Wegen Nebel

Oder: wegen starkem Regen,
hörten wir neulich, sind viel Leute nicht rechtzeitig zur Arbeit gekommen. Und das haben wir dann in der Frühstückspause angefangen zu besprechen und konnten danach gar nicht mehr aufhören. Muß es nicht richtig „wegen (des) starken RegenS“ heißen?
Dann erzählte meine Kollegin von diesem Forum, und daß man hier bestimmt bescheid weiß. Ähnliche Fragen seien hier auch schon kürzlich besprochen worden, meinte sie.
Wie ist das: sagt man wirklich oft nur (eigentlich falsch) „wegen starkem Schnee“ weil es so besser klingt?
Wir sind nun alle ganz gespannt auf eure Ratschläge!
Liebe Grüße, Vera.

Hallo, Vera,

das Thema „wegen“ mit Genitiv oder Dativ ist weiter unten schon zweimal besprochen und beantwortet worden. Th. Miller hat auch einige nette Links dazu gestellt.

Richtiger- und schönerweise erfordert die Präposition „wegen“ den Genitiv. So haben es die Grammatiker so vor hundert Jahren einmal festgelegt. Aber immer schon hat man auch den Dativ bei „wegen“ benutzt.
Auch heute lässt der Grammatikduden beide Möglichkeiten zu. Der Dativ gilt eher als Umgangssprache, der Genitiv literarischer, man könnte sagen „besser“.

Ästhetische oder phonetische Gründe können eine Rolle spielen bei einem Schreiber oder Sprecher, sind aber für die Richtigkeit nicht ausschlaggebend.

Beste Grüße Fritz

:smile:

… auch am Dativ …

Bin schon weg :wink:
Kreszenz

Herzlichen Dank, lieber Fritz für diese prompte Erklärung, und das noch, obwohl ich Blöde nicht erst im Archiv gesucht hatte. Nächstes Mal suche ich, bevor ich eure Aufmerksamkeit überbeanspruche!
Toll, daß du trotz der vielenm angebotenen Links auch noch einmal spontan Erläuterungen gegeben hast!
Ich sehe natürlich ein, daß ihr Grammatiker einen größeren Überblick über der Sprache habt und die Richtigkeit besser beurteilen könnt, nur fragen wir uns, ob nicht die ganze Geschichte einer Sprache wie unserer schönen deutschen auch eine Geschichte ist, „wie im Alltagsleben gesprochen worden ist bzw. noch wird“.
Ist nicht alle Theorie zunächst einmal eine Zusammenfassung der Wirklichkeit des Lebens, nur „von einem höheren Standort aus“?
Wonach richtet sich eigentlich, was „richtig“ ist in einer Sprache? Haben Sprachen eine innere Logik, und worin unterscheiden sich diese Logiken von einer Sprache zur anderen? Ändert sich diese Logik über die Zeiten?
Eine einzelne Frage:
Wir sagen zum Beispiel doch alle auch oft: „der ist schlauer wie du“, oder sogar auch „die ist noch schlauer als wie der“, natürlich ohne viel nachzudenken, „ob das richtig ist“.
Sogar Johann Gothe, der doch zumindest einen prägenden Einfluß auf unsere Sprache gehabt hat und immer noch hat, hat doch gesagt (irgendwo in seinen Werken) „und bin so schlau als wie zuvor“ (natürlich in seiner dichterischen Freiheit, und die haben wir einfachen Leute ja nicht) - ist er damit nun wirklich ein gutes Beispiel für uns (und natürlich gerade euch Germanizisten) gewesen?
Andererseits: „wie“ benutzen wir doch (richtig?), wenn wir vergleichen; und müssen wir nicht erst vergleichen, bevor wir beurteilen, daß einer besser ist?
Sollten da nicht vielleicht die „Regeln“ noch einmal überdacht werden, „von oben gesehen“?
Wo ihr Wissenschaftler doch auch gerade von dort unsere veraltete Rechtschreibung auf den neuesten Stand gebracht und auf modernes internationales Niveau gehoben habt?
Seid mir bitte nicht böse, daß ich euch hier mit sovielen vielleicht „dummen“ Fragen auf die Nerven gehe, aber ich liebe doch meine deutsche Sprache (mein Hobby!) so und möchte sie endlich besser verstehen!

Ich wäre sehr erleichtert, wenn ich mit meinen Fragen und Ideen nicht ganz alleine dastehen würde, oder sind das wirklich alles nur Fragen von „soner dummen Tussi“, die sich einfach mit nichts zufrieden gibt, was doch für jeden leicht zu finden ist?

Liebe Grüße von Vera amabend

Es geht doch gar nicht um die Rettung des Dativs

  • sondern darum, dass dem Genetiv gerettet wird.

auch wech

Elke

Wegen dem vielem Fragem => FAQ
Hallo, Vera am Abend, und auch alle anderen,

offensichtlich ist diese Sache mit dem „wegen“ doch virulenter als ich dachte und daher gedenke ich aus dem folgenden eine FAQ zu machen.

Jetzt hier: [FAQ:1257]

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Zwei Deutschlehrer am Strand. Der eine geht Richtung Wasser, ruft der andere im zu: „Genitiv ins Wasser!“ Fragt der andere zurück: „Wieso? Ist es Dativ?“

Immer wieder erhebt sich hier im Forum die Frage, meist nach Zeitungslektüre oder nach kleinen heißen Diskussionen vor dem Fernseher, wie das mit der Präposition „wegen“ sei.

Die meisten haben wohl in der Schule gelernt:

„wegen“ wird mit dem Genitiv konstruiert!

Also: wegen des Regens, wegen der Sonne, wegen des Spiels, wegen ihrer schönen Augen, wegen der vielen Besucher, wegen der flackernden Kerzen.

Man kann aber vermehrt in Zeitungen lesen, im Rundfunk und Fernsehen hören:

Also: wegen dem Regen, wegen der Sonne, wegen dem Spiel, wegen ihren schönen Augen, wegen der vielen Besucher, wegen der flackernden Kerzen.

Man kann nur bei den maskulinen und neutralen Nomen bzw. Artikeln im Singular sehen, ob jemand den Genitiv oder den Dativ verwendet.

Was sagt der Duden dazu. Hier der Befund:

_ wegen
[mhd. (von -) wegen = vonseiten, eigentlich Dativ Plural von Weg]:
a) stellt ein ursächliches Verhältnis her; aufgrund von, infolge: wegen des schlechten Wetters, des schlechten Wetters wegen; wegen Umbau[s] geschlossen; wegen Geschäften war er drei Tage verreist; wegen meines Bruders neuem Auto, wegen des neuen Autos meines Bruders; er wurde wegen Diebstahl[s] angezeigt, angeklagt, zu einer Geldstrafe verurteilt; (umgangssprachlich auch mit vorangestelltem »von«:smile: er muss von wegen seiner Leber ins Krankenhaus; wegen ihm (umgangssprachlich; seinetwegen) haben wir den Zug verpasst; *von … w. (aufgrund oder Veranlassung, Anordnung von etw. Bestimmtem; von … aus[gehend]): etwas von Berufs wegen tun;
b) drückt einen Bezug aus; bezüglich: wegen dieser Angelegenheit müssen Sie sich an den Vorstand wenden; (umgangssprachlich auch mit vorangestelltem »von«:smile: ich rufe dich von wegen der Sache an; wegen ihm (umgangssprachlich; seinetwegen) mache ich mir keine Sorgen; wegen mir (umgangssprachlich: von mir aus, meinetwegen ) kann er mitkommen;
© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001

wegen ; Präposition mit Genitiv:

wegen Diebstahls, wegen des Vaters oder des Vaters wegen; wegen der hohen Preise; wegen der Leute oder der Leute wegen; wegen meiner (noch landschaftlich);

  • ein allein stehendes, stark gebeugtes Substantiv steht im Singular oft schon ungebeugt: wegen Umbau, wegen Diebstahl;
  • umgangssprachlich mit Dativ: wegen dem Kind, wegen mir;
  • hochsprachlich mit Dativ in bestimmten Verbindungen und wenn bei Pluralformen der Genitiv nicht erkennbar ist: wegen etwas anderem, wegen manchem, wegen Vergangenem; wegen Geschäften; Abk. wg.;
  • Zusammensetzungen und Fügungen: des- oder dessentwegen; meinet-, deinet-, seinet-, ihret-, unsert-, euret- oder euertwegen; von Amts, Rechts, Staats wegen.
    Rechtschreibduden_

Auch in der Duden-Grammatik gibt es inzwischen Beispiele im Genitiv, undekliniert und mit Dativ. Dort findet sich dieselbe Regelformulierung wie im Rechtschreibduden.

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Geht das so?
Fritz MOD

wegem dem ist falscher wie wegen des

Wir sagen zum Beispiel doch alle auch oft: „der ist schlauer wie du“, oder sogar auch „die ist noch schlauer als wie der“, natürlich ohne viel nachzudenken, „ob das richtig ist“.

Zu diesem Thema haben wir ein FAQ. Die FAQs kannst du lesen, wenn du oben an der Artikelliste den Button FAQ anklickst oder gleich hier: [FAQ:673]

Lästerst du, wenn du Gemanizisten schreibst?

Zu den anderen Fragen erbitte ich mir ein wenig Zeit für die Antwort.

Fritz

Hallo, Fritz!
Schonmal ganz schnell, daß du bescheid weißt: du fragst
„Lästerst du, wenn du Gemanizisten schreibst?“
Nun ja, ein wenig hört sich das vielleicht so an, aber wie könnte Ich lästern! Hat einen ganz einfachen Hintegrund:
Ist das nicht der wissenschaftliche Fachbegriff, „germanizistisch“? Hab ich von einem Verwandten aus England gelernt. Die sagen doch da „German“ für deutsch und „Germanic“ für germanisch, oder? Und die sagen auch Gräzist" für griechisch. Na die fahren ja auch immer noch verkehrt rum. Aber der ist immer ganz stolz auf die „Germanic origins“ vom Englischen. Aber wie kann ein so großes Land sich auch nach zwei Gegenden in Deutschland nennen! Der weist immer ein bischen anzüglich grinsend daraufhin, daß man die Verwandtschaft zum Beispiel auch im Namen „Loch Ness“ sehen kann, das ja so ein bekanntes „lake“ in Schottland ist. Müßten wir doch eigentlich „bekanntE Lake“ sagen, weils doch unsere altE (Wasser)Lache ist. Oder ist das umgekehrt?
Wie nennt ihr euch denn nun in der Fachsprache, ihr Deutschkundigen? „Germanen“ doch bestimmt nicht! Vielleicht „Germaniker“? „Germanizisten“ hab ich wohl schon gehört, aber das klingt ja auch irgendwie komisch, finde ich. Findst du nicht?
Aber „Germanistisch“? Müßten die da denn nicht auch „sadisch“ nennen, diese „Sadisten“?
Na, ihr müßt entscheiden, wo ihr doch sowieso den größeren Überblick habt!

Aber in die "FAQ"s gucke ich ungerne und fast nie rein. Da steht überall soviel geschrieben, und die Dinge ändern sich doch auch laufend. Kann ich mir auch gar nicht vorstellen, daß da viele Leute reinschauen!
Wir wollen doch Ratschläge auf unsere ganz speziellen Fragen von euch auch möglichst persönlich beantwortet kriegen, und da können denn alle wieder etwas neues lernen!
Na, liebe Grüße auf alle Fälle schon einmal, und eine erfolgreiche Woche dir und allen, die dies lesen!
Vera ammorgen

Hallo, Vera ammorgen,

ich habe mal „Germanistik“ studiert, war also ein „Germanist“, und interessiere mich heute noch vor „germanistische“ Sachen. Unter anderem auch für die „indogermanistische“ Herkunft der Sprachen Europas.
Gruß am Morgen
Fritz

Hallo Vera,

Aber in die "FAQ"s gucke ich ungerne und fast nie rein. Da
steht überall soviel geschrieben, und die Dinge ändern sich
doch auch laufend. Kann ich mir auch gar nicht vorstellen, daß
da viele Leute reinschauen!

Doch, andere Leute gucken da schon rein: diejenigen, die unsere Experten, wie zum Beispiel Fritz, pflegen moechten und sie nicht mit der Beantwortung der immerwiederkehrenden Fragen verschleissen moechten.

Wir wollen doch Ratschläge auf unsere ganz speziellen Fragen
von euch auch möglichst persönlich beantwortet kriegen, und da
können denn alle wieder etwas neues lernen!

Die Fragen nach Genitiv oder Dativ sind aber immer die gleichen, egal ob ich ‚wegen des Regens‘ oder ‚wegen der Wetterlage‘ oder ‚wegen des Gewitters‘ wissen will. Mal kurz bei den FAQ vorbeischauen zeigt, dass du die Zeit der Experten mindestens genauso schaetzt wie deine eigene.

Gruesse, Elke

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