private ‚Identität‘
Hi Oliver,
Dazu interessiert mich, ob die genannte Schreibweise auch einen Beitrag bzgl. Identität (im sozialpsychologischen Sinn) und auch zur Ingroup-Outgroup-Differenzierung leistet.
Diese Frage ist in der Tat sehr naheliegend, da ja sogar jeder Forumsteilnahme ein „In“-Charakter zukommt und damit auch mit einer jeweiligen sozialen Identität, auf die du weiter verweist. Dann könnte tatsächlich diese Schreibweise ein (rituelles) Identitätssymbol sein, das dem Zweck der Zugehörigkeit und zugleich der Abgrenzung dient.
Leider scheint mir das meine bisherige Beobachtung aber nicht zu bestätigen - aber, wie gesagt, ich bin erst jetzt durch die Frage von Michael neugierig geworden, dem mal genauer nachzugehen. Es ist nicht ganz einfach, weil in den Foren mit den erwähnten Themen noch manche andere auffällige Erscheinung bzgl. Schreibverhalten zu beobachten ist.
Auch gibt es, soweit ich weiß, keinerlei Vereinbarung oder Anweisung für dieses Verhalten und es sieht so aus, daß jemand, der ohne Wort"zerstörung" schreibt, selbst nicht in Boards mit Inhalten, die äußerlich mit Warnsymbolen (z.B. „Achtung, kann triggern“) für evtl. gefährdete Leser gekennzeichnet sind, nicht etwa von Moderatoren ermahnt oder gerügt wird. Die Warnung bezieht sich dann auf die berichteten Inhalte wie z.B. Erlebnisberichte oder - vor allem - Kundgebungen momentaner Befindlichkeiten. Solche Beiträge sind dann natürlich eher Trigger im üblichen Sinn, die per assoziationem Erinnerungen aktualisieren oder zumindest Ängste auslösen.
Allerdings finden sich z.B. Ermahnungen an Autoren, als Schriftfarbe nicht die Farbe rot zu wählen - aber das ist ja dann auch wieder ein „echter“ Trigger.
Fast scheint es mir manchmal nur eine Respektskundgebung zu sein, so, wenn Worte wie „T*ter“, „T*d“, „M*ss*r“ geschrieben werden. Man zeigt damit den anderen, daß man mit den Inhalten vorsichtig umzugehen bereit ist und somit eher als vertrauenswürdig anerkannt wird. Zumal, wenn der Autor neu ist. Das wäre dann wieder, wie du vermutest, ein In-Group-Signal.
Das ist ebenfalls interessant. Könnte gerade das nicht darauf
hinweisen, daß zwei Arten von Identität (im
sozialpsychologischen Sinn) - die soziale und die private, die
hier natürlich in enger Verbindung stünden - durch Wörter in
dieser Schreibweise „bedient“ werden können?
Auch das zu vermuten, liegt nahe. Allerdings ist das bei MPS, wie du ja weißt, so ein Problem gerade mit der privaten Identität. Es gibt nicht seltene Beispiele, wo einunddieselbe Realperson unter verschiedenen Innis sozusagen mit sich selbst streitet. Oder ein Inni „N1“ derselben Realperson entschuldigt sich für den „Blödsinn“, den ein anderer Inni „N2“ tags zuvor geschrieben habe, als dieser das Forum mit einer Suizidankündigung in Aufregung versetzte. Dann kann sich wiederum ein Inni „N3“ über die Verständnislosigkeit von „N1“ aufregen … (Das Beispiel ist aus Diskretionsgründen verfremdet)
Irgendeine Selbstschutzfunktion muß aber wohl vorliegen, wenn jemand in seinem Text Wörter, die keine bekannten Tabuwörter sind, zerstört schreibt, z.B. "Pf*rr*r, „K*nd“, „V*t*r“, „St*fv*t*r“ (die Wörter sind
aus Diskretionsgründen nicht orinal).
Fänd ich spannend, dem nachzugehen.
ich auch, und ich werde mich von Betroffenen, mit denen ich Kontakt habe, weiter darüber belehren lassen.
Gruß
Metapher