Ablaß nicht gleich Sündenvergebung
Hallo Lisa, Hallo Markus,
daß es oft behauptet wird, macht die Sache nicht wahrer: Ablaß ist nicht gleich Sündenvergebung. Vor einiger Zeit hat Gerd Wagner das Thema erläutert - ich habe seinen Beitrag im Archiv ausgegraben und füge ihn nachstehend an. Er erläutert m.E. recht gut die Sache.
Unbestritten ist, daß im Mittelalter mit dem Ablaßbegriff viel Schindluder getrieben wurde, der schließlich in der Reformation gipfelte. Ich bin katholisch, aber zu Luthers Zeiten wäre ich wohl auch Protestant geworden.
Gruß
Martin.
Hier der Beitrag von Gerd:
Ein Ablaß ist grundsätzlich eine Form der Buße: Wenn ich jemanden etwas Böses getan habe, dann muß ich das bereuen und wieder gutmachen oder es zumindest versuchen. Nur dann ist eine Beichte überahupt sinnvoll (und möglich). In vielen Fällen kann ich aber etwas Böses gar nicht mehr gut machen, z.B. weil der Betroffene nicht mehr lebt oder der angerichtete Schaden nicht mehr zu reparieren ist. Und manche Dinge kann man zwar an der Oberfläche reparieren, aber der Beziehungsschaden geht halt doch viel tiefer und ist vielleicht gar nicht mehr zu beheben, z.B. ein Treuebruch.
Hier kommt nun die Buße im kath. Sinne ins Spiel: Eben weil ich menschlich gesehen nichts mehr gut machen kann, lege ich die „Wiedergutmachung“ in Gottes Hände, indem ich z.B. eine bestimmte Zeit lang ein Gebet verrichte: So kam es übrigens zu den klischeehaften „drei Vaterunser und zehn Ave Maria“, die keinen Sinn machen, wo man sie einfach nur runterleiert. Der Ablaß war und ist ürsprünglich nichts anderes: Ich gebe als Buße Geld, damit damit jemand an meiner Stelle etwas Gutes tut. Dass das im ausgehenden Mittelalter dann zu recht seltsamen Praktiken führte, ist sehr, sehr bedauerlich und wurde von Luther mit Recht angeklagt. Inzwischen ist die Kirche da aber auch ein Stück weiter.
Ablaß zum Heiligen Jahr würde dann bedeuten: Als Buße unternehme ich eine Wallfahrt nach Rom um damit vor Gott und der Kirche deutlich zu machen, dass ich aus menschlicher Kraft manche Dinge nicht mehr gut machen kann, mir es aber ein sehr ernstes Anliegen ist, dies in Gottes Hände zu legen.