Hallo Dilarah!
Laut meines Profs für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik ist Graphologie ein Unsinn, mit dem sich Psychologen erst gar nicht in Verbindung bringen lassen sollten, wenn ihnen ihr Ruf und damit das Geld für ihren Lebensunterhalt wichtig ist.
Wer aber meint, mein Prof. wäre nicht aufgeschlossen genug, dem empfehle ich die Meta-Analyse (das ist eine Analyse von Untersuchungen zu einem Thema) von Schmidt und Hunter (1998) aus dem Psychological Bulletin: Danach haben graphologische Gutachten zur Vorhersage des Berufserfolgs eine durchschnittliche Kriteriumsvalidität (d.h. ob etwas auch wirklich das vorhersagt, was es vorhersagen soll) von 0,02.
Wenn man also statt des graphologischen Gutachtens eine Münze wirft und aufgrund des Münzwurfs den Berufserfolg vorhersagt, ist diese Vorhersage geringfügig schlechter als durch ein graphologischen Gutachten.
Für diejenigen, die es interessiert: Die besten Vorhersagen des Berufserfolgs leisten
Arbeitsproben (0,54),
Allgemeine Intelligenztests (0,51),
strukturierte Einstellungsgespräche (0,51).
Die angegebenen Validitätskoeffizienten haben ein theoretisches Maximum von 1. Ein Wert von 0 bedeutet, daß keine Vorhersage mittels des Vorhersagewertes möglich ist.
Natürlich ist Leistung nur ein Aspekt der Persönlichkeit …
Gruß,
Oliver
Lit.:
Schmidt, F.L. & Hunter, J.E. (1998). The Validity and Utility of Selection Methods in Personnel Psychology: Practical and Theoretical Implications of 85 Years of Research Findings. Psychological Bulletin , 124(2), 262-274.