Wasserstoffwirtschaft / Anwendungsbereiche

Doch habe ich. Ein Tesla-Supercharger unterscheidet sich auch von einer 12 Volt-Steckdose und dennoch gibt es davon inzwischen über 100 in Deutschland.

Aber eben nicht von heute auf morgen.

Wir werden auch für 48 Mio. Elektroautos viel mehr Ökostrom brauchen als wir heute erzeugen können. Wir werden nur nie dorthin kommen, wenn wir nicht eine Möglichkeit schaffen, Strom auch in Zeiten zu speichern bzw. anderweitig zu verwenden, wenn die „normalen“ Verbraucher ihn gerade nicht brauchen.

Und noch einmal: es gibt bisher kein in sich schlüssiges und realisierbares Konzept, wie wir die Fahrzeuge in den Innenstädten während der Arbeitszeiten oder nachts laden können. Alles, was bisher auf dem Tisch liegt, geht von irrigen bzw. abenteuerlichen Annahmen aus. Dass die Fahrzeuge in Innenstädten praktisch nur rumstehen und deswegen nur alle paar Wochen geladen werden müssen, dass die Leute mitten in der Nacht aufstehen und ihre Fahrzeuge umparken oder dass mal eben alle Tiefgaragenstellplätze mit Ladepunkten versehen werden.

So zu tun, als gäbe es nur beim Wasserstoff große Probleme auf dem Weg zum flächendeckenden Praxisgebrauch, geht an der Realität vorbei.

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Moin,

Für die mit einer H2 Brennstoffzellen betriebenen PKW muss es dreimal so viel Strom sein im Vergleich zum Elektroautos.
Ich steige dann ab hier aus.

-Luno

Und wir haben jetzt schon Strom über, den wir mangels Bedarf nicht einspeisen können und das wird immer mehr werden bzw. der Neubau von Anlagen wird abnehmen, wenn wir für dieses letztlich teure Problem keine Lösung finden. Wasserstoff via Elektrolyse zu erzeugen, wäre eine mögliche Lösung. Hinzu kommt, dass wir irgendwann (!) in vielleicht 20 oder 30 Jahren an einem Punkt sein werden, an dem wir via PV, Windkraft, Erdwärme, Gezeitenkraftwerke usw. günstig mehr als reichlich Strom erzeugen können.

Alles schon x-mal geschrieben.

Ohne dazu auch ein Wort verloren zu haben:

Dieses konsequente Ausblenden eines der wichtigsten Problemfelder - nicht nur hier, sondern auch durch Politik und E-Auto-Lobby - ist wirklich ohrenbetäubend. Wie ein Kind im Wald, das sich die Augen zuhält und singt, weil es hofft, dass dann die Angst und die Wölfe verschwinden werden.

Ohne eine Lösung für dieses große, wirklich bedeutsame Problem wird es aber keine flächendeckende Elektromobilität geben.

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Ohne bessere Speichertechniken reicht das in Deutschland nicht. Noch so viele Dächer sind nachts wenig hilfreich. Wir denken oftmals nur an uns als Kleinverbraucher, die irgendwann mit einem hauseigenen Lithiumakku auskommt. Aber das ist für einen Industriestaat nicht ausreichend. Die BASF allein hat einen Energiebedarf wie das Land Dänemark allein, habe ich mal gelesen.
Udo Becker

Das ist, mit Verlaub, Unsinn, der gerne von der Verbrenner-Lobby und ihren Fans verbreitet wird.

Das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir alle Pkw heute, über Nacht, gegen BEV austauschen würden, würden wir elektrischen Strom sparen.

Warum? Weil die Energiebilanz oftmals nicht über den kompletten Lebensprozess gezogen wird. So beziehen die Verbrenner-Fans gerne den Energie-Aufwand der Batterieherstellung in die Bilanz der BEV ein. Dafür unterschlagen sie aber gerne die Energiebilanz der Förderung, des Transportes, der Verarbeitung, des Transportes, der Lagerung, des Tankens und Verkaufes der Treibstoffe und Schmiermittel.

Noch halten sich viele Treibstoffhersteller mit Angaben über ihren eigenen Energieverbrauch zurück. Aber einige spielen inzwischen mit offeneren Karten. Und so kann man in einer Beispielrechnung darauf kommen, dass in 6 Litern Dieseltreibstoff, mit der eine Mittelklasselimousine 42 kWh Elektroenergie stecken. Ein BEV der gleichen Klasse fährt damit 200 km.

Quelle:

Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich behaupte nicht, dass das BEV der Weisheit letzter Schluss ist. Bei weitem nicht. Ich behaupte auch nicht, dass diese Technologie völlig ausentwickelt ist. Auch das bei weitem noch nicht. Nur dieses eine Argument, dass „wir“ nicht genügend Energie hätten, ist inzwischen als völlig haltlos widerlegt worden.

(Und in der Beispielrechnung wird ausschließlich auf den Treibstoff geschaut. Die Energie für die Schmierstoffe, AdBlue, Bremsbeläge und andere Verbrauchsmaterialien, die beim Verbrenner entweder ausschließlich oder deutlich häufiger gebraucht werden, sind noch nicht beachtet.)

Schaue ich mir gerne an.

Der Satz ist unvollständig.

Das führt zu einer Übersichtsseite ohne relevanten Inhalt.

Danke für den Hinweis. Hier nochmal der Link (ohne Vorschau): SpringerProfessional

Ich verstehe den Punkt und sehe keine Anlass, an den Ausführungen zu zweifeln, nur ist es für unsere Stromversorgung relativ irrelevant, ob vor der Küste Brasiliens gebohrt wird oder ein Tanker von Saudi-Arabien zu uns fährt. Es ging um die Frage, ob unsere Stromerzeugungskapazitäten ausreichen, um die vollständige PKW-Flotte auf Elektro umzustellen bzw. die dann auch noch aus nahezu ausschließlich erneuerbaren Quellen zu versorgen. Dafür brauchen wir mehr Kapazitäten und damit sich das rechnet, brauchen wir wiederum eine Speicher- bzw. Nebennutzungsmöglichkeit.

Ich finde es immer wieder lustig, wie die Verbrenner-Fanboys kleinstaatlich denken, wenn es um die Verteidigung ihres Objekts der Anbetung geht, während die Wirtschaft schon seit Jahrzehnten kontinental und weltweit denkt.

Natürlich werden „wir“ derzeit und in den nächsten 10 Jahren nicht genügend Energie haben um den Individualverkehr komplett auf BEV umzustellen. Wenn man nur an das kleine, vergleichsweise dicht besiedelte Deutschland denkt.

Wenn man aber mal seinen Horizont mal auf die Eurasische-Nordafrikanische Wirtschaftszone ausdehnt, die schon derzeit einen Energiemarkt bildet, kommt man ganz schnell dahinter, dass „wir“ durchaus die Energie haben.

Als würde Deutschland derzeit energieautark sein…

Ich bin kein Verbrenner-Fanboy. Hier steht, was ich meine:

Und bisher gab es keine Reaktion darauf, die ansatzweise dazu geeignet wäre, diese Einschätzung zu revidieren. Mal abgesehen davon, dass es bisher auch keinen Beitrag gab, der das Problem der Ladeinfrastruktur in den Innenstädten ernsthaft und konstruktiv aufgegriffen hätte.

Das Problem hast Du ja nicht nur beim Strom, sondern auch bei H2. Ich bin so frei, das Thema zuerst an dieser Stelle aufzudröseln.

Als Ausgangs-Hypothese gehe ich mal nur von Berlin aus. Des weiteren nehme ich an, dass die Leute nicht massiv auf den ÖPNV umsteigen und deshalb die derzeitigen Autos alle durch FCEV ersetzt werden.

In Berlin gibt es derzeit 1,2 Mio Pkw Quelle. Der durchschnittliche Pkw hat in D eine Laufleistung von 11 Tkm/a (für Berlin bzw. Großstädte im Allgemeinen fand ich keine Zahl) Quelle. Die Kapazität von FCEV wird mit 6-7 kg H2 angegeben, der Verbrauch mit etwa 1 kg H2/100km Quelle. Oder anders gesagt. Man kommt mit einem FCEV 700 km pro Tankung.

Ein durchschnittliches Berliner Auto müsste also 15,6 mal pro Jahr tanken. Alle Berliner Pkw müssten demnach 18,7 Tankungen pro Jahr durchführen, was 51,1 Tausend Tankungen pro Tag bedeutet.

Hier wird erwähnt, dass in Husum und Niebüll H2-Tankstellen aufgebaut wurden, die eine technische Kapazität von 120 Pkw-Tankungen pro Tag hat. Von solchen Tankstellen bräuchte man also in Berlin etwa 400. Leider konnte ich für diese Tankstellen keine konkreten Angaben zu den Kosten finden, im Netz schwanken die Angaben allgemein zwischen 1 und 2 Mio€.

Man hätte also allein für Berlin einen Bedarf von 400-800 Mio€, wollte man auf FCEV umrüsten. (Noch nicht mitgerechnet ist dabei wahrscheinlich die Gas-Leitungsstruktur durch die Stadt.)

Wenn man die selben Zahlen ansetzt, nur für BEV und man von den „langsamen“ 22 kW Doppelladesäulen ausgeht, ergibt sich folgendes Bild (ich gehe mal vom Tesla 3 aus, der in etwa die selbe Größe wie die bisherigen FCEV besitzt):

Reichweite mit vollem Akku: gut 400 km mit 60kWh-Akku. Quelle. Man müsste also 27,5 mal pro Jahr laden. Die Ladung an 22kW dauert theoretisch etwa 3 h (der Wagen unterstützt nur 11kW oder 150 kW am Supercharger). Also theoretisch 8 Ladungen pro Tag.

Alle Berliner Fahrzeuge benötigen also 33 Mio Ladungen pro Jahr bzw. 90,4 T Ladungen pro Tag. Man bräuchte theoretisch also 11,3 Tausend Ladepunkte bzw. 5.650 doppelte 22 kW-Ladestationen.

Die Kosten für so eine Station liegen bei 10-20 T€ Quelle. Man hätte also Kosten von 56 Mio € bis 112 Mio allein für Berlin.

Ich war so freundlich, bei beiden Tank-/Ladevarianten anzunehmen, dass diese 24 h/Tag optimal ausgenutzt werden. Ich gehe davon aus, wenn man die Bedienung beider Varianten auf 16 h/Tag beschränkt, steigt bei beiden der Bedarf linear.

Ich fasse nochmal die wichtigen Zahlen für die Kosten der Infrastruktur zusammen:
FCEV: 400-800 Mio€
BEV: 56-112 Mio€

Eine Umstellung auf H2 kostet also gut 7 mal so viel wie die Umstellung auf „Strom“.

Wichtig dürften auch die Kosten für den Anwender sein. Hier werden Kosten von 13,85 € pro kg H2 angegeben, was bei einem Verbrauch von 1kg/100km auch Kosten von 13,85€ entspricht. Hier werden verschiedene Preise für die kWh Strom an öffentlichen Säulen genannt, der Mittelwert liegt (bei grober Übersicht der Daten) bei 45 ct/kWh. Der oben genannte Tesla 3 nimmt 17 kWh/100 km. Das entspricht also 7,65 € pro 100 km.

Aber schauen wir uns die Kosten über die Laufzeit an. Gehen wir mal von 10 Jahren aus, was der durchschnittlichen Lebensdauer von Autos in Deutschland entspricht Quelle.

Der Toyota Mirai kostet derzeit 80.000 €. Die (durchschnittlichen) 110.000 km werden 15.235 € kosten. Der Tesla 3 kostet 55.000 € und die Laufleistung 8.415 €. Ich habe bei beiden mal alle Wartungskosten unterschlagen. Weil beide Fahrzeugarten in einigen, wichtigen Gesichtspunkten sehr ähnlich sind, denke ich mir, dass die Nebenkosten ebenfalls ähnlich sind. Wir haben in 10 Jahren beim Toyota also 95 T€ bezahlt, beim Tesla 64 T€.

Sowohl bei den Kosten für die Infrastruktur also auch beim Fahrzeug an sich kann eine komplette Umrüstung auf FCEV nicht mit BEV mithalten.

Ja, ich bin mir bewusst, dass ich mögliche, wahrscheinliche und sehr sichere Kostenentwicklungen der nächsten Jahre komplett unterschlagen habe.

Ich habe bei der H2-Variante das Verlegen von geeigneten Gasleitungen durch die Stadt unterschlagen, aber dafür auch den eventuellen Ausbau des Stromnetzes.

Ja, ich bin zu faul, das ganze nochmal für Schnellladestationen durchzurechnen.

Ja, ich habe auch die Varianten unterschlagen, bei denen Besitzern von Eigenheimen oder Mietern von Garagen ihr BEV an 230 V laden. Eine solche Ladung über Nacht soll für etwa 100 km reichen. Wenn man mal annimmt, dass der durchschnittliche 11 Tkm-Fahrer nur an den 220 Arbeitstagen im Jahr das Auto benutzt, sind das nur 50 km am Tag. Mit anderen Worten: jede Nacht geladen, hat man genug Energie für die tägliche Fahrt zur Arbeit und noch Reserve zum einkaufen. Diese Leute werden ihr Auto also nicht 27,5 mal pro Jahr an öffentlichen Säulen laden müssen. Für diese Leute braucht man keine Ladestationen. Die Bilanz verbessert sich nochmals zu Gunsten des BEV.

Und wenn wir dann noch annehmen, dass diese Leute ihr BEV auf Arbeit laden, kann es zu Hause an der Steckdose als Stromspeicher fungieren. Wenn man die Technik entsprechend gestaltet.

Und ja, ich habe den möglichen technischen Fortschritt komplett außen vor gelassen. Denn was der für beide Technologien bereit halten möge, lässt sich aus meiner Sicht nur schlecht vorher sagen.

Ich bin mir auch bewusst, dass es Menschen mit anderen Lebensumständen gibt: auf dem Land, Vertreter, Handwerker usw.

Aber wie ich schon weiter oben einmal schrieb: ich behaupte nicht, dass BEV der Weisheit letzter Schluss sind. Schon gar nicht verwende ich das Wort „alternativlos“. Ich sehe nur derzeit in der H2-Brennstoffzelle keine Alternative beim Einsatz in privaten Pkw. Bei Bussen im ÖPNV oder Lkw mag die Sache völlig anders aussehen.

Einen Vorteil hat eine H2-Basis bei den Netzen. Der Wasserstoff kann nach der Herstellung gespeichert werden und der Stromverbrauch ist zu großen Teilen nicht direkt von der Tankung abhängig. Für einen flächendeckenden Ausbau auf BEV müssen die Netze vorbereitet werden. Auch das Laden funktioniert dann nicht mehr beliebig zu jedem Zeitpunkt mit maximaler Leistung. Vielleicht werden die Autos selbst ein „intelligentes Netzwerk“ bilden. Die Menschen werden vorherbestimmen, wann sie das Auto benutzen wollen und die Technik entscheidet, ob sie das Auto langsam lädt, wenn der Strom preiswert ist oder ob schnell und teuer, weil man sich eben entschieden hat, von Berlin nach Hamburg zu fahren.

Vielleicht wird sich in der Zukunft eine zweigeteilte Entwicklung ergeben: die Menschen in urbanen Gebieten mit durchschnittlichen Fahrleistungen werden auf BEV wählen. Während vielleicht Bewohner ländlicher Gebiete Vorteile bei FCEV mit örtlicher, dezentraler Stromerzeugung und H2-Herstellung sehen werden.

Da mir die Einstiegskosten für den BEV-Ausbau geringer erscheinen, denke ich, dass die Politik und große Teile der Wirtschaft diesen Weg weiter bevorzugen werden. Die Probleme werden wir dann lösen, wenn sie akut werden - so wie wir es fast immer tun. Die Kosten dafür werden uns egal sein - auch wie fast immer.

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Moin,

Gefühlt haben wir als Bewohner der Pampa von Schleswig-Holstein vergleichsweise viele Einfamilienhäuser und deutlich besseren Zugang zur eigenen Wallbox, ebenso auch zur eigenen PV Anlage. Aktuell müsste ich hier zur nächsten H2 Tanke rund 80 km fahren.
Da die Photovoltaikanlagen ja auch den eigenen Strombedarf zum Teil decken können, wären das mehrere Fliegen, die man mit einer Klappe schlagen könnte.

Das muss es ja auch nicht mehr so zwangsläufig sein. Ein Familienmitglied arbeitet in einem Unternehmen, dass sich dem Energiemanagement verschrieben hat.
Mal davon ganz abgesehen, ein Lastmanagement findest du heute auch schon bei einfacheren Ladestationen.
Der entscheidende Punkt beim Laden ist für mich, dass einen guten Zugang zu einer Schnelladestation gibt und einen Zugang zu einer eigenen Lademöflichkeit, die den nächsten Tag nebst einer Reserve schafft.
Der Toyota Mirai hat übrigens ein Kofferraumvolumen von knapp 300 oder 360 Litern, je nach Baureihe. Das hat unsere Renault Zoe auch, aber nicht so viel Innenraum. :wink:
Der H2 Tank nebst Brennstoffzellen und der Batterie fordern ihren Tribut. Sie kosten Bauraum.
-Luno

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Vorab: ich finde Deinen Beitrag super und hätte mir den ein oder anderen Gedankengang in Bezug auf die Innenstädte schon viel früher in der Diskussion gewünscht. Einerseits, weil das Thema m.E. einen wesentlichen, wenn nicht den wichtigsten Punkt der ganzen Mobilitätsstrategie ausmacht und andererseits, weil ich dann davon nicht schon so genervt und ausgelaugt wäre, mich ständig zu wiederholen. Dennoch will ich auf die (m.E.) wichtigsten Aspekte Deines Artikels eingehen - gerade, weil er so gut ist.

Das ist nicht ganz so repräsentativ, denke ich, weil Berlin ein Ökosystem für sich ist und damit meine ich, dass die Zahl der Ein- und Auspendler deutlich geringer ist als die Zahl der Binnenpendler. Ich sprach oben schon von Düsseldorf, wo die Zahl der Ein- und Auspendler einigermaßen gleich und im Vergleich zu der Arbeitnehmer bzw. Anwohnerzahl relativ hoch ist.

Will sagen: Berliner kommen seltener „raus“, weil ein so großer Teil innerhalb Berlins pendelt. Wasserstofftankstellen außerhalb Berlins (die bspw. weniger für Fläche zahlen müssten) nützen den Berliner Innenpendlern wenig.

Am Ende spielt das aber für die Kosten, auf die Du ja abzieltest, keine große Rolle.

Das wird bei Deinen Annahmen so in etwa stimmen. Die Gleichverteilung und die optimale Ausnutzung der vorhandenen Ladekapazitäten sind sicherlich keine realistischen Annahmen. Bspw. im Winter wird (wegen der Heizung) eine viel höhere Nachfrage nach Nachladen bestehen als im Frühjahr oder Herbst. Auch werden die Leute kaum nachts um drei zum Laden fahren oder während der Arbeit. Ändert aber nicht viel an den Größenordnungen.

Also ja: mit heutigen Kosten gerechnet, wird eine H2-Infrastruktur deutlich teurer als eine Elektroinfrastruktur. Nur geht das ja wieder genau in die Richtung, auf die ich von vornherein abzielte, nämlich die Annahme, dass beim Elektroauto alles möglich ist, aber bei Wasserstoff alles so bleibt, wie es ist. In der E-Branche hat sich in den letzten 20 Jahren unglaublich viel getan: Zahl der Ladepunkte, Supercharger, Kostendegression, Speichertechnik usw.

Die Wasserstofftechnologie für LKW wird kommen und damit werden dann Erfahrungen gesammelt, Techniken verbessert und natürlich auch die Preise die Fahrzeugtechnik und auch die Infrastruktur sinken.

Stand heute, richtig.

Naja, es gibt auch keine Diesel- und Benzinleitungen über das ganze Stadtgebiet oder gar die Bundesrepublik. Das werden Tanklastzüge erledigen wie bisher auch schon. Strom hingegen braucht ein Leitungsnetz und das wird in den Innenstädten ein großes Thema werden, wenn die Zahl der Ladepunkte massiv ausgeweitet wird. @Wolfgang_Dreyer hatte den technischen Aufwand vor etlichen Jahren mal grob skizziert. Leider ist er schon einige Jahre nicht mehr dabei (am leben?), so dass er uns kein Update liefern kann.

Berlin ist da - wie erwähnt - m.E. nicht der richtige Maßstab. Hier pendelt ein Großteil der Bewohner nach Köln oder Düsseldorf - also jeweils 30-50km. Das funktioniert nur für die gut, die entweder zu Hause oder bei der Arbeit eine Lademöglichkeit haben. Meine Kollegen pendeln zu einem Gutteil über noch größere Distanzen.

Das sehe ich ganz und gar nicht. Gerade bei der Arbeit ist doch die Quote Menschen bzw. Fahrzeuge/Ladepunkt noch viel schlechter als bspw. auf dem Dorf. Davon auszugehen, dass jede Tiefgarage und jeder öffentliche Stellplatz (inkl. der „wilden“) elektrifiziert wird, halte ich für mutig bzw. dieser Vorgang wird die Verbreitung der Elektromobilität bremsen.

Beim ersten Satz bin ich bei Dir, beim Rest sehe ich die Entwicklung eher genau umgekehrt: auf dem Land mit einem höheren Anteil an Einfamilienhäusern eher Elektrofahrzeuge, Auspendler aus Innenstadtlagen eher Wasserstoff. Vielleicht wird es auch ein Nord-Süd-Gefälle geben - im Norden mehr Wasserstoff, im Süden mehr Elektro - sofern mal der Strom von Nord nach Süd kommt. Vielleicht kommen die Impulse auch zunächst weniger von den Verkehrsteilnehmern, sondern von der Industrie, die mehr Wasserstoff will, und von den Erzeugern des Ökostroms, die im Wasserstoff eine sinnvolle Speichertechnologie sehen.

Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Ich kann aus meiner Perspektive nur sagen, dass ein Elektroauto für mich keine Alternative wäre, wenn ich noch in Düsseldorf in meiner Wohnung wohnen würde, die ich dort in einem Mehrfamilienhaus habe. Es wird auf wenigsten zehn Jahre keine Fachplanung für eine Elektrifizierung der TG geben, ich werde auf den gleichen Zeitraum keine Möglichkeit haben, bei der Arbeit ein E-Auto zu laden, sicher nicht Lust und Zeit haben, zwischendurch mal ein Stündchen an der E-Tanke zu laden, mit dem ÖPNV braucht man zu meinem Arbeitsplatz mindestens die doppelte Zeit wie mit dem Auto und E-Bike & Co. sind bei der Dynamik, den die Planung von Fahrradschnellstraßen in Düsseldorf entwickelt, ebenfalls auf Jahre keine Lösung. Und ich bin mal so mutig zu behaupten, dass das für sehr viele Menschen gilt, die innerhalb Düsseldorfs arbeiten und wohnen und für noch mehr, die in Düsseldorf wohnen, aber außerhalb arbeiten.

Da ich nun seit sieben Jahren in einem EFH auf dem Land wohne, ist die wahrscheinlichste Variante für einen nicht Verbrenner ein E-Auto. Für den Alltag. Für unsere aktuell übliche Urlaubsgestaltung ist das aber auch nichts. Also werden wir so lange es geht bei einer Kombination aus Verbrenner und E-Auto bleiben.

Wie gesagt: ich bleibe gespannt.

Gruß
C.

Eines der Argumente möchte ich aufgreifen, weil ich damit, aus technischer Sicht, Bauchschmerzen habe.

Es fiel mir schwer, herauszufinden, wie man H2 am besten zu den Tankstellen bringt. (Ich halte in dichtbesiedelten urbanen Gebieten eine Herstellung vor Ort für unakzeptabel, weil der Flächenbedarf mir zu groß erscheint. Aber vielleicht gibt es dort in Zukunft auch noch Entwicklungen wie zum Beispiel eine Tankstelle auf Erdniveau und eine Gasgewinnung in Etagen über der Tankstelle.) Hier gibt es zumindest Hinweise auf verschiedene Lieferarten per „Tankwagen“ (Seite 18). Allerdings verstehe ich die Einheiten nicht (Nm³) um den Bedarf einer Tankstelle auf den Bedarf an Lkw umzulegen.

Daher ging ich davon aus, dass in flächenmäßig großen Ballungszentren, in denen sich (derzeit) ohnehin zuviel Individualverkehr bewegt, eine Anlieferung per Pipeline der Weg ist, der mehr Akzeptanz finden wird.

Nachtrag:

Es ließ mir keine Ruhe. Ich musste suchen und fand folgende Quelle. Und schlug mir mit der Hand vor den Kopf Nm³ bedeutet nicht etwa Newtonkubikmeter wie ich zuerst annahm, sondern Normkubikmeter. Das ist wohl einem beim Transport von Gasen übliche Einheit. Sie bezieht sich stets auf das Volumen bei etwa 1 bar und 0°C.

Die beiden im Link oben genannten möglichen Lkw transportieren 10.000 bzw 40.000 Nm³. Der Normkubikmeter Wasserstoff wiegt gemäß dem letzten Link bei 90 g/Nm³. Die beiden Lkw transportieren also 900 bzw 3600 km Flüssigwasserstoff. Wenn wir meine Zahlen von weiter oben nehmen, tanken wir an einer üblichen Tankstelle 120 mal am Tag 7 kg, also insgesamt 840 kg.
Wenn man nun also vor Berlin den Wasserstoff erzeugt und dann „mit geringem Energiebedarf“ in den Tank pumpt, bräuchte fast jeden Tag eine Lieferung. Beim höheren Energieaufwand zwei Lieferung pro Woche.

Vielleicht kann ja jemand ergänzen, wie oft an fossilen Tankstellen in der Regel Treibstoff geliefert wird.

Vielleicht mag ja auch jemand ausrechnen, wie viele Lieferungen pro Tag solche Lkw schaffen können, wie viele der Lkw man also allein für mein Beispiel Berlin bräuchte. Und vielleicht auch, wie hoch der personelle Aufwand wäre. Vielleicht unterstützt das ja meine Annahme, dass eine Versorgung per Rohrleitungen sinnvoller wäre.

Moin,

So pauschal lässt sich das einfach nicht beantworten, denn unterhalb der Erdoberfläche ist die Welt nicht zu Ende. Wir haben im einfachsten Fall mehr oder weniger tiefe Fundamente, Tiefgaragen, Ver- und Entsorgungsleitungen und U-Bahnen.
In Ruhrpott selber oder in anderen ehemaligen Bergbaugebieten findest du dann noch die alten Stollen, Strecken und Schächte, von denen nicht mehr alle bekannt sind. Da warten noch einige Überraschungen im Boden. Bergschäden sind in solchen Bereichen auch heute noch ein Thema.
Ob und wie eine Pipeline verlegt werden könnte, hängt dann sicherlich von vielen bekannten und evtl. unbekannten örtlichen Gegebenheiten ab.

Zum Thema LKW vs Pipeline:

Lesetipp: https://emcel.com/de/wann-lohnt-sich-der-transport-von-wasserstoff-per-wasserstoffpipeline/

Der Transport von Wasserstoff (H2) per Wasserstoffpipeline ist im Vergleich zum Transport per Lkw dann besonders wirtschaftlich, wenn große Mengen Wasserstoff transportiert werden sollen. Bei kürzeren Transportdistanzen hat der Lkw Kostenvorteile.
Zur Einschätzung der Kosten können Diagramme genutzt werden, die der obigen Darstellung gleichen1. Es werden drei Wasserstofftransportvarianten verglichen: der Wasserstofftransport per Lkw (flüssig und gasförmig) sowie dem Transport per Pipeline (gasförmig).

-Luno

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Ich habe nochmal drüber nachgedacht. Vielleicht wird es sich auch zwiebelartig um die größeren Städte entwickeln. In der Stadt BEV, die an Säulen geladen werden. Am Stadtrand die „Weitpendler“ mit FCEV, deren H2 dezentral nahe an der Tankstelle hergestellt wird und „auf dem Land“ wieder die BEV mit eigener Stromproduktion. In Metropolregionen könnte es einen Mischmasch geben, je nach persönlichen Gegebenheiten.

Jetzt kommt wieder der großkotzige Berliner: hier werden die Straßen ohnehin alle naselang aufgerissen. Also könnte man die Leitungen auf diesem Wege gleich mit in das Erdreich legen. :wink:

Moin,

Da Leitung nicht gleich Leitung ist, kann ich nicht ahnen, welche baulichen Anforderungen an eine Pipeline gestellt werden.

Wäre denkbar, vielleicht noch ein wenig anders. Wahrscheinlich wird es zunächst auf LKW beschränkt sein. Einer solchen Flotte würden dann evtl. in Industriegebieten Tankmöglichkeiten bereit gestellt werden. Es gibt ja Prozesse, bei denen H2 als Abfall entsteht.

-Luno

Zwei- bis dreimal die Woche. In Spitzenzeiten auch z.T. zweimal täglich.

Ja, könnte man (wenn es technisch zulässig ist). In der DDR wurde auch tatsächlich so gearbeitet. Da wurde die Straße aufgerissen und alle möglichen Leitungen verlegt. Wenn nach ein paar Jahren alles drin war, wurde die Straße dann wieder zu gemacht. Hierzulande läuft das aber anders. Da kommt Firma A, reißt die Straße auf, legt Stromkabel rein und macht sie wieder zu. Dann kommt Firma B, reißt die Straße auf, legt Wasserleitungen rein und macht sie wieder zu. Dann kommt Firma C usw. bis nach ein paar Jahren alles drin ist. So würde das auch bei Wasserstoffpipelines laufen.

Der Unterschied zu Stromkabeln besteht allerdings darin, dass man den Wasserstoff in Städten nur zum Tanken brauchen würde, während ohne Strom gar nichts läuft. Es liegt nahe, diejenige Technologie zu wählen, bei der man eine bereits vorhandene und unverzichtbare Infrastruktur ausbaut anstatt zusätzlich eine komplett neue zu errichten.

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