Dresdne

Hi,
Das „Mutti-ä“ hört man oft von kleinen Kindern, die ningeln und ein bisschen gereizt sind. Eine Lücke ist da nicht, das ä bildet zwar eine neue Silbe, aber die ist nahtlos (ohne „Hiatus“, wie man z.T. sagt), ein bisschen ähnlich wie hinten bei „Kastanie“.
Ich tät’s so transkribieren: [ˈmʉd̥iə]

Und Drääsdne entsprechend [ˈtʁɛːstn̩ə], wobei ich da nicht weiß, ob die Silbenteilung Drääs-dne oder gar Drääs-dn-e wäre, ich tippe auf letzteres (hört sich für mich immer so an).

Aussteigen würde dann entsprechend zu [ˈʔæɔ̯sˌʃtæɪ̯ʒn̩ə], wobei ich auch denke, dass das -ä am Ende eine Silbe für sich bildet.

Noch ein supertypisches Kinderwort: „Mannoä!“ [ˌmɑnˈnɵə].
Ich glaube, z.T. kommt dieser Laut auch im Wort vor, wie z.B. in einsilben Namen, wie „Paul“ → [ˈpaɔ̯əl].

Gruß,

  • André
1 Like

Hi,

stimmt, dieser Nörgeltonfall war mir gar nicht eingefallen :smile: Da braucht man SELBSTVERSTÄNDLICH das -ä, damit das Wort länger wird und man länger nörgeln kann - bzw. sich mehr Nachdruck verschaffen kann.
Dieses -ä lässt sich an alle beliebigen Wörter anhängen - Hauptsache, am Ende des Satzes / der Aussage
„Fräähääänziihiiä!“ - „Komme ma heerä!“ - „Mussdu immor so bummlnä?“
(alles genervt oder gereizt )

die Franzi,
die wohl gut verdrängt hat :smile:

Hi,

paar Sternchen für Dich, und danke für die Beispiele… ich höre wieder meine Mutti schimpfen :wink: aus dem Alter sind wir beide, sie und ich, jetzt raus.

die Franzi

Das hört sich schlüssig an, dass es im Nörgelfall zum besonderen Betonen dazukommt. Beim normalen Dialektsprechen ist es aber nicht vorhanden. Es ist auch nicht im Wenkeratlas aufgenommen worden.
Servus,
Roland

Hallo Uwi,
der Andre und die Fränzi (Mietze Katze) haben es vermutlich gut erklärt. Beim Nörgeln und zum besonderen Betonen scheinen manche ein „e“ anzuhängen unabhängig vom eigentlichen Wortende.
Beim normalen Dialektsprechen wird man in Dresden aber wohl eher selten „Fräänziä“ und „Drääsdne“ sagen.
Um 1900 herum hat man in allen möglichen Orten 40 Sätze in den Ortsdialekt übersetzen lassen => Wenker Atlas.
Da hab ich nichts dergleichen für den Raum Dresden g…

Hallo Andre,
das mit dem Betonen beim Nörgeln oder bei Ärger kann gut sein. Dann wäre im Dialekt von der Sprachsituation abhängig. Fürs die normale Ausprache von Dresden, also unbetont, kennt es meine dresdner Freundin nicht sondern eben nur „Drääsdn“.
„Leipz’sch“ schaut auch besser aus wie „Leibdsch“ :wink:
Servus,
Roland

Hi,

meine Eltern und deren Eltern kommen alle aus Dresden bzw. der näheren Umgebung.
Hier ein paar Hörbeispiele von Eberhard Cohrs (das ist jeweils der kleinere der beiden Typen):

http://www.youtube.com/watch?v=iifKtE8kyJE&feature=r…

http://www.youtube.com/watch?v=Ozscik7ZZhs&feature=r…

Das erste Video hat mich daran erinnert, dass wir ja so zählen: eense, zweje, dreie, viere, fümfe, seggse, siehme, achde, neune, zähne, elfe, zwölfe…

Nur muss mir der Andre mal helfen, ob es dann mit dreizn oder dreizne weitergeht. Ich bin ja schon 20 Jahre im fremddialektalen Ausland.

die Franzi Fränzi (echter aktiver i-Umlaut)

Eberhard Cohrs war toll, hach! =)
Dor kleene. Äh gugge! :smiley:

Das erste Video hat mich daran erinnert, dass wir ja so
zählen: eense, zweje, dreie, viere, fümfe, seggse, siehme,
achde, neune, zähne, elfe, zwölfe…

Nur muss mir der Andre mal helfen, ob es dann mit dreizn oder
dreizne weitergeht. Ich bin ja schon 20 Jahre im
fremddialektalen Ausland.

Ich glaube, normal geht’s ohne -e weiter. „treizn, förrzn, fuffzn, seschzn, sibbzn, achzn, neunzn/neinzn, zwonzsch“
Aber das könnte daran liegen, dass man irgendwie gerne einen zweisilbigen Duktus hat, beim Zählen. Deswegen haben die größeren Zahlen kein -e mit dran. Die kleineren Zahlen bis 12 kommen ja auch oft ohne das -e vor (übrigens auch in Leipzig, da ist vermutlich kein Unterschied), z.B. wenn man dahinter noch ein Nomen hat und nicht nur zählt.

Gruß,

  • André

Grüß Euch,
das „-e“ beim Zählen hat aber möglicherweise nicht mit dem nörgelnden „-e“ zu tun. Bei uns in Oberbayern gibt es das „-e“ beim Zahlwort auch.
F: Wia vui Kia hobts es?
A: Zwånzke hamma.
aber
A: Mia hom zwånzk Khia.
F: Wann kimmsch hoam?
A: Umara oans, zwoa, drei, fire, fimfe, segse, sime,åchte, neine, zene, oife/ejfe, zwoife/zwejfe.

Servus,
Roland

Ja, der Eberhard Cohrs.:wink:
Besonders schönes ist auch:
Ein bleeder Heini
http://www.youtube.com/watch?v=MeRk_TsSAu4&feature=r…

Servus,
Roland

Hallo,

Hier ein paar Hörbeispiele von Eberhard Cohrs (das ist jeweils
der kleinere der beiden Typen):
http://www.youtube.com/watch?v=iifKtE8kyJE&feature=r…
http://www.youtube.com/watch?v=Ozscik7ZZhs&feature=r…

Und was hat Chors nu mit Dresdner Dialekt zu tun???
http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Cohrs
Da kannst du als Beleg ja auch die „Ö La Palöma Boys“ nennen.
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96_La_Pal%C3%B6ma_Boys
Gruß Uwi

1 Like

Hi,

er spricht ihn. Man spricht ja nicht den Dialekt des Vaters, sondern den der Umgebung, in der man aufwächst.

die Franzi

Hallo,

der Andre und die Fränzi (Mietze Katze) haben es vermutlich
gut erklärt. Beim Nörgeln und zum besonderen Betonen scheinen
manche ein „e“ anzuhängen unabhängig vom eigentlichen
Wortende.

ich denke, mit nörgeln hat das nix zu tun.

Beim normalen Dialektsprechen wird man in Dresden aber wohl
eher selten „Fräänziä“ und „Drääsdne“ sagen.

Das sind 2 verschiedene Beipiele.
Franzi hat kein „en“ am Ende. Bei „Dresden“ ist es wohl
auch tatsächlich so, dass das „en“ am Ende selten zu „ne“
wird. Bei anderen Worten aber wohl schon, z.B.
„meldne“, „schiebne“ oder eben das Beipiel, das ich auch
nach über 30 Jahren im Ohr habe: stillgestandne.
Wo es genau herkommt, kann ich nur vermuten. Es scheint
auch tatsächlich Sprecherabhängig mehr oder eben auch sehr
wenig ausgeprägt zu sein.

Das würde auch erklären warum diese Form nicht im Wenkeratlas
zu finden ist. Ist nur eine Vermutung.

Ich denke, es ist eine Eigenart, die sich aus der Verkürzung
der Endung „en“ zu einem „n“ ergibt. Das wird so ein kurzes
stimmlose „ä“ angehängt, das aber bei einigen Sprechern
offenbar zu einem sehr deutlich wahrnehmbaren „ä“ mutiert.

Deckt sich das mit Deiner Dialekterfahrung?

Die Sache mit dem Nörgeln gibt es auch anderswo, auch
außerhalb des sächsischen Sprachraumes.

Kommst Du aus Dresden?

Bin seit über 30 Jahren Beutesachse (Dresden).
Die Sache mit dem „nä“ statt „en“ viel mir schon vorher
auf, aber z.B. auch bei Kommilitonin, die eine echte
Dresdnerin war. Es ist aber wie schon geschrieben nur bei
wenigen Sprechern so ausgeprägt, dass es wirklich auffällig
ist.
Gruß Uwi

Hallo,

er spricht ihn. Man spricht ja nicht den Dialekt des Vaters,
sondern den der Umgebung, in der man aufwächst.

Ja und?
Weder Vater noch Mutter waren auch nur im entferntesten
gebürtige Sachsen.
Und ja, man spricht vor allem zuerst mal den Dialekt mit dem
man aufwächst. Das ist im Normalfall die Sprache der Eltern
und Familie, erst später nimmt man dazu die Sprache des
weiteren Umfeldes mit auf.
Das Cohrs als Komiker das Sächsische zu seinem Markenzeichen
machte, hat da nix zu bedeuten. Das hörte sich sowieso für
mich auch gekünstelt an, wahrscheinlich weil es ein
Mischmasch von vielen sächsischen Mundarten mit einigen
Überhöhungen war, z.B. auch mit starken leipziger Einschlag.
Gruß Uwi

1 Like

Hallo Uwi,
die Mutter war zumindest aus dem Vogtland aber es gibt sicherlich typischere Dresdner.
Servus,
Roland

Hallo Uwi,

Das sind 2 verschiedene Beipiele.
Franzi hat kein „en“ am Ende. Bei „Dresden“ ist es wohl
auch tatsächlich so, dass das „en“ am Ende selten zu „ne“
wird.

Ja das denke ich auch.

Bei anderen Worten aber wohl schon, z.B.
„meldne“, „schiebne“ oder eben das Beipiel, das ich auch
nach über 30 Jahren im Ohr habe: stillgestandne.

Hmm, es gibt auch das Wort stillgestandene
Ich werd zukünftig besser aufpassen was die Dresdner sagen :wink:

Wo es genau herkommt, kann ich nur vermuten. Es scheint
auch tatsächlich Sprecherabhängig mehr oder eben auch sehr
wenig ausgeprägt zu sein.

Ich kann da leider auch nur wenig sagen außer, dass es im Wenkeratlas bei keinem einigen Wort, welches aus -en endet, zu finden war. Ich hab auch die Nachbarorte angeschauen. Vielleicht findest Du ja was.

Das würde auch erklären warum diese Form nicht im Wenkeratlas
zu finden ist. Ist nur eine Vermutung.

Ich denke, es ist eine Eigenart, die sich aus der Verkürzung
der Endung „en“ zu einem „n“ ergibt. Das wird so ein kurzes
stimmlose „ä“ angehängt, das aber bei einigen Sprechern
offenbar zu einem sehr deutlich wahrnehmbaren „ä“ mutiert.

Hmm, wenn etwas verkürzt wird, dann wird doch normalerweise nicht wieder was angehängt, oder? Wie hört sich das stimmlose „ä“ an? Klingt das eher wie ein -n? Bei Dresden => Drääsdn ist „en“ tatsächlich auf „-n“ verkürzt aber ich höre einfach kein „-nä“.

Was Du beschreibst hört sich fast wie ein Sprachfehler an. :wink:

Deckt sich das mit Deiner Dialekterfahrung?

Die Sache mit dem Nörgeln gibt es auch anderswo, auch
außerhalb des sächsischen Sprachraumes.

Naja, das kann sein, aber das „-ne“ wird es sicher auch außerhalb des sächsichen Sprachraums geben, zumal es dort beim Großteil der Dialektsprecher nicht verwendet wird und in keinem der umliegenden Orte Dresdens im Wenkeratlas aufgezeichnet wurde.

Kommst Du aus Dresden?

Bin seit über 30 Jahren Beutesachse (Dresden).
Die Sache mit dem „nä“ statt „en“ viel mir schon vorher
auf, aber z.B. auch bei Kommilitonin, die eine echte
Dresdnerin war. Es ist aber wie schon geschrieben nur bei
wenigen Sprechern so ausgeprägt, dass es wirklich auffällig
ist.

Das Komische ist, dass meine Dresdner Freundin, die dort auch immer noch lebt, „Dresdne“ nicht kennt. Es fällt also nicht nur nicht auf, sondern auch Dresdner Dialektsprecher kennen es zumindest zum Teil nicht und haben es nie gehört.
Das ist schon eine komische Sache.

Servus,
Roland

Grüß Euch,
ich hab a bisserl herumgesucht und folgendes nettes Video gefunden.
Rodgäbbl
http://www.youtube.com/watch?v=bUyY-6tOpwY
Das könnte in meinen Ohren Dresdnerisch sein.?

Ein paar Wörte mit „-e“ sind mir noch eingefallen.
„daheim“ => „daheeme“
„bis dann“ => „bis denne“

Ich glaub das hat aber nichts mit DresdNe zu tun.
Servus,
Roland

Hallo Roland,

Was Du beschreibst hört sich fast wie ein Sprachfehler an. :wink:

gerade justamente in diesem Augenblick spreche ich mit einem 60jährigen Dresdner. Der sagte eben ganz eindeutig „Gugg mo Nachrichtne.“

Ich dachte die ganze Zeit, er hätte tatsächlich eine Sprachstörung (er ist Schlaganfallpatient und spricht sehr langsam und teilweise manchmal falsch betont). Aber jetzt, wo ihr das sagt, merke ich, dass Uwi und der UP doch recht hatten.

Wollte ich gerade mal angemerkt haben laienhafterweise, wenn’s gestattet ist.

Besten Gruß

Annie

Hi,

Hmm, wenn etwas verkürzt wird, dann wird doch normalerweise nicht wieder was angehängt, oder? Wie hört sich das stimmlose „ä“ an? Klingt das eher wie ein -n? Bei Dresden => Drääsdn ist „en“ tatsächlich auf „-n“ verkürzt aber ich höre einfach kein „-nä“.

Mich beschäftigt diese Diskussion sehr, denn ich kenne das „-nä“ nicht.

Meine Vermutung ist, dass es hier eher eine Überbewertung eines Klangs (kann mich grad nicht besser ausdrücken) durch Nicht-Sachsen ist als eine systematische Erscheinung des Dialekts.
Die Endung -en ist unbetont, und das -e- fällt dort im Sächsischen (wie in anderen Dialekten vermutlich auch) aus. Dadurch treffen (wie in „Dresden“) mehrere Konsonanten aufeinander, und wenn der Verschluss geöffnet wird, die Stimmbänder aber noch in Aktion sind (nach einem stimmhaften Konsonanten wie n), kommt ein Laut raus - das schwa, wie es so nett bezeichnet wird und dass man im 'Englischen zB im unbetonten „the“ hört.
Und weil die Sachsen doch immer so viel ö und ä drin haben, hört das ungeübte Ohr ein ä
Und dass das die Sachsen „immer“ machen, und dass das ein deutliches „ä“ ist, ist dann genauso falsch oder richtig wie das ö der Ö La Palöma Böys.

die Franzi

1 Like

Hallo Fränzi,
Deine Beschreibung mit dem Verschlußlaut, der manchmal herauskommt, könnte schon passen. Es kann auch sein, dass es bei manchen Leuten mehrer ausgeprägt ist wie bei anderen. Wenn man dann so einen Dresdner trifft, dann vermutet man diesen Laut als Dialektbesonderheit, obwohl es nicht direkt mit dem Dialekt zu tun hat. Es könnte also jemand tiefsten Dialekt reden ohne dass man dieses „-ne“ hört (oder halt selten) und bei manchen die vielleicht kaum Dialekt reden hört man es fast immer.
Servus,
Roland