Hallo,
da du mich schon zitierst, will ich nochmal nachhaken…
Dennoch hat Jochen auch recht: Naturwissenschaften können den
Wissenshorizont des Menschen nur hinausschieben. Philosophie
hingegen redet und/oder denkt darüber nach.
Weiter schreibst du dann:
Mit Sinn meine ich eher einen absoluten Zweck oder Grund. Es
könnte auch nichts geben. Doch die Welt gibt es zweifelsohne.
Daher finde ich diese Fragen angebracht und sehe sie als
naturwissenschaftlich relevant.
Was macht denn „Naturwissenschaft“? - Sie „erklärt“ Dinge, wirst du antworten. Die Bedeutung von „Erklärung“ im natwiss. Sinne aber ist nicht „Sinnstiftung“, sondern schlicht die „Beschreibung von Zusammenhängen, so dass Beobachtungen unter bestimmten Randbedingungen vorhersagbar werden“. Lies dir diesen Satzt gleich nochmal durch!
Was heist das? - die NatWiss macht Modelle, welche es unter Kenntniss gewisser Parameter erlauben, bestimmte Dinge vorherzusagen (=zu berechnen). Das kann qualitativ sowie quantitativ sein. Im allgemeinen Sprachgebrauch erklärt ein Modell, warum sich unsere Welt so verhält, wie sie es tut.
Ein Beispiel: Gravitation. Ein Phänomen, was jeder kennt, ganz alltäglich. Ein Stein fällt runter, wenn er losgelassen wird. Die NatWiss hat nun ein Modell, indem sie „Masse“ definiert und Wechselwirkungen zwischen Massen, die sie „Gravitation“ nennt. In einem raum-zeitlichen Bezugssystem kann die zeitliche Änderung der Lage von Massen relativ zueinander nun berechnet werden, wenn man behauptet, dass die „Gravitatinskraft“ Massen beschleunigt. Die berechnungen brauchen noch einen ganz bestimmten Proportionalitätsfaktor, um Massen in Beschleunigung umzurechnen (der genau so groß sein muß, damit die Ergebnisse mit den realen Beobachtungen übereinstimmen): die Gravitationskonstante. So, damit man in der Lage, zB. Fallzeiten zu berechnen u.v.a.m. Du würdest wohl sagen: Der losgelassene Stein fällt, weil zwischen den Massen Gravitationskräfte wirken, die proportional sind zum Abstand und zur Masse der Körper. Das ist aber keine wirkliche Erklärung. Mit Kenntniss der Gravitationskonstanten (die man durch Experimente bestimmen kann) lässt sich damit nur vorhersagen, wie ein Stein fallen wird, nicht aber, warum er das tut!
Einen Sinn des Ganzen kann man nur in Bezug auf etwas sehen. Die Frage „Warum fällt der Stein?“ kann man beantworten mit „Weil ich ihn hochgehoben und dann losgelassen habe“ oder mit „weil die Erden sonst auseinanderfallen würde“ oder mit „weil es das Universum und uns dann nicht gäbe [zumindest nicht in dieser Form]“. Alle Antworten geben einen Sinn, aber nicht im natWiss Sinne und sie sind IMHO auch nicht wirklich befriedigend.
Dann sagst du:
Damei muss man sich gleichzeitig auch fragen, was für eine
Antwort man überhaupt erwartet.
Aus natWiss Sicht erwartet man keine spezielle Antwort. Ziel ist es, ein Modell zu entwickeln, welches möglichst einfach und widerspruchsfrei für einen möglichst großen Bereich an Randbedingungen möglichst korrekte Vorhersagen liefert. Das Modell muss dazu mit der Wirklichkeit (was auch immer das sein mag) überhaupt nichts zu tun haben. Dass die immer besseren Modelle sich überhaupt einer Wirklichkeit annähern bzw. etwas über eine Wirklichkeit aussagen, ja, dass es überhaupt eine Wirklichkeit gibt, ist NICHT in den NatWiss begründet. Das ist schon eine philosophischen Frage!
Für größtmögliche Präzision, muss man die
Welt als Ganzes sehen.
Anm.: Verwechsele nicht die Begriffe „Präzission“ und „Richtigkeit“.
Wenn, um eine Begründung zu liefern und eine Aufschiebung zu
vermeiden, nichts aus der Welt hergenommen werden kann, bleibt
einem nichts anderes übrig, als die Katze ihren eigenen
Schwanz beißen zu lassen?
Nein. Nicht „in den Schwanz beißen“. In der Kette immer allgemeinerer und immer grundlegenderer Modelle bleibt am Ende ein letztes, allgemeinstes und grundlegendstes Modell, aus dem man die anderen Modelle herleiten bzw. ableiten kann. Dieses „fundamentale“ Modell aber ist innerhalb unseres Universums nicht weiter begründbar. Es ist schlicht ein „loses Ende“ am Anfang einer Argumentationskette.
Muss man sich deswegen mit einer nüchternen finalen Ansicht
begnügen, die Welt sei ihr eigener Sinn und Grund zugleich?
Nein, niemand zwingt dich dazu. „Sinn“ und „Grund“ verstehst du offensichtlich im philosophischen Sinne. Es gibt viele Religionen, die versuchen, auf unterschiedliche Arten die Bedeutung dieser Wörter zu füllen. Das aber ist keine NatWiss. Es ist etwas ganz anderes. Als Zweifler wirst du indes leider nie mit solcher Art Antworten zufrieden sein…
Ist die Welt wie sie ist, weil sie ist?
Diese Frage ist innerhalb der NatWiss nicht zu beantworten. Die NatWiss können immer genauer beschreiben, wie die Welt ist, aber niemals nicht, warum die Welt ist.
Oder sollte man hier gemäß Wittgenstein schweigen?
Jup. Und zwar hier. Wo man nicht darüber schweigen sollte, ist das Philosophie- oder das Religions-Brett.
LG
Jochen
PS: Ob 42, 43 oder 47. Ich weiß nicht, was nichtssagender ist.
Hey, 42 ist immerhin 2*3*7. Die Summe der Primzahlen ist 11 - auch wieder prim. Die Quersumme ist 6 - denk mal an die 6 Tage der Schöpfung. Außerdem ist 42 die zweite primär pseudovollkommene Zahl und gleichzeitig die 7. Catalan-Zahl. Wenn das nichts bedeutet!!!