Was hältst du von Tauschringen?

Ja leider. Und oft auch nicht die Qualität.

Der Wert einer Leistung oder Ware ist von dem zu beurteilen, der das zahlen soll. Eine Flasche Wasser im Regen ist für den Käufer / Tauscher deutlich weniger wert als in der ausgedorrten Wüste.

Wenn der Preis verändert wird, etwa wegen Ausverkauf / Geschäftsaufgabe, ist die Ware dann weniger wert?

Kann sein, dann hilf doch mal nach.

Du hast von Tauschringen keine oder wenig Ahnung. Es soll gold- und geldarme Menschen geben, die das Wenige benötigen für Wohnen, Kleiden, Ernähren.

An zusätzliches Gold und Geld zu kommen, ist schwer bis unmöglich. Tauschringe bieten Gutschriften gegen Arbeitsleistung, mit denen man sich dann Sonderwünsche erfüllen kann.

Diese symbolischen „Taler“ haben phantasieviolle Namen: Tiden (im Bremen wegen Ebbe und Flut auf dem Konto), Talente …

Ich finde die Gegenargumente und das Unverständnis der Tauschring-Idee deshalb interessant, weil ich überlege, hier einen zu gründen. Da muss ich per Text (und Grafik) das Verständnis wecken.

Also hat sich dieser Faden von der gewünschten Insider-Diskussion (Tipps zur Organisation - wie machst du das?) zu einer Diskussion mit Bedenkenträgern gewandelt. Okay, kann ich auch gebrauchen.

Bedenkenträger kann ich nicht entdecken, sondern nur Leute, die Dir versuchen zu erklären, warum Tauschringe unter bestimmten Bedingungen für manche Personengruppen funktionieren und warum für ganz viele andere nicht.

Danke, dass du mir die Augen öffnest. Auf die Idee wäre ich nie gekommen :wink:

Habe mich in den 1990er Jahren gewundert, warum ein von mir gegründeter Tauschring nicht spontan 10.000 Mitglieder hatte. Jetzt weiß ich es.

Das dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass Dein Wunsch nach einer Insider-Diskussion nicht schon aus dem Betreff hervorgeht:
Die Formulierung „Was hältst du von Tauschringen“ erweckt den Anschein, dass es sich um eine allgemeine Umfrage zum Thema ‚Tauschringe‘ handelt; und da fühlen sich nun mal mehr (und auch andere) Leute angesprochen als z. B. von der Frage „Wie organisiert ihr euren Tauschring?“

Gruß
Kreszenz

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Hat dennoch Wert für mich. Die wichtigsten Bedenken kann ich aufgreifen in einem Flyer.

Welchen Vorteil haben diese davon, ihre Leistungen für andere in höchst komplizierten Transaktionen mit Gegenleistungen zu bewerten, anstatt diese Bewertung ganz einfach und blitzschnell mit Geld vorzunehmen und die gewonnene Zeit zum Generieren von Einkünften zu verwenden?

Wer nur über knappe Ressourcen verfügt, sollte umso mehr daran interessiert sein, wenig Zeit mit deren Bewertung zu Tauschzwecken zu vergeuden. Wenn man sich den Basar, wie viele gestopfte Löcher in den Socken ein reparierter Plattfuß am Fahrrad bei Klaus-Dieter wert ist und wie viele Löcher in den Socken Sven-Attila für eine Plattfußreparatur stopft, direkt spart, kann man viel mehr Plattfüße reparieren. Am Ende gar so viele, dass das fürs Leben reicht und man den Papa nicht in langwierigen Erläuterungen davon überzeugen muss, dass er seine monatlichen Überweisungen doch bitte fortsetzen möge, weil man grade das alleine nachhaltige und zukunftsfähige ökonomische System entwickelt und für sowas Vorgestriges wie Arbeit keine Zeit hat…

Schöne Grüße

MM

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Gratuliere für die Idee. Doch es fehlt die Anleitung, jederzeit zu Geld zu kommen. Zwei, drei Beispiele interessieren mich persönlich.

Nimm jede beliebige Leistung, die in einem Tauschring eine Gegenleistung wert ist.

Zwei habe ich schon genannt.

Wenn Du eine dritte haben magst: Drei Kilogramm Sauerteigbrot mit Anteilen von 5 Prozent Leinmehl (teilentölt) und 5 Prozent Dinkelkleie Backen.

Bei allen dreien wäre die transparente, einfache Bewertung in Geld enttäuschend, weil Leistungen wie Sockenstopfen, Fahrradplattenflicken und Brotbacken monetär bewertet so wenig wert sind, dass man, wenn man den Schleier der Weltenrettung wegzieht, urplötzlich als nackter Kaiser dasteht und sich eingestehen muss, dass man nicht in der Lage ist, für seinen Lebensunterhalt selber zu sorgen.

Dann hilft es aber nicht, wenn man hübschere Tauschmittel verwendet - die werden dadurch zwar hübscher, aber nicht mehr wert. Sondern es hilft nur, dass man zusieht, dass man seine Arbeitskraft, seine Kenntnisse und Fähigkeiten oder meinetwegen auch sein Vermögen besser verwertet. Im Fall der ersten drei Faktoren hilft Qualifizierung.

Moral: Un bon plombier vaut mieux qu’un ingénieur médiocre! - wie mein Freund Dany sich über die Berufspläne seines Sohnes Matthias geäußert hat, als dessen Mutter sich enttäuscht darüber zeigte, dass M. nicht studieren wollte.

Schöne Grüße

MM

Ach ja. Bist du das Orakel von Delphi, das kaum jemand versteht?

Okay: „Delphi galt lange Zeit sogar als Mittelpunkt der Welt, der symbolisch durch den Omphalos markiert wurde.“

Nein, ich pflege meine Metaphorik recht klar verständlich zu gestalten.

Alla bass uff, ich erklär Dir des emol:

„Schleier“ = etwas, was der Verschleierung eines - abgesehen von den Gesichtern junger Witwen oft negativen oder unschönen - Sachverhalts dient. Die Verschönerung des Werts einiger Währungen im europäischen Raum durch willkürliche staatliche Eingriffe in die Bildung der Wechselkurse war mit der Einführung des Euro als gemeinsame Währung nicht mehr möglich - der Währungsschleier ist weggefallen.

„Weltenrettung“: Bezieht sich auf die insbesondere in Kreisen „alternativ“ gesinnter Jugendlicher und junger Erwachsener verbreitete romantisierend-idealistische Vorstellung, bestimmte unschöne Aspekte des Lebens, etwa die Notwendigkeit des Broterwerbs, ließen sich durch Abschaffung von Banken, die ja bekanntlich durch eine bloße Unterschrift Geld machen können und dieses dann gemeinerweise dann doch nicht an alle großzügig verteilen, Ersatz von Lohnarbeit durch Selbstversorgung auf dem Lande oder auf den Glücklichen Inseln hinter dem Winde, Schaffung von Reparaturcafés, Anbau von Kartoffeln auf dem Balkon und von Tomaten im Vorgarten der Kirche usw. usw., am besten aber durch Abschaffung des bösen Geldes, das ja die Quelle allen Übels ist und ohne das man gar nicht arbeiten müßte und viel mehr Zeit für gruppendynamische Gesprächskreise hätte, „ganz einfach“ lösen und beheben.

Kennzeichnend für diese Art von Träumereien ist, dass sie Glück, Liebe und ein erfülltes Leben für alle mit ungefähr seit Rousseau sehr einfachen, hübschen, aber eben nicht zu Ende gedachten Rezepten verheißen.

Schöne Grüße

MM

Es ist doch ganz einfach: wenn Du fünf Stunden Brunhildes Garten harkst und das gegen zwei Stunden Fensterputzen von Brunhilde bei Dir aufrechnest, könntest Du Brunhilde auch 12 Euro zahlen und sie Dir den gleichen (oder jeweils einen beliebigen anderen) Betrag.

Entweder rechne ich also Zeit 1:1 und ich bringe einen qualitativen Faktor ein und dann passiert das gleiche, weswegen man halt Geld eingeführt hat: man entwickelt eine Verrechnungsgröße und kennt den Tauschwert von Gut A zu B zu C usw.

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