Was erwartet ihr?

Hallo,

ich finde es ja immer interessant, wenn jemand aus einem anderen Land über dieses Land berichtet, weil derjenige natürlich näher dran ist und auch Dinge (und Stimmungen) mitbekommt, die man hier nie mitbekommt. Es ist demjenigen auch zugestanden, daß er sich über das oberflächliche Bild amüsiert, daß Außenstehende von diesem Land haben.

Erschreckend finde ich es dann aber wiederum, wenn derjenige von Dingen, die sich außerhalb des Landes abspielen, keinen blassen Dunst hat.

Nicht zuletzt ein stärkeres Gewicht Deutschlands und Japans
würde der UNO gut tun :smile:

Bush stand ja, im Gegensatz zu Obama, einem ständigen
deutschen Sitz im Weltsicherheitsrat sehr aufgeschlossen
gegenüber und hatte die amerikanische Stimme bei einer
eventuellen Abstimmung zugesagt.

Das zum Beispiel war mitnichten der Fall:
vor Bush:
1999: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/…
mit Bush:
2004: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,308…
2007: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/935/1…

Nur hatte Frankreich ja
dagegengehalten weil die gerne den Sitz wollten.

Dumm nur, daß Frankreich Gründungsmitglied der Vereinten Nationen und seitdem auch ständiges Mitglied im Sicherheitsrat ist.

Und Japan?
Hat überhaupt schon mal Japan gefragt ob die wollen? Meines
Wissens haben sie nämlich bisher nicht einmal gefragt.

2001: http://www.handelsblatt.com/archiv/japan-dringt-auf-…
2005: http://www.mofa.go.jp/policy/un/reform/pamph0503.pdf
2008: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_languag…

(Das Kyoto-Abkommen brauche ich ja nicht nochmal zu
erwähnen…aber dazu hast du ja ne andere Meinung^^)

Möglicherweise nur andere Zahlen. Der Energieverbrauch pro
Kopf ist in den USA viel stärker zurückgegangen als in Europa.

Was ja kein Wunder ist, weil er 2000 noch ungefähr doppelt so hoch war wie in Europa und gut fünfmal so hoch wie der weltweite Wert.

  • Mehr Reglementierungen auf den Finanzmärkten (auch in
    Absprache mit anderen Wirtschaftsnatonen. Der zügellose
    Kapitalismus (mit den fragwürdigen Derivaten und den
    Termingeschäften) wurde ja von den USA zuerst praktiziert und
    Europa musste (oft wider besseren Wissens) mitziehen um
    konkurrenzfähig zu bleiben

Also eigentlich ist die Franfurter Börsen AG eine der
aggressivsten Börsengesellschaften. Und da wurde nicht gegen
den Willen mitgezogen, den Hype haben alle mitgemacht. Gerade
in D gab es mit dem Neuen Markt noch ein paar ganz andere
Auswüchse.

Mal abgesehen davon, daß ich nicht verstehe, was Du mit „eine der aggressivsten Börsengesellschaften“ meinst (weil das einfach keinen Sinn ergibt), war der Neue Markt ein Versuch der Regulierung. Die Kursausschläge im Zusammenhang mit der .com-Blase waren in den USA deutlich stärker als in Deutschland, wie auch die Zahl betrügerischen Pleiten als auch die Quote der Pleiten insgesamt höher war.

Weiterhin sind die USA nicht umsonst Ausgangspunkt der Finanzkrise. In den letzten Jahrzehnten waren es immer die USA, die sich weigerten, eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte bzw. Finanzinstitute einzuführen. Ein Beispiel ist Basel II. Nachdem man alle Verhandlungsteilnehmer immer und immer wieder zu Zugeständnissen und Kompromissen genötigt hat, hat man die Regeln einfach mal gar nicht eingeführt. Nun wundert man sich, daß das Land die zweite große Bankenkrise innerhalb von gerade mal 20 Jahren erlebt.

Und das Daimler aus den USA wieder zurück nach D
will hat auch einen einfachen Grund.

Was erzählst Du da bloß? Daimler war nie weg aus Deutschland.

Nun, nachdem alle mitgemacht haben und die Sache schief ging,
hat Bush ja versucht, einen Stützplan in Bewegung zu setzen
und jetzt spricht ja Obama schon über einen. Aber ich habe
bisher nichts über eine Beteiligung der Europäer gehört,

Das spricht nicht für Dich.

und mit Esser und Ackermann
ja schon viel früher ihre CEO-Krisen hatten.

Da gab es keine CEO-Krise. Man hat sich am angelsächsischen Stil orientiert, Managern bis an die Grenze des Legalen die Taschen zu füllen.

Offiziell wurde behauptet, Saddam Hussein würde dne Terror
unterstützen. Dabei fiel immer wieder das Stichwort Al-Queida.
Aber wir wissen und wussten auch damals, dass es keinen
direkten Kontakt zwischen Hussein und bin Laden gab. Im
Gegenteil die waren ja eher in ihrem Fürhrungsanspruch Gegner.
Was es aber gab war eine finazielle und logistische
Unterstützung von Hamas. Denn gerade da kämpfte man gegen
Al-Queida um Einfluß.

Al Kaida kämpft gegen die Hamas um Einfluß? Ich hoffe, daß ich das nur falsch verstanden habe.

Dann natürlich, das große Thema Massenvernichtungsmittel. Also
A, B, und C-Waffen. A und B wurde nicht gefunden, C war
niemals ein Thema. Jeder wusste, dass Hussein C-Waffen hatte,
er hatte sie schließlich gegen die Kurden im eigenen Land
eingesetzt.

Öhm, das ist rd. 20 Jahre her. Nur weil das Zeug mal da war, heißt das nicht, daß es immer noch da ist oder zum Zeitpunkt des letzten Golfkrieges noch da war.

sieht. Aber es zeigte, was da eigentlich los war.
Sagen wir es ganz offen, von Reagan bis Bush wollte ein jeder
Saddam an den Hals. Bush sn dürfte nicht, weil die UNO damals
bei der Befreiung Kuwaits darauf bestand, den Job nicht zu
Ende zu führen. Die USA haben sich nach der UNO gerichtet, sie
haben keinen Alleingang unternommen, das Endergebnis waren
halt ein paar vergaste Kurden mehr und ein weitere
Sympathieverlust Saddams in den USA.

Hier wird es dann ganz abstrus: der letzte Gasangriff auf die Kurden war 1988, der Angriff auf Kuweit erfolgte 1990. Irgendwas paßt da also nicht ganz zusammen.

Den restlichen Unsinn lasse ich mal unkommentiert, weil mit meine Zeit dafür zu schade ist.

Was Du hier treibst, ist eine sehr beliebte Argumentationstechnik: Du räumst die Fehler ein, die sich nicht leugnen lassen, relativierst sie und stellst den verbliebenen Fehlerchen (vermeintliche) Fehler von anderen (vor allem natürlich der Europäer) gegenüber, so daß die USA auf einmal nur noch mit einer ein klein bißchen beschmuddelten Weste dastehen.

Tatsache ist, daß die USA unter Bush zwei sinnlose Kriege angezettelt haben, die UNO ignoriert und manipuliert haben (ich erinnere nur an die plötzlich Zahlung von ausstehenden Beiträgen im September 2001, als sich abzeichnete, daß man die UNO doch mal brauchen würde) wie es ihnen gerade paßte, maximalen außenpolitischen Schaden angerichtet und nicht zuletzt durch verfehlte Finanz- und Wirtschaftspolitik zusammen mit der laissez faire-Einstellung der Regulierungsbehörden die voraussichtlich größte Wirtschaftskrise in der Geschichte der Menschheit produziert haben.

Diese „Verdienste“ nun herunterspielen und gegen das Verhalten anderer Länder aufrechnen zu wollen, ist schon sehr frech.

Gruß
Christian