Morjen,
wenn ich Deine Antworten so lese, so frage ich mich die
altbekannte Frage: „Wer war zuerst da: Das Huhn oder das Ei?“
Also: Womit haben wir es Deiner Meinung nach momentan zu tun:
Lassen wir ein Huhn gewähren, oder legen wir uns durch die
Passivität ein neues Ei?
Wer ist denn Deiner Meinung nach in dieser Sache passiv?
Ich habe nicht vor, jemanden in die Ecke der
Amerikafreundschaft zu stellen (deine Formulierung sagt schon
viel…).
nicht wirklich *g*
Aber lies deinen Text noch mal: ich habe mich bemüht
aufzuzeigen wo Du ein wenig - naiv (??!, eigentlich doch nich’
oder?) - über das international untadelige Benehmen gewisser
Kreise berichtet hast.
Untadelig benimmt sich sicherlich niemand, schon gar nicht die USA, die dennoch immer wieder neue Maßstäbe (natürlich nur verbal) setzen, oder wenigstens so tun, als ob. Mit dem Übertreiben des Irak ist das jedoch eine akute Sache, die ich für kreuzgefährlich halte. Man muss Prioritäten setzen?
Das sehe ich auch so, dennoch besteht die Frage des WIE?
Meiner Meinung nach auf keinen Fall mit demonstrativer Gewaltandrohung.
Heute morgen kam im Radio ein Zitat des Herrn vom anderen
Teichufer :„Was wir jetzt auch tun werden, von den UN lassen
wir uns nicht reinreden!“
Naja - ist das kleinere Übel, was…?
Nee, typisches Maulheldentum. Dennoch, und das gebe ich zu bedenken, haben sie bis jetzt doch immer noch vor der UNO gekuscht, was die Irak-Frage angeht. Das zeigt mir vor allem, dass inzwischen eine gewisse Abhängigkeit besteht? Dass die UNO von einem schwachen Texteverfasser zu einer organisierten Wortführerin wird? Ich hoffe es zumindest…
Ab wann ist das eine Übel grösser als ein anderes?
Kommt darauf an: Momentan kann man die Hetzreden Amerikas überhören, um sich mehr auf die potenzielle Gefahrenquelle Irak zu konzentrieren. Dann also schon. Auf Dauer natürlich nicht. Probleme verschieben bringt nie etwas.
Wir können nicht ernsthaft behaupten, daß es uns um die
Stärkung des Rechts geht, und im nächsten Augenblick…
Wer ist „wir“?
Weil es momentan nicht uns betrifft! Ich möchte erst mal unser
Geschrei hören, wenn wir betroffen sind…
Ich finde schon, dass wir (Deutschen) betroffen sind. Keine Ahnung, warum das so viele Menschen nicht erkennen. Fällt die erste Bombe auf Bagdad, dann kommen sie plötzlich alle aus ihren schicken Wohnungen und starten Fackelzüge. Wo doch dann schon so vieles zu spät ist. Leider wird die BILD-Zeitung deshalb noch lange nicht abbestellt. Und gaaaanz langsam werden wieder Dinge wie die angebliche Affäre des Kanzlers oder seine Haarfarbe wichtiger sein. Stinkt mich ziemlich an, diese ständige Wohlstandsjammerei ohne Blick für die wahren Probleme.
Wägen wir mal ab, was das kleinere Übel ist…
Was tun wir, wenn wir in zehn Jahren feststellen, daß es doch
nicht so gut war, zu allem Ja und Amen zu sagen?
Wenn Du jetzt auf die deutsche Regierung anspielst mit dem Ja-und-Amen-Sagen, dann kann ich das so nicht erkennen. Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass der Kanzler sein Nein! zur deutschen Beteiligung an einer Intervention im Irak im Wahltaumel erfunden hat, ohne sich entsprechend rückzuversichern, so muss er es jetzt doch durchziehen. Und so ganz nebenbei hat er Deutschland Gehör verschafft. Ist mir immer noch lieber, als wie die Briten kriegsgeil hinter Bush herzuhecheln. Aber passives Verhalten ist das nicht!
Findet sich
dann wieder ein Schurke, der das Problem beheben kann - uns
sind ja leider die Hände gebunden, weil wir keine Rechtsbrüche
begehen können,wollen,dürfen?
Den Satz kapier ich irgendwie nicht…
Ich finde auch nicht, dass es das richtige Mittel ist, einen
Angriffskrieg zu führen, weil ich so hoffnungslos optimistisch
bin, dass ich fest daran glaube, mit einer sensiblen Politik
der Versöhnung auf Dauer einfach mehr zu erreichen. Aber so
wie es gerade steht, so kann und darf es nicht weitergehen.
Sind wir uns darüber wenigstens einig?
Es geht hier um’s Prinzip: Entweder ich bemühe mich
tatasächlich um eine Stärkung des Rechts - dann kann ich kein
Ausscheren dulden.
Oder es ist mir egal, dann darf ich keinen moralischen
Zeigefinger rühren.
Prinzipien sind dazu da, gebrochen zu werden! Ich rechtfertige - und habe das nie getan - einen Krieg gegen den Irak. Auch jetzt nicht.
Grüße aus Berlin
Jana