Lieber exc!
Warum sollte die Wählerin, die die SPD nicht gewählt hätte,
hätte sie gewusst, dass Y. sich dann doch tolerieren lassen
würde, bitteschön ganz selbstverständlich
mehr getäuscht und enttäuscht sein, als jene Wählerin, die die
SPD auf Grund ihrer inhaltlichen Aussagen gewählt hatte, und
nun sich fragt, warum die SPD in dieser nicht ganz einfachen
Situation nicht einfach die Koalitionsfrage so löst, dass die
versprochenen Punkte am besten umgesetzt werden können - und
das ist halt nun mal Rot-Grün-(Rot) und sonst nichts.
Ich glaube, es gab mehr als zwei Wähler
Richtig, es gibt mehr als zwei Arten von SPD-Wählerinnen.
und ich könnte mir
vorstellen, daß darunter einige sind, die die SPD ganz bewußt
gewählt haben, weil sie mit der Linken nicht zusammenarbeiten
wollte.
Ebenfalls richtig!
Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass einige darunter waren, die die SPD ganz bewusst gewählt haben, weil sie davon ausgingen, dass die SPD dann doch mit der Linken zusammenarbeiten würde, wenns nicht anders gehen würde um Koch zu verhindern und um die versprochene Agenda durchzubringen.
Es gibt halt solche und solche und solche.
Und es gibt eben nicht den dieser Tage vielbeschworenen einen homogenen Block von getäuschten SPD-Wählern. Die einen sind so getäuscht, die anderen anders.
Große Koalition
Insofern war sie immer eine Option, so
daß zumindest denkbar war, daß sie kommen würde und damit war
wiederum auch klar , daß die SPD bei ihrem Programm würde
Abstriche machen müssen.
Das ist mein Punkt: Warum soll die Koalitionsfrage unbedingt höherwertig sein als die Frage der Programmatik?
Es war doch wohl auch ganz genauso jedem klar, dass -allen Beteuerungen zum Trotz- die SPD u.U. auch in punkto Koalitionsaussagen Abstriche machen könnte (die Möglichkeit, dass die SPD eventuell nicht zu ihrer Aussage stehen würde, wurde in allen Massenmedien breit diskutiert vor der Wahl).
Eine Koalition bzw. Tolerierung der SPD mit der Linken auf Länderebene im Westen war seit der Fusion von PDS+WASG nur eine Frage der Zeit und Gelegenheit, und dass Hessen bei einem bestimmten Wahlausgang eine solche Gelegenheit sein könnte hat auch jeder einigermaßen informierte SPD-Wähler vor seiner Stimmabgabe gewusst.
Meine Aussage war: warum ist eine solche wahlkampftaktische „Lüge“ bezüglich der Koalitionsfrage per se höherwertiger als etwa -um nur ein Beipiel zu bringen- die stets wiederkehrende wahlkampftaktische „Lüge“, man denke gar nicht an Steuererhöhungen, obwohl jedem klar ist, dass man sie nachher doch beschließen würde ohne dass dabei irgendeine unbedeutende Metzgerin aus der dritten Reihe zur „Rächerin der Getäuschten“ stilisiert wird.
_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð €
Ich verabscheue Lügen und Zyniker.
(Dagmar d’Arc, La Pucelle d’Wiesbade)_