Dreikäsehoch und Naseweiß

Hallo!

  1. Woher stammt das Wort „Dreikäsehoch“ und was bedeutet es exakt?

  2. Ist „Naseweiß“ ein neugieriges Kind oder eines der alles weiß?

Bei uns sind da grad ganz heiße Diskussionen am laufen…

Grüße und Danke im voraus,
Max

Hallo! Max!

  1. Woher stammt das Wort „Dreikäsehoch“ und was bedeutet es exakt?

Bei dem Wort „Käse“ muss man hier an Käseleiber denken, also diese autorädergroßen, etwa 20 cm dicken Scheiben. Drei übereinandergestellt sind etwas mehr als einen Meter hoch.
Kinder, vor allem Knaben, dieser Größe sind Dreikäsehochs. Gemeint sind Knaben, die schon viel eigenen Willen und eigene Ideen zeigen, die aber doch noch nicht geschickt, erfahren genug sind, diese zu verwirklichen. Wer und wo dies Wort erstmals gebraucht wurde, weiß ich nicht, ist wohl auch nur schwer eruierbar. Meine entsprechenden Bücher schweigen sich aus.

  1. Ist „Naseweißs“ ein neugieriges Kind oder eines, das alles weiß?

Korrekt geschrieben: Naseweis! Das Wort hat durchaus nichts mit der Farbe „weiß“ zu tun, sondern mit „weise“ = klug, kundig, erfahren.

_Na|se|weis, der; -es, -e (ugs. für neugieriger Mensch); Herr, Jungfer Naseweis (scherzh.);

© Dudenverlag._

Das Wort nasewîs wurde zunächst von Hunden gesagt, es kommt also aus der Jägersprache, wie viele andere Redewendungen.
„nasewîs“ waren Hunde, die gute Nasen hatten und deshalb das Wild, lebendiges oder schon getötetes, schnell und sicher aufspürten.

Heute meint es Personen und speziell eben Kinder, die alles wissen wollen, also neugierige, nicht allwissende Kinder.

Gruß Fritz

Nachfrage zum Naseweis
Guten Morgen, Fritz,

Heute meint es Personen und speziell eben Kinder, die alles
wissen wollen, also neugierige, nicht allwissende Kinder.

das kenne ich aber anders: Am Lech entlang gibt es den „Naseweis“ als Spottname für junge Leute, die alles zu wissen meinen, also ähnlich wie das „altklug“. Gibt es da regionale Unterschiede?

Gruß Ralf

off topic: 3 Käse
Lieber Fritz,

Bei dem Wort „Käse“ muss man hier an Käseleiber denken, also
diese autorädergroßen, etwa 20 cm dicken Scheiben. Drei
übereinandergestellt sind etwas mehr als einen Meter hoch.

Wie zum Teufel schaffst du es, 3 ca. 20 cm dicke Käselaibe so aufeinander zu legen, dass sie dann insgesamt „etwas mehr als einen Meter hoch“ sind???

Oder stellst du sie hochkant aufeinander? Bei einem geschätzten Durchmesser von mindestens 50 cm (aber ich glaube, die sind größer…) ergibt das dann aber auch nicht „etwas mehr als einen Meter“…

Oder müssen wir jetzt ins Mathebrett???

Schmunzelgrüße
Uschi :wink:

Hallo Ralf,

Heute meint es Personen und speziell eben Kinder, die alles
wissen wollen, also neugierige, nicht allwissende Kinder.

das kenne ich aber anders: Am Lech entlang gibt es den
„Naseweis“ als Spottname für junge Leute, die alles zu wissen
meinen, also ähnlich wie das „altklug“. Gibt es da regionale
Unterschiede?

Ich kenne das auch nur in der von dir genannten Bedeutung. „Gscheiderl“ würde man solche Kinder auch in Bayern nennen…

Irrt hier wieder einmal der Duden?

Grüße
Uschi

Hallo Ralf und Uschi,

das sagt der große Duden:

_na|se|weis [mhd. nasewise= scharf witternd (vom Jagdhund)]: (meist von Kindern) vorlaut sich einmischend, fragend.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Pfeifers Etymologisches Wörterbuch nennt auch nur diese Bedeutung, wie der Duden. Und mir persönlich war nur diese vertraut.

Kluges Etymologisches Wörterbuch dagegen ergänzt dazu:

„Die heutige Bedeutung durch spöttischen Gebrauch wie bei altklug.“

Also doch regionale Unterschiede!:wink:

Hat denn keiner von euch die Möglichkeit, den Grimm zu Rate zu ziehen?

Und, Uschi, ich habe noch nie so eine große Käsescheibe nachgemessen, und wieviel mehr als einen Meter drei hochkant (!!!) aufeinandergestellt ergeben, weiß ich auch nicht.;-} Man denkt doch bei Dreikäsehoch an Kinder, die den Kindergarten gerade verlassen oder verlassen haben, oder nicht?
Als kinderloser Hagestolz kann ich mir grad nicht vorstellen, wie groß sechs bis siebenjährige Kinder sind. Praktiker vor!

Fritz, weder Käse- noch Kinderspezialist

Grüezi Fritz

Hier hat auch dein heissgeliebter Röhrich noch einiges zu bieten.
Da ich über kein Scriptorium und keinen Scanner verfüge, überlasse ich dir dieses Feld gerne.

Gruss + schönen Tag
Mäni

Höhe - kommt ganz drauf an
Hi Uschi,

der Schweizer Emmentaler hat 70 - 100 cm Durchmesse bei 25 cm Dicke und wiegt dann 110 kg. Alldieweilen es keine Weiber mehr gibt, die sowas lupfen können, haben zB der Gouda und der Edamer so um die 12 kg, der Allgäuer Emmentaler mit 50 cm Durchmesser und 12 cm Höhe wird wohl an die 20 kg haben.

Oder müssen wir jetzt ins Mathebrett???

Wollen wir doch nicht hoffen!
Gruß Ralf

Hi, Uschi und Ralf,

ich habe heut den ganzen Vormittag darüber nachgegrübelt, woher ich das mit dem „Dreikäsehoch“ weiß.
Ich glaube jetzt, mich zu erinnern, in einer Kindersendung (mit der Maus, Sesamstraße, Peter Lustig ???) einen Bericht über Käseproduktion gesehen zu haben - dabei wurde auch Tucholskys Frage: Wie kommen die Käse in die Löcher? beantwortet - und da stellte einer drei solche Leiber aufeinander und dazu sagte: Und so groß ist ein Dreikäsehoch!

Der Röhrig, Krüger-Lorenzen, der Redewendungen-Duden und alle anderen, die ich hier stehen habe, sagen nichts dazu.

Gruß Fritz

Zu gütig, Mäni:wink:,

aber der Röhrig ist nicht sehr gesprächig beim Naseweis.

_Nase
Eine gute (feine) Nase für etwas haben: etwas richtig ahnen. Die Redensart geht auf den feinen Geruchssinn eines Menschen, wahrscheinlicher aber auf den des Jagdhundes zurück, auf den sich ursprünglich auch das Adjektiv Naseweis, eigentlich ‚Mit der Nase die Spur weisend‘, bezieht, so schon bei Konrad von Würzburg: »tugende spürt er, sam daz wilt eine nase wîser bracke«.

Was beim Spürhund ein Lob war, wird beim Menschen zum Tadel (ähnlich früher auch ‚naseklug‘, z.B. im 16. Jahrhundert bei C. Faber: »hie müssen wir auch der naseklugen nicht vergessen, die das pferdt im hindern zäumen«).

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Nase, S. 1. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 4292 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 1078) © Verlag Herder]_

Mehr ist da nicht, jedenfalls hab ich nicht mehr gefunden. Auch nicht die Suchfunktion im Röhrig.

Oder hast du mehr gesehen?

Gruß Fritz

Fritz, ich verteile gerne Blumen…

Das gefunden, was nun vollständig vorliegt…

Der Röhrich gibt unter dem Stichwort „Käse“ für den Ausdruck „Dreikäsehoch“ ausführlich Auskunft.
Du hast sicher einen Scanner…

Gruss + nix für ungut
Mäni

Mannomann Mäni!

Das sind echte Alterserscheinungen. Welch ein trauriges Schicksal! Noch nicht 50 und schon senil!

Ich habe unter „drei“ und „Dreikäsehoch“ geschaut.
Auf den nächstliegenden Gedanken unter „Käse“ nachzuschauen kam ich nicht.

Hier also:

Käse
(Kaum) drei Käse hoch sein: (noch) ganz klein sein, spöttisch vor allem von einem kleinen Gernegroß gesagt, einem (Drei-)Käsehoch; schon 1767 im ‚Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs‘ (Band 2, S. 762): »Een Junge twe Kese hoog: ein kleiner kurzer Junge«; im niederdeutschen Raum machte man früher auf allen Höfen Käse nach Art der (Holländer) Kugeln oder Wagenräder … Sie gaben das Maß »drei Käse hoch«. Mit Quark kann man nicht messen. Aber auch ‚drei Käse hoch‘ ist noch klein …; vgl. französisch ‚a peine haut comme trois pommes‘ (wörtlich: kaum drei Äpfel hoch), ð Apfel; ähnlich im Pariser Argot: ‚gros comme deux liards (veraltet) de beurre (et ça pense déjà aux femmes)‘.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Käse, S. 1. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 3220 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 813) © Verlag Herder]

Ich gehe jetzt mich von dem Schock erholen. Ich hoffe, dass die WWWler in Oppenweiler mich trösten werden.

Fritz

Danke allen!
Hi!

Danke euch allen! Ging mal wieder schnell!

Das mit dem Drei-Käse-Hoch ist uns gekommen, während wir über „Naseweis“ diskutiert haben. Und über „Naseweis“ gab es auch ganz schön heftige Diskussionen.
Ich hab’s in etwa statistisch erafsst, 50 %waren der Meinung „Naseweis“ sei ein neugieriges Kind. Die anderen 50% es sei ein Kind das eben „Besserwisser“ ist. Die Unterschiede können also fast nicht „regional“ sein. Bei beiden Gruppen gibt es „Ur-Memminger“.

Naja, bis denne, Max!