WARUM den Monatsbabschluss am 3. Werktag?

Servus,

hier

möchte ich gerne ein Fragezeichen dranmachen. Wie pasquino vollkommen richtig und wichtig unterstrichen hat, kann man unterjährig machen, was man will, und muss nicht grad alle Rückstellungen darauf abklopfen, ob sie vielleicht abzuzinsen seyen, um dann für alle zum Ergebnis Nein zu kommen. Christian C-Punkt hat zwar ebenfalls mit Recht daran erinnert, dass mit einer Prise mehr HGB auch im internationalen Zusammenhang einige Havarien seit der unverhofften Entdeckung des Vacuum Enronis wohl hätten vermieden werden können, aber es gibt eigentlich niemanden hier, der meint, es läge ein Nutzen darin, Monat für Monat einen HGB-Abschluss „mit allem und bissle scharf“ zusammenzuklopfen. Es gibt da schon das Rotalgesche Optimum zwischen maximaler Aussagekraft und kürzester Frist.

Es kann schon sein, dass der in der Tat ziemlich späte Termin „25. des Folgemonats“ lediglich einer guten arbeitswirtschaftlichen Organisation zu verdanken ist: Im gesamten Rechnungswesen ist das allermeiste, was ansteht, Tagesgeschäft, das vom Liegenlassen nicht nur nicht besser wird, sondern insgesamt über eine sehr kurze MHD verfügt. Sprich: Wenn man nicht ein paar Hanseln bezahlt, die in vier Wochen bloß vielleicht zehn Tage was zu tun haben, kann es - je nach Ausprägung des Geschäfts - leicht sein, dass auch wenn man mit einer „sauberen“ FiBu in den Abschluss reingeht, die eigentlichen Abschlussarbeiten schon deswegen Tage und Wochen benötigen, weil jeder Beteiligte neben dem Tagesgeschäft jeden Tag nur noch ein kleines Fitzelchen Zeit dafür hat.

Das muss aber nicht so sein - es ist genauso gut möglich, dass die Monatsabschlüsse deswegen so lange brauchen (zum 15. oder 20. kann man je nach Betriebs- und Unternehmensstruktur auch schon sehr hübsche Abschlüsse mit allen relevanten Bewertungen und Abgrenzungen machen), weil die Leute sich mehr oder weniger ausführlich mit Zeugs beschäftigen, das niemanden interessiert.

Wenn man das aber feststellen möchte, hat es keinen Wert, Argumente für einen früheren Termin anzuführen, sondern es führt zu mehr, wenn man die einzelnen Beteiligten fragt, was sie denn eigentlich tun, und wie lange sie dafür ungefähr brauchen. Es ist sicher nicht einfach, solche Fragen zu stellen, ohne damit wie der Refa-Mann dazustehen, der mit Stoppuhr und Peitsche die Produktion „analysiert“, aber es geht: Grundsätzlich ist jemand, der nach etwas gefragt wird, dem Fragenden gegenüber eher aufgeschlossen und wohlgesonnen, als jemand, dem etwas nach dem Motto „Marschier’ oder krepier’!“ angeschafft wird.

Kurzer Sinn: Es muss nicht so sein, aber mir deucht, die Beschd Bräggdiss wäre hier überhaupt noch zu finden, u.a. indem die Arbeiten zum Monatsabschluss mehr oder weniger heftig um alles abgespeckt werden, was im Verhältnis zum betriebenen Aufwand keine besonders relevanten Informationen liefert. Das kann man aber nur finden, wenn man von der gegebenen Situation ausgeht und nicht zuallererst mal alles viel einfacher (und dabei möglicherweise radikal schlecht) machen will.

Schöne Grüße

MM

1 Like

was meinst du mit relativ großer aufwand?
es ist doch egal, ob ich ist- und plandaten am 1. oder 25. erfasse.
es ist eine termin-organisatorische frage, mehr nicht.

auch das ist eine organisatorische frage. egal, ob ich am 1. oder 25. bilanziere, der zeitliche erfassungsraum von einem monat ist in beiden stets gleich. in keinem der beiden verfahren habe ich vor- oder nachteile, wenn ich regelmäßig bilanziere.

ich habe den eindruck, der widerstand gegen zeitnahes handeln ist ein rein psychologisches problem.
die angst vor wahrheit.
vor druck.
ein bequehmlichkeitsfaktor.
usw.

rationale argumente gegen zeitnahe durchführung eines ablaufs gibt es keine.

pasquino

Ja - wie gesagt, für den türkischen Änderungsschneider, dessen Überschussrechnung auf Knopfdruck „in Echtzeit“ zu erstellen ist, ist es völlig egal.

Übrigens: Der Abgleich von Ist- mit Plandaten hat ungefähr so viel mit einem Monatsabschluss zu tun wie ein Charolais-Bulle mit dem Taj Mahal.

Du hattest schon einiges ganz Wichtige zu dem Thema geäußert, aber jetzt habe ich wieder den Eindruck, dass Du keinerlei Vorstellung hast, was man in HGB-Land unter einem Abschluss versteht, und Dir auch nicht vorstellen kannst, weshalb es in HGB-Land noch nie einen Kaufmann gegeben hat, der pleite war und nichts davon wusste oder mindestens nichts davon wissen konnte (das ist das, was ich mit „Vacuum Enronis“ meine).

Wir HGB-Fossile mussten uns auch daran gewöhnen, dass es auf der Welt noch andere Bilanzen gibt als „unsere“. Umgekehrt wäre das, wie mir deucht, ebenfalls nicht ganz verkehrt.

Schöne Grüße

MM

1 Like