Wiedergeburt

Hallo,

weil ich grad mal wieder darüber gestolpert bin,
was ist davon zu halten, dass in der „urchristlichen
Bibel“, Stellen, die die Wiedergeburt thematisieren,
vorhanden gewesen sein sollen?

So wie z.B. hier behauptet wird:

http://www.zeitenschrift.com/magazin/09101-reinkarna…

Gruß
Junktor

Hallo

weil ich grad mal wieder darüber gestolpert bin,
was ist davon zu halten, dass in der „urchristlichen
Bibel“, Stellen, die die Wiedergeburt thematisieren,
vorhanden gewesen sein sollen?

So wie z.B. hier behauptet wird:

http://www.zeitenschrift.com/magazin/09101-reinkarna…

Genau das ist es es auch. Nichts als eine Behauptung.
Keine Quellenbelege, Literaturverweise o.ä.

Was meinst du, wie viele vermeindliche „größte Lügen der Kirche“ es gibt. Da wirst du müde dabei :wink:

Und in der Vorstellung diese WebSite ließt man dann;

„Ein vierteljährlich erscheinendes Magazin, in dem Sie all das lesen, was die Massenmedien nicht schreiben wollen, mögen oder dürfen: Berichte über die wirklichen Drahtzieher unserer Politik. Artikel über die wahren Gesetze der Natur. ‚Rezepte‘ zur Heilung von Mensch und Erde. Einblicke in die unsichtbare Welt des Geistes.“

Es gibt einen Namen für soetwas … Verschwörungstheorie

Kein Informationswert dient nur der Verunsicherung.

Hallo,

weil ich grad mal wieder darüber gestolpert bin,
was ist davon zu halten, dass in der „urchristlichen
Bibel“, Stellen, die die Wiedergeburt thematisieren,
vorhanden gewesen sein sollen?
So wie z.B. hier behauptet wird:
http://www.zeitenschrift.com/magazin/09101-reinkarna…

mal wieder so ein Schwachsinn im Stil einer Verschwörungstheorie.
Eine machtgeile Frau soll bewirkt haben, daß eine traditionelle
über 500 Jahre währende Lehre der Kirche verbannt wurde - und sogar
aus allen Schriften des NT und der Folgenden (spurenlos !!)!
Das schafft kein Konzil und kein Papst oder sonst wer.
Dazu braucht es keine weiteren Kommentare.
In welchen Sinne „Wiedergeburt“ in der Botschaft von Jesus angedacht
ist, ist bei Joh.3.3-8 nachzulesen.
Gruß VIKTOR

Hallo nochmal,

mich amüsieren solche Seiten, wie die verlinkte
ebenfalls. Wenn ich nun aber versuche
ein wenig mit entsprechenden Stichwörtern
zu googeln, also etwa Apokryphen und Reinkarnation,
oder Bibelkanon…,
dann bekomme ich zigtausend Links, auch ernstzunehmende
Diplomarbeiten etc., die sich mit dem Thema
beschäftigen.

Verschwörungstheorien hin oder her, ist religionshistorisch
gesehen wirklich nichts an diesem „Gerücht“?
Ich bin darin nicht wirklich firm.

Gruß
Junktor

Hi

Du musst auch gucken was mit Wiedergeburt gemeint ist. Das ist nicht nur östliche Reinkarnation, in vielen Kontexten wird auch über die „Wiedergeburt“ am Ende der Zeiten gesprochen, das Wort wird da synonym zur Wiedererweckung, Wiederverkörperung etc. pp verwendet. Viktor hat dir ja auch noch eine Bibelstelle dazu genannt.

lg
Kate

Hi,

Du musst auch gucken was mit Wiedergeburt gemeint ist.

das ist schon klar!

Ich versuche es noch einmal konkret:

http://www.universelles-leben.org/cms/wir-ueber-uns/…

Ist das alles Quatsch?
Und ich meine das rein historisch gesehen.

Gruß
Junktor

1 Like

keine Wiedergeburt
Hi Junktor,

solche Kuriosa basieren teils auf Begriffsverwirrung aus Unkenntnis, teils aus gewaltsamer tendenziöser Falschinterpretation von Bekanntem.

Zur Zeit der ntl. Schriften exisitert zunächst überhaupt noch keine explizite Lehre über eine individuelle Seele, die sich im Tod aus dem Körper entfernt und irgendwie weiterexistiert. Im Judentum gab es sie ebenfalls nicht.

Diese Vorstellung einer individuellen Seele die mit dem Körper koexistiert entwickelt sich erst synkretistisch aus zarathustrischen, ägyptischen und griechischen Vorgaben.

Zudem wird in solchen Pamphleten, wie schon angedeutet, immer wieder Wiedergeburt und Reinkarnation verwechselt, und diese wiederum mit Präexistenz. Eine Wiedergeburtslehre findet sich im mediterranen Raum zeitgenössisch gar nicht. Reinkarnation findet sich in den pythagoreischen Schulen (Beweise für eine solche Lehre des Pythagoras selbst gibt es aber nicht) und in einigen Mysterienkulten.

Präexistenz (und daraus folgend Postexistenz ist durch die Philosopheme der Akademie (Platon) manifest geworden. In der christlichen Diskussion wird das dann insbesondere durch Origenes ins Feld geführt. Bei Origenes ist aber von weder von Reinkarnation noch von Wiedergeburt die Rede.

Der Rest ist Mißverständnis des griechischen Begriffs ψυχη, psychē, der im NT häufig erwähnt ist. Der ist aber nicht identisch mit dem Seelebegriff, der erst viel später synkretistisch in christliche Ideen eingeht.

Mit wenigen Ausnahmen hat im NT der Begriff „psychē“ die Bedeutung „Leben“, synonym zu zoē (z.B. psychēn didomi = sein Leben hingeben für jmd). In anderen Kontexten die Bedeutung „Lebenshaltung“, „Geisteshaltung“ synonym zu pneuma.

Näheres dazu in meinem Artikel
[Seele - religionsgeschichtlich]
/t/haben-tiere-eine-seele/798563/13

Der Gipfel des Unsinns ist dann immer wieder die Erwähnung der Elias-Geschichte in den ntl. Schriften. Sie bezieht sich auf 2. Könige 2.1ff, wo Elias (ganz ähnlich der Schilderung des Parmenides) in einem von Pferden gezigenen Wagen gen Himmel fährt. Darauf basierte im Judentum das Mythem, daß Elias wiederkommen werde. Aber dabei ging es um eine Wiederkunft, nicht um eine Reinkarnation. Und außerdem ging es ausschließlich um diesen einen Propheten.

Eine Wiedergeburts- oder Reinkarnationslehre wurde in den christlichen Konzeptionen weder bekämpft, noch ist sie auf geheimnisvolle Weise verschwunden worden. Sie war von vornherein durch den sehr zentralen Begriff der anastasis und des zoē aionion unmöglich.

Gruß
Metapher

Hallo

Ist das alles Quatsch?
Und ich meine das rein historisch gesehen.

Ja, das ist Quatsch.
Wie hier schon gesagt wurde, werden hier Begriffe bewußt falsch wiedergegeben, falsch verwendet, Zusammenhänge her-interprätiert die es so nicht gibt und das alles noch bewußt verzerrt bzw. überstrapaziert.

Allein schon der Duktus von „apokryph“ bringt mich immer zum lächeln. Sicher steht es für „verborgen“ aber nicht im Sinne von „versteckt“. Man kann jede apokryphe Schrift lesen bzw. kauflich erwerben.
Zum anderen steht der Begriff religionsgeschichtlich eher für „nicht im Kanon enthalten“ als das er für „verborgen“ steht.
Dennoch müssen bei allen Verschwörungstheorien in Bezug auf die das Christentum die Apokryphen als „verborgene“ Schriften herhalten.

Gruß Parzival

Eine Wiedergeburts- oder Reinkarnationslehre wurde in den
christlichen Konzeptionen weder bekämpft

Irenaeus von Lyon wendet sich gegen den Gnostiker Karpokrates und seine „Wiederverkörperungstheorie“, die dieser aus den Evangelien ableitet.
grüße sober

2 Like

Das ist richtig. Im Kapitel gegen Carpocrates Buch I. In den Strömungen, die man heute unter Gnostizismus zusammenfaßt, sind auch solche Ideen importiert worden (wie ich andeutete aus Mysterienkulten und anderen griechischen Quellen) und in die ntl. Schriften hineininterpretiert worden.

Und gegen diese (allerdings nur marginal verbreiteten) Ideen wenden sind einige Autoren, nicht nur Irenäus. Auch später ja Augustinus noch. Ich habe es, sorry, unklar ausgedrückt: Diese Vorstellungen wurden nicht offiziell auf Konzilien diskutiert und in traditioneller Form „verbannt“ (wie z.B. die des Origenes). Dies geschah gewöhnlich in der Form „Wer … soll ausgeschlossen werden“ oder „… soll verdammt sein“. Dies wäre geschehen, wenn sie irgendeine Rolle in den theologischen Diskussionen gespielt hätten.

Das aber war schon deshalb nicht gegeben, weil eine Lehre einer individuellen Seele im NT noch gar nicht vorhanden ist.

Hi,

vielen Dank!

Gruß
Junktor

Hallo,

Das aber war schon deshalb nicht gegeben, weil eine Lehre
einer individuellen Seele im NT noch gar nicht vorhanden ist.

richtig. Aber dieser Lehre bedurfte es nicht weil diese individuelle
Seele einfach vorausgesetzt wurde.
Nicht nur Matt.10.28 und Luk.12.4 sondern auch Hebr.13.17,Jac1.21,5.20
1.Petr.1.9,1.22-23,2.11,2.25,4.19 Off 6.9ff u.20.4f lassen da kaum
eine andere Interpretation zu.
Die ganze Heils- und Auferstehungslehre des NT macht auch nur Sinn
unter der Voraussetzung einer individuellen Seele.

Im etwas anderem Sinne wird der Begriff (oder das „Wort“) Seele
verwendet bei Matt.11.29,12,18 und weiteren mehr als 30 Stellen im NT.

Gruß VIKTOR

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Hi,

Das aber war schon deshalb nicht gegeben, weil eine Lehre einer individuellen Seele im NT noch gar nicht vorhanden ist.

richtig. Aber dieser Lehre bedurfte es nicht weil diese individuelle Seele einfach vorausgesetzt wurde.

Um mich zu wiederholen, fehlt mir eigentlich die Lust und auch die Zeit. Dennoch nochmal: Es geht hier, bei der Frage des UP, um eine Seele, die mit dem Körper koexistiert und sich im Tode des Körpers von ihm trennt und getrennt weiterexistiert.

Einen solchen Begriff gibt und gab es im Jüdischen nicht. Der wird in die (griechischen) ntl. Texte erst nachträglich, bis heute einschließlich, hineininterpretiert. Dies geschieht, weil man sich in den zeitgenössischen Seelenvorstellungen des Mittelmeerraumes nicht auskennt und insbesondere nicht mit den Begriffen ψυχη (deren Bedeutungsspektrum im NT habe ich erwähnt), ζωη, und insbesondere καρδια im Sprachgebrauch der griechischen Koine.

Der hier gemeinte Begriff kommt synkretistisch aus ägyptischen (Alexandria), persischen (Zarathustra), griechischen (Mysterien, Pythagoras, Platon) ins sich erst allmählich explizierende christliche Gedankengut hinein.

Die christlichen Autoren des 2., 3. Jhdts waren mit diesen Hintergründen selbstverständlich vertraut.

Gruß
Metapher

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