Warum sind ADHS und 'borderline' die beliebtesten

Hi Malte,

… Symptome umfassen, die in Tendenzen bei mehr oder weniger jedem feststellbar sind, in der einen oder anderen Richtung und mehr oder weniger ausgeprägt.
… wenn bspw. noch Zeitgeist oder Veränderungen in der Gesellschaft entsprechendes begünstigen.

Scharf erkannt!
Und Politik, die üble Fehler machte.
Danke Dir, S:smile:nja

Erklärung
Hi Sonja

Sag mal, was biste denn nun eigentlich? Sind ja wüste
Wortspielereien.

Ist doch relativ einfach und klar:
Ich bin Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Was ist daran so schwierig?
Dieser Facharzt ist elativ jung, er wurde Anfang der 90er Jahre eingeführt und hieß zunächst „Facharzt für Psychotherapeutische Medizin“, bis (fast) alle merkten, wie doof dieses Wort „psychotherapeutische Medizin“ sich anhört und außerdem wollte sich unser Facharzt-Berufsverband von den anderen Psychotherapeuten etwas absetzen, indem wir darauf aufmerksam machen wollten, dass wir auch Spezialisten für psychosomatische Erkrankungen sind. Das sind die psychologischen Psychothreapeuten nämlich nicht und die Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie ach nicht so ganz.
Alles verstanden?
Gruß,
Branden
(reimt sich)

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@Branden: warum, da schließe ich mich ganz SusanneAntje und
miamei an.

Wunderbar, Jeanne, die beiden liegen mit ihren Antworten ganz auf meiner Linie.
Gruß,
Branden

Hi Branden,

danke für die Antwort!!!

Ich bin Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
… dass wir auch Spezialisten für psychosomatische Erkrankungen sind. Das sind die psychologischen Psychotherapeuten nämlich nicht und die Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie auch nicht so ganz.

Oh warte nur, soooo schnell verwirrst Du mich jetzt mal nicht :wink:
Also, Du behandelst neben der Arbeit als Psychotherapeut auch alle psychosomatischen Krankheitssymptome, was ein „normaler“ Psychologe nicht tut?

Was ist daran so schwierig? Dieser Facharzt ist relativ jung…

Kleiner Scherzkeks :wink:

Alles verstanden?

Ich arbeite verschärft daran :wink:

Und Du entscheidest, ob jemand ADS- oder Borderline-Patient ist?
Gruß S:smile:nja
(schade, reimt sich nicht)

Hi nochemal

Also, Du behandelst neben der Arbeit als Psychotherapeut auch
alle psychosomatischen Krankheitssymptome, was ein „normaler“
Psychologe nicht tut?

Ja, wenn du so willst. Aber das ist ja in meiner Arbeit gar kein Unterschied: Ob psychosomatisch erkrankt oder zum Teil somatisierte Depression, das sind ja oft nur graduelle Unterschiede.
Jedenfalls liegen sie alle bei mir 50 Minuten pro Sitzung auf der Couch.

Und Du entscheidest, ob jemand ADS- oder Borderline-Patient
ist?

Aber nur, wenn jemand direktemang in meiner Praxis aufschlägt - nicht per Ferndiagnose. :wink:
Gruß,
Branden

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Hi Judy

Ein
Borderliner darf ja auch nicht vom Partner verlassen werden,
nicht ohne dessen lebenslange Schuldgefühle jedenfalls…

Und der Partner kommt dann in die Therapie und man arbeitet mit diesen seinen Schuldgefühlen.
Der Trost dabei ist vielleicht: Dieser Partner wird schneller wieder gesund werden als der borderliner.
Gruß,
Branden

Stimmt… lieber ist das Kind Hochbegabt und kann drum nix als dass es dumm ist…

Fürhrt mich zu Frage woher der Zwang nach Schubladendenken eigentlich kommt… den letztendlich sind diese Eigendiagnosen auch das ja nur eine Kathegorisierung, ob falsch (meiner Meinung nach häufig) oder nicht (was es auch gibt).

und das soll ein Leihe nicht koennen

Natürlich nicht, weil sich der Laie das wissen nur geliehen hat :wink:

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Aber eine Multiple Persönlichkeit würde ich begrüssen… konnte immer den zur Arbeit schicken, der auch Lust dazu hat :smile:

Hi wieder mal,

Also, Du behandelst neben der Arbeit als Psychotherapeut auch
alle psychosomatischen Krankheitssymptome, was ein „normaler“
Psychologe nicht tut?

Ja, wenn du so willst. Aber das ist ja in meiner Arbeit gar
kein Unterschied: Ob psychosomatisch erkrankt oder zum Teil
somatisierte Depression, das sind ja oft nur graduelle
Unterschiede.

Hm, ich denke mir mal, dass psychosomatische Erkrankung auch durch entsprechende Medikamente behandelt werden können? Damit meine ich jetzt mal keine „Gute-Stimmungsmacher“.

Jedenfalls liegen sie alle bei mir 50 Minuten pro Sitzung auf
der Couch.

Klingt nach nem relaxten Job :wink:
War ein Scherz!

Und Du entscheidest, ob jemand ADS- oder Borderline-Patient
ist?

Aber nur, wenn jemand direktemang in meiner Praxis aufschlägt

  • nicht per Ferndiagnose. :wink:

Verstehe!
Und jetzt würde ich unglaublich gern verstehen, was Dich dann zu deiner Frage brachte:

Eigendiagnosen? Was meint ihr? Sind sie so schön farbig oder griffig oder entlasten sie uns oder eben sie uns einen Farbtupfer Identität?
Was sind eure Ideen dazu?

Keksen Dich da jetzt die Eigendiagnosen, die Du nicht bestätigen konntest? Keksen Dich die Auswirkungen? Kekst Dich, dass die Menschheit sich mit Begriffen einnebelt, von denen sie nicht wirklich eine Ahnung hat?

Ich würde es gerne verstehen,
viele Grüße, S:smile:nja

Hallo,
Naja, ich sehe halt einfach das positive.
Soweit ich mich noch erinnern kann (muss mal meine
Mutter fragen) bin ich aus den Kindergärten geflogen, weil
ich einfach nicht ruhig bei irgendwelchen Sachen mitgewirkt habe,
ich war immer unterwegs, bin rumgerannt etc.
Und in dem anderen Kindergarten war es normal, bzw die Erzieher haben
jeden Morgen erstmal mit Sport angefangen, so dass dieses
Problem mehr oder minder gelöst war.

Ob es jetzt sinnvoll ist alles medikamentös zu behandeln sein mal
dahingestellt, so wie ich es mitbekommenen habe liegt bei
Hyperaktivität ja ein hormonelle Störung vor, also der Dopaminspiegel (?) ist irgendwie zu niedrig. Wenn dies nicht der Fall ist,
so bewirkt die gängige Medikation doch das genaue Gegenteil,
oder?

Gruss

Hi

Hm, ich denke mir mal, dass psychosomatische Erkrankung auch
durch entsprechende Medikamente behandelt werden können?

Nein, eher nicht, denn man möchte ja der psychosomatischen Erkrankung eben auf ihren (psychogenen) Grund gehen und sie nicht nur vorübergehend mit einem Medikament ruhig stellen.

Kekst Dich,
dass die Menschheit sich mit Begriffen einnebelt, von denen
sie nicht wirklich eine Ahnung hat?

Ja, insbesondere die inflationär erscheinende Verwendung der Diagnosen ADHS und borderline haben mich wiegesagt genervt.
Aber „keksen“ gefällt mir.
Gruß,
Branden

1 Like

Hi,

die gibt es schon, z.B. das Restless-Legs-Syndrom.

ADHS und Borderline gehören aber definitiv nicht dazu.

Viele Grüße von einer Ex-Pharma-PR-lerin

Hallo,

ist es mit der Hochbegabung nicht wie mit dem Geld? Wer so viel drüber redet, hat sie bestimmt nicht.

Unbegabte Grüße von SusanneAntje

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Hiho,

danke Dir, das Du das so gut erklärt hast!
Lass Dich nicht keksen, Mode kommt und Mode geht.
:wink:

Wochenendgrüße, S:smile:nja

Hiho,

die beiden Möglichkeiten, die Du vorgegeben hast, überzeugen mich nicht, obgleich ich damit nicht sagen möchte, sie wären grundfalsch. Mit Sicherheit ist da auch etwas daran. Ich sehe aber andere Gründe für die ‚Beliebtheit‘ von Borderline und ADHS.

Zu Borderline = Erstmal besitzt dieser Begriff, trotz des Leides, welches er impliziert, einen gewissen Chic. Sein Klang unterscheidet sich ganz eindeutig von dem anderer Begriffe. Wären Diagnosen Modelabels, Borderline würde alle anderen in puncto Einprägsamkeit abhängen. Man kann ihn viel besser in Gespräche einbringen. Das ist jedoch bestimmt nicht die ganze Wahrheit.
Was Borderline zudem anfällig für Selbstdiagnosen macht, sind die handlungszentrierten Charakteristika, die in dem Kontext viel häufiger erwähnt werden als anderswo. Mit mehr oder weniger Phantasie kann man sich exzessivem Drogenkonsum und Selbstverletzung ohne Weiteres identifizieren. Sprich, wer auf dem Oktoberfest zu viel gesoffen hat, könnte dies als exzessiven Drogenkonsum auslegen. Vielleicht hat er auch irgendwann mal gekifft und wird dadurch in seiner Annahme noch bestätigt. Mit Selbstverletzung ist es das Gleiche in grün. Man kann unzählige Momente so auslegen, dass man sich selbst ins Knie schießt, wennglich dies an sich noch lange keinen Borderliner macht. Die Intensität ist dabei ausschlaggebend, und jemand, der im Grunde keinen Bezugsrahmen besitzt, kann da sehr schnell etwas missverstehen.

Zu ADHS = Diese Diagnose ist natürlich auch ein echtes Schmankerln, weil jedes Kind, das durch Bewegungsdrang auffällig wird, krank ist. Wahrscheinlich hat diese Diagnose mit unserer mit Perfektion und Norm übersättigten Gesellschaft zu tun. Die meisten Erwachsenen wünschen sich vernünftige und pflegeleichte Kinder, weil sie besser funktionieren. Deswegen sind Kinder mit einem ausgeprägteren Bewegungsdrang etc. pp. aber nicht gleich krank. Stattdessen sehe ich in den Erwachsenen, die solche Kinder kurzerhand in diese Kategorien einordnen, ein Defizit, kindliches Erleben einzuschätzen. Kurzum, das Problem bei ADHS sind m.E. definitiv nicht die Kinder.

Viele Grüße

Wir bewegen uns auf derselben Linie
Hi

die beiden Möglichkeiten, die Du vorgegeben hast, überzeugen
mich nicht, obgleich ich damit nicht sagen möchte, sie wären
grundfalsch. Mit Sicherheit ist da auch etwas daran. Ich sehe
aber andere Gründe für die ‚Beliebtheit‘ von Borderline und
ADHS.

Aber in deinen jetzt folgenden Argumenten bist du doch ganz auf meiner Linie - ich sprach von „farbig“ und „griffig“ und du von „chic“ - das geht doch wunderbar zusammen.

Zu Borderline = Erstmal besitzt dieser Begriff, trotz des
Leides, welches er impliziert, einen gewissen Chic. Sein Klang
unterscheidet sich ganz eindeutig von dem anderer Begriffe.
Wären Diagnosen Modelabels, Borderline würde alle anderen in
puncto Einprägsamkeit abhängen.

Das sehe ich ganz genauso. Ich kann keinen UNterschied in unsern beiden Sichtweisen entdecken.

Mit mehr oder
weniger Phantasie kann man sich exzessivem Drogenkonsum und
Selbstverletzung ohne Weiteres identifizieren.

Auch das bewegt sich auf meiner Argumentationslinie.

Sprich, wer auf
dem Oktoberfest zu viel gesoffen hat, könnte dies als
exzessiven Drogenkonsum auslegen. Vielleicht hat er auch
irgendwann mal gekifft und wird dadurch in seiner Annahme noch
bestätigt. Mit Selbstverletzung ist es das Gleiche in grün.
Man kann unzählige Momente so auslegen, dass man sich selbst
ins Knie schießt, wennglich dies an sich noch lange keinen
Borderliner macht.

Ganz genau.
Gruß,
Branden

Dann habe ich Deine Begriffswahl missverstanden.

Viele Grüße!

Eigendiagnosen? Was meint ihr? Sind sie so schön farbig oder
griffig oder entlasten sie uns oder eben sie uns einen
Farbtupfer Identität?
Was sind eure Ideen dazu?

Habs untere nicht gelesen aber würde spontan sagen sie entlasten uns und ermöglichen es uns, in der Opferrolle zu bleiben, denn die Schubladen sind groß und schließen gut.