Dresdne

Hallo,

gerade waren im Fernsehen zwei Fahrradpolizisten aus Dresdne. Sie sagten dem Radfahrer ohne Licht, er möge bitte absteigne und schiebne.

Gehört das eigentlich zum dortigen Dialekt, dass die Endung -en zu -ne wird?

Gruß
Ultra

Hallo, Ultra,

gerade waren im Fernsehen zwei Fahrradpolizisten aus Dresdne.
Sie sagten dem Radfahrer ohne Licht, er möge bitte absteigne
und schiebne.

Gehört das eigentlich zum dortigen Dialekt, dass die Endung
-en zu -ne wird?

dazu gab es hier schon mal eine Diskussion.

Gruß
Kreszenz

Hallo,
anscheinend kommt es im Sächsischen vor. Bewußt gehört hab ich es aber nie obwohl ich öfters in Sachsen war und dort auch mit Sachsen geredet hab. Statt „Dresdne“ hab ich eher „Drääsdn“ oder so ähnlich gehört. Für Leibzig hab ich „Leibdsch“ gehört. Wie weit das passt weiß ich aber nicht.
Servus,
Roland

Grüß Euch,
ich hab versucht diese „ne“ Aussprache im Wenkeratlas wiederzufinden. Bis jetzt bin ich noch nicht fündig geworden. Bei den Wörtern „bauen“, „gehen“, „Kohlen“, „Ofen“, „gefunden“ kann ich keine „ne“ gefunden.
Vielleicht ist es nicht bei allen Wörtern üblich und möglicherweise regional begrenzt?
Was ist mit der Aussprache „Drääsdn“ hab ich da als Bayer etwas falsches aufgeschnappt. Dresdne ist mir leider nie zu hören gekommen.
Servus,
Roland

Hallo Kreszenz,
das ist wirklich interessant. Andre schreibt ja, dass er es hauptsächlich von Kindern oder Bauarbeitern kennt. Wenn es Dialekt ist, so werden es die Kinder von den so sprechenden Eltern gelernt haben. Wenn die Eltern es nicht mehr verwenden würden, weil es so schlecht angesehen ist, dann würden es die Kinder nicht lernen.
Statt Dresdne kenn ich nur „Drä(ä)sdn“ aber ich werde mal eine dresdner Freundin fragen, ob sie Dresdne „noch“ kennt oder ob es ihre Eltern kennen. Ich hab gehofft, im Wenkeratlas etwas im Dresdner Raum zu finden, was darauf schließen lässt. Bis jetzt hab ich leider nix gefunden…
Servus,
Roland

Hallo,

sehr lustig. Ich hab fast 10 Jahre in Dresden gelebt und es nie so gehört. Dabei hatte ich jede Menge Kontakt zu den Ureinwohnern.

LG Barbara

Hallo Barbara,
meine vorsichtige Vermutung ist, dass dieses -ne aus anderen Teilen Sachsens oder gar aus anderen Bundesländern kommt. Dabei könnten durchaus immer wieder Familien in Leipzig oder Dresden wohnen die ihren Dialekt mitgenommen haben. Das würd auch erklären, warum man es hauptsächlich bei (manchen) Kindern oder Bauarbeitern hört.
Normal lernen die Kinder die Dialektformen, weil sie es ständig von den Eltern und dann wieder von anderen Kindern hören. Ausgangspunkt sind aber die Eltern.
(Manchmal gibts noch so eine Art Babysprache wo manche Eltern und Großeltern mit den Kleinkindern reden. Das hat aber nichts mit Dialekt zu tun und hat wohl auch nichts mit Dresdne zu tun.)

Bauarbeiter kommen oft aus anderen Gegenden um dann in den Großstädten Arbeit zu finden. Ähnlich könnte es auch bei den Verkehrspolizisten sein.

Das sind jetzt nur Vermutungen aber ich hab von meiner dresdner Freundin und deren Eltern nur Dresdn oder Drääsdn gehört. Die Eltern sind auf jeden Fall patriotische Sachsen die ihren Dialekt immer und überall sprechen :wink:

Vielleicht wollten sie mich mit einem Dresdne net schocken, aber das glaub ich eher weniger, aber ich werd mal nachfragen.
Apropos, welche Ausspracheform für Dresden ist Dir geläufig?

Servus,
Roland

Hi,

ich bin ca. 15 Autominuten von Dresden aufgewachsen. „Dräsdn“ und „Leibdsch“ gibbds, " Drääsdn" wäre Leipziger Sächsisch. „Dresde“ sagt mir gar nichts, ich müsste es mal hören.
Villeischd iises ooch äh Vorhöhror?

die Franzi

Servus Franzi,

ich bin im Leben auf etliche Niederbayern gestoßen, bei denen die Endsilbe ‚-en‘ auch so klingt, wie hier beschrieben. Es hört sich wie Leute an, die einen chronischen Schnupfen haben.

Gruß

Kai Müller

Servus Franzi,
danke für Deine Antwort. Es ist schon komisch mit dem „Dresdne“.
Das „ne“ hab ich im Gegensatz zum Kai weder in Bayern noch ich Dresden gehört.
„Vorhöror“ Das schaut fast nach Zungenbrecher aus :wink:
wär aber eine Möglichkeit. „-en“ wird im Mittelbairischen entweder zu „-a“ oder zu „-n“. Eigentlich sollte es in Niederbayern auch unüblich sein, aber „Vorhöror“ kann es überall geben :wink:
Alternativ kann es sein, dass Leute aus anderen deutschsprachigen Gebieten diese Eigenheit mitgenommen haben. Das halte ich am wahrscheinlichsten. Da sind wir dann auch wieder ortsunabhängig.
Hawe d’Ehre,
Roland

Apropos, welche Ausspracheform für Dresden ist Dir geläufig?

Dräsdn mit einem mehr oder weniger lang und breit gesprochenen ä.

Hallo Ultra,

gerade waren im Fernsehen zwei Fahrradpolizisten aus Dresdne.
Gehört das eigentlich zum dortigen Dialekt, dass die Endung
-en zu -ne wird?

Ich komme zwar aus Leipzig, habe das aber so noch nie gehört. Dresden kenne ich nur als „Dräsdn“, mit langem ä.
Aber ich habe mal kurz gegoogelt und auf die Schnelle zwei Seiten gefunden, wo zumindest „Dräsdne“ verwendet wurde.
Das eine ist von SV Dessau Fans
http://www.welnet4u.de/wf/fanforumsvdessau05/ptopic7…
also könnte man von Leuten aus Sachsen-Anhalt ausgehen, und im anderen wird auch „Dräsdne“ benutzt
„nämlich in derer Gengd vunn Dräsdne“
aber der Schreiber bekennt sich ganz klar als Erzgebirgler
„alsu genau genumme ausm Arzgebirsch“
http://www.gs-forum.eu/showthread.php?t=35102
und diese Holzlöffelsprache verstehe ich als Leipziger kaum :wink: auch wenn die dortigen Christbaumschnitzer auch in Sachsen wohnen. Für mich ist das Erzgebirge dialektmäßig gewissermaßen Ausland :wink:

Viele Grüße
Marvin

Hi,

gerade waren im Fernsehen zwei Fahrradpolizisten aus Dresdne.
Sie sagten dem Radfahrer ohne Licht, er möge bitte absteigne
und schiebne.

Vielleicht waren das aus Mittel- oder Unterfranken dorthin versetzte Polizisten? Dort hab ich das schon öfters gehört.

Gruß S

Hallo,
auf jeden Fall kenne ich das kurze e/ä als Endung für einen sächsischen Dialekt. Also am Ende eines Wortes wird so ein kurzes „ä“ rangehängt.
Geht auch z.B. bei Mutti-ä

LG mit 10 Jahre Leipzig-Erfahrung
Beatrix

Mutti-ä
Hallo Beatrix,
bislang hat es so ausgeschaut wie wenn nur „-en“ zu „-ne“ werden könnte. Bei „Mutti“ ist kein „-en“ am Ende.

Ist da eine kurze Pause zwischen Mutti und ä. Manche Leute verwenden
beim Sprechen öfters ä, m, n oder andere Nebengeräusche zwischen den Wörtern.
Es gibt außerdem noch das Torretsympdrom wo manche Leute beim Reden oder auch ohne Reden komische Laute von sich geben (wahrscheinlich hat
das nix damit zu tun).

Ich hab gestern meine Freundin in Dresden gefragt und sie hat gemeint, dass sie das noch nie in ihrem Dialekt gehört hat. Weder von den Eltern noch von den Großeltern. So etwas ähnliches schreibt ja auch die Fränzi (Vorort von Dresden).

Neben komischen Sprechangewohnheiten könnten es auch Leute aus anderen Teilen Deutschlands sein, die ihre ursprüngliche Aussprache mitgenommen haben.

Im Wenkeratlas habe ich für Dresden und Umgebung kein „-ne“ gefunden.

Das deutet eher daraufhin, dass es auch keine veraltete Aussprache im dresdner Sächsisch ist.

Servus,
Roland

Apropos, welche Ausspracheform für Dresden ist Dir geläufig?

Dräsdn mit einem mehr oder weniger lang und breit gesprochenen
ä.

Danke, ja genau so kenn ich das auch.

Hi,

also ich bin wie gesagt in der Nähe von Dresden geboren und aufgewachsen, und ich habe weder Mutti-ä noch Dresdne gehört oder gar selber gesagt.

„Muddsche“ gibt es für „Mutti“. Als einzige Erklärung dafür, dass irgendjemand „Dresdne“ zu hören meint, ist, dass man beim Sprechen ja bei „dn“ den Mund zu hat, bei Vokalen aber auf. Dieses Öffnen hört sich wie ein kurzes „e“ an und wäre dann bei Dialektsprechen in Kombinationen wie „Dresden erleben“ zu hören.

die Franzi

ja typ. Dresdner Dialekt
Hallo,

Gehört das eigentlich zum dortigen Dialekt, dass die Endung
-en zu -ne wird?

ja, das ist eine Eigenheit des Dresdner Dialektes,
allerdings nicht so sehr weit verbreitet.

Das wurde hier auch schon mal diskutiert:
/t/naturwissenschaftne-studentne/4769171/8

Es wird also nicht von allen Leute in Dresden gesprochen,
aber man kann es doch öfter mehr oder weniger stark
ausgeprägt hören, bei echten Einheimischen.

Dass einige Leute, die nach eigener Angabe bei Dresden
wohnen oder in Dresden gewohnt haben, es trotzdem nicht kennen,
hat wohl auch damit zu tun, das lange nicht alle Dresdner
so sprechen.
Es kommt also auch schon drauf an, mit wem man verkehrt.
In Dresden gibt es auch zehntausende zugewanderte Bürger,
in erster,zweiter und dritter Generation, die nicht den
typischen Dresdner Dialekt sprechen, ganz abgesehen von
zehntausenden Studenten, aus allen möglichen Gegenden.

In manchen Firmen in Dresden wird man unter 100 Mitarbeitern
keinen echten Dresdner finden und so mancher echte Sachse
hat sogar gelernt, ein recht reines Hochdeutsch zu sprechen,
fast ohne jeglichen sächischen Dialekt.
Gruß Uwi

Hallo,
Soweit ich das beurteilen kann, ist da wirklich typisch Dresdnerisch (bzw. Raum Dresden, evtl. kommt’s ja aus dem Umland direkt um Trääsdn rum). Allerdings ist dieses Extra-ə hinten dran vermutlich eher da, um Dinge stärker zu betonen, um vielleicht z.T. die Silbenzahl zu erhöhen oder ähnliches. Daher kommt es vielleicht auch nicht im Wenker-Atlas vor (oder aber es ist eine Entwicklung der letzten 100 Jahre oder so).

Aber ja, es ist definitiv typisch Raum Dresden.

Liebe Kriese aus Leipz’sch*,

  • André

*) Leipzig wird nicht „Leibdsch“ ausgesprochen, man hört das „s“ vor dem „sch“ immer mit, deswegen passt als Ausspracheschreibung wohl Leipz’sch oder gerne auch Leipzsch ganz gut.

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Vielleicht waren das aus Mittel- oder Unterfranken dorthin
versetzte Polizisten? Dort hab ich das schon öfters gehört.

Wohl kaum. Das würde man ja sofort raushören; es sind schon Urdresdner, die sowas sagen. Eigentlich ist es typisch für den Dialekt in (und um?) Dresden, ein emphathisches ə hinten an Wörter anzufügen, das hört man eigentlich ständig. Hier in Leipzig weniger, wörd’sch saachng. Aber ich denke mir, beim Wort „Dresden“ ist das evtl. weniger häufig als bei einigen Verben oder Ausrufen („Kommä jetzä dochä ma her, Mänschenskindornochämaä!“).

Gruß,

  • André