Wieso gibt es 11 Jahre nach der

Wiedervereinigung immer noch Straßen, die den Namen des Verbrechers Ilja Ehrenburg haben?
Wieso gibt es heute noch Ortspolitiker, die das nicht abschaffen?
Oder soll man zum Ausgleich eine Harmannstraße oder gar eine Hitlerstraße schaffen?
Grüße
Raimund

Hallo,

Wiedervereinigung immer noch Straßen, die den Namen des
Verbrechers Ilja Ehrenburg haben?
Wieso gibt es heute noch Ortspolitiker, die das nicht
abschaffen?

bei Mr.Check steht

„Ehrenburg, Ërenburg, Ilja Grigorjewitsch, russischer
Schriftsteller, * 1891, gest. 1967; Kriegsberichterstatter im Spanischen Bürgerkrieg und im Zweiten Weltkrieg; Kommunist. Ehrenburg war einer der erfolgreichsten sowjetischen Schriftsteller. - Die Liberalisierungsperiode nach Stalins Tod wurde nach seinem Roman »Tauwetter« (1954; deutsch 1957) benannt.“

Das scheint mir darauf hinzudeuten, dass das Wort „Verbrecher“ auf diesen Mann nicht ganz zutrifft, aber da kann ich mich ja irren.

Außerdem ist im Osten die PDS sehr stark, das darf man auch nicht vergessen. Ich unterhalte mich oft mit Leuten, die sich das alte System zurückwünschen, nein, eigentlich nur die guten Seiten dieses Systems. Von diesen Menschen kann man dann nicht erwarten, dass sie sich um Ortsschildabschaffungen kümmern. Im Zweifel würden sie sogar dagegen protestieren.

Marx- und Engelsstraßen gibt es übrigens noch zu Hauf (besonders die Hauptstraßen). Hier in Magdeburg gibt es auch noch ein Thälmann-Museum. Ich fürchte, deine Bemühungen sind vergeblich.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo,

Mal etwas abseits:

Außerdem ist im Osten die PDS sehr stark, das darf man auch
nicht vergessen.

Nun hat die Namensgebung und ~Beibehaltung nicht unbedingt was mit der Partei zu tun. Im Osten, grade in good old MD war auch die DVU mal stark…

Ich unterhalte mich oft mit Leuten, die sich
das alte System zurückwünschen, nein, eigentlich nur die guten
Seiten dieses Systems.

Wenn Du Dich in der Stadt umsiehst…ist das zu verdenken?
Und ueberhaupt, es gab auch positive Seiten.

Marx- und Engelsstraßen gibt es übrigens noch zu Hauf
(besonders die Hauptstraßen).

Na, Karl-Marx-Strasse heisst sie ja nun nicht mehr. Hat sich auch zu DDR-Zeiten kaum bei der Bevoelkerung durchgesetzt.

Hier in Magdeburg gibt es auch
noch ein Thälmann-Museum.

Da musst Du mir mal bitte verraten, wo das steht. Ich weiss nur von einem Technik-Museum des Ex-VEB Schwermaschinenbaukombinats „Ernst Thälmann“.

Ich fürchte, deine Bemühungen sind
vergeblich.

Und nicht notwendig, meines Erachtens.
Gruss, tafp

Hallo,

Nun hat die Namensgebung und ~Beibehaltung nicht unbedingt was
mit der Partei zu tun. Im Osten, grade in good old MD war auch
die DVU mal stark…

aber es hängt schon damit zusammen, nur dass die einen Protestwähler sind und die anderen sich noch damit identifizieren.

Wenn Du Dich in der Stadt umsiehst…ist das zu verdenken?

Da hast du in gewisser Weise natürlich Recht.

Und ueberhaupt, es gab auch positive Seiten.

Natürlich gab es die, aber nicht, ohne dass dafür ein Preis gezahlt werden musste. Das ist aber überall so.

Na, Karl-Marx-Strasse heisst sie ja nun nicht mehr. Hat sich
auch zu DDR-Zeiten kaum bei der Bevoelkerung durchgesetzt.

In Magdeburg nicht, aber in den umliegenden Dörfern schon. Und in Berlin heißt der Ring m. E. auch noch so.

Da musst Du mir mal bitte verraten, wo das steht. Ich weiss
nur von einem Technik-Museum des Ex-VEB
Schwermaschinenbaukombinats „Ernst Thälmann“.

Genau das meine ich (wie waren gerade mit unseren Kindern da).
Der Name wird mit Büste und allem drum und dran gepflegt.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

hallo Thomas,
Ilja Ehrenburg war nicht nur ein bekannter (ob auch guter, weiß ich nicht) Schriftsteller, er war auch der Verfasser der Aufrufe an die Sowjetsoldaten, alle deutschen Frauen zu vergewaltigen. Er rief zum Mord an allen Deutschen auf.
Er ist an den extremen Grausamkeiten schuld, die die Sowjetsoldaten an Deutschen verübt haben.
Das hat mit PDS nichts zu tun. wenn die den Ilja Ehrenburg hochleben lassen, dann haben sie sich keinen millimeter von der SED entfernt!
Grüße
Raimund

noch etwas…
Kark Marx und fr. Engels haben nicht zum Mord und zur Vergewaltiguing aufgerufen. Sie waren nur Politphilosphen. Ob man mit deren Meinung einverstanden ist oder nicht, zumindest Marx ist ein ehrenwerter Mann, dessen Name einer Straße gut ansteht.
Grüße
Raimund

gedauert, bis man an unserem Straßenschild das „er“ übermalt hat.
Gruß, Joe
Schill-er-straße 14

Hallo Raimund,

von dem Mord- bzw. Vergewaltigungsaufruf wusste ich nichts, und ich fürchte, die Mehrzahl der Ex-DDRler auch nicht. Das ist natürlich ein schwer wiegender Vorwurf.

Was die Herren Marx und Engels angeht, so teile ich deren Meinung zwar nicht, aber ich respektiere zumindest Marx als Humanisten (in seiner frühen Zeit). Spätestens 1848 hat er sich jedoch von dem, was man gemeinhin „Philosophie“ nennt und nannte, verabschiedet - aber auch das wäre kein Grund, ihn zu diffamieren. Der eigentliche geistige Brandstifter ist aus meiner Sicht Engels mit seinen Nachfolgern, die sich kaum an Marx selbst orientierten und seine Schriften z. T. sogar verfälschten. Nicht dass wir uns missverstehen, ich halte mit Ausnahme der Dissertation von Marx auch seine frühen Schriften für falsch. Aber das hier zu diskutieren, würde vielleicht ein bisschen weit gehen.

In Trier gibt es - natürlich - eine Karl-Marx-Strasse, nämlich da, wo er geboren wurde, aber hat man deshalb jede Hauptstraße nach ihm benannt?

Und um wiederum kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich halte auch Benennungen wie Hindenburgplatz oder so für nicht gerade geeignet, um geschichtliche Diskussionen anzuregen.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

hallo Jörg
na, ja, das halte ich eher für einen „Dummenjungenstreich“.
Und ist vermutlich in HH passiert!?
Grüße
Raimund

Hi,

… Ende des 3. Reiches in München noch eine Von-Kahr-Strasse?

Wenn man dem Informationsdienst gegen Rechtsextremismus folgen darf, gibt es bis heute keinen Beweis, dass Ehrenburg tatsächlich Autor des berüchtigten Flugblattes „Töte!“ gewesen ist. In den Bundesarchiven befindet sich keine Exemplar dieses Flugblattes.
http://www.idgr.de/texte-1/legenden/ehrenburg/ehrenb…

Das lässt zumindest einen gewissen Schluss auf Gegenpropaganda zu.

Die Frage mag auch erlaubt sein, was wohl höher zu werten ist: die „kulturell hochwertige Leistung“ eines mit einem Strassennamen zu ehrenden oder evtl. dunkle Flecken in der Gesinnung. Demzufolge dürfte man dann auch keine Luther-Strassen benennen, immerhin war dieser glühender Antisemit, nicht wahr?

Gruss
Feanor

Kleiner Einwurf
hi Raimund
Glaubst Du im Ernst, das

  1. Ehrenburg diesen Aufruf geschrieben hätte, wenn sich die Deutsche Armee (Zusatz für Beckmesser: „z.T.“) die Einsatztruppen, die SS etc . pp. in Rußland menschlich aufgeführt hätten?
  2. …aus obigen Gründen dieser Aufruf nötig gewesen wäre, um ein solches Verhalten seitens der Roten Armee zu verursachen?

Nur mal so: Im WK1, als die deutschen Truppen in Rußland vordrangen, brach Anfang 1917 die Russische Armee total zusammen und marschierte z.T geschlossen in Gefangenschaft.
Im WK2 als Rußland unter einem wesentlich repressiveren Regime stand, hielt die Armee (und das Volk) stand.
Warum nur?
Weil die Russen die Wahl zwischen Ebola und Krätze hatten und die Krätze wählten.
Hätten sich die deutschen in Rußland an elementarstes Kriegsrecht und einigermaßen anständig verhalten, wäre es möglicherweise anders ausgegangen.

na ja, soviel dazu…

Gruß
Mike

Wiedervereinigung immer noch Straßen, die den Namen des
Verbrechers Ilja Ehrenburg haben?
Wieso gibt es heute noch Ortspolitiker, die das nicht
abschaffen?

vermutlich (oder besser: hoffentlich) deshalb, weil es das eine oder andere wichtigere Problem zu bewältigen gibt, als Befindlichkeitsstörungen im Bereich feinsinniger political correctness auszukurieren und mit akribischer Hingabe auch die uninteressantesten Bereiche des deutschen Alltags moralisch zu desinfizieren.

Herzliche Grüße,

Kark Marx und fr. Engels haben nicht zum Mord und zur
Vergewaltiguing aufgerufen.

Naja, dann dürftest du auch nich mehr den Namen Albert Einstein verwenden. In seiner Biographie steht,daß er zu allem bereit war und wenn der Krieg länger gedauert hätte, Deutschland mit einer Atombombe plattgemacht worden wäre. Hier hat er in seinem Haß auch etwas unüberlegt gehandelt.

hallo Feanor

… Ende des 3. Reiches in München noch eine Von-Kahr-Strasse?

Ich sehe darin keine Unrechtmäßigkeit. Er hat sich keiner Verbrechen schuldig gemacht. Übrigens wurde er vermutlich von der SS ermordet.
siehe auch: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KahrGustav/

Wenn man dem Informationsdienst gegen Rechtsextremismus folgen
darf, gibt es bis heute keinen Beweis, dass Ehrenburg
tatsächlich Autor des berüchtigten Flugblattes „Töte!“
gewesen ist. In den Bundesarchiven befindet sich keine
Exemplar dieses Flugblattes.
http://www.idgr.de/texte-1/legenden/ehrenburg/ehrenb…

Das lässt zumindest einen gewissen Schluss auf Gegenpropaganda
zu.

Ich habe mal vor Jahren diese Flugblätter gesehen. Warum das Bundesarchiv diese nicht hat, ist mir nicht klar. Oder doch? Es gibt mehrere Archive, die nur das aufnehmen, was der Linie entspricht.
Na, ja wie auch immer. Ein Nichtregistrieren heißt nicht, dass es nicht wahr wäre. Haben doch die Sowjetsoldaten diese Flugblätter teilweise bei sich gehabt. Außerdem passt es zu seinen anderen Aussagen. Er war nicht nur deswegen ein Gegner der Deutschen, weil er Russe war, sondern auch besonders deswegen, weil er auch Jude war. Soll aber für ihn keine Entschuldigung sein.

Die Frage mag auch erlaubt sein, was wohl höher zu werten ist:
die „kulturell hochwertige Leistung“

die ich nicht nachprüfen kann: ich habe keine literatur von ihm gelesen. Außerdem bin ich kein Literturkritiker. ich muss mich da auf Fachleute verlassen. doch so berühmt müssen seine Werke nicht gewesen sein. Sie wurden nicht einmal auf dem Gymnasium erwähnt.

eines mit einem
Strassennamen zu ehrenden oder evtl. dunkle Flecken in der
Gesinnung.

Dunkle Flecken ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Warum ehrt man nicht den Maler Hitler? Nur wegen seiner paar dunklen Flecken?

Demzufolge dürfte man dann auch keine
Luther-Strassen benennen, immerhin war dieser glühender
Antisemit, nicht wahr?

Richtig. Doch hat er zum Massenmord und zur Massenvergewaltigung aufgerufen?
Antisemiten gab es zu jeder Zeit und in größerer Menge. So wie wir in der ausgehenden Antideutschen-Zeit leben.
Geht alles vorbei.
Mal sehen, wer in Zukunft geächtet wird. Die Moselm?
wenn sie Pech haben, könnten es auch die Amis werden.
Grüße
Raimund

Und

in Berlin heißt der Ring m. E. auch noch so.

hi,
welcher ring denn?
in berlin gibt es eine karl-marx-str. in neukölln(westteil!!!), von mitte nach friedrichshain ist die karl-marx-allee zu bestaunen(ostteil).
der leninplatz und die leninallee wurden fix umbenannt, und das ist auch gut so.

so wichtige Tätigkeiten, wie die Informationsreise nach Mexiko (Strandnähe, versteht sich) um die Lichtausschaltgewohnheiten der mexikaninischen Beamten zu studieren.
Damit man ein besseres Beobachtungsgefühl hat, nehmendie meisten ihre Frauen mit. Auf Gemeindekosten, selbstredend.
Grüße
Raimund

richtig… nur war er in den letzten Jahren schon etwas sehr senil. Da kann man schon so einiges übersehen und verzeihen. Wenn Deine Eltern im Alter nicht mehr so richtig ticken (etwas altersstur sind), lächelst Du. Mach das auch bei Einstein.
Doch Marx hat niemandem weh getan und auch nicht dazu aufgerufen. Er kann nichts dafür, dass sich die Politik um seine Überlegungen „gekümmert“ hat. Da konnte natürlich nichts anständiges daraus werden.
Grüße
Raimund
obwohl ich kein Kommunist bin, war ich immer dagegen, die K.M-Büste vor dem Rathaus von Chemniz (der Stadt mit den 3 „O“ im Namen: Korl Morx Stodt) zu entfernen.
Ich finde, sie ist ein Kunstwerk und ehrt einen wichtigen Mann Deutschlands (und der ganzen Welt)

na, wenn da mal nicht das gepflegte Vorurteil bzw. die - in dieser Form sicher nicht gerechtfertigte - Verallgemeinerung individueller Mißbräuche das Urteilsvermögen trübt.

Im übrigen ändert das nichts an der Tatsache, daß - erstens - die (Kommunal-) Politik vordringlichere Aufgaben zu bewältigen hat als die Durchforstung und sorgfältige historische Durchleuchtung sämtlicher Straßennamen der Gemeinde und daß - zweitens - übertriebener Aktivismus zur Befriedung hypersensibler Gewissensregungen in dieser Hinsicht weder notwendig noch nützlich ist.

Herzliche Grüße,
Arndt

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Ein seniler Einstein
Hi Raimund
Albert Einstein war sicher nicht senil.
Immerhin beschreibt Ihn R.P. Feynman (viel zu früh verstorbener Nobelpreisträger) als ausgesprochen agil und geistig hellwach, als er (kurz vor dem Krieg) in einem seiner Seminarvorträge saß (Feynman als kleiner Assi… herrlich zu lesen)

Also: Einstein wusste sehr genau, was er da schrieb.

(im übrigen kann man mit einem parallelargument auch ehreburgs aufruf erklären… Er war so erschüttert vom Krieg, das er nicht ganz zurechnungsfähig war… – Ist zwar Unsinn, aber so gehts -)

Ausserdem halte ich nix davon in blindem Aktionismus Straßen umzubenennen… Man findet bei jedem (na ja, fast jedem) Namenspatron Dreck am Stecken…

Gruß,
Mike

hallo Michael,
wir kommen hier vom Thema ab. es geht nicht darum, wer sich wie im Krieg aufgeführt hat, sondern ob es richtig ist, einen Deutschenhasser, der zu Verbrechen aufgerufen hat, mit einem Straßennamen zu ehren.
Aber so nebenbei: so wie sich die Sowjetarmee in D aufgeführt hat, so hat sich kein Truppenteil der Wehrmacht aufgeführt. Es ist richtig, dass die politische Führung gerade im Osten enorme Fehler begangen hat. Fehler z.B. dass sie die Bevölkerung als teilweise Untermenschen behandelt hat. Hätte sie das nicht gemacht, wäre der Krieg vermutlich anders verlaufen. Ob´s gut gewesen wäre?
Was sagte Bismark zu Wilhelm II? „Majestät, halten Sie sich den Rücken frei!“ Dass einem Verehrer Bismarks, und das soll ja Hitler gewesen sein, so ein eklatanter Fehler passieren konnte, kann wohl nur mit seiner Meinung über die Qualität der „germanischen Rasse“ erklärt werden.

Grüße
Raimund