Tach!
ich versuche Dir das mal aus Elternsicht zu erklären.
Das bringt wenig, denn genau wie jedes Kind ist jeder Elter anders. Des Weiteren interessiert man sich als Teenager nicht für solche Sorgen, denn man weiß ja alles besser.
Soe inem Ich-fixierten, testosterongeschwängerten Rotzlöffel bringt man das nicht mehr bei. Das muss vorher passieren.
Man liebt seine Kinder und möchte sie vor allem beschützen.
Und man weiß, das Rauchen ungesund ist. Die Hälfte aller
Raucher stirbt grausam und schmerzvoll an den Folgen des
Rauchens und ich als Mama möchte , das meine kinder gesund
bleiben. Als Jugendlicher findet man das natürlich nicht . Man
denkt, das passiert einem nicht, und man fühlt sich ja auch
sooo cool und erwachsen wenn man raucht.
Wer mit seinen Kindern an einer 8-spurigen Einfallstraße wohnt, schadet ihnen womöglich mehr, als ein paar Kippen das tun können.
Will heissen: man kann an vielen Sachen sterben. Rauchen ist sicherlich nicht unbedingt schlau, schmeckt aber ganz gut.
Solange der Bursche nur moderat säuft und nicht Motorrad fährt, ist das die halbe Miete…
Ich wohnte zwar nicht an der Ausfallstraße, rauchte, soff aber und fuhr Motorrad.
Das Geld dafür habe ich mir bereits ab 14 in Nebenjobs verdient.
Nun lebe ich etwas gesünder. V.a. der Alkoholmißbrauch ist vorbei. Ohne dass es mir jemand sagen musste, stellte ich das Trinken im Alltag nach dem Studium ein.
Geraucht wird ab und an. Drogen sind kein Thema.
Du siehst, bis 40 regelt sich da auch viel von selbst, sofern man einen vernünftigen Freundeskreis und ein gutes Selbstvertrauen hat. Gerade letzteres hängt sehr stark vom Elternhaus ab und man sollte alles dafür tun, ein starkes, selbstbewusstes Kind aufzuziehen. Das ist die beste Drogenprävention.
Und das wegbleiben und Partymachen, ach was ist Dir das
wichtig. Und glaube mir, auch Eltern haben früher gefeiert.
Naja, ich als Elter feiere nach wie vor ganz gerne. Nur eben nicht mehr so oft und so hart wie früher.
Das Leben muss nicht in vorstädtischer IKEA-Spiessigkeit enden, nur weil man Kinder bekommen hat.
Aber ich weiß natürlich auch, dass die meisten Leute ab 35 lieber Cocooning betreiben und ihren VW Minivan waschen, anstatt sich mal nett einen hinter die Binde zu kippen.
Dass Jugendliche (und eben auch viele Erwachsene) damit hingegen nichts anfangen können, sollte man akzeptieren.
Aber sie sind jetzt älter, und die Erfahrung zeigt, das
irgendwann zuviel feiern und zuwenig lernen dazuführt, das die
Jugendlichen irgendwann abstürzen, eine schlechte oder keine
Ausbildung bekommen, was dazuführt, das das leben sehr viel
schwieriger ist.
Ich habe ab 14 für 3 gefeiert, 4 Sprachen gelernt, ein Abitur in Bayern bestanden, studiert (mit Abschluß) und gut verdient.
Mit richtigen Drogen hatte ich wenig bis nichts zu tun. Ab und an mal beim Skifahren, auf einer Party oder am See schön einen geraucht, das war´s dann meist.
Ein paar von uns koksten ab und zu. Der eine oder andere macht das heute, wir sind nun um die 40, beim Ausgehen auch noch. Scheint aber nicht viel zu schaden, denn das sind die Leute, die eher mehr verdienen und eher seltener geschieden sind…
Und ich als Mama weiß, das ein gutes Abitur,
ein Studium oder eine gute Ausbildung meinem Kind alle Türen
öffnet - und dann ist das Kind nächtelang weg und mir ist
klar, das es das nur schafft indem da Alkohol oder Drogen im
Spiel sind.
Nicht jeder Akademiker macht Karriere. Muss auch gar nicht sein.
Häufig projezieren Eltern den Frust über die eigene nicht gelungene Karriere auf die Kinder und drängen sie, eine deutsche Bilderbuchkarriere hinzulegen.
Die Kinder werden dabei oft zu wenig gefragt. Irgendwann kommt dann der Ausbruch (meist am Ende eines teuren Studiums) oder der Burnout (wenn man ersteres nicht rechtzeitig schaffte).
Im Bekanntenkreis habe ich neben Akademikern und Piloten auch einige Handwerksmeister. Das sind nicht die Ärmsten und Unglücklichsten.
Weißt Du, ich kenne auch so Typen aus meiner Jugend. Gute
Schüler, die alles hätten erreichen können.
Nur weil jemand gut in der Schule ist, ist er noch lange kein Siemens-Vorstand (oder was immer Deinem Idelabild von Karriere entspricht).
Und so langsam
schleichend wurde dann das Partymachen immer wichtiger,
Alkohol, Exstacy, usw, führten zu schlechten Schulleistung und
im endeffekt dazu, das das leben den Bach runterging. Ich bin
Mitte dreißig, und aus dieser Clique sind mittlerweile 2
verstorben an den Folgen des Drogenkonsums. Zwei sitzen im
Knast, und die anderen 5 sind entweder arbeitslos oder so
schlecht bezahlt im Beruf, das jeder Cent umgedreht werden
muss.
Ich unterstelle mal, dass meine Clique damals überdurchschnittlich knackig unterwegs war.
Dennoch gibt es keinen, der abgestürzt ist.
Diejenigen, die am härtesten gefeiert haben, sind heute beruflich unter den erfolgreichsten der Clique.
Und hinzukommt, das jede Minute, wo ich als Mama nicht weiß,
wo mein Kind ist, und ob es ihm gutgeht, jede Minute zu spät
tut weh. Man kann nicht schlafen, ist kurz vorm weinen, hat
einfach Angst. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie schlimm
dieses Gefühl sein kann - (aber warte, wenn du mal eigene
kinder hast! ) )
Meine Mutter hatte das auch zu durchleiden.
Heute denke ich, dass ich so gut wie nie wirklich gefährdet war, abzurutschen.
Sie wusste das nicht und das war ihr Fehler.
Wer sein Kind vernünftig aufgezogen hat und ein offenes Verhältnis zu ihm pflegt, kann auch irgendwann vertrauen und loslassen.
Ich war ab ca. 15 Jahren nciht mehr zu bändigen. Irgendwelche Drohungen mit Heim u.a. hätten bei mir sofort zu Alternativvorschlägen in Richtung eigener Wohnung geführt.
Du als Kind siehst das nicht, warum sie sich Sorgen machen,
und deine Eltern können dir das auch nicht begreiflich machen.
Aber sie lieben Dich, denn wenn du ihnen egal wärst, dann
würden sie dich gewähren lassen.
Ich denke schon, dass ein normal sozialisierter und emphatischer 17-Jähriger solche Ängste antizipieren kann.
Möglicherweise ist das ein völlig normaler junger Mann mit überempfindlichen Eltern, die er nicht mehr versteht.
Sprich mit ihnen über ihre Sorgen, nimm sie ernst, dann werden
sie dich auch ernst nehmen. Und sei verlässlich, vll könnte
man sagen, in der Woche bin ich zu einer festen Uhrzeit
zuhause, und am WE kann ich feiern gehen (als beispiel).
Das macht sicherlich Sinn, denn bei aller von mir gepredigten Liberalität und elterlichen Entspanntheit muss klar sein, dass ohne eine Ausbilödung nichts geht. Ein Abi schadet sicherlich nicht, zumal der Weg als 17-jähriger Gymnasiast sowieso schon fast geschafft ist.
Aber mit 18 ist man sowieso erwachsen und kann durchaus auch Verantwortung für sich selbst übernehmen.
Bis dahin sollten die Eltern alles dazu notwendige in ihrem Kind angelegt haben, anstatt zu klammern und in jeder Zigarette den Einstieg in eine Heroinkarriere zu sehen.
Das größte Potential für eine Drogenkarriere liegt nämlich meiner Erfahrung nach in instabilen, lieblosen familiären Verhältnissen.
Wenn aber eigentlich alles passt in der Familie und der Sproß ein paar Jahre lang feiern geht, ist das üblicherweise kein Thema. Auch so ist ein 1er ABi drin.
Gruß,
M.