...wollte gemacht haben

Hallo zusammen!

Ich bekomme ein merkwürdiges Gefühl, wenn jemand sagt, dass er schon in der Vergangenheit etwas erledigt haben wollte, nach dem Muster:

„Gestern wollte ich doch den Rasen gemäht haben.“

Für MICH klingt es komisch, sich zum Zeitpunkt der Aussage auf einen Zeitpunkt nach der (unerledigten) Tat, aber VOR der Aussage zurückzuversetzen.

Ist diese Konstruktion irgendwie „falsch“? Für meine Ohren klingt sie jedenfalls…merkwürdig. ;o)

Ich sage: „Gestern wollte ich Rasen mähen.“
Dass es vielleicht nicht geklappt hat, kann man doch prinzipiell an dem Satz selbst erkennen, ich sage ja nicht:„Gestern habe ich Rasen gemäht“.

Gibt es überhaupt eine passende Antwort auf diese Frage, oder ist diese selbst sinnlos? ;o)

Danke und viele Grüsse!

Denis

Hallo

„Gestern wollte ich doch den Rasen gemäht haben.“

Für MICH klingt es komisch, sich zum Zeitpunkt der Aussage auf
einen Zeitpunkt nach der (unerledigten) Tat, aber VOR der
Aussage zurückzuversetzen.

Ist diese Konstruktion irgendwie „falsch“? Für meine Ohren
klingt sie jedenfalls…merkwürdig. ;o)

Die Konstruktion an sich ist richtig, das nennt sich Plusquamperfekt. In diesem Zusammenhang ist sie aber (zumindest hochsprachlich) nicht angebracht.

Wiki-Zitat:

Es wird für den Zeitraum benutzt, der zeitlich vor einem Referenzpunkt in der Vergangenheit liegt, wobei sich der Referenzpunkt aus dem Kontext der Erzählung ergibt: „Nachdem ich mich für die Klausur vorbereitet hatte, war ich nicht mehr nervös.“
In gewissen regionalen Dialekten (z. B. im Rheinischen) und im Berlinischen wird es oft als normale Erzählzeit (statt Perfekt oder Präteritum) verwendet.

Gruß Johannes

Hallo Denis!

Ich bekomme ein merkwürdiges Gefühl, wenn jemand sagt, dass er
schon in der Vergangenheit etwas erledigt haben wollte, nach
dem Muster:

„Gestern wollte ich doch den Rasen gemäht haben.“

Ich sage: „Gestern wollte ich Rasen mähen.“
Dass es vielleicht nicht geklappt hat, kann man doch
prinzipiell an dem Satz selbst erkennen, ich sage ja
nicht:„Gestern habe ich Rasen gemäht“.

Zwischen diesen beiden Konstruktionen besteht ein Bedeutungsunterschied, sie sind aber beide richtiges Deutsch. Wenn du dir beim ersten Satz ein „bis“ dazudenkst, wird der Unterschied klarer: Bis gestern wollte ich den Rasen gemäht haben, heute ist er aber noch ungemäht.
Ein anderes Beispiel zur Verdeutlichung: Du solltest bis gestern Zeit, diesen Auftrag erledigt haben, heute ist er immer noch nicht fertig. Du bist gefeuert! Heißt: Du hattest bis gestern Zeit, die Arbeit zu machen, heute hab ich aber immer noch kein Ergebnis.
Gestern hab ich Rasen gemäht ist eine normale Aussage im Perfekt. Diese Tätigkeit ist erledigt und abgeschlossen.
Die Aussage „Gestern wollte ich Rasen mähen.“ enthält kein Ultimatum, wie „Bis gestern wollte ich den Rasen gemäht haben.“ Diese Aussage ist eine reine Feststellung.

Ich hoffe, dass dir der Unterschied jetzt klarer ist. Wenn nicht, melde dich einfach noch mal.

Gruß Alex

Hallo Johannes!

„Gestern wollte ich doch den Rasen gemäht haben.“

Die Konstruktion an sich ist richtig, das nennt sich
Plusquamperfekt.

Wo ist denn da ein Plusquampefekt?

Plusquamperfekt wird gebildet mit den Hilfverben sein oder haben im Präteritum plus Partizip Perfekt oder Ersatzinfinitiv.

Bei dem Satz hier handelt es sich aber um das Modalverb wollen im Präteritum plus Infinitiv Perfekt. Und das ist und bleibt ein Satz im Präteritum.

Was Leute, die so eine Wendung wie „Gestern wollte ich doch den Rasen gemäht haben” gebrauchen aber eigentlich meist meinen, ist ein irrealer Satz im Konjunktiv der Vergangenheit und besser würde es also heißen: „Ich hätte gestern doch den Rasen mähen wollen!

Was bei dem Satz „Gestern wollte ich doch den Rasen gemäht haben” nach standarddeutschem Verständnis komisch klingt, ist die Tatsache, dass man das Modalverb hier eigentlich so verstehen müsste, als ob es in subjektiver Bedeutung gebraucht würde, als ob ich mich also selbst verdächtigte, dass die von mir gestern aufgestellte Behauptung, ich hätte den Rasen gemäht, unzutreffend wäre.

vgl: /t/korrektes-perfekt/4448641/29

Gruß Gernot

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Hallo Alex!

„Gestern wollte ich doch den Rasen gemäht haben.“

Ich sage: „Gestern wollte ich Rasen mähen.“
Dass es vielleicht nicht geklappt hat, kann man doch
prinzipiell an dem Satz selbst erkennen, ich sage ja
nicht:„Gestern habe ich Rasen gemäht“.

Wenn du dir beim ersten Satz ein „bis“ dazudenkst, wird der
Unterschied klarer …

Nein, wenn du dir stattdessen nach dem „doch” ein „tatsächlich ” hinzudenkst, wird es klarer:

„_Gestern wollte ich doch tatsächlich _ den Rasen gemäht haben. Aber als ich das gestern glaubte, muss ich geistig vollkommen umnachtet gewesen sein, denn heute sehe ich bei wieder klarem Verstand, dass ich den Rasen gestern gar nicht gemäht haben kann, da die Grashalme inzwischen noch länger sind als vorgestern! Das sind bestimmt die ersten Anzeichen von Alters-Senilität!”

Gruß Gernot