Warum's'zwischen 2 Wörtern und dann wieder nicht?

Hallo Sascha,
Fugenelemente (so wird diese Erscheinung genannt) sind ein sehr spannendes Phänomen der Sprache. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich tief in der Phonetik und den Silbenbaugesetzen verborgen. Den derzeitigen Stand der Forschung kenne ich nicht, aber ich vermute mal, daß dabei keine Regel herauskommen wird, mit der man einem Ausländer das Deutschlernen erleichtern könnte.

Wie Du schon aus dem Begriff Fugenelente heraushören kannst, gibt es mehr als nur das „s“. Deswegen fällt auch dieses Beispiel von Dir aus der Reihe:

Gitarrenspieler (hier sind beide Wörter sehr ähnlich

Gitarrenspieler hat zwar kein „s“, aber ein „n“ als Fugenelemt. ein drittes Fugenelement ist „(e)r“ wie z.B. in Rinderbraten.

Fugenelemente sehen zwar oft aus wie Plural- oder Genitiv-Endungen, sind aber keine Flexionselemente. Dafür gibt es zwei Gründe:

  1. Sie treten auch an Wörten auf, die ganz anders flektiert werden: Tagung hat keinen s-Genitiv und auch keinen s-Plural, trotzdem heißt es Tagung-s-band.

  2. Sie treten auch dort auf, wo die Flexion inhaltlich widersinnig ist. Ein Rind-er-braten wird aus nur einem Rind gemacht, ebenso der Schwein-e-braten. Umgekehrt fehlt das Fugenelemnt an einigen Stellen, an denen es inhaltlich Sinn machen würde - das hat schon Karl Valentin festgestellt: Der Semmelnödel heißt nicht Semmelnknödel, obwohl er aus mehreren Semmeln gemacht wird. :smile:

Ob ein Wort mit oder ohne Fugenelement gebildet wird (oder auch: mit welchem Fugenelement), unterliegt zudem regionalen Schwankungen. In einem österreichischen Buch fand ich Zugsleitstelle, in Deutschland heißt das Zugleitstelle. Der Schweinebraten ist in Bayern ein Schweins braten. Aus den Namen der Steuern wurde von Staats wegen jedes Fugenelement verbannt; trotzdem sprechen viele von Einkommenssteuer und Mehrwertssteuer, mit einem deutlich hörbaren s.

In einigen wenigen Fällen haben sich für Formen mit unterschiedlichen Fugenelementen unterschiedliche Bedeutung herauskristallisiert: der Kinderkopf ist kein Kindskopf. Das sind allerdings Einzelfälle, die nur bei diesen Wörtern auftreten und aus denen sich keine Wortbauregel ableiten lässt. Der Germanist spricht hier von einer „lexikalisierten“ Bedeutung, also einer Bedeutung, die über die Bedeutung der einzelnern Wortbestandteile hinaus geht und erst „gelernt“ werden muss. Das Fugenelement an sich trägt keine inhaltliche Bedeutung.

Gruß,
Max