Egal wo man die Grenze zieht zwischen Huhn und noch-nicht-Huhn, der Schritt war eine Mutation, und die findet bei der Transkription der DNA für die Fortplanzung statt. Also war das Ei zuerst - durch die Mutation wurde nicht ein noch-nicht-Huhn plötzlich zum Huhn, sondern ein noch-nicht-Huhn hatte wg der Mutation plötzlich ein Huhn zum Kind.
Die Sache ist eigentlich klar, aber man kann sie noch etwas komplizieren kann - und zwar folgendermaßen: Was ist entscheident dafür, dass etwas als ein Huhn gilt?
Zwei Kandidaten gibt es:
Erstens: die DNA, ein Huhn ist, was Hühner-DNA hat. Dann gilt die oben angeführte Überlegung und das Ei war zuerst.
Kompliziert wird die Sache durch den zweiten Kandidaten, der auch nicht ganz unplausibel ist: die Abstammung. Demnach wäre ein Huhn, was Hühner-Eltern hat (ein Abkömmling von Hühner-Eltern mit untypischer DNA (z.B. einer DNA, die eher der von Gänsen gleicht als der von Hühnern) wäre nach diesem Kriterium trotzdem ein Huhn (ein Freak-Huhn, aber trotzdem ein Huhn und keine Gans). Nach diesem Kriterium hätten wir, so scheint es, eine echte Antinomie, d.h. es gäbe keine Lösung.
Aber: In der Rückschau, von heute aus gesehen, wissen wir, dass diese Mutatation eben kein einzelner Freak war, sonder der erste einger ganzen Gattung (der der Hühner). Also auch hier, wenn auch über einen Umweg: Zuerst war das Ei.
Eine ähnliche Antwort hat, so wie ich ihn verstehe, auch der Christoph Drösser im Sinn, der unten im thread zitiert wird. Ulrich Blau von der Uni München diskutiert das Problem auch en passent in einem Aufsatz über Paradoxien (mit einem ähnlichen Ergebnis), welcher das war, erinnere ich leider nicht, ist ca 1990 erschienen.
Viele Grüße