Hallo Aragorn,
tut mir leid, aber ich muss Dir doch in einigem widersprechen:
das ist genauso wie mit der deutschen Rechtschreibung. Das
muss einem erstmal völlig egal sein, die lautgetreue Schreibung motiviert […]
Das klingt mir doch sehr nach den Argumenten des Herrn Reichen für sein „Lesen durch Schreiben“, was ja sehr kontrovers diskutiert wird. Auch hier im Forum geschah dies bereits (/t/lesen-durch-schreiben/1277245
Spaß am Schreiben ohne Rechtschreibkompetenz und -sicherheit ist Käse und produziert (bei schwachen Schülern) Unkenntnis der Rechtschreibung.
Und überhaupt
die lautgetreue Schreibung
– hast Du jemals einen Schüler gesehen, der innerhalb der ersten, sagen wir, drei Jahre die Laut-Buchstaben-Zuordnung des Englischen begriffen hat? Ich kenne selbst Studenten, die neu gelernte Wörter immer noch nach deutschen Regeln schreiben. (Experiment: Erzähle einmal einigen Personen, die es noch nicht weiß, dass „Hefe“ auf englisch „yeast“ heißt. Zähle dann den Anteil derer, die es mit „j“ am Anfang schreiben. Wahrscheinlich ist er höher als der Anteil der Schreibungen mit „y“, und die vollkommen kreativen Schreibungen sind etwa genauso groß. Dabei ist dieses Anfangs-„y“ jedem aus dem Wort „yellow“ bekannt!)
Andersherum klappt das auch: unbekannte Wörtern mit selten gesehenen Buchstabenkombinationen (dawdle, shavvy, launch) werden auch des öfteren nicht regulär ausgesprochen.
Mein Fazit hierzu: Ich würde es durchaus begrüßen, wenn Schüler die englische Laut-Buchstaben-Zuordnung besser kennenlernten; meinetwegen dürfen sie dann auch eine „phonetischere“ Schreibweise erfinden. Aber nicht ins Deutsche abweichen! (Also meinetwegen „nite“ oder „niet“ statt „night“; aber doch nicht „nait“!)
Eventuelle Fehler werden sich schon „auswachsen“, da sich Wortbilder nicht einprägen.
Nicht? Da habe ich was anderes gelesen, gehört und erlebt. Sonst würde erstens einmal dies hier nicht funktionieren; zweitens läsen wir alle viel langsamer besonders in Sprachen, bei denen die Laut-Buchstaben-Zuordnung nicht offensichtlich ist (z.B. Englisch oder Chinesisch), die Buchstaben seltsam angeordnet sind (z.B. Koreanisch: ㅎㅏㅜㄱㅜㄱㅇㅓ schreibt man 한국어) oder wichtige Laute ausgelassen werden (z.B. im Hebräischen oder Arabischen die Vokale); und drittens läsen wir dann in fremden, aber uns vertrauten Alphabeten ebenso schnell wie in dem, an welches wir gewohnt sind. Αμπερ τουστ ντου ντας βιρκλιχ? Одер феллт эс дир филлайхт аӯф Кириллиш лайхтер? 코레아니시 해떠 이흐 아우흐 노흐 임 안게붙.
Auch Vokabelnlernen überfordert das heutige Kind.
Das „heutige Kind“ zeichnet sich wodurch aus? Warum ist es vom Vokabellernen überfordert, aber rechnen soll es können? Oder ist es einfach durch jegliche Aktivitäten außer Computerspielen überfordert?
Viel wichtiger sind andere Aktivitäten: Kontakt zu Freunden,
Sport, Musikunterricht, Ballett…
Dem stimme ich zu. (Man kann ja gar nicht so verschiedener Meinung sein, dass man nicht doch noch einen gemeinsamen Nenner findet!)
Jedenfalls wird ja keine Zeit mehr für
Hausaufgaben verschwendet
Hausaufgaben sind verschwendete Zeit?! Das lass mal keinen Didaktiker hören! Wir hatten sogar mal einen Artikel in der (Mathe-Physik-)Fachschaftszeitung darüber, warum die Erledigung von Hausaufgaben auch für diejenigen Schüler, welche schon immer alles können, von großer Bedeutung sei. (Ich habe die Argumentation leider vergessen, weil ich sie für mich, der ich in der Schule in Mathe immer alles konnte, nicht zutreffend fand.)
und auch das Lernen der
Rechtschreibung außerhalb des Unterrichts ist nicht mehr
zulässig.
Lernen außerhalb des Unterrichts ist nicht zulässig? Also, jetzt wird’s wirklich komisch!
Liebe Grüße
Immo