Zum thema fremdwörter (scherztext)

Eine ganz gepflegte Konversation

Wer wirklich gebildet sein will, streut auch mal ein Fremdwort ein.
Und kann dabei Pech haben. Renate Finkeldey hat zwei Pechvögel
belauscht.

Marion und Bernhard treffen einander nach langer Zeit wieder. Die
Freude ist groß, zumal beide sich an die ausgezeichneten,
tiefgründigen Gespräche erinnern, die sie früher miteinander geführt haben. Viele Jahre sind seither ins Land gegangen. Und
entsprechend viel gibt es jetzt zu erzählen - auf dem gewohnt hohen Niveau, versteht sich.

Bernhard: Wir sollten nicht hier auf der Straße herumstehen, sondern unsere Konservation bei einem guten Menuett fortsetzen. Was hältst du davon?

Marion: Das wäre ein großes Plissee für mich. Aber glaubst du nicht, daß die Tanzmusik stören würde? Wie wär’s, wenn wir einfach essen gehen würden?

Bernhard: Das meine ich doch - ein Menuett mit fünf Gängen in einem Niveau-Cousine-Restaurant.

Marion: Hat deine Cousine jetzt einen Astronomie-Betrieb?

Bernhard: Wieso meine Cousine? Also, gehen wir.

Sie gehen in ein Nouvelle-Cousine-Restaurant und lassen sich zu einem Zweiertisch führen.

Bernhard: Möchtest du dich auf diesem Stuhl präsentieren, Marion?

Marion: O ja, von hier aus habe ich eine wunderbare Akustik über das ganze Lokal.

Bernhard: Vor dem Essen sollten wir ein Aperitivum zu uns nehmen. Ich empfehle einen Sherry Sakko.

Marion: Einen was?

Bernhard: Einen trockenen Sherry. Und was möchtest du essen?

Marion: Am liebsten wהre mir ein Steak, so richtig welcome gebraten.

Bernhard: Ich mag es ja lieber medium.

Marion: Ein Steak als Medium, das ist interessant. Aber glaubst du, daß bei Spirituosen-Sitzungen überhaupt etwas herauskommt?

Bernhard: Ich weiß zwar nicht, wie du auf diese Thermik kommst, Aber ich jedenfalls halte gar nichts von Geisterbeschwörungen und diesem ganzen Ökonomismus.

Marion: Mich interessiert das schon. Ich habe gerade etwas über das Debakel von Delphi gelesen. Der Hysteriker, der das geschrieben hat, war wirklich ein Exporteur auf diesem Gebiet.

Bernhard: Kann ja sein. Aber oft infizieren sich diese Leute ja selbst nicht mit dem Zeug, das sie da schreiben.

Marion: Der schon. Obwohl ich natürlich auch finde, daß so etwas immer ein Ministerium bleiben wird.

Bernhard: Du meinmst bestimmt ein My… הh, Müh… הh, na ja, ich weiß schon, was du meinst.

Marion: Jedenfalls ist es Glaubenssache. Genauso wie die Religion. Es kann ja auch keiner beweisen, ob damals wirklich die drei Waisenkinder mit Weihrauch und Möhren zum Jesuskind gekommen sind, als es in der Grippe lag.

Bernhard: Lassen wir das doch. Ich halte mich lieber an die
Wirklichkeit, ich bin ein knallharter Relativist.

Marion: In deinem Shop mußt du das ja auch. Du hast doch inzwischen bestimmt unheimlich resümiert.

Bernhard: Reüssiert heit das, Marion! Natürlich habe ich das, ich bin schließlich ein Profi. Aber man sagt ja ganz zu Recht: Der Profi gilt nichts im eigenen Land.

Marion: Heißt das nicht: Profit gilt nichts im eigenen Land?

Bernhard: Ist ja auch egal. Ob Profis oder Armaturen - was zהhlt, sind sowieso nur gute Beziehungen. Ohne die hätte ich wahrscheinlich auch nicht in die Sozietät einsteigen kצnnen.

Marion: Ach, du bist ein richtiger Sozialist? Das wollte mein Bruder ja auch. Aber dann hat er sich für den Staatsdienst entschieden. Und jetzt ist er immerhin schon Studienacessoire.

Bernhard: Das hat er richtig gemacht. Im gymnastischen Zweig gibt’s sichere Aufstiegsschanzen. Und was macht dein anderer Bruder?

Marion: Der ist Pornithologe geworden.

Bernhard: Ja, ich erinnere mich, er hat schon immer viel von Vögeln verstanden.

Marion: Kein leichter Beruf bei den klimakterischen Bedingungen in unseren heimischen Religionen.

Bernhard: So einen Beruf könnte ich nie ausüben, ich bin nämlich
algerisch gegen Federn.

Marion: Und dagegen kann man gar nichts tun?

Bernhard: Nein, da kann ich nur profilakonisch handeln und mich von allen Federn fernhalten.

Marion: Ich schreibe dir mal die Adresse von einem guten Terminologen auf. Der ist wirklich eine Konifere für alles, was mit Allergien zu tun hat, ein anerkannter Alligator.

Bernhard: Danke, das ist lieb von dir. Den werde ich dann bald mal konfrontieren.

Marion: Wichtig ist natürlich, da er erst einmal eine genaue Analyse macht. Aber als Analphabet ist er auch sehr gut.

Bernhard: Kann ja sein, daß diese ganze Sache mit der Analphrase zu tun hat.

Marion: Die Ursache zu finden ist wirklich eine Syphilisarbeit. Aber der gibt sich die Mühe, der ist ganz genital auf diesem Gebiet.

Bernhard: Jetzt wollen wir aber meine dumme Krankheit nicht so
hochsterilisieren. Irgendwie findet man immer eine Synthetik, mit so einem Leiden zu leben. Laß uns von was Schönerem reden.

Marion: Da gehe ich ganz mit dir kondom. Hättest du Lust, mich morgen abend ins Konzert zu begleiten? Die Berliner Physiker spielen.

Bernhard: Gern. Und was spielen sie?

Marion: Mozart! Mozart ist doch mein Lieblingskommunist.

Bernhard: Ich schהtze seine Musik auch sehr, sie hat so leichte
Alimente in sich. Das geht ins Ohr, ein echter oraler Genuß. Nach dem Konzert gehen wir dann irgendwohin, wo wir uns amüsieren können.

Marion: Gern, ich kenne ein nettes Amü… äh, Ami… äh, Animierlokal ganz in der Nähe des Konzertsaals.

Bernhard: So, jetzt wollen wir erst einmal etwas zu essen ordinieren. Hast du dein Menuett kontempliert?

Marion: Ich nehme ein Kondom Bleu.

Bernhard: O ja, etwas Pariserisches, das ist eine kulminarische
Delikatesse. Und danach, als Dissens?

Marion: Ich weiß noch nicht, die vielen fremden Vokale irisieren mich etwas.

Bernhard: Mich auch. Die kצnnten hier wirklich die deutsche Sprache benutzen. Bei den gastronomischen Preisen!

Marion: Natürlich. Es gibt bestimmt viele Gäste mit nicht so hohem Bildungs-Nivellement. Die verstehen das dann gar nicht.

Bernhard: Aber das sind gerade die, die ständig Fremdworte in ihre Sprache intrigieren. Weil sie damit importieren wollen.

Marion: Ja, und der Affekt, den sie erzielen, ist diagonal
entgegengesetzt.

(Cosmopolitan 4/84)

SO WAS!!!
Und dabei haben die beiden doch 3 Silverster lang auf der Unität stuckatiniert!
Aber so sind sie halt, die Prospektionskinder!
:wink:)

Supertext, Lehitraot, hab ich sofort in mein ganz persönliches Archiv gesichert!
Liebe Grüße#
Birgit

Das geht weit unter meine Nivea!

Und das ist seit langem der gezwungenste und verkrampfteste Text, den ich zu diesem Thema gelesen haben. Die Autorin hat sich damit sicher einige Gehirnwindungen verrenkt.

Tout malade, und nicht böse sein!

Ich werde den Text dennoch mal meinen Schülern vorlegen.
Beste Grüße Fritz

Hallo, Fritz …

Und das ist seit langem der gezwungenste und verkrampfteste
Text, den ich zu diesem Thema gelesen haben. Die Autorin hat
sich damit sicher einige Gehirnwindungen verrenkt.

… bist Du wirklich sauer? Sollte mich aber wundern - meine leguanistischen Skrupilitäten hast Du doch auch immer assimiliert …

Gruß kw

Achwo!

… bist Du wirklich sauer? Sollte mich aber wundern - meine
leguanistischen Skrupilitäten hast Du doch auch immer
assimiliert …

Ich bin durchaus in der Lage, auch weniger gelungene Beiträge zu goulliotinieren, aber eben als weniger gelungen.

Ich bin nur nicht bereit, jedes Elaboratorium als suma cum laudanum anzuerkennen.

Dieser Text z. B. weist die Struktur der jiddischen Witze von der Frau Pollak von Parnegg auf, aber in gnadenlos breitgetretener Form.

Vgl. hierzu: Salcia Landmann, Jüdische Witze, S. 205:
Frau Pollak erblickt in der Auslage eines Juweliers ein schönes Brilliantendiadem und betritt den Laden, um nach dem Preis zu fragen.
Juwelier: „Fünfzigtausend Kronen.“
Frau Pollak: „Schade! Mein Mann hat mir zwar plein pissoir gegeben, aber das geht doch über mein Bidet.“

Sapienti sat! Ich will dazu nicht mehr sagen.
Fritz

wohltuend ‚deutsch‘
Hallo lehitraot,

als kleine Ergänzung zu deinem Beitrag und unserem Austausch zum Thema „Amerikanisiserung“ weiter unten.

(Ich weiß, einige kennen den Text bereits - er ist doch aber immer wieder schön :wink:

o o
Weihnachts-Management
Es ist nun höchste Zeit mit der Weihnachtspost zu beginnen - Verzeihung: das diesjährige Weihnachts-roll-out zu starten und die Christmas-Mailing-Aktion vorzubereiten.
Nachdem die Kick-off-Veranstaltung (früher: 1. Advent) für das diesjährige SANCROS
(SANta Claus ROad Show) bereits am 29. November stattgefunden hatte, wurde das
offizielle Come-togetner des Organization-Committees unter Vorsitz des CIO
(Christmas Illumination Officer) abgehalten.
Erstmals wurde ein Projektstatus-Meeting vorgeschaltet, bei dem eine in Workshops entwickelte '"To-do-Liste"und einheitliche Job-Descriptions erstellt wurden. Dadurch sollen klare Verantwortungsbereiche, eine zufrieden stellende Performance der Kunden-Events und eine optimierte Geschenk-Allocation geschaffen werden, was wiederum den Service-Level erhöht und hilft „Weihnachten“ als Brandname zu implementieren.
Dieses Meeting diente zugleich dazu, mit dem Co-Head Global Christmas Markets (Knecht Ruprecht) die Ablauforganisation abzustimmen, die Geschenk-Distribution an die zuständigen Private-Schenking-Center sicher zu stellen und die Zielgruppen klar zu definieren.
Erstmals sollen auch so genannte Geschenk-Units (eUnits) über das Internet angeboten werden.
Die Service-Provider (Engel und Rentiere) wurden bereits via Conference-Call informiert und die Core-Competencys assigned. Ein Bündel von Incentives und ein separater Team-Building-Events sollen die Motivation erhöhen und helfen eine einheitliche Corporate-Culture zu entwickeln.
Der Vorschlag jedem Engel einen Coach zur Seite zu stellen, wurde aus Kostengründen zunächst verschoben. Statt dessen wurde auf einer zusätzlichen Client-Management-Conference beschlossen in einem Testbezirk als Pilotprojekt eine Hotline für kurzfristige Weihnachtswünsche einzurichten, um den Added-Value für die Beschenkten zu erhöhen.
Durch ein ausgeklügeltes Management-Information-System (MISt) ist auch benchmarkorientiertes Controlling für jedes Private-Schenking-Center möglich. Nachdem ein neues Literatur-Konzept und das Layout-Format von externen Consultants definiert wurde, konnte auch schon das diesjährige goldene Buch (Release 99.1) erstellt werden. Es erscheint als Flyer, ergänzt um ein Leaflet und einen Newsletter für das laufende Updating.
Ferner wurde ein Konsens über das Mission-Statement gefunden. Es lautet „Let’s keep the candles burning“ und ersetzt das bisherige „Frohe Weihnachten“. Santa Claus hatte zwar anfangs Bedenken angesichts des Corporate-Redesigns, akzeptierte aber letztlich den progressiven Consulting-Ansatz und würdigte das Know-how seiner Investor-Relation-Manager.
In diesem Sinne noch erfolgreiche X-mas-Preparations…

Noch Fragen?

Grüße Lilly

Sapienti sat!

Heißt das, Du hast zu viel Tintenfisch gegessen?

kw

Dieser Text z. B. weist die Struktur der jiddischen Witze von
der Frau Pollak von Parnegg auf, aber in gnadenlos
breitgetretener Form.

es sei mir verziehen, als israelbewohner *g*

dieses habe ich tatsächlich in einem laden in wien gehört:

frau in schmuckgeschäft. betrachtet einen ring.
verkäufer: „das ist ein jugendstilring!“
sie: „ohh, aus DEM alter bin ich raus!“

oder der herrliche witz:

zwei konzertbesucher.
der eine: „eine schreckliche akustik hier!“
der zweite: „ja wo sie das jetzt erwähnen, rieche ich es auch!“

Na gut,
noch eine Geschichte von Frau Pollak:
Herr von Prochaska sitzt beim Diner neben Frau von Pollak und erzählt ihr: "Wissens Frau Baronin, mein Name ist tschechisch und heißt auf deutsch: >Spaziergang