Geldsystem mit staatlichem Mindestzins
Wenn ich Dich recht verstehe (und dabin ich mir nach wie vor
nicht sicher), meinst Du, daß es einen Kreditüberschuß gibt,
den der Staat auffangen muß, damit die Kreditinstitute
kollabieren.
vermutlich nur ein Tippfehler von dir: „… damit sie _nicht_ kollabieren …“ war gemeint.
Dieser Kreditübeschuß resultiert Deiner Meinung
nach daraus, daß die Kreditinstitute gezwungen sind, das Geld,
das ihnen von den Anlegern überlassen wird, wieder anzulegen,
um keine Verluste zu machen und am Ende illiquide zu sein.
Nein, diese Darstellung ist mir zu sehr aus der Froschperspektive der Geschäftsbanken.
Unter dieser Prämisse einige Kommentare:
- Kreditinstitute verdienen nicht nur mir Krediten Geld.
Das ist irrelevant.
- Da Kreditnehmer mehr für ihre Kredite bezahlen als die
Anleger bekommen, muß nicht sämtliches verfügbares Geld
verliehen werden, um die zu zahlenden Habenzinsen zu
verdienen.
Foschperspektive
- Kreditinstitute sind nicht gezwungen, alle Einlagen
anzuhnehmen.
Ebenfalls Froschperspektive. Denn was würde passieren, wenn die Einlagen nicht angenommen würden? Einlagen, die immerhin durch Zinsfälligkeit entstehen - und von denen rede ich. Es würde immer mehr Liquidität von den Banken abgezogen.
Ist das System überliquide, werden die Zinsen
gesenkt und so eine Geldanlage unattraktiver gemacht.
Wo willst du denn noch senken, wenn die Zinsen eh schon so nahe an 0% sind? Außer eben unter 0% - und da scheinen die meisten Menschen ein Denkverbot zu haben.
- Die Refinazierung eines Kreditinstitute besteht zu einem
großen Teil aus Krediten von Unternehmen, Privatpersonen und
Kreditinstituten, aber nicht zu 100%. Daher können bei
zunehmenden Einlagen andere Finanzierungselemente
zurückgefahren werden, d.h. insbesondere die von mir
angesprochene Refinanzierung über die Zentralbank.
Dafür müssten aber immer wieder neue ZB-fähige Wertpapiere hinterlegt werden. Wo sollen die herkommen, wenn sich dafür niemand neu verschuldet?
Was aber die Kreditbeziehungen außerhalb des Bankensystems
nicht mindert, und um die geht es im Kern.
Wieso geht es im Kern um die Kreditbeziehungen außerhalb des
Bankensystems?
Es geht um ein Geldsystem, das für eine bestimmte Fristigkeit (nullfristig) und einen bestimmten Emittenten (Zentralbank) einen festen nominalen Zins vorgibt (0%), der in der Rezession auch aufgrund der Emissionsform (gegen Hereinnahme von Vermögensgegenständen) in einem Realzins von ca. 0% resultiert und damit eine Untergrenze für alle anderen Fristigkeiten und Kreditgeber festlegt.
Ob da nun noch Geschäftsbanken dazwischen sind oder nicht, ist eigentlich völlig egal. Aber wenn es sie gibt, sind sie quasi das Scharnier, wo das System auch als erstes zerbricht.
Ganz einfach: Tilgung der Kredite der KI bei den Notenbanken.
Wenn es nicht rentabel ist, Kredite zu vergeben, wird eben die
Refinanzierung zurückgeführt.
Halt! Es ist Liquidität der Einleger, nicht die der Banken!
Von welcher Liquidität sprichst Du jetzt? Ich rede davon, daß
die Zentralbank problemlos die Liquidität, die sie vorher ins
System gegeben hat, wieder abziehen kann. Dadurch verringert
sich das, was Du Kreditangebot nennst.
Dass sie das könnte, dem habe ich auch nicht widersprochen. Die Frage ist, welche Wirkung es hätte, diese Liquidität abzuziehen? Zumal in den letzten 12 Monaten eher das Gegenteil der Fall war, und das System damit mal eben gerade so am Leben erhalten wurde.
Und welche Liquidität das ist, hatte ich doch geschrieben: Zinsfälligkeiten. Liquiditätszufluss der Anleger also, für den diese aber keine rentable Anlage finden (die GBen auch nicht) und es daher liquide halten. Wäre es keine Direktverbuchung, dann
Wir haben uns aber Meilenweit vom Kern der Sache entfernt. Der Kern der Sache ist:
A) Wenn das Geldsystem die Realzinsstruktur über 0% hält und nicht alle dieser positiven Zinsfälligkeiten von den Empfängern verkonsumiert werden (oder indirekt über Investoren), dann wächst das Kreditangebot automatisch um die Differenz (Zinszahlungen minus verkonsumierter Zins).
B) Solange die (tilgungsfähige) Nachfrage mitwächst (der Gleichgewichtszins also auch positiv ist), ist das gar auch kein Problem.
C) Es gibt aber keinen Mechanismus, der dafür sorgt, dass die (tilungsfähige) Nachfrage mitwächst. Im Gegenteil, die Tilgungsfähigkeit kann sogar schrumpfen.
D) Kein positiver Zins kann in diesem Fall die Angebotsmenge und die (tilgungsfähige) Nachfragemenge zusammenbringen, nur ein negativer Zinssatz könnte das.
E) Ein (beliebig tief) negatives Zinsniveau wird aber durch die Art und Weise, wie unser Geldsystem aufgebaut ist, verhindert.
Man kann dazwischen natürlich ein komplexes System installieren (wie es auch der Fall ist) und dann immer nur auf einzelne Teile gucken (wie es gemacht wird). Dann kann man auch nicht begreifen, dass das System nicht funktionieren kann, denn man gucke immer nur fein auf Details, und jedes Detail für sich könnte wunderbar funktionieren. Im Gesamten funktioniert es dennoch nicht.
Das ist so ähnlich wie: Jeder einzelne Staat könnte einen Exportüberschuss haben, wenn er leistungsfähig genug ist. Aber alle Staaten gleichzeitig könnten das nicht, egal wie leistungsfähig sie sind.
Grüße
… Michael