Handschrift

Hallo,

nur eine kurze Frage: Sagt die Handschrift tatsächlich etwas über die Persönlichkeit des Schreibers aus (abgesehen von
Krankheiten, Alter etc.).

Ich hab noch nicht gezielt gesucht, also meine, Links sind nicht
ganz so wichtig, sondern eher psychol. Erfahrungen.

Vielen Dank (eilt nicht)

hd

Hallo „hd“,

aber natürlich tut sie das: wenn man einen Menschen gut kennt, kann man in der Regel auch nachvollziehen, aufgrund welcher Eigenschaften er oder sie SO und nicht anders schreibt.

Ich warne allerdings davor, umgekehrt von der Analyse einer Handschrift auf den/die Schreibende/n schließen zu wollen. Es ist m.E. mit der Graphologie ähnlich wie mit der Traumdeutung: für jeden Menschen bedürfte es eines eigenen Lexikons, und selbst dieses müßte laufend angepaßt werden. Wenn zwei verschiedene Menschen von einem Pferd träumen, kann das vollkommen unterschiedliche Dinge bedeuten; entsprechend kann z.B. eine rechtsgeneigte Schrift diverseste Bedeutungen haben.

Ich verweise ferner darauf, daß im Zuge der Computerisierung immer mehr Menschen schreibungewohnt sind, sofern es Texte betrifft, die über Einkaufszettel und Telefonnotizen hinausgehen. Und sofern Graphologie überhaupt Aussagen treffen kann, bedarf sie der Textgrundlagen, die unter Bedingungen entstanden sind, die sie miteinkalkulieren kann (und das ist meist nicht der Fall).

Ich persönlich halte von der Graphologie spätestens seit dem Tag nichts mehr, seit ich aus Spaß mal eine Analyse meiner Schrift von einem angeblichen „Experten“ habe machen lassen, und der mußte praktisch wieder von vorne anfangen, nachdem er zufällig bemerkt hatte, daß ich Linkshänder bin und mein Papier nicht gerade, sondern schräg vor mich hinlege. Also bitte!

Gruß -

pengoblin

Hallo Dilarah!

Laut meines Profs für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik ist Graphologie ein Unsinn, mit dem sich Psychologen erst gar nicht in Verbindung bringen lassen sollten, wenn ihnen ihr Ruf und damit das Geld für ihren Lebensunterhalt wichtig ist.

Wer aber meint, mein Prof. wäre nicht aufgeschlossen genug, dem empfehle ich die Meta-Analyse (das ist eine Analyse von Untersuchungen zu einem Thema) von Schmidt und Hunter (1998) aus dem Psychological Bulletin: Danach haben graphologische Gutachten zur Vorhersage des Berufserfolgs eine durchschnittliche Kriteriumsvalidität (d.h. ob etwas auch wirklich das vorhersagt, was es vorhersagen soll) von 0,02.

Wenn man also statt des graphologischen Gutachtens eine Münze wirft und aufgrund des Münzwurfs den Berufserfolg vorhersagt, ist diese Vorhersage geringfügig schlechter als durch ein graphologischen Gutachten.

Für diejenigen, die es interessiert: Die besten Vorhersagen des Berufserfolgs leisten

Arbeitsproben (0,54),
Allgemeine Intelligenztests (0,51),
strukturierte Einstellungsgespräche (0,51).

Die angegebenen Validitätskoeffizienten haben ein theoretisches Maximum von 1. Ein Wert von 0 bedeutet, daß keine Vorhersage mittels des Vorhersagewertes möglich ist.

Natürlich ist Leistung nur ein Aspekt der Persönlichkeit …

Gruß,

Oliver

Lit.:

Schmidt, F.L. & Hunter, J.E. (1998). The Validity and Utility of Selection Methods in Personnel Psychology: Practical and Theoretical Implications of 85 Years of Research Findings. Psychological Bulletin , 124(2), 262-274.

Hallo,

nur eine kurze Frage: Sagt die Handschrift tatsächlich etwas
über die Persönlichkeit des Schreibers aus (abgesehen von
Krankheiten, Alter etc.).

ich glaube auch, daß man etwas über z.B. die Stimmung des
Schreibers anhand seiner Handschrift aussagen kann, wenn
man ihn kennt. Ohne solches Wissen - sozusagen „kontextfrei“,
dürfte sowas in den seltesten Fällen möglich sein.
Ich verfasse Briefe z.B. nur noch in Ausnahmefällen
handschriftlich - würde ich es häufiger machen, wäre meine
Motorik in diesem Bereich vermutlich exakter - die
Handschrift hätte ein völlig anderes Aussehen. Das in
beiden Fällen trotzdem typische Charaktereigenschaften
ersichtlich wären, halte ich für unglaubwürdig.

Gruss
Enno

Eigentlich teilte ich Eure Meinung auch, aber mir ist aufgefallen, daß bestimmte Menschen die sehr korrekt schreiben
(sauber und mgl. in grader Linie, die Buchstaben sehr leserlich…etc.) auch bestimmte Charakterzüge von …ich sags mal so „Korrektheit, Sauberkeit usw.“ haben. Wir hatten heute
eine Diskussion dahingehend und es wurde angesprochen, daß z.B. sehr unsichere Menschen eine sehr „hektische“ Handschrift haben sollen. Was mich auf mich persönlich brachte: ich hab keine bes. schöne Schrift, geschweige denn eine „ausgeschriebene“, sie
änderte sich doch öfter, was ich auch tue, ich kann nicht „schönschreiben“ und im RL bin ich auch ziemlich chaotisch
veranlagt, so dass es mich einfach interessierte, ob nicht vielleicht doch was an der These dran ist.

Nur denke ich mittlerweile, dass die Handschrift nicht auf die
Persönlichkeit eines Menschen schließen läßt, sondern eher umgedreht.

Nochmals danke
Herzl. Grüße
hd
Nochmals danke

Hi,

hinsichtlich Graphologie scheinen sich die User hier einig zu sein. Doch wie schaut es mit den Händen aus, die die Schreibutensilien führen?

Ciao,
Romana

Hi Romana,

Wo ist der Unterschied?
Ich meine, es ist das selbe, aber gut, ich hab wenig Ahnung davon. Kannst Du genauer werden?

Dankeschön

hd

Hi Dilirah,

ich wollte es mal zur Diskussion stellen. Ansich ist die Graphologie die Handschrift und die Chiromantie sind die Handlinien. Doch dann kann man auch weitergehen, sagt nun Psycho-Physiognomik (Carl Hutter und seine Menschenantlitzkunde) etwas aus oder nicht?

Ich denke sehr wohl, daß alles etwas aussagt, doch auch, daß man hier den Menschen so individuell betrachten muß wie er eben nun mal ist, ähnlich wie hier mit den Träumen argumentiert wurde. Die Symbole mögen gleich sein, die Bedeutungen können durchaus unterschiedlich sein.

Ciao,
Romana

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Hi Romana,

sehr interessantes Thema. Nur leider weiss ich darüber viel zu
wenig, wobei gewisse Merkmale an Menschen schon auffällig den
„Charakter“ zeigen. Mir stellt sich halt nur die Frage, wollen wir das so sehen, weil wir ähnliche Charaktere mit ähnl. Anlitz verbinden?
Ehrlich gesagt, mag ich nicht an diese Psycho-Physiognomik glauben, aber bestimmte Sachen sind schon auffällig.

Ich denke sehr wohl, daß alles etwas aussagt, doch auch, daß

man hier den Menschen so individuell betrachten muß wie er
eben nun mal ist, ähnlich wie hier mit den Träumen
argumentiert wurde. Die Symbole mögen gleich sein, die
Bedeutungen können durchaus unterschiedlich sein.

Damit kann ich guten Gewissens konform gehen, denn ist es nicht gerade die Individualität, die die Menschen besonders macht?
Aber schon interessant, Deine Frage, mal sehen, ob hier noch wer
Gedanken dazu hat.

Liebe Grüße
hd