Deutsches Kriegsschiff in Buenos Aires (2.Weltkrie

Wie hieß dieses legendäre getarnte Schiff, das schlußendlich vom Kapitän im Hafen von Buenos Aires versenkt wurde?

Und vor allem: wie hieß dieser Kapitän ?

Weiß jemad dazu Internetadressen?

Kapt. zur See Langsdorff und der Westentaschenkreuzer „Graf Spee“.

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Soweit ich mich erinnern kann, wurde die Graf Spee vor Montevideo versenkt. Außerdem weiß ich nicht, was an dem Schiff so getarnt gewesen sein soll…

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Vor Montevideo ist auch vor Buenos Aires. Man kann vom derzeitigen Platz der „Graf Spee“ beide Häfen sehen.
Sie lag vorher in Montevideo.
Woher solltest Du das auch wissen, daß sie getarnt war!
Der Rumpf der G.S. war von der Besatzung so bemalt worden, daß am Bug eine große Welle eine andere Schiffsgeschwindigkeit und andere Schiffsgröße vorgaukelte. Es waren außerdem Antennenattrappen aufgebaut worden, die ebenfalls ein anderes Aussehen gaben.
Das mit dem Bemalen des Rumpfes war bei der deutschen Kriegsmarine und den Großkampfschiffen üblich.
Gruß Werner

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‚Admiral Graf Spee‘; Kpt. z. See Langsdorff

Wie hieß dieses legendäre getarnte Schiff, das schlußendlich vom Kapitän im Hafen von Buenos Aires versenkt wurde? Und vor allem: wie hieß dieser Kapitän ?


Das Schiff war die „Admiral Graf Spee“, und ihr Kapitän hieß Hans Langsdorff. Montevideo und Buenos Aires liegen beide am Rio de la Plata. Im einzelnen:

  • Die „Graf Spee“ gehörte mit der „Deutschland“ (später: „Lützow“) und der „Admiral Scheer“ zu einem eigentümlichen Schiffstyp, der in Deutschland „Panzerschiff“ und in Großbritannien „pocket battleship“ (Westentaschenschlachtschiff) genannt wurde: Knapp 12.000 Tonnen groß, Dieselmotorantrieb, sechs Kanonen vom Kaliber 28cm als Hauptbewaffnung und die Panzerung eines schweren Kreuzers. Sie waren unter den Bestimmungen des Versailler Vertrages mit dem Grundgedanken gebaut worden: „Schneller als jeder stärkere Gegner und stärker als jeder schnellere Gegner“. Jedem davonlaufen, der einen besiegen kann, und jeden besiegen, vor dem man nicht davonlaufen kann. Zugleich sollte die Geschwindigkeit ausreichen, um auch einem schnelleren Gegner noch lange aufbleiben zu können, und die Kanonen sollten genug Schlagkraft haben und die Panzerplatten gerade noch genug Deckung bieten, um es zur Not auf ein Gefecht mit einem stärkeren Gegner ankommen lassen zu können.

  • Das klingt perfekt, war es aber nicht. Erstens gab es schon bei Kiellegung der „Graf Spee“ drei „Angstgegner“: Die britischen Schlachtkreuzer Hood, Repulse und Renown; sie waren sowohl schneller als auch wesentlich stärker als die „Panzerschiffe“. Dann übertrafen die ab 1936 gebauten britischen Schlachtschiffe die „Panzerschiffe“ in ALLEN Parametern. Und - siehe unten.

  • So blieb für die „Graf Spee“ nur der Einsatz zum Handelskrieg: Die zivile Handelsschiffahrt der Alliierten angreifen. Dazu bediente sich die „Graf Spee“ folgender Tarnung:
    a) Sie fuhr noch im August 1939 in eine Warteposition im Südatlantik.
    b) Dort wurde der massive Brückenturm vorn so angemalt, daß es wie die Dreibeinmasten britischer Schlachtschiffe aussah.
    c) Am 30.9.1939 begann der Angriff auf die Handelsschiffe. Die „Graf Spee“ lief genau gerade auf ihre Opfer zu, so daß die Tarnung mit dem „Dreibeinmast“ klappte.

  • Nach Versenkung von neun Handelsschiffen wurde die „Graf Spee“ von einem Geschwader aus drei britischen Kreuzern (schwerer Kreuzer „Exeter“ (Cap. Bell, ein ausnehmend tapferer Mann), leichte Kreuzer „Ajax“ (Cap. Woodhouse) und „Achilles“ (Cap. Parry) unter Commodore Harwood) gestellt. Jeder der Kreuzer war zwar schwächer, aber schneller als die „Graf Spee“. Man mußte einfach nur mehrere schwächere Schiffe zusammenfassen, um die Idee „stärker als jeder, der schneller ist“ totzulegen.
    In dem Gefecht vor dem Rio de la Plata, 13.12.1939, wurde der Kreuzer „Exeter“ stark beschädigt, und auch die „Ajax“ erhielt einen schweren Treffer, aber die drei Kreuzer schlugen das „Westentaschenschlachtschiff“ so zusammen, daß sich Kapitän Langsdorff schon nach 20 Minuten geschlagen gab, mit Schimpf und Schande abdrehte und in den neutralen Hafen von Montevideo flüchtete. Auf das Gerücht, die „Renown“ sei vor Montevideo eingetroffen (nachrichtendienstliche Täuschung durch die Briten; die „Renown“ war noch knapp einen Tag entfernt) versenkte Langsdorff sein Schiff selbst.

  • Exkurs -
    Übrigens war die „Renown“ ein sehr schönes Schiff; sie wurde sowohl gegen die „Graf Spee“ als auch gegen die „Bismarck“ angesetzt und war auch für einen Artillerieangriff auf die „Tirpitz“ vorgesehen; die Schlachtschiffe „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ haben am 9.4.1940 nach kurzem Gefecht mit der „Renown“ und einem Volltreffer auf der „Gneisenau“ schandbar abgedreht und sind ausgerissen. Außerdem kämpfte die „Renown“ gegen die Flotte des faschistischen Italiens, deckte die Landung der Alliierten in Nordafrika, kämpfte in Südostasien gegen Japan; insgesamt setzte sie über 80mal ihre Hauptartillerie ein und ist immer Sieger geblieben. Dazu kommt eine Reihe höchster politischer und repräsentativer Missionen in den 1920er Jahren und im zweiten Weltkrieg; z.B. fuhr Churchill 1943 auf der „Renown“ zur Konferenz nach Teheran. Ein Foto der „Renown“ ist Hintergrundbild auf meinem PC.

  • Django -

Hi,

Kannst du mir dein Hintergrundbild schicken???

[email protected]

MfG

tricorax

Zu empfehlen ist hierzu das Buch

„Schicksalsfahrt der Graf Spee“ von Michael Powell

ISBN: N 3-7043-3099-X Buch anschauen

CIAo

Graf Spee versenkt in Mündung des Rio de la Plata
…nicht im Hafen. In der ARD gab’s kürzlich am Sonntagabend eine ausführliche Doku dazu.

Ein Artikel aus dem aktuellen mare-Heft
Die Kinder der „Graf Spee“

Im Jahre 1939 versenkte Kapitän Langsdorff sein Schiff in der Mündung
des Río de la Plata und rettete damit seiner Mannschaft das Leben.
In einem argentinischen Dorf bauten sich viele seiner Leute eine neue
Heimat auf. Bis heute ist der Ort eine Pilgerstätte für Ewiggestrige

Von Elmar Hess, aus dem aktuellen mare-Heft „Krieg und Frieden“

Am Strand von Montevideo erstürmen Schulkinder ein Relikt aus vergangenen Tagen. Den jungen Uruguayern verspricht es mehr Verlockung als das Klettergerät auf dem benachbarten Kinderspielplatz: Sie erklimmen den Lauf eines ausrangierten Fünfzehn-Zentimeter-Kalibers und versuchen, eingerostete Schalthebel zu bewegen. Doch 60 Jahre Salzwasser haben dem geborgenen Geschütz des versunkenen Panzerschiffs „Admiral Graf Spee“ mächtig zugesetzt.
Nun, vor der Haustür des Marinemuseums, sieht sich auch die Bedeutung der Waffe der Zernagung ausgesetzt. Das, woran der Nachwuchs sein Turnvergnügen absolviert, war für eine andere Jugend einst lebensgefährliche Dienststelle.

Gerade volljährig, steht im Morgengrauen des 13. Dezember 1939 Hans-Georg Krase am Mittelbatterie-Geschütz an Bord der „Graf Spee“. Seit sechs Uhr sieht sich der Matrosenhauptgefreite vor die nervenaufreibenden Aufgabe gestellt, den Beschuss der englischen Kreuzer „Achilles“ und „Ajax“ abzuwehren. Gemeinsam mit dem Kreuzer „Exeter“ hat der britische Verband das deutsche Panzerschiff unweit der Mündung des Río de la Plata überrascht. Die erste Seeschlacht des Zweiten Weltkriegs ist entbrannt.

Die „Graf Spee“ besitzt die stärkeren Waffen. Nach kurzer Zeit ist die „Exeter“ außer Gefecht gesetzt. Doch „Ajax“ und „Achilles“ bleiben der „Graf Spee“ auf den Fersen. Ohrenbetäubend reißt eine Granate ein metergroßes Loch in ihr Vorschiff. Mittschiffs erhält die Kombüse einen Treffer. Aggregate werden zertrümmert, Mannschaften zerfetzt. Blut spritzt über die Decks, Leichenteile wirbeln durch die Luft. Das Schreien Schwerverletzter gellt zwischen dem Pfeifen nahender Geschosse. Dasselbe Grauen an Bord der „Ajax“; um 7.38 Uhr nebelt sich das britische Schiff ein und bricht das Gefecht ab. Hans-Georg Krase hat Glück, er ist unverletzt. Doch an Bord der „Graf Spee“ schwindet die Siegesgewissheit. Hitlers Kampfschiff, für unbezwingbar gehalten, ist schwer angeschlagen.

Pensionär Hans-Georg Krase nippt an seiner Kaffeetasse. Wie immer dienstagvormittags sitzt er im Kreis ehemaliger Bordkameraden im „Ciervo Rojo“, dem größten Gasthaus in der Ortschaft Villa General Belgranos. Hier, im Landesinneren Argentiniens, knapp achthundert Kilometer westlich des einstigen Gefechtsortes, treffen sich neun Altmannen dreimal die Woche: „Das ist die ,Speejugend‘!“, bestätigt Hans-Georg Krase. „Jedenfalls die, die noch da ist“, ergänzt sein Tischnachbar Gerhard Ruhkieck. Ruhkieck saß an Bord der „Graf Spee“ in der Attillerierechenstelle und lieferte Krase während des Gefechts die radargemessenen Angaben über die Entfernung der britischen Schiffe: „Damit die Granate auch saß!“

In Villa General Belgrano sind die ansässigen deutschen Matrosen für ihre Nachkommen ein Wirtschaftsfaktor. Zwischen Hotel „Bremen“ im Osten des Dorfes und Café „Rissen“ im Westen, zwischen deutschem Skatclub und Bierbrauerei „Munich“ offenbart dies auf der Hauptstraße die hölzerne Schnitzerei: „Graf Spee – exclusivo“.
Das rustikale Schild ist Werbung für das Sortiment eines Souvenirladens. Drin finden sich Videos, Bücher, Fotos, Gemälde und Wandteller zwischen Bundeswappen und Bierseideln. Und immer wieder der Name „Graf Spee“. Im Ort blüht das Tourismusgeschäft mit einem inszenierten Kuriosum: Alles im Dorf, von der Architektur bis zum Zuckerrübli auf Tortenstücken, ist Bestandteil eines aus vielen Klischees zusammengesetzten Deutschland-Bildes.
„Auf der ,Spee‘ gab’s mehr Bayern als Saupreußen“, kommentiert Ruhkieck das neo-alpine Ambiente im Dorf. Ein Oktoberfest, das der deutschen Enklave in Argentinien den Namen „Stadt des Bieres“ einbrachte, ist für die Einheimischen alljährlicher Kassenschlager.
Doch aus welcher deutschen Kultur wird hier Kapital geschlagen? Urheber manch düsterer Befürchtung waren die im Ort lebenden Matrosen zumeist selbst. Entsprechend gereizt reagieren sie mitunter auf die Fragen Fremder: „Ich hab’ zu dem einen Juden gesagt, er soll aufpassen“, platzt es Ruhkieck beim Kaffeeplausch heraus: „Nicht alle Deutschen waren Nazis!“

  1. Dezember 1939: In ruhiger See gelingt es einem Prisenkommando der „Graf Spee“, einen Seesack aus dem Wasser zu fischen. Der Kapitän des soeben aufgebrachten Frachters „Streonshalh“ hat ihn in letzter Minute über Bord geworfen, und das scheint verdächtig. So erbeuten die Deutschen detaillierte Aufzeichnungen über einen britischen Konvoi, der in wenigen Tagen aus Montevideo auslaufen soll.
    Seit zweieinhalb Monaten ist die „Graf Spee“ erfolgreich im Handelskrieg gegen England unterwegs. Neun britische Schiffe mit zusammen 50089 Bruttoregistertonnen hat der Jäger bereits auf dem Gewissen. Auf der Kaperfahrt führt Kapitän Hans Langsdorff das Kommando. Er genießt bei der eigenen Mannschaft wie auch bei den an Bord gefangen gehaltenen Engländern Respekt. Denn bevor Langsdorff die aufgebrachten Schiffe versenkt, lässt er sie evakuieren.
    Als Tarnung seines Panzerschiffs nutzt der Kommandant geschickt die endlose Weite des Operationsgebietes zwischen Afrika und Südamerika: Durch irreführende Funksprüche verschleierte er die Position seines Schiffs. Doch bald sind 28 englische Kriegsschiffe auf den deutschen Kreuzer angesetzt.
    Als sich die „Graf Spee“ am frühen Morgen des 13. Dezember der Küste von Uruguay nähert, meldet der Ausguck Schiffsmasten am Horizont. Langsdorff glaubt auf den Handelskonvoi zu treffen. Doch die „Graf Spee“ wird von drei englischen Kreuzern erwartet.

„Auf die ,Exeter‘ zu stoßen, war eine Überraschung. Die beiden anderen Kreuzer haben wir erst gar nicht gesehen“, erzählt der ehemalige Obergefreite Gerhard Ruhkieck. In der rechten Hand hält er ein Foto, das ihn vor „Anton“, dem vorderen Geschütz, zeigt. Mit seiner Linken verdeckt er derweil ein ins Album gemaltes Hakenkreuz.
Ruhkieck steht im Wohnzimmer seines kleinen Bungalows im Randbezirk von Villa General Belgrano. Während der ehemalige Matrose den blauen Colani seiner alten Seemannsuniform zeigt, zitiert er eingeimpfte Gesinnungen: „Wenn man mal dabei ist, ist man bereit. Wen’s trifft, den trifft’s!“ Auch Hemd und Hose von Ruhkiecks alter Ausgeh-Uniform sind erhalten. Die Garnitur stammt von 1938: „So’n Stoff kri’ste ja heute gar nicht mehr wieder“, erklärt Ruhkieck.
„,Ajax‘ und ,Achilles‘ kamen nebenbei schnell zu“, fährt der Matrose mit der Schilderung der Seeschlacht fort: „Von Dreien umzingelt, das hat geknallt! Aber der ,Exeter‘ haben wir gleich zwei Salven verpasst.“
Auf den Stationen der „Graf Spee“ standen Revolver griffbereit: „Für den Notfall, wenn’s bei uns Explosionen gab! Falls du nicht raus konntest, solltest du dich totschießen. Damit Du nicht schreist und schreist!“

Bei Sonnenaufgang am 14. Dezember 1939 laufen an der Uferpromenade in Montevideo die Menschen zusammen. Neugierige besteigen Ausflugsboote. Reporter wittern eine große Story: Hitlers berüchtigtes Kriegsschiff liegt im Hafen; Kapitän Langsdorff hatte sich entschieden, die Reparaturen im neutralen Uruguay vornehmen zu lassen. Aber hier liegt sein Schiff in der Falle der Engländer. Der britische Botschafter Sir Eugen Millington Drake unterhält beste Kontakte zur Regierung des kleinen Landes. Um Zeit zu gewinnen, bis die Royal Navy Verstärkung schicken kann, veranlasst Millington Drake zunächst fingierte Telefonate an die englische Botschaft in Buenos Aires. Er weiß, dass diese Leitung vom deutschen Geheimdienst angezapft ist. So wird Langsdorff vorgetäuscht, dass neben „Achilles“ und „Ajax“ mittlerweile auch die „Renown“ und der Flugzeugträger „Ark Royal“ vor der Plata-Mündung auf das deutsche Panzerschiff warten.
An Bord der „Graf Spee“ bereitet sich unterdessen ein Teil der Besatzung auf die Beisetzung der Gefallenen vor. Während am folgenden Tag selbst die Geistlichen beider Konfessionen die Hand zum Hitlergruß erheben, grüßt Langsdorff am Grab militärisch. Die Sorge über den Ausgang seines Kriegsauftrags steht dem Kommandanten und gebürtigen Pfarrerssohn ins Gesicht geschrieben. Langsdorff weiß, dass das Leben von über tausend Mann Besatzung auf dem Spiel steht. Die meisten davon sind junge Kadetten, teilweise 17 Jahre alt.

Mittwoch Vormittag ist es heiß. Oberhalb von „Los Molinos“, einem Stausee nahe Villa General Belgrano, wird im Segelsportverein „Club Nautico Calamochita“ die blau-weiß gestreifte Landesflagge gehisst. Der 25. Mai ist in Argentinien Feiertag der Revolution. Gustav Dittrich, ehemaliger Matrosenobergefreiter auf der „Graf Spee“, zelebriert im Kreise der Vereinsmitglieder Traditionelles: Der Schlesier stimmt die argentinische Nationalhymne an.
„36 Särge waren das damals, pro Sarg sechs Träger, so dreihundert Mann alles in allem“, erinnert sich anschließend Gustav Dittrich im Vereinshaus beim „Asado“, einem gemeinschaftlichen Tafelschmaus. Am bunt gedeckten Tisch sitzt ihm Fritz Sander gegenüber, auch einst Besatzungsmitglied. „Bei der Trauerfeier auf dem Nordfriedhof von Montevideo trafen wir auch die englischen Kapitäne, deren Schiffe wir in den vergangenen Monaten gekapert hatten“, erzählt Sander. „Die haben sogar einen Kranz gestiftet“, betont er, „si, si, jawohl, alle neun Kapitäne, alle Achtung!“
Dittrich und Sander arbeiteten an Bord der „Graf Spee“ im Maschinenraum. Dittrich versorgte die acht MAN-Diesel, Sander überwachte die Ruderhydraulik. „Im Gefecht hat das Vor- und Nachteile“, meint Dittrich. „Ganz unten kriegt man’s nicht so mit! Bloß, wenn so’n Aal reinkommt, dann wirst du natürlich zur Sau gemacht“, beschreibt er die Folgen eines Torpedo-Treffers.
„Aber unten ging alles gut, bis zuletzt“, unterbricht ihn Sander, „Nur an Deck, da sah’s anders aus. Vieles konnten wir mit Bordmitteln flicken. Aber die großen Löcher, das ging natürlich nicht.“

Nachmittags am 16. Dezember 1939 machen britische Agenten unbemerkt Nahaufnahmen von der „Graf Spee“. Botschafter Millington Drake erfährt, dass der Schiffsrumpf zahlreiche Einschläge aufweist. Zudem ist die Schmierölreinigungsanlage, für den Betrieb der Dieselmotoren unentbehrlich, ausgefallen.
Angesichts des desolaten Zustands der „Graf Spee“ drängt Millington Drake die uruguayische Regierung, das Kriegsschiff auszuweisen. Langsdorff erhält das Ultimatum: Entweder verlässt er binnen 72 Stunden den Hafen, oder sein Schiff wird beschlagnahmt. Der Deutsche steht vor einem Dilemma: Wnn er bleibt, wird das Schiff englische Kriegsbeute. Wenn er ausläuft, muss er sich mit seinem demolierten Schiff einer britischen Übermacht stellen.
Fristgerecht lichtet die „Graf Spee“ die Anker. Hunderttausende säumen das Ufer, blicken gebannt auf den auslaufenden Kreuzer. Was aber hat Langsdorff vor? Die Atmosphäre ist zum Zerreißen gespannt, als knapp außerhalb der Drei-Meilen-Zone das Schiff plötzlich stoppt und im roten Abendlicht vor der Küste Uruguays liegen bleibt.

„Den ganzen Tag über hatten wir alles zusammengehauen. Die optischen Geräte, die moderne Seegefechtseinrichtung: alles wurde mit Handgranaten gesprengt“, berichtet der ehemalige Mechanikersmaat Hein Wild, während er nebenbei für die Runde der „Marineros“, wie man in Belgrano sagt, Kaffee ordert. Jeden Donnerstag trifft sich die Runde im Ortskern von Belgrano, diesmal im „Don Miguel“, einer rustikalen Pizzeria.
„Es war eine große Aufgabe, die Selbstzerstörung unseres Schiffs in die Tat umzusetzen. Zeit für Emotionen gab’s da nicht“, fährt Wild fort; auf der „Graf Spee“ war der gebürtige Ulmer für die Torpedowaffe verantwortlich. Auch Gustav Dittrich kann sich an die Situation an Bord gut erinnern: „Ich habe geholfen, einen Torpedokopf in die Maschine zu bringen.“ Insgesamt wurden 14 Sprengköpfe an neuralgischen Punkten des Schiffs verteilt und mit Zeitzündern verbunden.
Der größte Teil der Besatzung setzte am Spätnachmittag in Beibooten auf den deutschen Frachter „Tacoma“ über. „Das hat unser Langsdorff schnell gemixt“, besinnt sich Gerhard Ruhkieck an die Aktion. „Abends sollten dann Schleppkähne kommen, um uns nach Buenos Aires zu bringen. Der Argentinier war an und für sich offen gewesen für Deutsche.“

Ein tiefer Donnerschlag grollt am Abend des 17. Dezembers 1939 bis ins Stadtzentrum Montevideos. Das Publikum an der Hafenmole hält den Atem an, erblickt in der Ferne mächtige Geschützrohre, die Streichhölzern gleich durch die Luft wirbeln. Immer wieder erfolgen neue Detonationen. Feuersäulen stehen über der absackenden „Graf Spee“.
Zusammen mit 40 Mann eines Sprengkommandos entkommt Kommandant Langsdorff in letzter Minute per Barkasse dem Inferno. „Tausend junge, lebendige Matrosen sind mir lieber als tausend tote Helden“, erklärt Langsdorff den Reportern, die ihn am folgenden Tag bei seiner Ankunft in Buenos Aires bestürmen.
Während die argentinische Emigrationsbehörde seines Besatzung in Buenos Aires einquartiert, fasst Langsdorff seinen letzten Entschluss und zieht mit pathetischer Geste die Konsequenz aus der verzwickten Lage. Gegen Mitternacht legt er sich auf die Reichskriegsflagge und jagt sich eine Kugel durch den Kopf. Tage später verlautbart die offizielle Version der NS-Propaganda, dass er mit seinem Schiff untergegangen sei und damit die Erwartungen des Führers erfüllt habe. Tatsächlich tobt Hitler, Langsdorff hätte die „Exeter“ versenken müssen.

Die tausend handwerklich geschulten Matrosen und potentiellen Aufbauhelfer kamen dem lateinamerikanischen Entwicklungsland gerade recht. Die argentinische Regierung verteilte die Deutschen auf die Provinzen des Landes. 135 Mann kamen nach Villa General Belgrano, das damals nur aus wenigen Häusern bestand. Die von den Soldaten der „Graf Spee“ geleistete Aufbauhilfe wird heute im Dorf allgemein hoch anerkannt. Und obwohl es im Tal nahe Córdoba bereits seit 1932 deutsche Siedler gab, gilt die Ankunft der Marineros als Gründungsdatums eines Urlaubsortes, der in Argentinien sehr bekannt ist.

In die argentinische Internierung fügten sich allerdings nicht alle Besatzungsmitglieder. Unteroffizier Hein Wild beispielsweise flüchtete über die Anden nach Chile. Von dort kehrte er mit Hilfe falscher Pässe via Mexiko, Hawaii, Japan, Korea und Russland nach Deutschland zurück. Wieder zur Marine eingezogen, wurde er auf die „Prinz Eugen“ versetzt, die von See aus das deutsche Heer an der Kurlandfront unterstütze.
Im katholischen Altersheim Belgranos, „Albertus Magnus“, zeigt der Kriegsveteran seine Ordenssammlung. „Vom ersten Moment an war mir klar, dass ich alles versuchen würde, aus Argentinien wegzukommen“, sinniert er und meint: „Ich habe mir erlaubt, darüber ein Buch zu schreiben.“ Wilds Erlebnisbericht „Die ,Spee‘ war mein Schicksal“ schildert allerdings nicht nur persönliche Eindrücke aus der Zeit, sondern verblüfft auch durch Geschichtsumdeutungen. So wird etwa der gewaltsame Überfall Deutschlands auf Russland als „Kriegserklärung Russlands am 20. Juni 1941“ deklariert. Unfreiwillig entlarvt das Buch ferner Wilds eisernen Kriegswillen, der gewissermaßen über Hitlers „letzten Atemzug“ hinaus ungebrochen blieb. Noch nach der Kapitulation Deutschlands glaubte sich Hein Wild im italienischen Basano im „Erdkampf gegen Partisanen“ dem gestürzten Naziregimes verpflichtet.
Auch diesen letzten Einsatz hat er unbeschadet überstanden. Doch stellt sich angesichts seiner entschlossenen Kampfmoral die Frage, wofür Hans Langsdorffs couragierte Handlung das Leben manches Untergebenen bewahrt hat? Wild hingegen mangelte es an Einsicht. Das belegt eine Widmung, die er in sein Buch schreibt: „Ich bin geboren, deutsch zu fühlen, bin ganz auf deutsches Denken eingestellt. Erst kommt mein Volk, dann die Welt!“
Aus der Vernunftsentscheidung seines Kommandanten hat Wild für sich keine Lehren gezogen. Insofern war Hans Langsdorff auch das bessere Vorbild für seine Mannschaft als Einzelne dieser Mannen heute in Villa General Belgrano für den Nachwuchs. Der sieht die Sache ohnehin gelassen. So dient die schmiedeeiserne Kette vor dem örtlichen „Graf Spee“-Ehrenmal dem zehnjährigen Eduardo Erequiel während seines unbekümmerten Zeitvertreibs als Schaukel. „Doch, doch“, meint Eduardo, „ich weiß. Das war ein Schiff von den Deutschen. Irgendwas Schlimmes!“

In solch diffusem Halbwissen liegt die Keimzelle für das zweifelhafte Image Villa General Belgranos in Argentinien. Zunächst wirkt es, als herrsche unter den Nachkommen der Matrosen darüber Besorgnis. Mancher hat gar Furcht, als Nazi beschimpft zu werden, obwohl die Enkel-Generation die Kriegsereignisse inhaltlich zumeist reflektierter sieht: „Auf so etwas wie eine Seeschlacht kann niemand stolz sein“, meint Ronald Dieck, Leiter des größten Baumarktes im Ort.
Gleichwohl zeigt sich in den Reihen der Folgegeneration bisweilen eine Doppelmoral: Einerseits probt der deutsche Dorfchor Beethovens Neunte, singt „Alle Menschen werden Brüder“. Andererseits verkauft Buchhändler Ramón Seyfarth Literatur, die den Holocaust als haltlose Propaganda der Alliierten darstellt. „Der Stall Europa muss nun endlich gesäubert werden“, ist in einem Buch nachzulesen, das eine neue „Endlösung“ der Judenfrage fordert. „Angeboten wird’s“, meint Seyfarth, „weil es gefragt ist.“
Da schleicht sich der Eindruck ein, dass der zweifelhafte Ruf der maritimen Gründerväter bei manchem Gewerbetreibenden im Ort höchst willkommen ist. Das Ende des Hakenkreuz-Schiffes und die Ansiedlung der nordischen Kampfgefährten ist zum Argument geworden, mit dem Touristen nach Belgrano gelockt werden.
So werben örtliche Firmen auch im Internet mit dem Bild des unbeschädigten und einsatzbereiten deutschen Schlachtschiffes. Mit dem Thrill von Braununiformierten, die im Ort vermutet werden, lässt sich prima Kasse machen. Pensionswirt Benito Adolf Bichler bestätigt: „Es kommen Menschen nach Belgrano, um die Nazis zu sehen.“ Seine Tochter präzisiert: „Sollen sie uns Nazis schimpfen, sagt mein Vater immer. Das ist doch gut fürs Dorf und gut fürs Geschäft!“

An Verkaufsstrategien uninteressiert, profitieren die ehemaligen Matrosen auf ihre Art von der Weltabgeschiedenheit der argentinischen Provinz. Hier nämlich lässt es sich bequem in Nationalismus und Deutschtümelei schwelgen. In Villa General Belgrano sitzt die altgediente Mannschaft im moralischen Vakuum, und die argentinische Bevölkerung lässt sie dabei in Ruhe.
Doch ebenso ist am Stammtisch Dankbarkeit über Langsdorffs Vorgehen von damals Thema. Da gibt sich die Runde, die sich außerdem samstags in der Wirtschaft „Tirol“ trifft, verbindlich. Fritz Sander formuliert, was die neun Kameraden fühlen: „Wenn der Kommandant gesagt hätte, wir kämpfen bis zur letzten Granate, dann wäre keiner rausgekommen.“

Traumatisches verbindet man mit dem Kriegsereignis auch in Montevideo nach wie vor . Omar Medina Soca, pensionierter Seemann und leidenschaftlicher Sammler maritimer Stücke, weiß noch, wie er in jungen Jahren um die „Graf Spee“ ruderte, als sie im Hafen lag: „Die Schiffswände waren dunkelrot. Die Mannschaften knieten an Deck und wischten das Blut ihrer Kameraden über Bord.“
Wie Medina Soca ins Erzählen kommt, präsentiert er nebenbei sein bestes Sammlerstück – eine überdimensionale Hakenkreuzflagge. „Die wehte am Heck des Kreuzers“, meint er. „Bueno, sicher, für die Mannschaft war das damals eine Tragödie“, fährt er fort, während draußen am Strand die Schulkinder noch immer auf dem rostigen Geschützturm der „Graf Spee“ toben. 1997 war das stählerne Relikt von einem Team des britischen Meeresforschers Mensun Bound gehoben worden.
Von der ausrangierten Mordwaffe vor dem Marinemuseum können sich die jungen Südamerikaner kaum losreißen. Ihre Freude am Spiel verleitet dazu, die ewig gestrige Gesinnung einer Kriegsgeneration aus dem fernen Norden für den Moment zu vergessen. Aber: „Fuego!“, schreit plötzlich ein Junge in die Dämmerung, „Feuer frei!“

Elmar Hess, Jahrgang 1966, ist freischaffender Künstler und Regisseur und lebt in Hamburg. Zuletzt schrieb er in mare No. 13 über den Passagierdampfer „America“, der vor Fuerteventura strandete und auseinanderbrach

Kurz was dazu
Gelesen. Ein Propagandaartikel eben. Richtig ist, daß einem der britischen Leichten Kreuzer ein saftiger Einschuß ins Vorschiff der „Graf Spee“ gelang, durch welchen ein mehrere Meter großes Leck über das Wasserlinie entstand. Auch daß die Kombüse zerschossen wurde, stimmt. Eine achtzöllige Granate der „Exeter“ hatte das Panzerdeck der „Graf Spee“ durchschlagen, leider ohne zu detonieren. Ein sechszölliges Geschoß vermutlich der „Achilles“ brach sogar den Gürtelpanzer der „Graf Spee“.

  • Django -

propaganda-artikel?

Gelesen. Ein Propagandaartikel eben.

was meinst du denn damit?
dietmar