Zwetschgenbäume schneiden

Alten Zwetschgenbaum im Februar beschneiden?
Mein Baum ist etwa 25 Jahre alt, die Sorte weiß ich nicht, die Früchte reifen extrem spät. Der Baum steht in Mittelfranken, ist dem Westwind ausgesetzt und recht arg „struppig“ inzwischen. Er wurde nie geschnitten. Nun möchte ich ihn ein wenig auslichten und auch den untersten Astkranz entfernen, damit man sich ein wenig besser bewegen kann. Meine Fragen: Wann schneiden? (Stimmt es, dass frostfreie Tage in der zweiten Februarhälft geeignet sind?) und Wie schneiden? Im ersten Schritt alles Waagerechte weg? Vielen Dank für Tips und Hinweise.

Hallo,

ich bin da auch noch nicht so fit, aber wenn ich mich bis jetzt richtig eingelesen habe, dann ist das waagrechte bei Pflaumen gerade gewollt und die Äste wurden sogar extra runter gebunden, da man so mehr Licht in den Baum bringt und die Früchte besser reifen. Mir wurde gesagt alles senkrechte glaube die heißen auch Wassersprösslinge was neu schießt weg…

Wenn der Baum so ganz zerzottelt ist vielleicht doch lieber einen Experten ran lassen, da die alten Bäume Spannungen aufgebaut haben und da die gesamte Statik vom Baum beachtet werden muss.

Bei unserer Pflaume ist im letzten Herbst der Leitast raus gebrochen und lebt seitdem mit Krücke weiter, so dass ich da mit dem besten Buch nicht weiter komme - ich habe jetzt den Obstbauern um die Ecke gefragt, ob er mir mal ne Einführung für unsere Bäume am Objekt gibt, damit ich die nächsten Jahre weiß was ich zu machen habe … und er löst dann hoffentlich mein Leitastproblem. Die Kosten für diese Beratung dürften sich sehr im Rahmen halten aber das Ergebnis recht erfolgreich sein.

Gruß,
Alexandra

Servus,

Wann schneiden? (Stimmt es, dass frostfreie Tage in der
zweiten Februarhälfte geeignet sind?)

Für Zwetschgen zu früh. Kernobst hat keine Schmerzen mit Frost nach dem Schneiden, Zwetschgen schon. Lieber erst zum Austrieb.

Generell ist ein Sommerschnitt Mitte Juli / Anfang August günstiger, weil er viel weniger neues Wachstum provoziert. Bloß da hat man halt die Zwetschgen alle auf dem Baum, und es macht wenig Laune, die wegzuwerfen.

und Wie schneiden? Im
ersten Schritt alles Waagerechte weg?

Oh bitte nein! Wenn es in der Erziehung gelungen ist, eine Zwetsche von ihrer Freude an der Senkrechten etwas abzubringen, ist das eine wertvolle Grundlage für alles, was irgendwann später verjüngt wird.

Grundsätzlich:

  • Klare Orientierung der Stammverlängerung. Im oberen Bereich der Krone alle Seitentriebe abnehmen, außer kurzem Fruchtholz.

  • Pyramidenkrone mit zwei bis drei Ebenen zu jeweils drei Ästen, mehr nicht. Lieber ein paar Äste ganz abwerfen (ohne Stummelchen und Kleiderhaken - klare Struktur ist wichtig), als alles gleichmäßig zu einem Besen zu stutzen.

  • Vor allem in den unteren ein bis zwei Ebenen alles weg, was in die Senkrechte strebt, falls es nicht um die Leitäste geht.

  • Krone von unten her einschränken kann kritisch sein und den ganzen Baum zu unkontrollierbarem Verwachsen bringen. Normalerweise bleibt man bei einer einmal angelegten Krone, man kann einen Halbstamm nicht nach vielen Jahren zum Hochstamm ummodeln. Nun, vielleicht geht ja was - kannst Du ein paar Foto hochladen und hier verlinken?

Schöne Grüße

MM

evtl. gar nicht
Morgen!

Es gibt Leute, die behaupten, Zwetschgen würden am besten gar nicht geschnitten. Wegen des struppigen Wuchses ist das so eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Wozu sollte das Auslichten gut sein? Zwetschgen tragen auch ungeschnitten gut.

Wenn der Baum nie geschnitten wurde, halte ich es für nicht gut, jetzt damit anzufangen: Du produzierst unter Umständen große Wunden / Schnittstellen (=Einfallstore für Krankheiten). Außerdem wirst Du große Schwierigkeiten bekommen,den Baum in den nächsten Jahren im Gleichgewicht zu halten. Nach dem Schnitt wird er treiben wie verrückt und noch struppiger aussehen (Deshalb ist der Hinweis mit dem Sommerschnitt in jedem Fall eine gute Maßnahme).

Mein Tipp: Die unteren Äste im Sommer abschneiden, außerdem alles Totholz rausholen. Auch das im Sommer, nur dann kann man grün von tot leicht unterscheiden. Das mit dem Auslichten würde ich lassen.

Grüße
kernig

Hallo,

ich habe von einem Fachmann gerade gehört, daß man Steinobst nur im Sommer schneidet, bei der Ernte, da die Bäume jetzt zu sehr bluten würden.

Servus,

das tun sie nicht - „Bluten“ bis zur völligen Schwächung des Baumes kommt bei hiesigen Obstbäumen bloß bei Nussbäumen vor; aber Zwetschgen und Mirabellen sind sehr empfindlich auf Frost nach dem Schnitt und können bei zu frühem Schnitt weit zurückfrieren.

Eventuell hat er mit „Bluten“ was anderes gemeint, nämlich die Neigung von Pfirsichen, manchen Süßkirschen und Zwetschgen zu Gummifluss, die durch starken Schnitt (der eher im Nachwinter vorgenommen wird) gefördert wird. Diese Neigung ist aber unabhängig vom Schnittzeitpunkt.

Schöne Grüße

MM

Hallo Kernig, Alexandra und MM: Vielen Dank für Eure Empfehlungen und Hinweise! ich kann mit dieser Site noch nicht so gut umgehen und antworte jetzt einfach mal allen, die sich der Sache angenommen haben…
Mir erscheint es nach eingehender Betrachtung des Baumes nun am Vernünftigsten, den Rat anzunehmen, bis zum Sommer zu warten und dann einfach alles Totholz herauszunehmen. Starkes Wachstum möchte ich auf keinen Fall anstoßen, denn der BAum ist sowieso schon ziemlich hoch und wir könnten Probleme mit einer Freileitung bekommen, die recht nahe ist.

Inzwischen habe ich gehört, dass nicht nur unser Baum letztes Jahr keine/wenige Früchte trug; es lag also nicht unbedingt daran, dass er geschnitten gehört. (Ich habe die ausgebliebene Ernte darauf zurückgeführt und deshalb meine Frage hier eingestellt.)

Vielen Dank also für Euren Rat, ich habe eine Menge Aspekte kennen gelernt, die meine Bücher nicht für mich parat hatten!
Ruth Michali

Obstbäume tragen in Zyklen
Hallo nochmal!

Obstbäume tragen in Zyklen. D.h. nach einem besonders üppigen Jahr folgt u.U. ein sehr karges. Vorletztes Jahr konnten wir uns vor Äpfeln nicht retten, letzte Saison hatten wir nur vereinzelte. Mit den Zwetschgen wars umgekehrt.

Ich finde das sehr in Ordnung, so hat man in der Küche Abwechslung. Ein Jahr haben wir 50l Apfelsaft gepresst, und das nächste Zwetschenstrudel eingefroren, Zwetschenkompott eingekocht. Beides auf einmal wäre eine Katastrophe und kaum zu schaffen :wink:

Außerdem reicht ja ein Nachtfrost/Starkregen/Sturm zur Unzeit, um eine Ernte auf fast Null zu reduzieren.

Grüße
kernig