Wer kann lateinisch?

Hallo liebe Latiner-Könner,

was steht hier auf dem Schild?

http://www.people.freenet.de/spacyfreely/gym-gelb-al…

Danke fürs Übersetzen. Hatte auch so Probleme mit der lateinischen Zahl…

Viele Grüße
Sonja

Hallo Sonja,

was steht hier auf dem Schild?

http://www.people.freenet.de/spacyfreely/gym-gelb-al…

ehrlich gesagt halte ich mich da lieber heraus. Ich verstehe nur so viel, dass sich die Inschrift auf drei Gründer/Förderer bezieht: der älteste ist Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg, weitergeführt wurde die Sache von seinen Nachfolgern Georg Friedrich (von Brandenburg-Bayreuth) und Friedrich

Danke fürs Übersetzen. Hatte auch so Probleme mit der
lateinischen Zahl…

dröseln wir das auf
C=100

wobei, aber das weiß ich nicht, das auch der Monat Oktober sein könnte!

D=500
C vor D = eins wenig, daher =400 - und das macht hier gar keinen Sinn, mit DD

DD= 1000 (gebräuchlicher M)
DCC = demnach 700
passt aber wieder nicht, wenn wir tatsächlich CDD lesen wollen.

XXXX = 40 (wird heute eher XL geschrieben)
V = 5
I = I

so, und da ich weiß, dass Markgraf Friedrich von Bayreuth im 18. Jahrhundert regiert hat,
komme ich auf 1746.

trotzdem ohne Gewähr, bitte warte, was Andere dazu meinen

viele Grüße
Geli

Hi Sonja!
Uff, das ist nicht ganz einfach, da sind viele Abkürzungen drin, die ich nicht aufdröseln kann…aber ich versuch mal nen Teil:

D.T.O.M. SACRUM
Die Abkürzung kenne ich nicht, aber sacrum bedeutet soviel wie „heiliger Ort“

S.C.PRINC.AC.DOM.DOM
keine Ahnung

FRIDERICI
okay, Friedrich:wink:

MARC.GR.BRANDENB.
Markgraf von Brandeburg

CVRIANIS MVSIS
?..der Künste/Wissenschaft

FELICISSIOMO IMPERIO
glücklichster Herrscher

HOC. ATHENAEVM
Atheaeum dürfe ein bestimmtes Gebäude sein

A.D.ALBERTO ALCIBIADE
dürfte klar sein…

INSTITVTVM
erbaut

A.D.GEORG FRIDERICO

A.O.D. SUCCESSORIBUS
… Nachfolger/Thronfolger

CVLTVM
bebaut/geschmückt/gebildet

POSTBINASECULA
post=nach, bina=zwei, saecula=Jahrhundert

COMMODIUS REFECT.VM
?

CDDCCXXXXVI
da hat mir das folgende Programm die Zahl 1146 ausgespuckt:
http://download.pdassi.de/files/20240/rddr.exe

Gruß, Dine

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo.

Hatte auch so Probleme mit der lateinischen Zahl…

Das vorne, was so aussieht wie ein DC, könnte ein M sein. Dann stünde da MDCCXXXXVI, was so ungefähr 1746 bedeuten täte.

Gruß Eillicht zu Vensre

Hallo,

Eillicht und Geli hatten Recht mit der römischen Zahl. Es ist MDCCXXXXVI und 1746. Wenn man bei Google „römische zahl umrechner“ eingibt, kommt als erstes ein guter Treffer:

http://www.diaware.de/html/roemzahl.html

Die Website teilt einem sogar die Fehler in der Zahl mit:

warnung: es dürfen nicht mehr als 3 hauptzeichen (hier’X’) hintereinander stehen.
römische zahl lässt sich besser darstellen: MDCCXLVI

Danke an alle für eure Bemühungen, hilft mir schon sehr weiter!
Viele Grüße
Sonja

Hallo Sonja,

an Dines Ansatz will ich ein bissel weitermachen - obwohl mir die vielen barocken Abkürzungen auch dunkel bleiben, krieg ich glaube ich wenigstens ein Gerüst in das Ganze:

Das Satzgerüst ohne Titel und Jahresangaben ist:

Hoc athenaeum Alberto Alcibiade institutum, Georg* Friederico auctum, succesoribus cultum, post bina saecula commodius refectum (ergänze: est).

Das bedeutet:

Dieses Athenäum (eigentlich: „Hochschule für Rhetorik?“) ist von Albert Alkibiades eingerichtet, von Georg Friedrich vergrößert, von den Nachfolgern gepflegt und nach zwei Jahrhunderten bequemer wiedererrichtet (= ungefähr „totalrenoviert“) worden.

Dunkel bleiben mir die beiden Dative/Ablative am Anfang „curianis musis“ und „felicissimo imperio“ und der Genitiv „Friderici Marcgr. Brandenbg.“

Friedrich Markgraf von Brandenburg wird derjenige sein, der die Totalrenovierung veranlasst hat. Den Genitiv kann man allenfalls unterbringen, wenn man ihn dem „felix imperium“ zuordnet, und den Ausdruck „felicissimo imperio“ als Ablativ der Zeit versteht: „zur Zeit der sehr vom Glück begünstigten Herrschaft Friedrichs Markgrafen von B“.

Fehlt noch „curianis musis“. Eine Widmung des Gebäudes / dessen Neuaufbaus „für die kuri(an)ischen Musen“? Für die Musen der Kurmark Brandenburg??

Jetzt übergebe ich an Knobler, die mit den Abkürzungen besser zurecht kommen, und die mehr Geduld beim Zuordnen der genannten Ablativ-, Dativ- und Genitivkonstruktionen haben.

Beiläufig: Für die Zeit einigermaßen untypisch ist, dass nicht wenigstens die Jahreszahl der Renovierung in ein Chronogramm eingebastelt ist. Brandenburgische Schlichtheit, sozusagen.

Schöne Grüße

MM

Mittellatein!

Jetzt übergebe ich an Knobler, die mit den Abkürzungen besser
zurecht kommen, und die mehr Geduld beim Zuordnen der
genannten Ablativ-, Dativ- und Genitivkonstruktionen haben.

Düster erinnere ich mich an meine Seminare in mittelalterlicher Geschichte und diverse zu übersetzende Urkunden etc. und sage nur: Vergesst die Grammatik, nach der Antike hatten unsere Vorfahren es nämlich auch vergessen und in Mittellatein hübsch „ungrammatisch“ und wider jede Regel vor sich hin formuliert.

Konstruktiv helfen kann ich nicht mehr, ich habe mein damaliges Wissen ziemlich schnell verdrängt, nur folgende Info noch: Urkunden usw. hatten sehr viel Formelhaftes, d. h. das „unbedarftes“, (antik) korrektes Übersetzen hat einen nicht viel weiter gebracht, was man eigentlich brauchte, war das Wissen um die „lateinische Formel“ wie sie im MA gebräuchlich war. Ob das auch für solch eine Steintafel zutrifft, weiß ich jetzt nicht genau, ich könnte es mir aber vorstellen.

Grüße
Christiane

Hallo,

D.T.O.M. = Deus Ter Optimus Maximus (der dreimal beste und größte Gott)?

Bin auch kein Lateinexperte, das ist eine Vermutung gemäß dieser Webseite:

http://www.uni-mannheim.de/mateo/camenaref/siglalati…

Bei S.C. hat man viele Möglichkeiten, vielleicht Servus Christi (Diener Christi)? Wer etwas Biographisches über Friedrich weiß, kommt bestimmt eher weiter.

lg

Kim

römische Zahl

Hatte auch so Probleme mit der lateinischen Zahl…

Das vorne, was so aussieht wie ein DC, könnte ein M sein. Dann
stünde da MDCCXXXXVI, was so ungefähr 1746 bedeuten täte.

Hallo Eillicht

wenn ich „Dein“ M mit den anderen M auf der Tafel vergleiche, dann ist das nienicht ein M.

Ich tippe auf die Jahreszahl 1146.

Gruß Gudrun

Hallo Christiane,

man muss hier, glaube ich, differenzieren zwischen dem im Vergleich mit antikem und imperialem Latein schon ein bissel „verwahrlosten“ mittelalterlichen Latein einerseits und dem frühneuzeitlichen und barocken Latein andererseits.

Unter dem Einfluss von Humanismus, Renaissance und Aufklärung wurde ein wieder sehr sorgfältiges Latein wiederentdeckt, welches sich im Überschwang barocker Formenspielerei ab Ende des 17. Jahrhunderts sogar eher durch ein Übermaß grammatischer „Latinität“ (Partizipialkonstruktionen, Gerundiva, Ablative und Genitive in rauhen Mengen) auszeichnet.

In barocken Inschriften wie der vorliegenden haben wir es eher damit zu tun. Die Abkürzungen sind angelehnt an die klassischen römischen, es war dem barocken Autoren von derartigen Inschriften etwa keinerlei Lästerung, wenn er von „D.O.M.“ = Deus optimus maximus schrieb, obwohl das Attribute des heidnischen Iupiter sind. Sowas wie „Pater patriae“ etc. sind dann schmückende Verbeugungen vor jedem deutschen Zaunkönig und Duodezfürstlein…

Schöne Grüße

MM

Servus Gudrun,

Ich tippe auf die Jahreszahl 1146.

das passt aber weder zum Stil der Inschrift, noch zum Inhalt (vgl. Lebensdaten der genannten Brandenburger; der überraschende Alkibiades hat mich dazu gebracht, dass ich jetzt weiß, dass es in Brandenburg ein Leben vor den Hohenzollern gab - er hieß mit Nachnamen Brandenburg-Kulmbach).

Schöne Grüße

MM

ein bißchen off topic: Hohenzollern in Franken
Hallo Martin,

Ich tippe auf die Jahreszahl 1146.

das passt aber weder zum Stil der Inschrift,

dazu kann ich nix sagen.

noch zum Inhalt
(vgl. Lebensdaten der genannten Brandenburger;

Ich hatte mich zunächst nur um die Zahl gekümmert, in der Zwischenzeit aber nach den genannten Herren gegoogelt.

der überraschende Alkibiades hat mich dazu gebracht, dass ich
jetzt weiß, dass es in Brandenburg ein Leben vor den
Hohenzollern gab - er hieß mit Nachnamen
Brandenburg-Kulmbach).

In Brandenburg?
Ich wundere mich, daß Dir bis jetzt kein Franke widersprochen hat. :wink:

Und war das nicht eher umgekehrt? Die Hohenzollern waren immer schon da, z.B. in Gestalt ihrer fränkischen Linie.

Nicht zuletzt dank dieser Verwandtschaft wurde auch Wilhelmine, die Lieblingsschwester Friedrich d.Gr., nach Bayreuth verheiratet:
http://www.frauenbeauftragte.uni-erlangen.de/wilhelm…
wobei ich mich gerade frage, ob besagter Friedrich auf der Tafel mit Wilhelmines Gemahl identisch ist?

Der letzte von denen hat das Land an Preußen verkauft:
http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Friedrich_Kar…
15 Jahre lang war Ansbach, Kulmbach und Bayreuth preußisch!

Jetzt müßte man eigentlich noch von Sonja wissen, wo sie das Bild aufgenommen hat.

Gruß Gudrun