Hallo.
Gegeben sei folgende Situation:
Heidi (22 Jahre) klaut in einem Geschäft der Rewe-Handelsgruppe verschiedene Waren im Gesamtwert von ca. 20 €. Hierzu bezahlt sie zwei Waren an der Kasse, lässt den Rest, den sie sich während des Einkaufbummels in ihre Tasche gesteckt hat, in der Tasche und verlässt den Laden. Draußen, inzwischen etwa 15 m vom geschädigten Geschäft entfernt, will sie gerade ihr Fahrrad aufschließen, da packt sie jemand an die Schulter, stellt sich als Ladendetektiv vor und fordert Heidi auf, ihm ins Büro zu folgen.
Heidi will sich erst noch wehren (sie glaubt, dass der Ladendetektiv nach Verlassen des Geschäfts keine Berechtigung mehr dazu hat, sie festzuhalten), aber der Ladendetektiv sagt, es ginge nur darum, dass er die unbezahlte Ware wiederbekäme, die Polizei würde er nicht rufen. Heidi muss ihm also ins Büro folgen.
Dort muss Heidi ihre Tasche auspacken und der Detektiv listet alle von ihr gestohlenen Waren auf einem Zettel mit der Aufschrift „Ladendiebstahl: Es wird (keine) Strafanzeige beim Polizeirevier beantragt“ (oder so ähnlich) auf, wobei er das in Klammern gesetzte „keine“ durchstreicht. Die Vertretungs-Chefin kommt hinzu und Heidi beginnt zu weinen. Sie bittet darum, ob nicht auf eine Strafanzeige verzichtet werden könne und irgendwie lassen sich die beiden dann dazu breitschlagen (der Ladendetektiv sagt, sie sei ja so hübsch und sähe so nett aus und sie sei noch so jung,…da mache er eine Ausnahme), Heidi lediglich ein Hausverbot zu erteilen.
Hierzu brauchen sie jedoch einen Perso (oder sonstigen Lichtbildausweis) von Heidi, welche diesen nicht vorlegen kann (sie hat lediglich eine Krankenkassenkarte, eine Girokarte und mehrere Arztbelege, auf denen jeweils ihr Name und ihre Anschrift vermerkt sind, bei sich). Die Chefin ruft die Polizei an, was Heidi durch Weinen und damit, auf den Telefontasten herumzudrücken, um den Auflegeknopf zu betätigen, zu verhindern versucht, ihr aber nicht gelingt. Die Chefin hat ganz offensichtlich Mitleid mit Heidi (das sagt sie auch), denn Heidi ist Stammkundin im Geschäft und eigentlich immer sehr freundlich gewesen. Außerdem sagt Heidi, sie würde ihren Ausbildungsplatz verlieren, wenn sie eine Anzeige bekäme,…und ihre Eltern,…. Trotzdem, erklärt die Vertretungschefin, sei es auch nur ihr Job und auf einen verlässlichen Personennachweis sei sie schon angewiesen, sonst riskiere sie ihren Job.
Die Polizei am anderen Ende des Telefons verzichtet ganz offensichtlich darauf vorbeizukommen, führt lediglich einen telefonischen Datenabgleich durch. Hierzu gibt die Vertretungschefin Heidis Daten, so wie sie auf der Krankenkassenkarte und den Arztbescheinigungen steht, durch und die Polizei überprüft binnen etwa einer halben Minute, ob eine solche Person existiert oder nicht (kleine Zwischenfrage: Was bringt es der Vertretungschefin zu wissen, on eine Person mit diesem Namen und dieser Anschrift existiert? Die Karten müssen ja nicht unbedingt Heidi gehören?! Naja. Nichts desto trotz, es sind Heidis Karten und die Daten stimmen auch alle). Eine Anzeige wird über´s Telefon jedoch noch nicht gemacht. Der Ladendetektiv überträgt also die von Heidi ermittelten Daten auf den Zettel und schiebt ihm Heidi zum Unterschreiben rüber. Heidi deutet darauf hin, dass durch das Durchstreichen des „keine“ („Ladendiebstahl: Es wird (keine) Strafanzeige beim Polizeirevier beantragt“) ausgesagt wird, dass eine Anzeige gestellt wird und der Ladendetektiv erkennt seinen Fehler und füllt einen neuen Zettel aus, auf dem er das „keine“ nicht durchstreicht, obwohl er meint, dass es eigentlich ganz selbstverständlich sei, dass Heidi angezeigt würde und dass er eigentlich dazu verpflichtet sei, Anzeige zu erstatten. Hier unterschreibt Heidi dann.
Der Ladendetektiv behauptet, dieser Zettel diene lediglich dazu, die Zentrale über Heidis Hausverbot zu informieren, so dass Heidi, wenn sie nochmals ein Geschäft, welches der Rewe-Handelsgruppe angehört, betritt, eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch bekommt.
Dann schreibt der Detektiv noch ein paar Zeilen zum Tathergang (er sagt, er schreibe, Heidi hätte lediglich VERSUCHT zu klauen, somit müsse er dann auch keine Anzeige erstatten), die Heidi aber nicht zu Gesicht bekommt (und Heidi fragt sich im Nachhinein: Kann der Detektiv noch was dazu schreiben (nämlich eben die Angaben zum Tathergang), nachdem Heidi den Zettel doch schon unterschrieben hat?). mit strengem Blick und dem dringenden Rat nie, nie wieder so Dummes Zeug zu machen, wird Heidi dann schließlich entlassen.
Nun ein paar Fragen, die Heidi noch beschäftigen:
1.) Die Chefin, die sich breitschlagen ließ, Heidi nur Hausverbot zu verteilen und auf eine Strafanzeige bei der Polizei zu verzichten, ist nur vertretende Chefin. Die richtige Chefin der Filiale war zum Tatzeitpunkt nicht im Dienst. Heidi hat die Vertretungschefin gefragt, was passiere, wenn die richtige Chefin, wenn diese morgen wieder zur Arbeit käme und über den Vorfall mit Heidi informiert würde, anderer Meinung sei und möchte, dass Heidi doch angezeigt wird.
Die Vertretungschefin antwortete darauf dann, dass sie (die Vertretungschefin) dann eins auf den Deckel kriege.
Kann Heidi sicher sein, dass sie tatsächlich nachträglich nicht doch noch angezeigt wird, weil die richtige Chefin das vielleicht unbedingt so will?
2.) Kann (bzw. darf) das „keine“ auf dem Zettel, den der Ladendetektiv ausgefüllt hat, nach Heidis Unterschreiben nachträglich noch durchgestrichen werden, so dass Heidi doch noch angezeigt wird?
3.) Und nun das vermutlich größte Problem: Heidi ist erst, als sie bereits wieder zu Hause war und das ganze Unglück gedanklich noch einmal Revue passieren ließ, aufgefallen, dass sie höchstwahrscheinlich sowieso schon ein Hausverbot in dem Geschäft hatte, da sie vor knapp einem halben Jahr bereits schon mal ein Hausverbot in einem Geschäft von Rewe geklaut hatte (und da gab´s dann auch ´ne Strafanzeige bei der Polizei (woraufhin das Verfahren aber eingestellt wurde, falls diese Information von Bedeutung sein sollte) und ein Hausverbot für den Laden…und wahrscheinlich ja auch für alle weiteren Rewe-Geschäfte gleich mit???).
Heißt das jetzt, dass Heidi noch eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch droht?
4.) Ja, wozu denn eigentlich überhaupt Unterschriften? Ist es etwa tatsächlich so, dass die nur mit Heidis Unterschrift ´ne Anzeige erstatten können?
Dass Heidi dumm ist (bzw sehr dumm gehandelt hat), ist keine Frage.
Trotzdem bitte ich um sachliche und möglichst wahrheitsgemäße Antworten.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen,
dieAmy90