Hallo,
ich stecke derzeit ziemlich tief in einer Ehekrise und weiß einfach nicht mehr weiter wie ich mich entscheiden soll. Bin innerlich total hin und hergerissen und auch in psychologischer Behandlung. Erstmal chronologisch der Reihe nach was passierte:
Ich bin 37 und lernte vor 9 Jahren meine Frau (33,Südamerikanerin) kennen. Wir verliebten uns schnell, zogen auch bald zusammen und heirateten 2004 nach zweijähriger Beziehung. Beide waren wir berufstätig und kauften 2007 eine Eigentumswohnung auf dem Land. Aus der ländlichen Idylle wurde als bald ein Alptraum, da wir beides recht aktive Menschen sind, die gerne spontan was trinken gehen etc. Meine Frau war (kein Führerschein) auf dem Dorf auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen und insoweit ein Stück von mir mit dem Auto abhängig. Wäre es eine Mietwohnung gewesen, wären wir bestimmt nach einem Jahr wieder in die Stadt gezogen, aber das ging aus finanziellen Gründen nun nicht mehr. 2008 die erste große Krise. Meine Frau hatte einen Unfall und konnte nur wenig laufen. Kurz darauf bekam ich einen schweren Bandscheibenvorfall. Jeder erwartete während dieser Zeit wohl mehr Mithilfe vom anderen. Dann machte ich eine ambulante Reha und es passierte: ich hatte mich in eine andere Frau verkuckt! Außer Telefonaten und einem kurzen Treffen geschah mit ihr aber nichts. Trotzdem hatte ich das Gefühl wieder den „Duft der großen weiten Welt“ gerochen zu haben. Ich fühlte mich süchtig danach neue Frauen anzusprechen, egal ob ich sie kennenlernte oder einen Korb bekam. Seit diesem Moment habe ich das Gefühl, dass sich mein komplett inneres Wesen gewandelt hat! Überspitzt formuliert würde ich sagen die Metamorphose vom braven liebenden Ehemann zum Jäger der Herzen hatte begonnen!
Das Gefühl war damals so stark, dass wir eine Beziehungspause von 3 Wochen einlegten. Meine Frau war totunglücklich, wir hatten bis ich ging täglich großen Zoff. In den 3 Wochen war ich ziemlich auf Brautschau! Außer Gesprächen ergab sich aber nichts mit anderen Frauen! Nach den 3 Wochen, sprachen wir uns aus und ich zog wieder zuhause ein. Zum Teil geläutert, weil nichts mit anderen lief, aber auch glücklich weil ich wieder bei meiner Frau war, die mir Sicherheit gab. Wir schworen uns unsere Beziehung von nun an komplett zu überdenken, auch sexuell neue Wege zu gehen und bisherige Alltagsgewohnheiten zu hinterfragen und evtl. zu ändern. Das Gefühl neue Frauen anzusprechen ging nie ganz verloren. Ich fühlte mich aber wieder besser und hatte neuen Mut, dass am Ende in unserer Ehe „alles gut“ werden würde. 2009 verlor meine Frau ihren Job. Wir waren gerade dabei ein Kind zu planen und warteten (auch schon vor der Krise 2008) auf den „richtigen Zeitpunkt“ (jobmäßig). Durch die plötzliche Arbeitslosigkeit gaben wir unsere Bemühungen des Wartens darauf auf sie wurde schwanger. Anfang 2010 kam unsere Tochter zur Welt. Die riesige Freude über unseren Nachwuchs wurde aber schnell vom haushaltlichen Stress getrübt. Wir kamen mit der Belastung, dem Schlafentzug usw. einfach nicht klar! Die Hebamme gab uns eine Adresse zur Eheberatung/Lebensberatung. Seit 1,5 Jahren sind wir nun dort, aber trotz allem wurde die Krise eher schlimmer. Mitte letzten Jahres kamen bei mir berufliche Probleme hinzu. Man wollte mich loswerden. Anfang des Jahres ging meine Frau 3 Monate nach Südamerika zur Familie um unsere Tochter vorzustellen. Ich blieb hier und war aufgrund psychischer Probleme längere Zeit krankgeschrieben. Die ersten beiden Wochen ohne Frau und Kind waren schwierig für mich. Ich vermisste die beiden. Aufgrund der noch langen Zeit bis zu ihrer Rückkehr „legte sich in mir irgenwie ein Schalter um“. Ich begann wieder Frauen anzusprechen. Anfangs nur für´s Ego um das es nicht gut gestellt war. Plötzlich bekam ich positives Feedback von den Frauen. Ich geriet in eine Art Freudentaumel. Es war wie ein Rauschzustand. Je größer der Rausch wurde, um so mehr Erfolg hatte ich. Es gab kein Zurück mehr und kam wie es kommen musste: ich lernte eine Frau (Mitte 20) kennen und ging fremd! Einige Tage später war die Reise um und meine Frau und mein Kind kamen zurück. Meine Frau konnte mir mein schlechtes Gewissen sofort ansehen. Trotzdem äußerte ich mich anfangs nicht, konnte es aber wohl nur schwer verbergen. Um mich sozusagen „reinzuwaschen“ schlug ich meiner Frau eine offene Beziehung vor. Mir ging es darum weiterhin mit anderen Frauen sexuell aktiv sein zu können, aber die Familie trotzdem nicht zu verlieren. Wie ich reagiert hätte, wenn meine Frau auch mit einem anderen Mann hätte schlafen wollen, konnte ich mir aber nicht ausmalen. Meine Frau lehnte eine offene Beziehung ab und war der Meinung entweder „normal“ oder gar nicht. Ich wollte Frau und Kind nicht verlieren und willigte schweren Herzens ein. Hinterrücks traf ich mich weiter mit meiner Affäre, fühlte mich aber häufig hundelend dabei. Vor 2 Monaten legte ich die Karten auf den Tisch und gestand in einer Sitzung der Eheberatung mein Fremdgehen! Psychisch war es für mich als „eigentlich ehrlichen Menschen“ ein riesen Problem auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, daher war das Outing wohl der beste Lösungsansatz. Obwohl ich kurz darauf meine Affäre beendete hat sich seitdem die Situation aber weiter verschärft. Durch den großen Vertrauensbruch ist meine Frau sehr mißtrauisch geworden und lässt mich kaum noch alleine raus. Insbesondere wenn ich am WE am späten Abend mit Freunden mal losziehen will ist der Streit fast schon vorprogrammiert. Mir ist klar, dass es ein Fehler war fremdzugehen aber ich kann jetzt deswegen nicht zuhause eingesperrt werden! Zudem kam, dass die Affäre zwar nicht neu aufblühte, aber es wieder gelegentlich zu telefonischem Kontakt kam. Getroffen hat man sich seit dem Outing aber nicht mehr!
Mittlerweile ist die Situation völlig zerfahren. Ich bekam zufällig mit wie meine Frau auf meinem Handy rumschnüffelte. Für sie völlig normal in einem Vertrauensverhältnis, für mich trotzdem ein No-Go, da man manchmal mit engen Freunden persönliche Probleme schreibt die nicht unbedingt die eigene Frau etwas angehen. Innerlich bin ich momentan völlig zerrüttet. Ich will manchmal ausziehen und überlege die Koffer zu packen. Nicht unbedingt um mit der Affäre eine Beziehung (vielleicht ab und zu mal treffen) zu haben, sondern eher um alleine zu leben. Wieder tun und lassen zu können was man will und nicht zuletzt auch Kurzbeziehungen oder ONS zu haben. Nach einer neuen Beziehung strebt es mir gerade nicht. Andererseits will ich aber weder Frau noch Tochter verlieren und versuche derzeit die Ehe am Laufen zu halten. So einfach ausziehen, Wohnung verkaufen und scheiden lassen, will ich nicht. Zudem sind unsere Finanzen sehr knapp. Bei einer Trennung wäre ich finanziell ohnehin fast ein Sozialfall.
Ich habe so viele Fragen, dass man es eigentlich nicht in einer Frage zusammenfassen kann.
Wer oder was könnte mir dabei helfen eine Entscheidung zu treffen was für mich der richtige Weg ist? Bin für jeden Tipp dankbar, da ich diese Zerreißprobe zwischen Familienleben und Singleleben kaum noch aushalte.
LG
Rafa