1/3 der Lebensmittel wird weggeworfen - gleichzeitg leiden die Insekten unter dessen Produktion

Hallo,

habe grad mal wieder in der Glotze gehört, dass tatsächlich 1/3 der produzierten Lebensmittel in D weggeworfen wird. Diese Lebensmittel werden unter Einsatz von Fläche, Nitratdüngung, Pestiziden und teils Kunststofffolien hergestellt - 1/3 davon könnte man offensichtlich einsparen, den Insekten / Vögeln / Fröschen usw. eine Menge Raum zur Verfügung stellen und das Grundwasser deutlich verbessern.
Obendrein einige Tausend Tonnen Kunststofffolie jährlich einsparen, viel Energie und Müll.

Einfach nur die 2/3 anbauen, die man wirklich braucht und schon hat man viele Probleme weniger.

Oder kann der deutsche Kunde mit einer krummen Kartoffel nicht umgehn, ein Brot vom Vortag nicht verdauen und Möhren mit 2 Beinen nicht schälen?
Sind wirklich die Kunden die „Bösen“?

Gruß,
Paran

Servus,

wer solche unsinnigen Zahlen in den Raum wirft, muss sie begründen. Das hat der Verfasser des Glotzen-Beitrags ganz bestimmt nicht getan, sonst würdest Du das ja sicher wiedergeben.

Man kann solche Zahlen nur erzeugen, wenn man systematisch schräg misst, so z.B. die beim Verarbeiten von Weizen anfallende Kleie, das beim Verarbeiten von Tieren anfallende Leder, die beim Erzeugen von Käse anfallende Molke, den beim Keltern anfallenden Trester und die beim Gewinnen von Öl anfallenden Presskuchen als „Abfall“ deklariert. Ein Journalist, der so arbeitet, ist entweder strunzdumm oder (wahrscheinlicher) so von Sensationslust besessen, dass er die Grundregeln seriöser Arbeit vergisst.

Natürlich ist das Bild, was von solchen Horrormärchen erzeugt wird, das, was bei Dir offenbar auch entstanden ist. Genau das fällt auf den jämmerlichen Flickschuster zurück, der so einen Müll in der Glotze ausstrahlen lässt.

Schöne Grüße

MM

hi,

naja. Vermutlich war die Quelle hier zu finden.
1,5 kg die Woche… klingt zumindest nicht ganz unrealistisch.

Aber da nicht (noch nicht) alle Welt in Deutschland und vergleichbaren Ländern lebt, kann das nicht auch der Durchschnitt in Hunger geplagten Regionen sein.

Ein Trick könnte „der Lebensmittel verloren, die für die menschliche Ernährung produziert werden.“ sein. Nicht alles, was wir essen, wird auch speziell dafür Produziert.

Spannend wird dies in privaten Gärten. Wenn der Apfelbaum unter ‚zum Verzehr produziert‘ fällt, erklären sich die Summen sofort.
Da ist ja mittlerweile auch viel Hobby dabei, auch privat angebautes wird gefühlt nicht mehr so effizient verwertet, wie es früher der Fall war.

Um es kurz zu machen: der Rechenweg bestimmt, was das Ergebnis aussagt.

Nahrung ist letztlich auch viel zu billig. Über den Bedarf einzukaufen macht sich nicht groß bemerkbar.

grüße
lipi

Servus,

allerdings kann ich bei etwa 40 Mio Tonnen in D verbrauchten Lebensmitteln und etwa 11 Mio Tonnen Abfällen, die in der Studie des BMEL seriös dargestellt und aufgegliedert sind, so dass man sie nur zu lesen braucht, um solche Horrormärchen wie das zitierte ins Reich der Legende einzuordnen, die Relation 1/3 beim besten Willen nicht finden.

So dass sich der zitierte Glotzenbeitrag von vornherein disqualifiziert und man sich mit dem Autor nicht weiter darüber zu unterhalten braucht, ob er gerne Orangenschalen und Bananenschalen isst oder vielleicht doch lecker Rinderknochen bevorzugt.

Schöne Grüße

MM

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hi,

stimmt schon.
Man sollte vorher klären, ob die 1/3 auf DE bezogen waren.
Es könnte letztlich auch nur hier falsch zitiert sein, ich hab den TV-Beitrag nicht gesehen (was ich stark vermute).

Darum habe ich auch verlinkt, was ich für den eigentlichen Hintergrund des Berichtes halte.
Und da ist „Vom Acker bis auf den Teller“ die rede, könnte also Ernteverluste einschließen (was man ja tun würde, wenn man auf biegen und brechen auf 33% kommen will, damit es nach was aussieht).

grüße
lipi

Moin moin,
schau dir dein eigenes Kauf-und Wegwerfverhalten an.

mehr brauchts zu solchen Zahlen nicht…

Servus,

doch, schon.

Weil der eigene Haushalt nur ein winziger Ausschnitt aus der Wirklichkeit ist.

Im eigenen Haushalt erfährt man überhaupt nichts darüber, was vom Halm auf dem Acker bis zur Einkaufstasche passiert, und man erfährt nichts darüber, was dort passiert, wo Lebensmittel auf ganz anderen Wegen verarbeitet und zubereitet werden und auf den Tisch bzw. ins Büffet und anschließend ggf. in die Tonne kommen usw.

Die von @littlepinguin verlinkte Studie, die das BMEL 2013 hat durchführen lassen, ist in diesem Zusammenhang recht lesenswert - freilich nur, wenn man so vollmundige Worthülsen wie „weltweit“ weglässt, weil man sonst automatisch Äpfel mit Birnen aggregieren würde.

Freilich braucht es ein bissele Zeit und Aufmerksamkeit, den Text zu lesen und zu erfassen. Die nimmt man sich halt, oder man lässt es bleiben.

Schöne Grüße

MM

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…sorry aber mehr interessiert micht nicht weil viel zu abstrakt und von mir nicht beeinflußbar.
Was ich und jeder andere aber beeinflußen kann ist das eigene Kauf-und Wegwerfverhalten.

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Hallo,

wie oben im Text erwähnt geht es nur um Lebensmittel in D (-eutschland).

Ich schätze, dass bei der Mengenangabe auch die Misfits (krumme Kartoffeln, Möhren, Gurken etc, Obst, das nicht die Normgröße hat usw.) mitgezählt wurden. Dann natürlich die von Geschäften unnütz entsorgten Lebensmittel, besonders Backwaren und Gemüse, und schließlich der in Privathaushalten anfallende Müll.

Das läppert sich.

Aber egal ob es nun um 1/3 oder „nur“ 1/6 geht - die entsprechenden Flächen könnten naturfreundlich genutzt werden und auch 1/6 eingesparte Pestizide lohnen enorm (außer für Bayer).

Gruß,
Paran

Ich weiß ja nicht, wann du zuletzt zu Erntezeiten ausgedehntere Spaziergänge durch landwirtschaftliche Gebiete gemacht hast, aber inzwischen fällt bei der Produktion sehr viel mehr „Abfall“ an als nur das von Dir genannte - und bleibt, obwohl eigentlich völlig in Ordnung, auf den Feldern. Ich konnte hier in den letzten Jahren die Veränderung live und in Farbe beobachten; Seit überdimensionalen Vollernter unterwegs sind, finden sich nach der Ernte beispielsweise buchstäblich haufenweise Mais- und Weizenkörner - so viel, dass ich letztes Jahr (als ich erstmals all meinen Mumm zusammengerafft und meine gute Erziehung über Bord geworfen hatte) mehrere große Einkaufsbeutel befüllen und zur winterlichen Vogelfütterung nach Hause schleppen konnte.

Auch bei Gemüse entsteht inzwischen bereits auf dem Acker sehr viel „Abfall“: Der Spargel (der sich hier in den letzten Jahren wie eine Seuche ausgebreitet hat) wird noch am Ackerrand auf die gleiche Länge geschnitten, und die völlig einwandfreien und theoretisch problemlos weiterverarbeitbaren Spragelabschnitte bleiben in große Haufen liegen und verrotten. Bei den herbstlichen Kürbisfeldern werden wiederum nur die schönsten Exemplare herausgesucht und verkauft, und der Rest wird später untergepflügt.

Hinzu kommen dann noch solche Sächelchen wie Obstkeltereien, die bei üppigen Ernten ihre Kapazitätsgrenzen erreichen und beispielsweise keine Äpfel mehr annehmen, was dann aber nicht zur Folge hat, dass das Obst preiswert abgegeben wird, sondern dazu führt, dass Spaziergänger wie ich beobachten können, wie die Früchte an bzw. unter den Bäumen verrotten.

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Und ob das objektiv irgendeine mess- oder sichtbare Bedeutung hat, fände ich bei dem Thema schon auch interessant. Für einen guten Protestanten ist halt die Hauptsache, dass es weh tut. Nun ja, chacun à son goût.

Schöne Grüße

MM

Hallo,
gerade reingekommen ein weiterer reißerischer Artikel:

Wenn man der angegebenen Quelle folgt, https://www.nature.com/articles/s41559-018-0793-y bzw. https://www.researchgate.net/publication/309705098_Safeguarding_production-losses_in_major_crops_and_the_role_of_crop_protection, dann beziehen sich die 30% tatsächlich auf Ernteausfälle und nicht etwa auf die Entsorgung oder Nichtnutzung in der „Supply Chain“.

Die Forderung des UP, die Ernteflächen entsprechend zu verkleinern, ist damit sinnlos, denn auch auf verkleinerter Fläche würde 30% der Ernte ausfallen.

Servus,

das

suggeriert, es hätte in diesem Zusammenhang Rückschritte gegeben. Das Gegenteil ist der Fall: Moderne Mähdrescher messen den Verlust und zeigen ihn dem Fahrer an, so dass er die Einstellungen des Mähdreschers ständig nachführen kann. Bei Weizen und Körnermais liegen die Verluste beim Dreschen bei gut eingestelltem Mähdrescher bei 0,5 %; wenn es eilig ist, z.B. bei Gewitter im Anzug, kann das zu Lasten der Flächenleistung gehen, es sind dann Verluste bis 1 % akzeptabel.

Wirtschaftsobst, das in Keltereien angeliefert wird, wird weder preiswert noch teuer als Tafelobst abgegeben.

Beim Spargel ist die aufnehmende Hand in Ortenau und Breisgau offenbar noch nicht nachgekommen, und die selbstvermarktenden Erzeuger müssen anscheinend auch noch lernen - in den klassischen Anbaugebieten Schwetzingen, Lampertheim und Rheinpfalz bleibt nix auf dem Acker, die anfallenden Abschnitte von Überlängen und abgebrochene Stangen gehen in die Gastronomie und in die industrielle Verarbeitung, abgebrochene Köpfe werden genauso angeboten wie zu dicke Kaliber, blaue Köpfe usw.

Die Vorstellung in der Ausgangsfrage, dann eben nur 99 % der aktuellen Körnermaisbestände anzubauen und mit 0 % Verlust beim Dreschen zu arbeiten, geht weit an der Wirklichkeit vorbei - übrigens: Ernteverluste gab es bereits, als Getreide noch mit dem Haberrechen gemäht, direkt neben dem Mähder von Hand zu Garben gebunden und im Februar in der Scheuer mit Flegeln gedroschen wurde, das ist nichts Neues oder Altes.

Neu ist die Propaganda, mit der versucht wird, in die Köpfe reinzubimsen, dass es doch das pure Vergnügen wäre, mit noch niedrigeren Löhnen und möglichst zwölf Milliarden Erdbevölkerung ‚irgendwie satt zu werden‘, und die brave Vorstellung verbreitet wird, es seien doch alle selber schuld, dass sie mit ihrem Budget nicht zurecht kommen, sie schwelgten doch in purem Luxus und würfen doch bloß einfach viel zu viele schimmelige altbackene Brotkanten weg, die man doch noch sehr gut essen kann.

Nun ja.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

die Studie bechäftigt sich mit Ertragseinbußen durch Pflanzenkrankheiten bei mangelndem Pflanzenschutz, nicht mit Ernte- und Transportverlusten.

Aus dem Abstract (zwei Tippfehler hab ich verbessert):

Our yield loss (range) estimated at a global level and per hotspot for wheat (21.5% (10.1–28.1%)), rice (30.0% (24.6–40.9%)), maize (22.5% (19.5–41.1%)), potato (17.2% (8.1–21.0%)) and soybean ((21.4% (11.0–32.4%)) suggest that the highest losses are associated with food-deficit regions with fast-growing populations, and frequently with emerging or re-emerging pests and diseases.

Die auf globaler Ebene und pro Hotspot nach Größenordnungen geschätzten Ertragseinbußen für Weizen (21,5% (10,1-28,1%)), Reis (30,0% (24,6-40,9%)), Mais (22,5% (19,5-41,1%)), Kartoffeln (17,2% (8,1-21,0%)) und Soja (21.4% (11,0-32,4%)) deuten darauf hin, dass die höchsten Verluste in Regionen mit Nahrungsmittelknappheit und schnell wachsender Bevölkerung auftreten und häufig mit aufkommenden oder wieder auftauchenden Schädlingen und Krankheiten verbunden sind.

Ein Journalist, der diese Studie heranzieht, um irgendwas von 1/3 in Deutschland weggeworfenen Lebensmitteln zu krakeelen, ist entweder ein Stümper oder ein bösartiger Propagandist. Schade, dass die „Tante“ NZZ so einen Scheiß mitmacht. Ich habe sie früher, als erst die Stuttgarter und später auch die Süddeutsche den Sturzflug in die Gosse hinter sich hatten, für einen der letzten Inbegriffe guter Zeitungsschreiberei gehalten. Noja, wieder eine Bastion von den anstürmenden Re-Mediävalisierern sturmreif geschossen.

Schöne Grüße

MM

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Das hat es in den letzten Jahren auch ganz eindeutig. Ich trabe durch diese Felder seit 15 Jahren (und davor durch die Felder rund um einen Nachbarort), und das geschilderte Phänomen tritt seit maximal fünf Jahren auf.

Die Haufen liegen jeweils am Ackerrand, da wo die Hänger stehen, in die die Körner ausgespuckt werden.

Ich versuche, daran zu denken und während der Erntezeit Fotos davon zu machen.

Da ich inzwischen gelegentlich über den Schatten meiner guten Erziehung springe, weiß ich, dass diese Äpfel hervorragend für Apfelmus und Backwaren geeignet sind.

Auch hier handelt es sich um sein junges Phänomen. Du solltest in Erwägung ziehen, dass es immer noch wirtschaftlicher sein mag, die Spargelstangen direkt auf dem Acker zu kürzen und direkt an die Stände auszuliefern, als Gebäude bereitzuhalten und die Spargelabschnitte zu wem auch immer zu karren, der dafür nur kleines Geld zahlt. Industrielle Verarbeitungsbetriebe, die das abnehmen könnten, gibt es im Breisgau nicht.

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Verrotten auf dem Feld hat mit Abfall exakt gar nichts zu tun.

Und das weißt du auch. Weshalb ich überhaupt nicht verstehe, warum du das hier als ‚Argument‘ zu verbreiten suchst.

Du lebst gar nicht in einer Demokratie?

Natürlich ist es kein Abfall im Sinne von erst Gekauftem und dann Weggeworfenem, aber es handelt sich dennoch um einwandfreie Lebensmittel, die produziert und dennoch nicht gegessen werden.

Und dass diese an sich einwandfreien Lebensmittel nicht gegessen werden, hat durchaus etwas mit dem heutigen Wirtschaftssystem bzw. den heutigen landwirtschaftlichen Betrieben sowie dem Kaufverhalten der Konsumenten zu tun.

Da werden beispielsweise riesige Erntemaschinen eingesetzt, die nicht den Landwirten selbst gehören, sondern von gehetzten Lohnarbeitern gefahren werden, die bis weit in die Nacht hinein unterwegs sind und denen es egal ist, wenn einmal eine Körnerladung neben dem Hänger landet. Da werden bereits im Februar die unter drei Schichten Plastik herangezogenen Spargelstangen für solche Preise verhökert, dass dadurch der minimale Verlust durch die weggeworfenen Abschnitte locker wettgemacht wird. Und da werden nur die schönsten Kürbisse angeboten und die „hässlichen“ untergepflügt, weil der Kunde einfach keine krummen Gemüse kauft.

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Was hat das mit Demokratie zu tun?

Hallo,
ich weiß, ich wollte auf die Art und Weise aufmerksam machen, wie Studien mobilisiert werden: Es gibt eine Studie des ISPP von 2004 über Ernährungssicherheit, wo von Ertragsausfall (Yield Loss) die Rede ist. Daraus wird in der Nature abwechselnd Ernteausfall/Ertragsausfall, und in der NZZ wird daraus Food Waste.