und deswegen zollpflichtig ist. Aus den USA werden, je nach Abgangsort, 70-82% der Transportkosten mit verzollt. Dabei werden die Versandkosten zum gleichen Zollsatz verzollt wie die Ware mit dem höchsten Zollsatz.

Obendrauf kommt nun noch die Mehrwertsteuer. Die heißt beim Import Einfuhrumsatzsteuer und beträgt 19%. Diese 19 müssen „auf alles“ gerechnet werden, also Warenwert, volle Transportkosten UND obendrein auch den Zollbetrag, man zahlt also auch nochmal Steuern auf den Zoll, den man berappen muss.

Zollbetrag und EUST-Betrag zusammen ergeben die Gesamtgebühren.

Normalerweise führt der einführende Paketdienst die Verzollung durch, braucht dazu aber deine Erlaubnis, denn du wirst auch die Einfuhrabgaben zahlen - und um die zu bekommen wird sich der Paketdienst schriftlich bestätigen lassen dass er a) die Verzollung in deinem Auftrag durchführen darf und b) eine Kostenübernahmeerklärung für die Gebühren von dir einfordern.

Deswegen: Telefonnummer, untere der du erreichbar bist, vom Versandhaus auf die Rechnung schreiben lassen!

Ein paar Teile verzollen die meisten Paketdienste umsonst. Wenn da aber 50 verschiedene Sachen im Paket sind und der Zolldeklarant des Paketdienstes einen halben Tag braucht um das alles zu bearbeiten, alle Nummern zu suchen, zu rechnen usw., wird es nicht mehr kostenfrei sein - verständlicherweise. Dann wird der Paketdienst dir die Mühen und die Zeit der Verzollung in Rechnung stellen. Ab wievielen Teilen das passiert und wie teuer das wird - keine Ahnung, hängt vom Paketdienst ab.

Und bevor du fragst: nein, „Geschenk“ auf’s Paket schreiben nützt absolut gar nichts.

Unter dem Strich: wenn du dir dieses - auch finanzielle - Abenteuer antun willst - mach es. Wenn du weise sein willst: überleg’ nochmal ob du wirklich für 2 Leute und 700 USD in den USA bestellen willst. Auch vor dem Hintergrund dass der Dollarkurs zuletzt wieder extrem gestiegen ist, die Zeit der billigen Einkäufe in den USA ist erstmal vorbei.

Gruß,

MecFleih

Ah okay, vielen lieben Dank.
Das hat wohl wirklich alles keinen Sinn!
Jetzt ist mir aber noch eine alternativ Lösung eingefallen, zwar habe ich eine Bekannte in Amerika. Wenn die angenommen nur 2 Sachen (sonst wird das zu viel Aufwand) bestellt und dann mir zuschickt, wie sähe die Sache dann aus?