Hallo Archie,
Hallo Jaqueline!
zunächst einmal vielen Dank für Deine sehr ausführliche
Antwort!
Immer gerne
Bei mir entsteht aber beim Lesen - auch wenn Du das so nicht
ausdrücklich sagst - der Eindruck, als würdest Du die
Bakterien, Parasiten und Salmonellen allein verantwortlich
machen für das Sterben der 40 von 42 Katzen in Deinem
Rechenbeispiel. Oder mal als Frage formuliert: Wieviele dieser
40 Katzen sterben denn Deiner Einschätzung nach allein an dem
Umstand, daß sie nun mal ihre Beutetiere roh fressen?
Nee, so war das nicht gemeint - in Deinem Savannah-cat-Zitat schreiben nur die Autoren, wenn BARFen so ungesund wäre, wären Katzen schon längst ausgestorben- und DAS ist nun mal kompletter Blödsinn! Betrachtet auf die Gesamtpopulation reicht halt das Überleben von 2 Tieren eines Elternpaares! Alle anderen sterben aus den unterschiedlichsten Gründen - Infektionen, Raubtiere, Unfälle, Verletzungen, genetische Fehlschläge, Hunger und was einem sonst noch grausames einfällt - ansonsten gibt es eine Bevölkerungsexplosion!
Die Infektion mit Parasiten und Darmeinzellern gehört als primäre oder sekundäre Todesursache dazu! Statistisch gesehen mag es ein kleiner Anteil sein, der dem rohen Fleisch sein Ableben verdankt, aber wenn es gerade DEIN Tier trifft, ist es Sch…!
Ich möchte genauso gerne wie Du, daß meine Katzen GESUND 15,
18 oder 20 Jahre alt werden. Aber bekommen nicht auch viele
Katzen gerade durch Fertigfutter ausgelöste gesundheitliche
Probleme mit Niere, Leber, Blase, Bauchspeicheldrüse, Darm und
Zähnen oder es entstehen Allergien, eventuell ein Diabetes
…?
Das eine Katze gesund 15 Jahre alt wird, ist allein schon ein Verdienst der Zivilisation, noch vor wenigen Jahrzehnten war die Lebenserwartung wesentlich niedriger!
Zahnstein aber ist z.B. ein genetisches Problem, das - entgegen der Gerüchte - durch Fütterung nur minimal beeinflußt werden kann. Der Grad der Zahnsteinbildung wird beeinflußt von der Speichelzusammensetzung und die ist genetisch bedingt. Beschäftigung mit Knochen fördert den mechanischen Abrieb, kann aber bei entsprechender Veranlagung die Zahnsteinbildung nicht verhindern!
In Fertigfutter ist alles, was eine Katze für ihr ganzes Leben braucht (Def. Alleinfuttermittel des Futtermittelgesetzes bzw. jetzt Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz)! Das ist bei rohem Fleisch nicht der Fall (z.B. All-meat-Syndrom bei nur mit Fleisch gefütterten Katzen, Hypervitaminose A bei reiner Leberfütterung)! Du mußt also substituieren - das genau auszuwiegen und abzuwägen wird schwierig! Am besten fütterst Du den Katzen rohe Mäuse, Vögel, vielleicht mal ein junges Kaninchen - DAS wäre artgerecht, macht aber keiner!
Kranke Katzen gab es auch früher schon, nur war der Wissensstand noch nicht so weit wie heute, genauso wie die Diagnostik und die Bereitschaft der Leute, viel Geld in die Gesunderhaltung ihrer Tiere zu investieren - d.h. die Katzen sind gestorben, bevor sie altersbedingte „Verschleißerscheinungen“ bekamen. Und was die Gesunderhaltung durch BARFen angeht - es gibt, wie gesagt, keine wissenschaftliche Veröffentlichung, die diese Behauptungen belegt! Und es gibt mittlerweile sehr wohl eine Futterindustrie, die sich mit der Herstellung und Vermarktung von Rohfutter und deren Zusätzen beschäftigt! Und hätten die Forscher aus dem zitierten Artikel andere Zahlen gehabt, hätten sie sie auch veröffentlicht, die Ergebnisse kamen von einer unabhängigen Untersuchungsstelle, nicht von einem Fertigfutterhersteller! Und jede Veröffentlichung - es sei denn, Du schreibst nicht wissenschaftlich nachweisbaren Blödsinn - bringt Renomee und hilft Dir, in der wissenschaftlichen Welt einen Namen zu bekommen! Und DAS bringt dann Forschungsgelder!
Also stirbt meine Katze überspitzt dargestellt u. U. an einer
CNI statt an einer Salmonelleninfektion - wäre das so viel
angenehmer?
Nein, aber wenn sie die CNI 10 Jahre später bekommen kann, weil sie nicht schon vorher an einer Salmonellose gestorben ist, wäre das nicht okay? Sterben werden wir alle irgendwann an irgendwas (hab’ in den letzten drei Jahren jeweils im Frühjahr einen Hund verloren - ich mein’ es ernst, nicht flapsig)!
Sind denn die Rohfutter-Produzenten so finanzkräftig wie die
Fertigfutter-Industriekonzerne? Forschungen sind ja nicht
gerade billig. Außerdem braucht so was ja auch etwas Zeit.
Soooo lange ist das Thema Barfen ja auch noch nicht in aller
Munde. Und der Fleischer meines Vertrauens wird sich bestimmt
keine Forschungsarbeit leisten können.
Braucht er nicht - früher oder später kommt ein neugiereiger Doktorand und will es wissen - und der wird nicht von der Wirtschaft finanziert, sondern verdient sich seine Brötchen anders, während er forscht (spreche aus leidvoller Erfahrung)!
Fragt sich nur, wenn die Fertigfutter-Industrie dieses
Forschungsergebnis in ihren Händen halten würde, ob sie es
veröffentlichen würde. Forschen darf jeder, veröffentlichen
muss keiner.
Aber kein unabhängiger Wissenschaftler forscht, um seiner Ergebnisse dann in die Schublade zu sperren - er MUSS veröffentlichen, damit er aktuell bleibt!
Man denke da nur an die Forschungen der
Zigarettenindustrie. Lustig ist auch, wie sich Butter- und
Margarineproduzenten gegenseitig Forschungen reindrücken, die
dem jeweils anderen attestieren, ein ungesundes Streichfett
herzustellen. Für das Ergebnis einer Forschungsarbeit ist wohl
manchmal nicht ganz uninteressant, mal genauer hinzugucken,
wer der Finanzier dahinter ist.
Die Studie stammt aus einem unabhängigen Institut - die werden sich Veröffentlichungen von niemandem verbieten lassen. Ansonsten s.o.
Und das es immer wieder (auch in der Zigaretten-Industrie) Veröffentlichungen kontoversen Inhalts gibt, zeigt doch, daß selbst eine so reiche und mächtige Lobby wie die Tabakindustrie die Forschung nicht in ihre Richtung korumpieren kann.
Ich befürchte, in dieser Aussage steckt viel Wahrheit!
JIP! Und ich will Dich auch gar nicht vom BARFen abhalten - ist komplett Deine Entscheidung, ich teile Dir nur den Stand der Wissenschaft mit! Vieles im Internet ist mehr oder weniger fundiertes Halbwissen, das gut klingt, aber einer genaueren Betrachtung nicht standhält! Außerdem habe ich es genossen, dieses Thema mal mit jemand Interessiertem sachlich zu diskutieren - meistens wird es eine sehr emotionsgeladene Diskussion, wenn man auf die Gefahren des BARFens hinweist. Übrigens hat eine Kollegin von mir eine sehr gute Zusammenfassung der Problematik auf ihrer Seite nutripets.de ins Netz gestellt - wenn Du magst, schau doch da nach!
Liebe Grüße
Jacqueline
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und guten Appetit mit Deinem englischen Steak und dem Tartar 
Archie